5 Fragen an Gesine WesthĂ€user (Startpunkt57 – Die Initiative fĂŒr GrĂŒnder e.V.)


Gesine WesthĂ€user ist geschĂ€ftsfĂŒhrendes Vorstandsmitglied von Startpunkt57 – Die Initiative fĂŒr GrĂŒnder e.V.

Startpunkt57 bĂŒndelt in der Region Siegen-Wittgenstein alle AktivitĂ€ten und Angebote fĂŒr GrĂŒnder/innen und solche, die es werden wollen – angefangen bei der Sensibilisierung fĂŒr Fragen der unternehmerischen SelbststĂ€ndigkeit in Schule und UniversitĂ€t bis hin zur Qualifizierung in fachlichen und persönlichkeitsbezogenen Themen. Wettbewerbe, Planspiele, Seminare, Coachings, Trainings u.v.m. bieten ein Umfeld, das Mut machen soll, die eigenen GeschĂ€ftsideen in die Tat umzusetzen.

 

  1. Was muss eine gute Idee mitbringen, damit es mit der SelbststÀndigkeit klappt?

Die Idee muss auf eine bestimmte Art und Weise einzigartig sein, damit Kunden das Produkt kaufen oder die Dienstleistung in Anspruch nehmen. Das klingt erst mal simpel, aber gerade daran scheitern viele Vorhaben: Der GrĂŒnder ist zwar selbst von seinem Produkt oder seiner Dienstleistung ĂŒberzeugt, aber er trifft damit auf keine Nachfrage. Entweder weil es nicht genĂŒgend Bedarf dafĂŒr gibt oder weil bereits etablierte Lösungen am Markt bestehen oder weil das Produkt schlichtweg zu teuer ist. Wichtig ist daher, den Bedarf der Zielgruppe, die Marktlage und die Konkurrenz vorab genau unter die Lupe zu nehmen, um die Nischen zu erkennen, die mir als GrĂŒnder unternehmerische Chancen bieten.

 

 

  1. MĂŒssen bestimmte Qualifikationen gegeben sein, um sich beruflich selbststĂ€ndig machen zu können?

Die Person des GrĂŒnders ist – neben einem tragfĂ€higen GeschĂ€ftskonzept – der SchlĂŒssel zum Erfolg. Sehr viele Vorhaben scheitern leider an den nicht vorhandenen persönlichen oder fachlichen Voraussetzungen. So positiv Begeisterung und Optimismus, gepaart mit einer innovativen Idee auch sind: GrĂŒnder benötigen vor allem eine realistische Sicht ihrer StĂ€rken und Chancen, aber auch ihrer Risiken und SchwĂ€chen. Daher ist es wichtig, im permanenten Austausch mit Praktikern und Beratern zu stehen, offen fĂŒr Kritik und Korrektur zu sein und sich weiterzubilden. Praktisch kann dies z. B. bedeuten, kaufmĂ€nnische LĂŒcken zu schließen, sich Fachwissen zu Marketingthemen anzueignen oder auch das eigene Auftreten in AkquisegesprĂ€chen weiterzuentwickeln. Da die meisten jungen Unternehmer ihr Vorhaben alleine umsetzen, kommt dem persönlichen Selbst- und Zeitmanagement ebenfalls eine große Bedeutung zu. In der GrĂŒndungseuphorie werden die eigenen Fertigkeiten schnell ĂŒberschĂ€tzt, was hĂ€ufig bereits bei den berufsbezogenen, branchenspezifischen Kenntnissen anfĂ€ngt.

 

 

  1. Welche verschiedenen Möglichkeiten gibt es ĂŒberhaupt, ein Unternehmen zu grĂŒnden?

Die Spielarten sind so vielfĂ€ltig wie die GeschĂ€ftsideen und die Personen, die durch ihre GrĂŒndung neues berufliches Terrain betreten. Möchte ich alleine oder im Team grĂŒnden? Will ich sofort im Vollerwerb durchstarten und mir direkt den eigenen Arbeitsplatz schaffen oder lege ich zunĂ€chst einmal im Nebenerwerb los, um allmĂ€hlich Fuß zu fassen? Möchte ich eine eigene GeschĂ€ftsidee umsetzen? Oder lieber ein bestehendes Unternehmen ĂŒbernehmen? Will ich in meiner Region in einem Ladenlokal prĂ€sent sein oder vollzieht sich mein GrĂŒndungsvorhaben auf einer Onlineplattform, so dass ich theoretisch direkt weltweit gefunden werden kann?

 

 

  1. Ausschlaggebend fĂŒr den Erfolg ist eine gute Vorbereitung, inkl. eines ĂŒberzeugenden Businessplans. Wie erstelle ich einen solchen Plan und welche Informationen muss er enthalten?

Der Businessplan sollte der persönliche Unternehmensfahrplan fĂŒr den GrĂŒnder sein. Nicht nur ein potenzieller Geldgeber, sondern auch der junge SelbststĂ€ndige selbst gewinnt durch einen realistischen GeschĂ€ftsplan einen Eindruck von der Idee, den Zielen des Vorhabens, den Erfolgsaussichten u.v.m. Gute LeitfĂ€den und Tools fĂŒr BusinessplĂ€ne (z. B. www.smartbusinessplan.de) gibt es zahlreich. Es geht jedoch nicht darum, vorgefertigte Muster auszufĂŒllen und möglichst viele Seiten zu produzieren. Vielmehr stellt ein guter Businessplan die persönliche GeschĂ€ftsstrategie dar. Folgende inhaltliche Struktur hat sich hierbei bewĂ€hrt:

  • Zusammenfassung des Vorhabens
  • Profil des GrĂŒnders (Lebenslauf, fachlich, persönlich)
  • GeschĂ€ftsidee
  • Produkt/Dienstleistung (Merkmale, Kundennutzen, Entwicklungsstand usw.)
  • Markt / Wettbewerbssituation / Standort (Branche, Zielgruppe, Konkurrenz usw.)
  • Marketing und Vertrieb (Markteintritt, Absatzförderung, Werbung usw.)
  • Unternehmensorganisation (Rechtsform, Aufgabenverteilung usw.)
  • 3-Jahres-Plan und mögliche Szenarien
  • Kapitalbedarf und Finanzierung
  • Betriebswirtschaftliche Planrechnungen (RentabilitĂ€t, LiquiditĂ€t)

Je nach Vorhaben sind selbstverstÀndlich nicht alle Bausteine gleich relevant. Daher gilt es, die eigenen Planungen individuell, ehrlich, realitÀtsnah und gleichzeitig visionÀr zu Papier zu bringen.

 

 

  1. Wie kann der Start in die berufliche SelbststÀndigkeit finanziert werden?

Entweder mit eigenem oder mit fremden Geld. Selten reicht aber das Eigenkapital aus, und sĂ€mtliche Reserven aufzubrauchen, ist ebenfalls nicht empfehlenswert. Dennoch vereinfachen eigenes Geld oder VermögensgegenstĂ€nde den Zugang zum Fremdkapital, das ein Kreditinstitut in das GrĂŒndungsvorhaben investiert. Denn wer eigene Mittel einbringt, gewinnt Vertrauen und zeigt Risikobereitschaft. Ein klassisches Bankdarlehen, also Fremdkapital, wird verzinst, regelmĂ€ĂŸig getilgt und bedarf i.d.R. einer Sicherheit. Um diese Zahlungen tĂ€tigen zu können, benötigt der GrĂŒnder entsprechende Einnahmen. Beteiligungskapital als Eigenkapitalersatz kann eine interessante Alternative sein, wenn beispielsweise zunĂ€chst einmal reine Forschungs- und Entwicklungskosten zu finanzieren sind. Vorteil fĂŒr den GrĂŒnder ist, dass der Kapitalgeber sein Know-how und seine Erfahrungen ins Unternehmen einbringt und das Vorhaben daher deutlich enger begleitet als die Bank im Falle der Kreditbeziehung. Sicherheiten sind i.d.R. nicht erforderlich, da der externe Investor ein eigenes kalkuliertes unternehmerisches Risiko trĂ€gt. Er möchte – genau wie der GrĂŒnder – die Chance sehen, dass er mit seinem Investment Gewinne erzielt und die Beteiligung nach ein paar Jahren verĂ€ußert. Im Gegenzug nimmt der GrĂŒnder in Kauf, dass er bestimmte geschĂ€ftspolitische Entscheidungen nicht alleine trifft. Kredit und Beteiligung lassen sich ĂŒbrigens auch miteinander kombinieren.

Wichtig ebenfalls: Öffentliche Förderinstitute. Sie geben zinsgĂŒnstige oder sogar zinsfreie Fördermittel aus, die ersten Jahre sind oftmals tilgungsfrei und Sicherheiten vielfach nicht erforderlich. Um in den Genuss dieser Vorteile zu kommen, ist i.d.R. ein positives Votum der Hausbank zur BonitĂ€t des GrĂŒnders und den Erfolgsaussichten des GeschĂ€ftsmodells nötig. Es gibt eine große Zahl öffentlicher Förderprogramme. Einen Weg durch diesen Dschungel lĂ€sst sich am besten mit dem Förderberater der eigenen Bank schlagen.

Ziemlich neu im Finanzierungs-1×1 ist Crowdfunding – also das Einsammeln von Geld in der Breite der Bevölkerung ĂŒbers Internet. Auch hier wollen die Menschen davon ĂŒberzeugt werden, dass die GeschĂ€ftsidee so erfolgreich oder zumindest populĂ€r ist, dass sie bereit sind, dem GrĂŒnder, den sie nicht persönlich kennen, Geld dafĂŒr zu geben.

In jedem Fall steht immer die Frage im Vordergrund, wofĂŒr das Geld benötigt wird, denn die Antwort hierauf entscheidet darĂŒber, welche Form der Finanzierung dann am meisten Sinn macht. Muss der GrĂŒnder Anlaufkosten stemmen? Waren einkaufen? Sollen die kĂŒnftigen laufenden Ausgaben vorfinanziert werden? Oder geht es um andere Anschaffungen?

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