Cornelia Topf unterstützt als internationale Managementtrainerin
1. Mit welchen beruflichen Herausforderungen haben besonders Frauen zu kämpfen?
Für Frauen ist der Pfad zwischen Karrierefrust und Karrierelust oft ein Ritt auf der Rasierklinge. Oft sind ihnen eine sinnvolle Tätigkeit, die Freude bereitet und eine gute Arbeitsatmosphäre wichtiger als Karriere, Geld und Status.
Das ist gut für die innere Balance, die Gemeinschaft und die Gesellschaft. Das wird dann problematisch, wenn das zu finanziellen Schieflagen oder Notsituationen wie z.B. Altersarmut führt – und wenn Frauen verkennen, dass Leistung alleine nicht ausreicht um beruflich erfolgreich zu sein. Eine gute „Verkaufe“ der eigenen Leistung, also Selbstdarstellung, gute Netzwerke und erfolgreiches Verhandeln um eine angemessene Bezahlung gehören dazu.
2. Ist es für Frauen schwieriger Karriere zu machen als für Männer?
Nein und ja.
Nein, weil Frauen heute mehrheitlich hervorragend ausgebildet, also bestens qualifiziert, fleißig und motiviert sind, alleine eine Familie ernähren wollen oder müssen. Dazu kommt, dass in vielen Bereichen durch faktische oder moralische Quoten Frauen sehr gesucht sind.
Ja, weil Frauen immer noch und immer wieder die männlichen Spielregeln nicht mitspielen, weil sie sie entweder nicht durchschauen oder weil sie keine Lust darauf haben. („Das tu ich mir doch nicht an“). Und ja, weil fest geschlossene Reihen alter Recken eben oft auch keine Raum für Frauen bieten wollen.
3. Sind Frauen oder Männer die besseren Führungskräfte?
Weder noch. Es gibt keine belastbaren Studien, die eindeutige Unterschiede in „männlicher“ und „weiblicher“ Führung zweifelsfrei belegen. Wie will man da Bewertungen vornehmen? Und selbst wenn man ein „Urteil“ fällte: Wem würde das nützen? Wir alle kennen miserable und hervorragende Chefs und ebensolche Chefinnen.
Es kommt immer auf die einzelne Führungsperson an, auf die zu führenden Mitarbeiter, das Team, die zu erledigenden Aufgaben, die Ziele und die Ergebnisse. Dann kann man entschieden, ob eine Führungsperson aufgrund ihrer Fähigkeiten, Eigenschaften, Erfahrungen die richtige ist oder nicht. Das hat mit dem Geschlecht wenig zu tun.
4. Frauen verdienen in gleicher Position weniger als Männer. Liegt das – wie häufig angeführt – auch daran, dass Frauen schlechter verhandeln als Männer?
Nicht alle Frauen verdienen in der gleichen Position mit der gleichen Qualifikation weniger als Männer, aber in der Tendenz liegt die Gender pay gap, je nach Berechnung, in der Tat zwischen 8 und 22 %.
Das hat vielfältige Ursachen, eine ist, wie oben schon angeführt, dass Frauen oft mehr am Inhalt und Sinn einer Tätigkeit als an der Bezahlung interessiert sind – und daraus resultierend, seltener um ihr Gehalt verhandeln als Männer. Oftmals stelle ich auch bei meinen Klientinnen in Gehaltscoachings einen Widerwillen gegen das Verhandlungsgespräch fest – die Angst, das Gegenüber mit überzogenen Forderungen zu verärgern, sitzt tief.
Und manch eine trägt auch noch die Hoffnung mit sich herum, der oder die Vorgesetze müsse doch von selbst merken, welch gute Leistungen da erbracht werden und von sich aus mehr Entgelt anbieten. Die meist Zeit des Lebens hofft der Mensch bekanntlich vergebens.
5. Welche beruflichen Stärken bringen hingegen vor allem Frauen für den Karriere-Erfolg mit?
Das hängt ganz vom Beruf ab, welche Stärken jeweils gefragt sind – und es hängt davon ab, was man unter Karriere versteht. Führungsposition? Fachkarriere? Budgetverantwortung? Projektleitung? Internationale Verantwortung? Um nur einige zu nennen. An persönlichen Stärken findet man bei Frauen oftmals eine hohe soziale Kompetenz, was einerseits der Entwicklung ihrer Mitarbeiter zugute kommen kann, so sie denn welche hat, andererseits aber auch dazu führen kann, dass sie Verantwortung an Stellen übernimmt, wo das nicht gefragt ist und zur Überlastung führt – und die Empathie der Durchsetzungsfähigkeit im Wege steht.
Als erfolgsfördernd erweist sich gelegentlich auch, dass Frauen sehr sachorientiert sein können – durch weitgehenden Verzicht auf Gegockel, Trommeln, Posen, Radschlagen und Schaulaufen werden sie zwar auch schon mal übersehen, gewinnen aber andererseits Zeit und Energie, sich auf ihre Sachaufgaben zu konzentrieren.