Wenn du als Au-pair ins Ausland gehen möchtest, lebst du während dieser Zeit in einer Familie, die du bei der Kinderbetreuung und der Hausarbeit unterstützt. Für Kost und Logis bezahlst du im Gegenzug nichts: Das ist der Gedanke hinter diesen Programmen, denn „Au pair“ bedeutet „auf Gegenseitigkeit“.
Das heißt, du unterstützt die Familie und bekommst dafür ein Zimmer und wirst mit verköstigt. Ein Au-pair-Programm bietet jungen Menschen eine verhältnismäßig günstige, sichere und sehr intensive Möglichkeit, ein Land samt seiner Sprache und seinen Gebräuchen kennenzulernen. Meist bleibst du sechs bis zwölf Monate bei der Familie.
Grundvoraussetzung: Kinderliebe
Da du während deines Aufenthalts vor allem die Verantwortung für Kinder übernehmen wirst, solltest du wirklich viel Spaß am Zusammensein mit ihnen haben. Du wirst sie morgens wecken, ihnen Frühstück machen, sie gegebenenfalls anziehen, zum Kindergarten oder in die Schule bringen, sie wieder abholen, mit ihnen auf den Spielplatz gehen, sie zu Kursen, Clubs und Veranstaltungen fahren, ihnen bei den Hausaufgaben helfen und sie ins Bett bringen.
Tag für Tag. Das schreckt dich nicht? Super – dann musst du nur noch nachweisen, dass du Erfahrung in der Kinderbetreuung hast. Die meisten Länder setzen 200 Stunden voraus, die du mit Referenzen belegen musst. Es reicht nicht, wenn du auf die kleine Verwandtschaft aufpasst: Du musst auch fremde Kinder betreut haben. Du kannst zum Beispiel Stunden angeben, wenn du
- Leiter/in von Schwimm- oder Sportkursen für Kinder
- Babysitter/in
- Nachhilfelehrer/in
- Mitarbeiter/in im Jugendzentrum
- Betreuer/in in Ferien- oder Zeltlagern
- Leiter/in einer Jugendgruppe oder einer Kirchengruppe für Kinder
warst. Auch die Stunden aus deinen Praktika kannst du angeben, wenn du sie im Kindergarten, der Kita, einer Schule, einer Kinderkrankenstation oder einem Kinderheim verbracht hast. Und natürlich gilt ein vorangegangener Au-pair-Aufenthalt als exzellente Referenz!
Weitere Voraussetzungen
Je nach Land, in das du gehen möchtest, musst du mindestens 17 Jahre alt sein, in den meisten 18 Jahre alt. Das Höchstalter schwankt zwischen 25 und 35 Jahren. Weiterhin solltest du ledig und kinderlos sein und einen Gymnasialabschluss, eine Fachhochschulzugangsberechtigung oder alternativ eine abgeschlossene Ausbildung vorweisen können. Du solltest dich auf Englisch verständigen können, wenn du in ein englischsprachiges Land oder nach China gehst. Entsprechend gilt in Frankreich Französisch als Voraussetzung.
In Spanien und Italien reicht es, wenn du die Landessprache in Grundzügen beherrschst, Englisch solltest Du aber schon können. Gleiches gilt für die meisten EU-Länder. Viele Länder setzen auch einen Führerschein, ein Gesundheitszeugnis und ein polizeiliches Führungszeugnis voraus. Das ist nicht verwunderlich, denn schließlich wollen deine Gasteltern dir ihre Kinder anvertrauen.
Arbeitszeiten und Aufgaben
Angesehen davon, dass sich dein Alltag um die Kinder deiner Gasteltern drehen wird, solltest du auch im Haushalt mit anpacken. Ein bisschen putzen, dich mit um die Wäsche kümmern, mal einkaufen oder leichte Mahlzeiten zubereiten – was eben so anliegt und wo deine Hilfe benötigt wird. Deine Gasteltern werden das mit dir absprechen.
Je nachdem, in welches Land du gehst, liegen deine wöchentlichen Arbeitsstunden zwischen etwa 25 Stunden (aber das ist sehr wenig) und 45 Stunden. Du hast grundsätzlich mindestens einen freien Tag pro Woche, in manchen Ländern auch ein freies Wochenende pro Monat. Ab und zu übernimmst du auch das abendliche Babysitten, damit deine Gasteltern ausgehen können.
Freizeit und Geld
Natürlich soll auch deine Freizeit nicht zu kurz kommen. Allerdings solltest du einen Au-pair-Aufenthalt nicht mit einem Urlaub verwechseln! Deine Priorität sind die Kinder deiner Gasteltern. Du bekommst auf jeden Fall die Möglichkeit, einen Sprachkurs zu besuchen – in manchen Ländern ist das sogar verbindlich. Außerdem hast du pro Tag einige freie Stunden, wenn du gerade nicht gebraucht wirst, und mindestens einen freien Tag in der Woche. Du kannst also Ausflüge machen, Kurse besuchen und dich mit Freunden treffen.
Wann du zu Hause sein solltest, wird mit den Gasteltern geregelt. Je nach Länge deines Aufenthaltes und dem Gastland bekommst du auch Urlaub, damit du reisen kannst. Außerdem erhältst du ein Taschengeld, das ebenfalls von Land zu Land variiert. Oft sind es mindestens 50 Euro die Woche, in teuren Ländern teilweise deutlich mehr. In China sind es rund 60 Euro im Monat.
Versicherungen
Wenn du in einem fremden Land Kinder beaufsichtigst, solltest du auf jeden Fall gut versichert sein. Es gibt extra Versicherungen für Au-pairs, die sich für dich lohnen können. Besonders wichtig sind eine Krankenversicherung, eine Unfallversicherung und die Haftpflichtversicherung, die sich aus einer Privat- und einer Berufshaftpflicht zusammensetzt. Willst du in ein weit entferntes Land reisen, solltest du darauf achten, dass ein medizinischer Rücktransport mit abgedeckt ist, denn gesetzliche Krankenkassen übernehmen diesen Service nie.
Besonderheiten für den Au-pair-Aufenthalt in China
Möchtest du als Au-pair nach China reisen, musst du auf jeden Fall den Weg über eine Agentur nehmen. Die Vermittlungsgebühr beträgt 150 Euro, dazu kommen weitere 1000 Euro Programmgebühr. Darin enthalten sind die Flüge und ein Sprachkurs. In China reicht es aus, wenn du 50 Stunden Erfahrung in der Kinderbetreuung nachweisen kannst. Chinesisch musst du nicht schon können, allerdings solltest du gut Englisch sprechen und verstehen. Das notwendige Visum kannst du erst beantragen, wenn deine Agentur die passende Familie für dich gefunden hat.
USA und Kanada
Vor einem Au-pair-Aufenthalt in den USA und in Kanada solltest du Versicherungen mit einer hohen Leistungssumme abschließen, da die Krankenversorgung hier sehr teuer ist. Spare nicht am falschen Ende: Manche Versicherungen schließen Sportverletzungen aus, und dann können hohe Kosten auf dich zukommen.
Für die Vermittlung in die USA musst du eine Organisation bemühen, über die du auch das J1-Visum erhältst. Hier werden mindestens zwei unterschiedliche Referenzen erwartet, die belegen, dass du nicht mit dir verwandte Kinder betreut hast. Die erforderliche Stundenzahl hängt von der Organisation ab. Hier arbeitest du bis zu 45 Stunden in der Woche. Du bekommst als Erstes ein Einführungsseminar.
Dein Hin- und Rückflug werden bezahlt, außerdem gibt es rund 195 Dollar Taschengeld die Woche, 500 Dollar für den Besuch von Collegeseminaren, zehn Urlaubstage mit Taschengeldfortzahlung und ein freies Wochenende pro Monat. Nach zwölf Monaten darfst du einen dreizehnten Monat lang reisen.
In Kanada bist du kein Au-pair, sondern ein Live-In Caregiver. Deine Aufgaben sind aber die gleichen. Für den Aufenthalt von bis zu zwölf Monaten brauchst du die Working Holiday Arbeitserlaubnis. Du hilfst bis zu 40 Wochenstunden lang und bekommst zwischen 125 und 300 Kanadische Dollar pro Woche. Allerdings musst du auch nachweisen können, dass du über ein Konto mit rund 2500 Kanadischen Dollar (rund 1650 Euro) verfügst. Englisch solltest du gut beherrschen, je nach Region, in die du möchtest, auch Französisch.
Neuseeland und Australien
Weder Neuseeland noch Australien haben tatsächlich Au-pair-Programme. Bei ihnen sind es Demi-pair-Programme, für die du ein Studentenvisum benötigst. Das bedeutet, dass du deine dortige Hilfe mit einem genau geregelten Sprachkurs verknüpfen musst. Beide Länder sind auch für Demi-pairs ziemlich teuer: Die lange Reise geht schon ins Geld, außerdem musst du eine Vermittlungsagentur und das Visum bezahlen. Voraussetzung ist zusätzlich der Nachweis, dass du rund 3000 Euro auf einem Konto liegen hast.
Das bringt dir der Au-pair-Aufenthalt
Wenn du Kinder liebst, ist die Arbeit als Au-pair erfüllend und schön für dich. Darüber hinaus aber sieht der Aufenthalt auch im Lebenslauf richtig gut für dich aus: Überall auf dem Arbeitsmarkt suchen Arbeitgeber nach Menschen, die Auslandserfahrung haben. Deine Sprachkenntnisse werden dir zugutekommen, und du beweist, dass du eine verantwortungsvolle Person bist.
Darüber hinaus lernst du ein Land so kennen, wie du es allein als Tourist niemals könntest – du lernst, dich einer neuen Umgebung und neuen Regeln anzupassen und erweiterst deinen Horizont. Du wächst an neuen Aufgaben und reagierst auf unbekannte Herausforderungen. Und wenn alles so läuft, wie es sollte, hast du danach Freunde fürs Leben gewonnen, die dich immer gern wiedersehen!
Alternativen für einen Au-pair-Aufenthalt: