„Lebenslang beim gleichen Arbeitgeber? Das ist spießig“, erklärt mir mein Neffe Alexander, 24. Er ist in Bayern geboren, hat Abi in England gemacht, dann ein Jahr bei Disney in Florida gearbeitet, in Wien studiert, ein Praktikum in Peru absolviert, und gerade hat er eine Stelle in Rotterdam angenommen.
„Die Generation Y ist die erste wirklich vernetzte, globalisierte Generation und hat ein tiefes Verständnis für kulturelle Unterschiede. Dies versetzt sie eher in die Lage, sich in andere hineinzudenken und auf breiterer Basis mitmenschliche Solidarität zu entwickeln“, schreibt Lynda Gratton in einem Beitrag für GDI Impuls.
Selbstdarsteller
Die Generation Y favorisiert wechselnde Positionen, in denen sie sich genauso intuitiv ausprobiert, wie sie es mit digitalen Anwendungen tut. Wohlergehen sei ihnen wichtiger als wohlhabend zu sein, sagt der Zukunftsforscher Horst Opaschowski.
Lernen, leisten, leben, so laute ihre Wertewelt. Sie haben für alles ein offenes Ohr, sind wissbegierig und konsensbereit. Sie „verkaufen“ sich selbstbewusst bis zur Selbstüberschätzung. Gute Selbstdarstellung – das haben sie auf ihrer Profilseite bei Facebook gelernt.
Selbstoptimierer
„An Bedeutung gewinnen Fragen zu Sinn, Spaß, Weiterentwicklung und Weiterbildung. Anforderungen an den Arbeitsplatz sind Abwechslung, Mitbestimmung, keine Langeweile, ein spannendes Unternehmen, mit dem man sich identifizieren kann“, erläutert Iris Gordelik, CEO der Gordelik AG in einem Interview mit der Kommunikationsfachzeitschrift Intre.
Sind diese jungen Leute denn faul und dumm, wie manche meinen? Sie habe nicht das Gefühl, dass diese Generation weniger leisten will. Sie sehe eher, dass die Unternehmen für diese Young Professionals mehr leisten müssen, sagt die renommierte Personalberaterin.
Spannende Aufgaben
Qualifizierten Digital Natives geht es vor allem um spannende Aufgaben, experimentelle Freiräume und bereichernde Erfahrungen, jedoch kaum darum, wie viele Mitarbeitende man unter sich hat. Alphahierarchische Unternehmenslandschaften mit Drill und Order sind für sie nicht akzeptabel. Führungsverantwortung verliert bei ihnen an Attraktivität. Autorität per se wird sofort hinterfragt.
Altüblicher Statuskram und Insignien der Macht sind von wenig Belang. Wertvoll ist nicht der, der einen dicken Dienstwagen fährt, sondern derjenige, der die Community durch seine Impulse bereichert. Wer den wertvollsten Content liefert, wird von ihnen am meisten geschätzt – und findet sich im Zentrum ihrer Netzwerke wieder. Im Web hat der Einfluss, dem viele folgen. „Autorität“ wird dort verdient und nicht von oben ernannt.
Suche nach Sinn
Und wenn sie mehrere Job-Angebote haben, entscheiden sie sich für das mit dem Sinn-Plus. Diese Grundeinstellung befruchtet inzwischen den kompletten Arbeitsmarkt. Die Menschen wollen nicht einfach nur noch mehr Geld verdienen. Sie wollen bei ihrer Arbeit glücklich sein.
Ein Dasein, bei dem Leben und Arbeit, wenn überhaupt, so einigermaßen in Balance ist, reicht ihnen nicht. Sie wollen, dass alles Berufliche zu einem befruchtenden und in hohem Maße befriedigenden Teil ihres Lebens wird. Das wird das „New Normal“ sein. Ich nenne es Work-Life-Integrität. Denn Arbeitszeit ist Lebenszeit.