Eine junge Form der Ausbildung
Wenn man bedenkt, dass ein duales Studium inzwischen für die Schulabsolventen mit Hochschul- oder Fachhochschulreife längst zu einer normalen Alternative geworden ist, ist es doch erstaunlich, dass es erst im Jahr 2009 eingeführt worden ist. In diesem Jahr nämlich gab es den ersten dualen Studiengang in Baden-Württemberg.
Da die Vorteile klar auf der Hand liegen, haben die anderen Bundesländer schnell nachgezogen: Inzwischen kannst du in jedem Bundesland ein duales Studium absolvieren. Dass die Entwicklung aber noch relativ jung ist, zeigt sich auch darin, dass es noch verhältnismäßig wenige Regeln gibt. Viele Hochschulen benennen die Studiengänge unterschiedlich oder bauen sie verschieden auf.
Die Grundformen
Es gibt vier Grundformen des kombinierten Ausbildungswegs, nämlich
• das ausbildungsintegrierende
• das praxisintegrierende
• das berufsintegrierende
• das berufsbegleitende duale Studium
Das woran, die meisten Leute denken, wenn sie den Begriff hören, ist ausschließlich die erste Form. Die vier Formen unterscheiden sich deutlich:
1. Das ausbildungsintegrierende duale Studium
Hier absolvierst du ein Bachelorstudium und gleichzeitig eine Ausbildung in einem Unternehmen, das mit der Hochschule kooperiert. Am Ende hast du einen Bachelorabschluss und eine abgeschlossene Ausbildung. Allerdings sind die Anforderungen hoch: Du bist abwechselnd im Ausbildungsbetrieb und in der Hochschule, und darüber hinaus musst du auch die Berufsschule besuchen.
Deine Zeit wird je nach Hochschule aufgeteilt: Entweder bist du pro Woche drei Tage im Unternehmen und zwei Tage in der Uni, oder du wechselst im Rhythmus von etwa zwölf Wochen hin und her. Manche Hochschulen passen die Studiumszeiten des dualen Studiums den normalen Semestern an. Dann bist du in der vorlesungsfreien Zeit im Ausbildungsbetrieb.
2. Das praxisintegrierende duale Studium
Der Unterschied zum ausbildungsintegrierenden Studium liegt darin, dass du nicht als Auszubildender in dem Unternehmen lernst, sondern als Praktikant oder als normaler Angestellter aushilfst. So bekommst du ebenfalls eine Menge Praxiserfahrung und bist in Sachen Arbeitsalltag ein alter Hase, wenn du dein Bachelorstudium beendest. Auch fällt die Berufsschule für dich weg – dadurch wird die Belastung ein bisschen geringer. Allerdings bekommst du natürlich keinen Ausbildungsabschluss.
3. Das berufsintegrierende duale Studium
Arbeitest du bereits in einem Beruf, möchtest aber dennoch ein Studium absolvieren, kannst du dich unter Umständen mit deinem Arbeitgeber darüber verständigen. Falls alle Parteien damit zufrieden sind, kannst du deine Arbeitsstunden reduzieren und in der gewonnenen Zeit nebenher studieren. Auf diese Art und Weise kannst du sogar manchmal studieren, ohne dass du eine (Fach-)Hochschulzugangsberechtigung brauchst: Die Arbeitserfahrung, die du gesammelt hast, qualifiziert dich dann für den mit deinem Beruf zusammenhängenden Studiengang.
4. Das berufsbegleitende duale Studium
Möchtest du neben deinem Beruf studieren, kannst deine Arbeitszeiten aber nicht verkürzen, musst du auf die Abendstunden oder die Wochenenden ausweichen. Tatsächlich muss auch hier dein Arbeitgeber zustimmen – er kann dich unterstützen, indem er dir ab und zu Präsenzzeiten erlässt oder dich mit anderen Vergünstigungen fördert. Trotzdem bleibt bestehen, dass du dein Studium neben einem Vollzeitjob absolvierst. Dafür musst du ein gutes Nervenkostüm mitbringen und eine Zeit lang deine sozialen Aktivitäten ein wenig hintanstellen.
Zwei Wege der Bewerbung
Wie du an einen Platz für ein duales Studium kommst, ist von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich. In den meisten Fällen suchst du dir zunächst ein Unternehmen, in dem du gern ausgebildet werden würdest. Freie Stellen findest du zum Beispiel in Studienplatzbörsen oder auf den Webseiten der Unternehmen selbst. Schick deine Bewerbung um den Platz ein. Wirst du angenommen, ist der nächste Schritt, dich bei der kooperierenden Hochschule zu immatrikulieren (also einzuschreiben). Frag aber beim Unternehmen genau nach: Manche von ihnen möchten, dass du erst eine sechsmonatige Probezeit im Betrieb absolvierst, ehe du dich an der Hochschule einschreiben darfst.
Manche Hochschulen bevorzugen den umgekehrten Weg: Hier wendest du dich zunächst an die Hochschule und bewirbst dich um einen Studienplatz. Diese Hochschulen kooperieren mit vielen ausbildenden Unternehmen. Wirst du angenommen, helfen sie dir bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz.
Welche Vorteile bietet ein duales Studium?
Die Durchschnittsstudienzeit bei einem solchen Studium beträgt drei Jahre, also sechs Semester. Hier liegt der klare Vorteil darin, dass Sie ca. drei Jahre einsparen gegenüber einer normalen Ausbildung mit anschließendem Studium (oder umgekehrt). Weiterhin erhalten Sie nach Beendigung den staatlich anerkannten Bachelor-Abschluss, bei dem sowohl der Uniabschluss, als auch der Berufsabschluss in einem vereint sind. Sie haben also nicht nur ihren „Bachelor“ erworben, sondern auch noch einen Abschluss in einem staatlich anerkannten Ausbildungsberuf
Eine Duale Hochschule bietet dem Studierenden sehr gut Rahmenbedingungen. Sowohl die Universitäten und Fachhochschulen, aber vor allem die Berufsakademien bieten ein gutes Arbeits- und Lernumfeld, da die Kurse und die Lern- und Studiengruppen in Kleingruppen unterrichtet werden, wodurch jeder einzelne eine gute und ausführliche Einzelberatung erhält. Die Dozenten sind speziell ausgebildet und vermitteln den Lernstoff ansehnlich und interessant. Unterstützt wird dies durch die erstklassige Ausstattung der verschiedenen Hochschulen. Zu den guten Rahmenbedingungen trägt auch der perfekt organisierte, meist in Blöcken eingeteilte, Wechsel zwischen Uni und Arbeit bei.
Im Gegensatz zu einem normalen Studium wird das Duale vergütet. Hierbei ist es üblich, dass der Betrag sich im Laufe der Ausbildungszeit steigert, wie bei einer normalen Ausbildung auch. Es gibt keine festgesetzten Beiträge, sondern diese variieren von Unternehmen zu Unternehmen. Ebenso entscheidet jedes Unternehmen für sich, ob es die Studiengebühren seiner Auszubildenden übernimmt. Diese können also, je nach Institution, noch anfallen.
Der wohl größte Nutzen eines Dualen Studiums ist die Praxisnähe. Die Hälfte der Ausbildungszeit verbringen Sie direkt im Unternehmen und lernen dadurch schon früh die Arbeitswelt kennen und haben bessere Chancen später erfolgreich und schneller ins Arbeitsleben zu starten. Durch den Erwerb von bestimmten Qualifikationen (z.B. Team- und Kommunikationsfähigkeit) und handwerklichen Eigenschaften steigen auch Ihre Berufschancen. Ebenfalls können Kontakte geknüpft werden, die für Ihren späteren Werdegang entscheidend sein können.
Die Ausbildungsunternehmen an sich haben viel Zeit, Aufwand und Geld in Ihre Ausbildung investiert und demnach stehen die Chancen, dass Sie im Anschluss an Ihre Ausbildung, übernommen werden gut.
Ein Duales Studium ist also eine sehr gute und nachhaltige Ausbildung, die Ihnen viele Berufsmöglichkeiten bietet. Der Abschluss verschafft Ihnen Ansehen bei den Unternehmen und ist eine echte Alternative zum reinen Studium oder Ausbildung.
Die Vorteile auf einen Blick
- Kürzere Studiendauer
- Gute Rahmenbedingungen
- Reibungsloser Ablauf zwischen Theorie&Praxis
- Vergütung während der Ausbildung
- Stark praxisorientiert
- Gute Chancen zur Übernahme
Ohne Nachteile geht es nicht
Wenn du jetzt denkst, dass das alles super klingt, müssen wir dich doch noch auf ein paar Nachteile hinweisen – nichts ist perfekt. Zunächst ist dir sicher schon aufgefallen, dass in dem straffen Zeitplan des dualen Studiums nur wenig Freizeit vorgesehen ist. Tatsächlich hast du die normalen Urlaubstage, also 25 bis 30 Tage pro Jahr frei. Weiterhin ist die sehr praktische Ausrichtung des dualen Studiums auch nicht ideal, wenn du mittendrin merkst, dass du eigentlich doch gern eine wissenschaftliche Karriere einschlagen möchtest.
Bevor du dein Studium beginnst, solltest du außerdem wirklich sicher sein, dass du in genau diesem Teilbereich genau dieser Branche arbeiten möchtest. Ist es für normale Studenten noch relativ leicht möglich, zwischendrin abzubrechen und etwas Neues zu beginnen, kann das bei einem dualen Studium schwierig werden. Steuert dein Arbeitgeber zum Beispiel etwas zu den Studiengebühren bei, kann er die bisher gezahlten Summen zurückverlangen, wenn du abbrechen willst.
Gute Vorbereitung ist das A und O
Damit du deine Entscheidung für ein duales Studium nicht bereust, solltest du dich im Vorfeld sehr sorgfältig informieren. Finde heraus, ob dein Wunschstudium tatsächlich auch der richtigen Form entspricht und in welchen Rhythmus du an der Hochschule zwischen Studium und Ausbildungsbetrieb wechseln müsstest.
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