Herbert Reiss hat über 30 Jahre Erfahrung in internationalen Führungspositionen, zuletzt bis Ende 2008 Leiter einer
Seit 2009 ist er selbstständiger Unternehmensberater in seiner Firma Change Leader sowie Dozent an 2 internationalen Hochschulen. Seine Beratungsschwerpunkte sind Führung und Führungskultur sowie Veränderungsmanagement.
Als Dozent an der HFU Furtwangen-Schwenningen und an der ESB Reutlingen lehrt er in internationalen Bachelor- und Masterstudiengänge das Thema „Corporate Culture & Leadership“. Für Herbst 2013 ist er eingeladen als Gastdozent an der University of Xian in China.
1. Würden Sie etwas Besonderes von einer Bewerbung auf eine Führungsposition erwarten?
Aus der Bewerbung müsste ganz klar zu erkennen sein, dass der Bewerber zu einer Führungsrolle befähigt ist und dies sowohl aus dem bisherigen persönlichen und beruflichen Werdegang als auch aus aufgeführten Referenzen. Ich würde nie eine „Katze aus dem Sack kaufen“.
2. Was sind für Sie die 3 wichtigsten Führungskompetenzen die jeder Chef besitzen sollte?
Erstens die Fähigkeit, Mitarbeiter zu einer gemeinsamen Vision – ein hoffnungsvolles Zukunftsbild – zu inspirieren. Zweitens, die Selbstdisziplin, Vorbild zu sein beim Vorleben von Werten, wobei eine gelebte Vertrauenskultur die wichtigste Basis für Engagement und Innovation ist; und drittens eine authentische und ansteckende Leidenschaft, die geprägt ist durch Optimismus. Die Leidenschaftskompetenz ist die schwierigste von allen, denn bereits Augustinus sagte „Du kannst in anderen nur das entzünden, was in Dir selber brennt“, d.h. Leidenschaft ist nicht erlernbar.
3. Welches ist der wichtigste Tipp für jemanden der aus dem Mitarbeiterkreis zum Chef aufsteigt?
Authentisch bleiben, d.h. nicht den Boss heraushängen, sondern seine Werte, Ziele und Erwartungen klar und offen artikulieren, sofortiges und direktes Feedback geben, sowohl für gute Leistungen aber auch bei Abweichungen von den vereinbarten Zielen bzw. Verhaltensweisen.
4. Was raten Sie Führungskräften zum Thema Mitarbeiter-Motivation?
Die intrinsische Motivation ist die wichtigste, weil sie nachhaltig wirkt, während extrinsische Motivation – z.B. mehr Geld – nur sehr kurzfristig wirkt. Die Quelle intrinsischer Motivation ist eine klare Zweckbestimmung einer Organisation, aus der sich eine kraftvolle Zukunftsvision und die erforderlichen Strategien zu deren Erreichung ableiten lassen und bei denen sich alle Mitarbeiter mit ihren ganz persönlichen Beiträgen erkennen und motiviert sind, ihr bestens zu geben.
5. Wie können junge Chefs ältere Kollegen von Ihrer Führungskompetenz am besten überzeugen?
Indem sie die Fähigkeit unter Beweis stellen, dass sie „inclusive“ führen können, d.h. dass sie auch den Wert älterer Kollegen schätzen und richtig einsetzen, ähnlich wie der Dirigent einer Philharmonie dafür sorgt, dass die richtige Person am richtigen Instrument zum Einsatz kommt und ihr bestes gibt.