Darf man sich eigentlich eine Bewerbungen schreiben lassen?
/0 Kommentare/in Allgemein, Bewerbung/von admBewerben für einen Job in Großbritannien
/0 Kommentare/in Bewerbung/von admWenn du dich irgendwo im United Kingdom (UK), also in Großbritannien um einen Job bewerben möchtest, musst du auf einige Besonderheiten achten: Die Bewerbungen für dortige Unternehmen unterscheiden sich von denen für Betriebe in Deutschland.
So fängst du an
Bewerbungen werden in Großbritannien so gut wie gar nicht mehr postalisch angefordert. Das macht es leichter und billiger für dich, denn du musst deinen Cover Letter (Anschreiben) und dein Curriculum Vitae (Lebenslauf) nur als Anhang in einer Mail senden. Ein Deckblatt fällt ganz weg – die Personaler dort möchten nicht erst endlos scrollen, ehe sie zu den Informationen gelangen.
Die richtige Sprache
Du musst dich auf jeden Fall der richtigen Sprache bedienen, wenn du auf den britischen Inseln arbeiten möchtest: Englisch ist nicht gleich Englisch! Du schreibst deine Bewerbung in British English, und zwar ausschließlich. Das bedeutet, dass sich keine amerikanischen Wendungen oder Schreibweisen einschleichen sollten.
Hab beim Schreiben also immer ein Auge im Wörterbuch, falls du unsicher bist, und lass auf jeden Fall noch einen Muttersprachler gegenlesen, ehe du die Bewerbung absendest. Die Briten blicken etwas mitleidig auf das leicht vereinfachte American English herab, daher ist es ein Tritt ins Fettnäpfchen, wenn du die Sprachen mischst.
Der Cover Letter
Der Cover Letter entspricht in etwa dem Anschreiben in einer Bewerbung für ein deutsches Unternehmen. Finde auf jeden Fall heraus, wer dein Ansprechpartner ist, und richte dich in der Ansprache direkt an ihn oder sie. Ruf gern auch im Unternehmen an, um den Namen zu erfragen und vielleicht die eine oder andere clevere Frage zum Unternehmen zu stellen: Die Persönlichkeit des möglichen Arbeitgebers ist sehr wichtig, denn viele Informationen werden in der Bewerbung gar nicht gegeben. Kann man sich an deinen Anruf erinnern, betrachten die Personaler deine Bewerbung schon mit ganz anderen Augen.
Nenne auf jeden Fall die Stelle, auf die du dich bewirbst. Kennst du eine Person im Unternehmen, über die du darauf aufmerksam wurdest, erklärst du das ebenfalls zu Beginn des Anschreibens. So hast du direkt eine Verknüpfung hergestellt. Im Hauptteil des Schreibens gehst du auf die Anforderungen ein, die in der Stellenanzeige genannt wurden, und verknüpfst sie mit deinen Fähigkeiten. Zur Vertiefung verweist du auf dein Curriculum Vitae.
Wichtig ist, dass du dein Interesse gerade an diesem Unternehmen erklärst. Dafür musst du (wie bei Bewerbungen in deutschen Unternehmen auch) sorgfältig deine Hausaufgaben machen: Schau die die Website genau an, die Bewertungen von Angestellten, die Pressemitteilungen des Unternehmens und die Artikel in verschiedenen Print- und sozialen Medien.
Der Schluss des Cover Letters
Schau noch einmal genau in die Anzeige: Möchten die Personaler deine Gehaltsvorstellungen wissen und bitten sie um eine Angabe, wann du anfangen könntest? Diese Informationen solltest du auf keinen Fall über die knifflige Formulierungsarbeit des Cover Letters vergessen. Sieh dir Gehaltsvergleiche an, um herauszufinden, wie hoch du deine Forderungen ansetzen kannst.
Das Anschreiben beendest du mit einem höflichen „Yours sincerely“ und deinem Namen. Anders als in Deutschland unterschreibst du hier nicht von Hand. Das Anschreiben sollte im Idealfall nicht mehr als eine Seite umfassen.
Wenige Daten im Lebenslauf
Für dein Curriculum Vitae brauchst du keine Überschrift – hier steht als Erstes groß dein Name, dann folgen deine Adresse und deine Kontaktdaten. Du schreibst explizit nichts über deine familiäre Situation, dein Alter, deinen Geburtsort, deine Religion oder deine Hautfarbe. Diese Informationen sind ähnlich wie in der Bewerbung für ein amerikanisches Unternehmen nicht erwünscht, weil sie zu ungewollter Diskriminierung führen könnten. Aus demselben Grund verzichtest du auch auf ein Foto.
Summary oder Personal Profile
Du beginnst dein Curriculum Vitae mit einer Kurzcharakteristik. Hier beschreibst du deine persönlichen Eigenschaften, deine Kompetenzen und deine Erfahrungen. Halte diese Zusammenfassung aber kurz, mehr als fünf Zeilen sollten es nicht sein.
Objective – was sind deine Ziele?
Hier kannst du verdeutlichen, warum du diese Position in diesem speziellen Unternehmen anstrebst. Gleichzeitig erklärst du, was du gern noch erreichen möchtest. Das zeigt, dass du dir Gedanken darum machst, wie deine Zukunft genau in dieser Firma aussehen könnte.
Education – wie verlief dein Bildungsweg?
Wie in der amerikanischen Bewerbung auch beginnst du mit deinem letzten Abschluss und arbeitest dich zurück, bis du bei deinem Schulabschluss angekommen bist. Deine Schullaufbahn selbst ist nicht von Interesse. Hier erwähnst du auch Fort- und Weiterbildungen, um zu zeigen, dass du kontinuierlich lernen möchtest und am Puls der Zeit bist.
Professional Experience – deine Joberfahrungen
Du beschreibst deinen bisherigen Karriereweg ausführlicher als in einer deutschen Bewerbung. Dafür nennst du jeweils den Namen des Unternehmens, die genaue Bezeichnung deiner Position und den Zeitraum, in dem du dort beschäftigt warst. Hinzu kommen konkrete Projekte sowie deine Erfolge und Leistungen. Diese notierst du jeweils in Stichworten zum jeweiligen Job. So sehen die Personaler, wie du auf deine Soft Skills und Erfahrungen aus dem Personal Profile am Anfang kommst.
Skills – was kannst du sonst noch?
Unter den Skills erklärst du deine zusätzlichen Fähigkeiten. Diese sind ähnlich aufgebaut wie im Deutschen: Vor allem deine Sprach- und EDV-Kenntnisse sind wichtig. Da Englisch eine Weltsprache ist, gibt es hier deutlich weniger Fremdsprachenkenntnisse unter den Einwohnern als in anderen Ländern. Die Tatsache, dass Deutsch deine Muttersprache ist, ist ein deutlicher Pluspunkt für dich.
Sowohl bei Sprachen wie auch bei Computerkenntnissen solltest du das Niveau deiner Fähigkeiten angeben, damit die Personaler wissen, wie sie dich einstufen können und was du im Job noch lernen musst.
Hobbys, Activities oder Engagements – vorsichtig auswählen
Schreibe unter diesem Punkt nicht einfach alles, was dir Spaß macht. Hier gehören eigentlich nur Freizeitaktivitäten hinein, die auch irgendwie zur Stelle passen. Außerdem kommen Mannschaftssportarten in einer sportbegeisterten Nation wie Großbritannien immer gut an. Falls du aber auf lebensgefährliche Actionsportarten stehst, unterschlag das Hobby besser – allzu risikofreudig solltest du auf den ersten Blick nicht erscheinen.
References – zur Rückversicherung
Diesen Punkt wirst du in der deutschen Bewerbung nicht finden: Du musst zwei Referenzen angeben, bei denen sich deine möglichen neuen Arbeitgeber melden können, um mehr über dich zu erfahren. Das können bisherige Arbeitgeber sein, aber auch Universitätsdozenten oder Ausbilder, wenn du noch nicht lange im Job bist. Frag im Vorfeld bei den Leuten nach, die dafür infrage kommen, und hol ihr Einverständnis ein. Es muss nicht sein, dass sich die Briten bei ihnen melden. Tun sie es doch, sollten sie darauf vorbereitet sein, über dich zu sprechen.
Ausführlicher als andere Lebensläufe
Wie du siehst, ist das Curriculum Vitae umfangreicher als etwa der deutsche Lebenslauf. Entsprechend darf er auch zwei Seiten lang werden (je mehr Erfahrung du hast, desto länger wird er). Gleichzeitig verzichtest du aber auch auf einige Dinge wie die persönlichen Angaben, aber auch das Datum und deine Unterschrift.
Keine Zeugnisse
Zu einer Bewerbung für Großbritannien gehören erst einmal nur die beiden genannten Schriftstücke: der Cover Letter und das Curriculum Vitae. Deine Abschlusszeugnisse, Arbeits- und Praktikumszeugnisse sowie Bescheinigungen über absolvierte Fort- und Weiterbildungen schickst du also erst einmal nicht mit. Allerdings solltest du beglaubigte Übersetzungen von den relevanten Zeugnissen anfertigen lassen und sie zusammen mit den Originalen mitnehmen, wenn du zu einem Gespräch eingeladen wirst.
Der Personalbogen
Manche Unternehmen in Großbritannien schreiben auf ihrer Website direkt, dass sie keine Bewerbungen per E-Mail wünschen. Sie stellen Personalbogen zur Verfügung, die die Bewerber ausfüllen sollen. Hier musst du dich extrem kurzfassen können, denn der Platz ist rar. Unter „additional information“ gibst du an, warum du diese Stelle in diesem Unternehmen haben möchtest und warum du dich eignest. Achtung: Es kann sein, dass du einen solchen Personalfragebogen auch noch ausfüllen sollst, wenn du bereits deine perfekt formulierte Bewerbung eingeschickt hast. Das ist frustrierend, aber geh trotzdem gewissenhaft und sorgfältig vor, sonst verbaust du dir deine Chancen.
Die Unterschiede zur Bewerbung in den USA
Wer sich schon einmal mit Bewerbungen für die USA auseinandergesetzt hat, wurde sicher beim Anfang des Curriculum Vitae hellhörig: wenige persönliche Angaben wegen der Diskriminierungsgesetze, kein Foto? Tatsächlich sind diese Punkte gleich, aber sonst unterscheiden sich die Bewerbungen für das UK und die USA deutlich. Das fängt schon bei der Formalie der Abschiedsklausel an: Während in den USA ein „Sincerely“ die Norm ist, muss es im Britischen „Yours sincerely“ heißen.
Der größte Unterschied liegt aber im Umfang: Während du dich für die USA-Bewerbung überall knapp und kurzhalten musst, hast du vor allem im Lebenslauf bei der UK-Bewerbung mehr Zeit und Platz, ins Detail zu gehen. Die Personaler ersehen gern schon aus den Angaben im ausführlicheren Lebenslauf, um was für einen Typ Mensch es sich handelt. So können sie trotz der fehlenden persönlichen Angaben überlegen, ob du zum Unternehmen passen würdest. Nutze diese Chance weise, und viel Glück!
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