Rabea Reitmeier ist seit über 13 Jahren in der IT-Consulting Branche tätig, berät Kunden und leitet Projekte im Bereich IT-Infrastruktur. Sie ist direkt nach ihrem BWL-Studium bei dem international tätigen IT-Consultingunternehmen Accenture eingestiegen und arbeitet nun seit fast 3 Jahren für Avanade, einem Tochterunternehmen von Accenture und Microsoft.
1. Warum scheint die IT-Branche nur für wenige Frauen attraktiv zu sein?
Es fehlt an Transparenz, welche interessanten Aufgaben in der IT-Branche insbesondere für Frauen attraktiv sind. Ein IT-Projekt ist nie immer nur die Entwicklung einer Software, sondern sehr viel Koordination, Organisation und Change Management – alles Talente von Frauen. Da diese Aufgaben in der Öffentlichkeit nicht sichtbar sind, verbinden viele Frauen mit der IT-Branche die reinen „Techi-Aufgaben“, daran sind tatsächlich nicht so viele Frauen interessiert.
2. Nur langsam erobern Frauen Führungspositionen in der IT-Branche. Woran liegt das?
Das liegt genau wie in anderen Branchen auch an der Herausforderung, Karriere und Familie unter einen Hut zu bekommen. In den wenigsten Fällen nehmen sich Frauen nach dem Kinderkriegen nur eine kurze Auszeit und steigen gleich wieder in ihre Führungsrolle ein bzw. arbeiten weiter daran, Führungskraft zu werden.
3. Wie versuchen Sie als Unternehmen weibliche Nachwuchskräfte für Ihren Job zu begeistern?
Zum einen müssen wir – wie zuvor erwähnt- mehr darüber berichten, dass die IT-Branche sehr viele interessante Jobs hat, z.B. indem Frauen wie ich an geeigneten Stellen darüber sprechen, was sie machen und wie ihr Arbeitsalltag aussieht. Überzeugen kann man am besten, wenn man aus dem Nähkästchen berichtet und erzählt wie spannend die IT-Welt wirklich ist.
4. Warum ist es überhaupt wichtig, dass die IT-Branche auch für Frauen zugänglicher gemacht wird?
Die Mischung macht es, in gemischten Frauen- und Männerteams arbeitet man einfach erfolgreicher, jeder kann seine Stärken ausspielen. Auch die soften Faktoren spielen eine große Rolle. Immer nur mit dem gleichen Typ Mensch zusammenzuarbeiten stumpft ab und macht am Ende des Tages nicht so viel Spaß. Und das ist ein wichtiger Faktor, selbst wenn es mal stressige Zeiten gibt, so lange ich mit den Kollegen gerne zusammen arbeite, ist man weiterhin motiviert. Auch hier gehe ich davon aus, dass das nicht IT-Branchentypisch ist.
5. Welche Stärken sollten sowohl Frauen als auch Männer für eine erfolgreiche Karriere in der IT-Branche mitbringen?
Man sollte sehr strukturiert sein, selbständig vorgehen können, gerne im Team arbeiten und keine Probleme mit Herausforderungen und Wandel haben. IT ist häufig projektgetrieben, dort müssen oft Krisensituationen gemeistert werden, dazu muss man bereit sein und auch damit umgehen können. Die Branche befindet sich in einem ständigen Wandel, technologisch, aber auch organisatorisch und prozessual. Wen gerade das reizt, der ist in der IT richtig aufgehoben.