Ralph DannhĂ€user ist einer der fĂŒhrenden Experten fĂŒr âSocial-Recruiting
Ăber neun Jahre Erfahrung mit Social Media auf Businessplattformen sowie eine 20-jĂ€hrige Vertriebs- und BeratungstĂ€tigkeit ist die Basis auf die sein Wissen grĂŒndet. Ralph DannhĂ€user ist u.a. Herausgeber und Autor des Bestsellers „Praxishandbuch Social Media Recruiting“, das gerade beim Springer Gabler Verlag erschienen ist.
1. Authentisch oder lĂŒckenloser Lebenslauf: Wie sollte man sein XING-Profil gestalten?
GrundsĂ€tzlich sollte man die eigene AuthentizitĂ€t bewahren. Dennoch sollte man schauen, dass das eigene XING-Profil vom Werdegang einigermaĂen kongruent mit dem Lebenslauf ist. Sprich die zeitlichen Angaben sowie die beruflichen Stationen, Ausbildungen, Qualifikationen sowie Interessen sollten ĂŒbereinstimmen! Zum einen dĂŒrfen Personalverantwortliche nach der aktuellen Rechtsprechung in freizugĂ€nglichen, beruflich sowie geschĂ€ftlich genutzten sozialen Netzwerken nach Bewerbern recherchieren. Und zum anderen haben âLĂŒgen kurze Beineâ. Will heiĂen, dass sich niemand dauerhaft verstellen kann und am Ende dann doch raus kommt, dass man möglicherweise nicht die Wahrheit gesagt hat.
Erlaubt und absolut notwendig ist, dass man sich von seiner besten Seite zeigt und seine StĂ€rken mit ansprechen Texten, guter Struktur und wirkungsvollen Grafiken betont. Auch Arbeitsproben oder Referenzen können die eigene Reputation und damit die AttraktivitĂ€t als Arbeitnehmer stĂ€rken.  Hierzu können XING-User das neue âPortfolioâ nutzen. Dazu können sie Module anlegen und diese nach Belieben anordnen. Mit den richtigen Einstellungen, poppt diese Seite gleich als Erstes auf, wenn ein Besucher das eigene XING-Profil aufruft. Auch im Netz zĂ€hlt der gute erste Eindruck. Das XING-Profil ist heutzutage die virtuelle Visitenkarte!
Neben dem âPortfolioâ haben die âProfildetailsâ eine enorme Bedeutung im XING-Profil und sollte gut gepflegt sein.
Meine Top-7 XING-Checkliste fĂŒr BerufstĂ€tige und Berufseinsteiger:
- Ansprechendes und professionelles Profilbild
- Passende Keywords bei âIch bieteâ & âich sucheâ
- SchlĂŒssige Angaben bei âBerufserfahrungâ
- Mit âInteressenâ dem Profil ein persönliches Gesicht geben
- Felder âAuszeichnungenâ, âSprachenâ und âQualifikationenâ nutzen
- Aktiv âReferenzenâ einholen und auch geben
- Karrierestatus pflegen: aktiv jobsuchend, offen fĂŒr Angebote oder kein Interesse
2. Wie schaffe ich es als Berufseinsteiger mir ein vielversprechendes Netzwerk auf XING aufzubauen?
ZunĂ€chst empfehle ich das Netzwerk mit persönlich bekannten Personen aufzubauen, denn dies ist am einfachsten. Dazu empfehle ich folgende Reihenfolge des Netzwerkaufbaus fĂŒr Berufseinsteiger:
- Aktuelle oder ehemalige Kommilitonen, Mitauszubildende oder Klassenkameraden
- Bekannte Kontakte und Freunde
- Arbeitskollegen
- Dienstleister, Lieferanten und Kooperationspartner
- AnschlieĂend Personen mit denen man in persönlichen Kontakt getreten ist und beispielsweise eine Visitenkarte erhalten hat: z.B. Teilnehmer von VortrĂ€gen, Weiterbildungsveranstaltungen, Events etc.
- Mitglieder von Themengruppen oder Fachforen
3. Seit neuestem wird auch Instagram fĂŒr die Jobsuche empfohlen. Sollte jeder eifrige Bewerber ein Profil anlegen?
Ich halte kreative Bewerbungen mit Instagram, Pinterest & Co. nur fĂŒr sinnvoll, wenn klar ist, dass es entweder zu meinem Beruf passt oder vom entsprechenden Wunscharbeitgeber die visuelle Art der Bewerbung erwartet wird. FĂŒr einen Steuerberater wird dies wenig sinnvoll sein, weil sein Fokus eher auf Zahlen, Daten, Fakten liegt. Ein Art Director hingegen könnte ĂŒber die besagten KanĂ€le sein Portfolio professionell prĂ€sentieren.
4. Wie sieht es mit der Jobsuche via Twitter aus?
Die Jobsuche bei Twitter funktioniert in meinen Augen aktuell fĂŒr die Bewerber nur bei wenigen Unternehmen. Viele sind noch nicht auf die eigentlich unkomplizierte 140-Zeichen-Kommunikation bei Twitter eingestellt. Und da speziell die Kommunikation ĂŒber Jobthemen schon immer vielen Unternehmen schwer gefallen ist, geht es auch nur langsam voran. Die Twitter-Jobmesse #deinjob war vor kurzem ein erster Versuch. Einen Bericht darĂŒber gibt es hier.
5. Gibt es Branchen in denen Social Media noch immer keine Rolle spielt?Â
Wenn man sich die Mediadaten von XING anschaut, stellt man fest, dass beispielsweise die Branchen Medizin & Pharma, Bau- & Herstellungsgewerbe, die Reisebranche und der Bereich Telekommunikation die unteren PlÀtze im Branchenranking belegen. Es gibt sicherlich auch Nischenbranchen, die in Social Media noch gar nicht oder in sehr schwach ausgeprÀgter Form stattfinden. Wenn man beruflich genutzte Social Media KanÀle wie XING oder LinkedIn mit privat genutzten Social Media KanÀlen vergleicht, sind es nicht nur die Branchen, die unterschiedlich gewichtet sind, sondern auch das Karrierelevel, das Bildungsniveau sowie das Alter.
Interessant ist auch zu sehen, dass es in beruflichen Netzwerken einen sehr hohen Anteil an FĂŒhrungskrĂ€ften sowie FachkrĂ€ften mit Hochschulabschluss oder weiterfĂŒhrender Bildungsqualifikationen gibt. Waren aber vor drei Jahren Krankenschwestern, SekretĂ€rinnen, Zimmerleute und andere Handwerker ohne FĂŒhrungspositionen nur spĂ€rlich vertreten, sehen wir heute erfreulicherweise in unserer Recruiting-Praxis einen stĂ€rkeren Zulauf in solchen Berufen und Positionen. In Deutschland sind 74 Prozent der Internetnutzer mindestens in einem sozialen Netzwerk angemeldet. Zwar fĂŒhren jĂŒngere Internetnutzer unter 30 Jahren die Statistik der Social Network Nutzer mit 92 Prozent deutlich an, aber auch bei den 30- bis 49-JĂ€hrigen sind nahezu drei Viertel in den Netzwerken angemeldet, besagt die zweite, erweiterte Studie âSoziale Netzwerkeâ des Branchenverbandes BITKOM, 2012.