Sylvia Schnödewind ist gelernte Diplompädagogin. Ihre Studienschwerpunkte waren Erwachsenenbildung, Wirtschaftswissenschaften und Psychologie.
Nach einigen Jahren als Führungskraft ist sie seit 2001 als Trainerin, Coach und Hochschuldozentin tätig. Zudem gibt sie als Fachautorin auf Staufenbiel.de Tipps zur Karriereplanung. Als Coach und Moderatorin arbeitet sie sowohl mit Konzernen und mittelständischen Betrieben als auch öffentlich-rechtlichen Auftraggebern zusammen.
1. Können sich Bewerber bei Ihnen im Vorhinein über den Bewerbungsprozess informieren?
Ja, dies ist sogar gewünscht. Es zeigt Interesse, wenn Bewerber erfragen, wer z. B. an dem Termin teilnehmen wird und um wen es sich namentlich handelt. Es ist auch erlaubt nach der Art und Weise des Gespräches zu fragen und sogar, ob er oder sie sich z. B. auf eine Einzelpräsentation vorbereiten soll. Diese sind jedoch auch Inhalte, die häufig im Vorfeld seitens des Unternehmens kommuniziert werden. Im Karrierecoaching empfehle ich dies auch meinen Klienten.
2. Welche Informationen sollten im Anschreiben unbedingt vorhanden sein?
Das Anschreiben ist ein wichtiger „Türöffner“ und sollte aus diesem Grund sehr fein auf die zu besetzende Stelle und das ausschreibende Unternehmen abgestimmt sein. Das bedeutet Individualität für jedes Anschreiben und auch das kurze und knackige Herausstellen der eigenen Persönlichkeit und Kompetenz. Der Aufbau eines Bewerbungsschreiben beinhaltet:
- Kopfzeile mit den Bewerberdaten
- Anschrift des Unternehmens, bestmöglich mit persönlicher Anrede
- Datum
- Betreffzeile: Allerdings ohne den Hinweis „Betreff“
- Persönliche Anrede
Bausteine:
- Interessensbekundung: Aus welchem Grund Sie die Position, genau in diesem Unternehmen, besetzen möchten.
- Was Sie fachlich ausmacht, diese Stelle zu besetzen
- Was Sie persönlich ausmacht, diese Stelle zu besetzen
- Abschlussklausel (Immer dynamisch und aktiv formulieren, nicht im Konjunktiv)
Bei den Bausteinen 3. und 4. ist zu beachten, dass eine Behauptung mit einem Beweis gestützt werden muss. Wenn ein Bewerber oder eine Bewerberin von sich behauptet besonders flexibel zu sein, dann soll dies auch beispielsweise mit einem Projekt belegt werden, indem sie/er es unter Beweis gestellt hat.
3. Was halten Sie von anonymisierten Bewerbungen?
Grundsätzlich finde ich die Qualifikation eines Bewerber/einer Bewerberin wichtig und ob er oder sie auf die zu besetzende Stelle passen. Im Sinne der Chancengleichheit kann ein anonymisiertes Verfahren sinnvoll sein, wenn es auch einen Mehraufwand für die Administration erfordert.
4. Welche Unterlagen gehören neben Anschreiben und Lebenslauf in die Bewerbung?
Qualifikationen und Referenzen sind wichtige Bestandteile von Bewerbungen. Im kreativen Bereich sind Arbeitsproben zentrale Elemente.
5. Was müsste ein Bewerber im Jobinterview tun, damit Sie ihn trotz perfektem Profil nicht einstellen?
Nun möchte ich erst einmal anmerken, ob ein „perfektes Profil“ das ist, was gesucht wird. Die Definition von „perfekt“ ist hier sicher von Personaler/in zu Personaler/in unterschiedlich. Ich persönlich finde es gut, wenn Menschen „Brüche“ in ihren Lebensläufen haben, etwas erlebt, sich reflektiert haben und in der Auseinandersetzung mit Erfolg und Misserfolg ihre Persönlichkeit geformt haben. Aber, um zu Ihrer Frage zurückzukommen… Er/Sie müsste sich „zu perfekt“ darstellen, ohne Ecken und Kanten, dann wäre es nicht mein Wunschkandidat/Wunschkandidatin. Dies ist aber eine sehr persönliche Einschätzung.