Willy Legrand ist Dozent im Fachbereich Hospitality Management an der IUBH School of Business and Management. Nach Managementpositionen in der Hotellerie in Kanada und Deutschland absolvierter er einen PhD an der Manchester Metropolitan University, UK. In Bad Honnef unterrichtet er eine Vielzahl an Kursen aus dem Hospitality Curriculum, wie z.B. Sales and Distribution, Sustainability and Environmental Management in Hospitality und Facilities Management in Hospitality. Als Gastdozent hält er Vorlesungen im Bereich Nachhaltiges Hospitality Management in Singapur, Dubai, Frankreich und den USA. Er ist Mitglied des Management Kommittees bei COST (European Cooperation in Science and Technology und des International Council on Hotel, Restaurant & Institutional Education.
1. Welche schulischen / akademischen Voraussetzungen sind notwendig um welche Ausbildung zu beginnen? (z.B. Hotelfachfrau, Koch etc.)
Grundsätzlich benötigt man in Deutschland für die Ausbildungsberufe Koch, Hotelfachmann/frau und Restaurantfachmann/frau einen Hauptschulabschluss, besser sind mittlere Reife oder Abitur.
Die Antwort auf diese Frage hängt zudem sehr stark davon ab, welche Ziele man verfolgt, ob man überwiegend national oder international arbeiten möchte, welche weiteren Karriereschritte man plant. Es gibt keine „Regeln“ in dieser Branche, wohl aber Richtlinien, die eine zügige berufliche Weiterentwicklung begünstigen. Praktische Erfahrung, ob in Form einer klassischen Ausbildung oder von Praktika, ist ein Muss und hilft bei der Entscheidungsfindung. Wenn jemand eine Karriere als Koch anstrebt, vermittelt die Ausbildung wertvolle Kenntnisse und Fertigkeiten. Aber auch akademische Programme, für die man Abitur benötigt, gewinnen durch die Internationalisierung der Branche immer mehr an Bedeutung.
Sie bieten den Studierenden die Möglichkeit, ihre kulinarischen Fertigkeiten mit akademischem Wissen z.B. in Business Development oder strategischem Marketing zu ergänzen. Darüber hinaus bietet die Hospitality-Branche viel mehr als die allgemein bekannten Berufsfelder im Hotel wie Rezeption oder Restaurant. Karrieren im Management, in Finanzierung, Buchhaltung, Social Media Marketing, Personalwesen und vielen anderen Bereichen stehen Absolventen von Hospitality-Programmen mit Bachelor-Abschluss und relevanter Praxiserfahrung offen. Zusätzlich finden Absolventen häufig bei Zuliefererunternehmen wie Nestlé oder Micros Fidelio oder im Vertrieb z.B. bei booking.com, trivago.com oder Leading Hotels of the World Arbeit.
2. Wie sehen die Perspektiven nach der Ausbildung, z.B. in der Jobsuche aus? Was für Möglichkeiten hat man? (Weiterbildungen etc.)
Die Perspektiven in der Hotellerie sind sehr gut. Laut UNWTO (UN Welt-Tourismus-Organisation) ist die globale Hotellerie- und Tourismusbranche, trotz der wirtschaftlichen Turbulenzen der letzten Jahre, durch eine große Zahl Hoteleröffnungen und immer mehr internationale Reisende stetig gewachsen. Beides sind belastbare Branchen, die Chancen in vielen Bereichen bieten: man kann sich für ein privat geführtes Unternehmen oder eine global operierende Kette entscheiden, man kann zwischen einem kreativen Beruf wie Koch, Marketing oder Social Media, einem analytischen wie Food & Beverage Controller, Buchhaltung, oder einem dienstleistungsorientierten wie Front Office Manager, Restaurant Manager, wählen. Die Branche bietet immer wieder spannende neue Möglichkeiten wie auch im E-Commerce, Business Development, Verkauf oder Mobile Marketing.
3. Gibt es Länder in denen Hotelfachkräfte besonders gesucht werden bzw. man in dieser Branche sehr gute Chancen hat?
Gut ausgebildete Fachkräfte werden in vielen europäischen Ländern gesucht, auch in Deutschland. Es gibt eine besonders starke Nachfrage in vielen Teilen Asiens, im Mittleren Osten und Afrika. Wohin man letztendlich geht, hängt natürlich von den Arbeitsbedingungen wie Gehalt, Lebenshaltungskosten oder Karrierechancen, ab, sowie von persönlichen Vorlieben.
4. Welche Eigenschaften sollte man Ihrer Meinung nach haben, um für die Arbeit in der Hotelbranche geeignet zu sein?
Wir sehen, wie gesagt, die Hospitality-Branche als deutlich breiter gefächert als die reine Hotellerie. Das bedeutet auch, dass ein Absolvent eines Hospitality Managament Programms mit breit angelegten Kenntnissen und Fertigkeiten ausgestattet ist und somit in vielen Bereichen einsetzbar ist. Der Schlüssel dazu ist eine Kombination aus praktischen Fertigkeiten, theoretischem Wissen und einem soliden Verständnis der Branche.
Praktische Fertigkeiten und Kenntnisse beinhalten operatives „an-der-Front“ Arbeiten, aber auch Teamfähigkeit und eine ausgeprägte Dienstleistungsorientierung. Theoretisches Wissen ist unerlässlich, wenn es darum geht, strategische Entscheidungen zu treffen und verschiedene Optionen zu analysieren: Sollte ein Unternehmen expandieren? Sollte ein neues Marktsegment hinzugefügt werden? Sollte ein neuer Vertriebskanal eröffnet werden? Ein gutes Verständnis der Branche bedeutet, dass man über Trends und Neuigkeiten auf dem Laufenden ist, dass man weiß, was Kunden sich wünschen.
5. Worauf sollte man bei der Wahl des Hotels achten bei dem man sich bewerben möchte?
Eine gründliche Recherche über die Geschichte, Philosophie und potentielle Expansionspläne ist absolut notwendig, ganz abgesehen von Kenntnissen über die Hardware wie Zimmer, Restaurants, Bankett.. Je besser man vorbereitet ist und je mehr man über das Unternehmen weiß, desto besser sind die Chancen als guter und interessierter Kandidat wahrgenommen zu werden. Wenn man eine internationale Karriere anstrebt, erleichtert „der Fuß in der Tür“ einer global operierenden Kette dies, z.B. über Praktika und firmeninterne Transfers.
Möchte man in einer eher privaten Atmosphäre arbeiten, sollte man nach kleineren Hotels mit stärker ausgeprägtem Gastkontakt suchen. Neben einem Besuch vor Ort sowie der Homepage können sich Bewerber auch online in Bewertungsportalen informieren. Die Reaktion auf Gastkommentare vermittelt einen Eindruck von der Kultur im Hotel und mit welchen Herausforderungen man sich auseinandersetzen muss. Im Bewerbungsgespräch kann man über die eigenen Beobachtungen Interesse zeigen und eventuell eine Lösung vorschlagen.
Die Hospitality-Branche ist eine aufregende und sehr gut vernetzte Industrie. Macht man einen guten Eindruck und arbeitet hart, wird sich das herumsprechen und es eröffnen sich viele Möglichkeiten.