Apfel-Etikettierer, Erschrecker in der Geisterbahn, Vogelvertreiber auf dem Flughafen. Außergewöhnlicher Berufe gibt es viele, einen davon stellen wir euch im folgenden Interview vor und lassen uns die Frage beantworten: Wie wird man eigentlich Testdieb?
Dafür haben wir mit Helmuth Neugebauer gesprochen, Inhaber und Geschäftsführer von SURVEY & CONTROL , einem Dienstleistungs- und Consulting- Unternehmen im Bereich Mystery Shopping.
Herr Neugebauer, wie wird man eigentlich Testdieb?
Im Regelfall bekommen wir Bewerbungen für den Beruf des Mystery Shoppers. Hier findet ein ganz normaler Bewerbungsprozess statt, eine spezielle Ausbildung ist als Voraussetzung nicht notwendig. Wenn wir hier von einem Bewerber überzeugt sind und ihn einstellen, führen wir ihn langsam an immer schwierigere Aufgaben heran.
Dies gibt uns die Möglichkeit unsere Tester und deren Leistungsvermögen besser kennenzulernen. Hat sich ein Mitarbeiter bewährt, wird ihm angeboten auch Testdiebstähle durchzuführen. Wichtigste Voraussetzung hierfür ist ein sauberes polizeiliches Führungszeugnis, was wir an dieser Stelle unbedingt benötigen.
Wer kam auf die Idee, Testdiebe in Läden einzusetzen?
Ladendiebstahl stellt ein immer größer und damit immer teurer werdendes Problem dar. Neben den zahlreichen technischen Maßnahmen (z.B. teuren Warensicherungssystemen) wird auch mit enormen Personaleinsatz (z.B. Ladendedektive) versucht, dem Problem Herr zu werden.
In einer sehr umfangreichen Untersuchung wurde über einen Zeitraum von 4 Jahren untersucht, welche Maßnahme die effektivste Waffe gegen Ladendieb-stahl darstellt.
Es zeigte sich dabei: Der beste Schutz gegen Ladendiebstahl sind gut geschulte Mitarbeiter. Um die Mitarbeiter erfolgreich zu sensibilisieren eignen sich regelmäßige Testdiebstähle schlichtweg am besten. Mitarbeiter, die die so aufgedeckten Sicherheitslücken kennen und entsprechend geschult sind, lassen Ladendieben keine Chance.
Welche Qualifikationen muss man als Bewerber mitbringen? Sollte man besonders abgebrüht sein, um sich nicht noch vor dem Griff ins Regal als Dieb zu verraten?
Viele unserer Testdiebe haben zuerst „Bammel“ aber gerade das ist für uns auch gut und wichtig. Ein Detektiv wäre für uns als Testdieb ungeeignet, da er zu „abgebrüht“ wäre. Die echten Gelegenheitsdiebe, welche die große Masse der Diebe darstellen und den enormen Schaden anrichten, sind auch nervös und zeigen alle diesbezüglichen Merkmale.
Es ist also gut, dass unsere Testdiebe „ganz normale Menschen“ sind. Ihre Nervosität macht es den Mitarbeitern in den Geschäften möglich, sie zu erwischen – so wie sie die Chance auch bei jedem echten Dieb haben.
Was passiert, wenn der Testdieb erwischt wird?
Fliegt einer unserer Testdiebe auf, gratuliert er dem Mitarbeiter zur Verhinderung des Diebstahls und zückt seine Legitimationen für diesen Testdiebstahl. Wir haben natürlich ein ausgeklügeltes System an Legitimationen mit dem wir sicherstellen können, dass niemals Missbrauch getrieben werden kann. Außerdem werden die Testdiebstähle immer nur im Auftrag und in Absprache mit dem betreffenden Unternehmen durchgeführt, sodass dieses informiert ist und die Situation für seinen Mitarbeiter ebenfalls aufklären kann.