Heute arbeitet er als Event-Koordinator im Grand Hotel Heiligendamm. Bei uns im Interview gibt er Einblicke in die Hotellerie.
Herr Danielsen, dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen: Ist das immer leicht oder wĂŒnscht man sich nicht doch manchmal, auch den Luxus genieĂen zu können?
Es ist natĂŒrlich phĂ€nomenal, an solch schönen Orten zu arbeiten und die Möglichkeit zu haben, diese wĂ€hrend der Zeit neben dem Beruf auch zu genieĂen. Dennoch muss man auch immer im Sinn behalten, dass es ein Job ist. Ich versuche, den Luxus immer durch den Gast, seine Kommentare und seine Empfindungen zu erleben.
Es mag jetzt wie ein auswendig gelernter Satz klingen, aber fĂŒr mich ist die Freude der GĂ€ste, die ihren Aufenthalt oder ihre Veranstaltung genieĂen, das wirklich Schöne an meinem Beruf. Wenn man im Hinterkopf behĂ€lt, dass es sich um einen Job handelt, ist der schöne Ort wohl das perfekte QuĂ€ntchen Ablenkung.
Kleine Jungs wollen Feuerwehrmann, FuĂballspieler oder Astronaut werden. War es schon immer Ihr Traum, in der Hotelbranche zu arbeiten? Wann haben Sie sich dazu entschieden, diesen Weg tatsĂ€chlich einzuschlagen?
Ich wollte erst Profi-FuĂballer werden und fĂŒr Borussia Dortmund auflaufen. Doch dieser Traum wurde sehr schnell von der RealitĂ€t und dem fehlenden Talent eingeholt. TatsĂ€chlich habe ich sehr lange gebraucht, um mich ĂŒberhaupt mit der Hotellerie zu befassen. Es begann mit der Frage im Gymnasium, was man denn mit seinem Leben anfangen möchte.
Viele antworteten, dass sie mit Menschen arbeiten möchten oder diesen helfen wollen. Ich hingegen wollte schon immer die Kulturen dieser Welt erkunden. GlĂŒcklicherweise haben meine Eltern mit mir und meinen Geschwistern viele Reisen unternommen.  So habe ich schon in jungen Jahren viele Kulturen kennengelernt. Die FlexibilitĂ€t sowie die MobilitĂ€t, die in der Hotellerie vorausgesetzt werden, waren also die perfekten Kriterien fĂŒr mich und meine Karriere.
HÀufig unterschÀtzt man die Arbeiten in einem Hotelbetrieb, und alles reduziert sich auf Housekeeping. Was fasziniert Sie so sehr an der Hotelbranche?
Ich kann das nur bestĂ€tigen: Das Housekeeping und die Mitarbeiter dort haben meinen gesamten Respekt verdient. Es ist unglaublich, was dort Tag fĂŒr Tag geleistet wird. Mich fasziniert das Zusammenspiel vieler individueller Menschen und Kulturen an einem Ort und die Aufgabe, den GĂ€sten ein GefĂŒhl von Zuhause-sein fern von dem wahren Zuhause zu vermitteln. Man versucht jeden Tag, mit aller Leidenschaft ein guter Gastgeber zu sein. Was mich dabei antreibt, ist der Fakt, dass sich die meisten GĂ€ste in ihrem wohlverdienten Urlaub befinden und dieser so erholsam und entspannend wie möglich sein sollte.
Der Kunde ist König â Ist das der immer prĂ€sente Leitsatz? FĂ€llt es Ihnen manchmal schwer, sich daran zu halten? Welche Charaktereigenschaften sollte man Ihrer Meinung nach fĂŒr die Hotelbranche mitbringen?
In der Hotellerie oder der Gastronomie ist das Wort âKundeâ ein absolutes Tabu, man redet immer von dem âGastâ. Bei uns wird nicht eingekauft, sondern man befindet sich im Urlaub. Das ist eine Regel, die man beim dritten Mal hören definitiv nicht wieder vergisst. Wir versuchen, jeden Wunsch im Vorhinein zu wissen und nach Möglichkeit auch zu erfĂŒllen. Probleme gibt es nicht, genauso wie das Wort âNeinâ, auch dieses wird nie benutzt â eine Herausforderung, die ich gerne annehme.
Dass Fehler passieren und Unvorhergesehenes geschieht, ist ganz normal und ein stĂ€ndiger Begleiter im Alltag. Es ist die Kunst, so charmant und schnell zu reagieren, dass es dem Gast im besten Fall gar nicht erst auffĂ€llt. Die wichtigsten Eigenschaften sind besonders beim Berufseinstieg FlexibilitĂ€t und Entschlossenheit. Die Hotellerie ist eine Branche, die sehr schnell belohnt und einen sehr schnell weitbringen kann â und das ist nicht nur geografisch gemeint.
Ein Studium ist in den meisten FĂ€llen sehr theoretisch. Im Hotelbetrieb gibt es aber ja kaum Eingewöhnungszeit, denn der Kundenkontakt ist ja stets vorhanden. Wie schlĂ€gt man am besten die BrĂŒcke zwischen Theorie und Praxis?
Durch Offenheit, FlexibilitĂ€t und Entschlossenheit. âAnkommen und Funktionierenâ ist der Anspruch, den ich an mich selbst stelle. Ich denke, dass man auch mit einem gewissen Selbstbewusstsein die BrĂŒcke schlĂ€gt: Ich weiĂ, was ich kann.
Ich wurde sehr gut durch die Steigenberger Akademie in die Praxis der Hotellerie eingefĂŒhrt und habe die Theorie mit dem Studium an der IUBH abgerundet. Ich wusste, was auf mich zukommt und habe bis jetzt meine FĂ€higkeiten gut einschĂ€tzen können. Es ist wichtig, an sich selbst zu glauben, sich aber zugleich auch leiten lassen zu können. In der Hotellerie kommt die Besonderheit hinzu, dass jedes einzelne Hotel  eigene Herausforderungen birgt.
Seit Ihrem Studium an der IUBH haben Sie schon einige Stationen durchlaufen. Wo soll es denn mal hingehen, wenn Sie sich was aussuchen dĂŒrften? Ist da Auslandserfahrung auch mit eingeplant?
Ich arbeite in der Hotellerie auch wegen der geforderten MobilitĂ€t und der Chance, andere LĂ€nder und Kulturen kennenzulernen. Mein noch kleiner Erfahrungsschatz hat mich zudem gelehrt, dass diese Branche sehr schnelllebig ist. Man kann sich leiten lassen, und es werden sich fantastische Möglichkeiten auftun. Das bedeutet natĂŒrlich nicht âAbwarten und Tee trinkenâ, aber immer aufmerksam sein und Herausforderungen annehmen.
Könnte ich es mir aussuchen, wĂ€ren mehrere Auslandsengagements definitiv ein Teil meiner Karriere. Ein ganz besonderes Ziel ist das Raffles Singapur, fĂŒr mich das Grand Hotel. Dort zu arbeiten wĂ€re eine groĂe Ehre. Ich versuche, ein Gastgeber der Grandhotellerie zu sein: Ich durfte schon Erfahrungen im Grand Hotel Schloss Bensberg sammeln und bin jetzt im Grand Hotel Heiligendamm angestellt â beides Topadressen der deutschen Traditions-Hotellandschaft.
Vom TellerwĂ€scher zum MillionĂ€r â das typische Klischee. Ist es tatsĂ€chlich möglich, nur mit Leistung in den Positionen aufzusteigen oder sind Praktika, Ausbildung und Studium zwingend notwendig, um in der Hotellerie FuĂ zu fassen?
Ich denke, das vieles möglich ist und wenige Dinge unmöglich. Ein ehemaliger Lehrer nannte mich einen TrĂ€umer, als ich ihm erklĂ€rte, auch trotz meiner bescheidenen Mathematikkenntnisse weit kommen zu wollen. Je mehr Wissen und Erfahrung man hat, desto leichter wirdâs; dennoch spielen Charaktereigenschaften eine mindestens ebenso groĂe Rolle.
Sich selbst anzutreiben und GrĂŒnde zu finden, warum man etwas so macht, wie man es macht sind unglaublich wichtig â fĂŒr den Weg zum MillionĂ€r oder zum persönlichen GlĂŒck. Es ist möglich, vom TellerwĂ€scher zum MillionĂ€r zu werden, aber dabei ist der Weg genauso wichtig wie das Ziel. Zwingend notwendig ist ein Studium meines Erachtens nicht, aber irgendwie muss man sich das Wissen aneignen â ohne Know-how geht es nicht.
Zum Thema: Workation – Arbeiten & Reisen