Herr Schaack, wollten Sie schon als kleines Kind in der Luftfahrt arbeiten?
Als Kind war ich fasziniert von Flugzeugen und diese Faszination hält bis heute an. Als Kind wollte ich natürlich Pilot werden und später Jumbo Jets um die Welt fliegen. Mit 16 habe ich dann die Privatpilotenlizenz erworben und den ersten Schritt zu meinem Traumberuf gemeistert. Als ich erwachsener wurde und die Welt nicht mehr mit Kinderaugen sah, kamen jedoch erste Zweifel, ob der Job als Pilot auf Dauer wirklich das Richtige ist.
Ich habe mich schließlich aus mehreren Gründen gegen eine Karriere als Pilot entschieden, wollte jedoch der Luftfahrt treu bleiben. So kam dann der Entschluss, mein Interesse für Wirtschaft mit dem vom Fliegen zu verbinden und ich habe mich dann für ein Studium in Aviation Management an der IUBH entschieden. Zurückblickend war es die richtige Entscheidung, denn die Arbeit als Pilot ist heute weniger romantisch und spannend als noch vor 20 Jahren. Ich habe viele Menschen getroffen, die eine Pilotenausbildung begonnen haben und nachher ohne Arbeit dastanden, weil sie zur falschen Zeit auf den Arbeitsmarkt kamen. Zudem bestimmen Angebot und Nachfrage eben auch für Piloten das Gehalt. Fliegen will ich nur noch als Hobby beibehalten.
Was haben Sie von Ihrem Studium und Ihrer Hochschule für die reale Arbeitswelt mitgenommen?
Ich denke man muss hier ganz klar trennen zwischen dem Wissen, das von der Hochschule vermittelt wird und den Erfahrungen, die man als Student macht. Vom Wissen her war ich gut vorbereitet und konnte es später in vielen Bereichen anwenden, sowohl während einem Praktikum als auch später im Job. Man lernt die Basics und hat ein Fundament, auf das man aufbauen und sich weiterentwickeln kann. Zudem war das Studium sehr praxisorientiert.
Es ging nicht nur um die Vermittlung von theoretischem Wissen, sondern auch um dessen gezielte Anwendung in der Praxis. In vielen Projekten lernte man außerdem selbstständiges Arbeiten in der Gruppe, und auch hier fand ich später vieles wieder, zum Beispiel organisiertes Arbeiten im Team und effiziente Kommunikation. Ich habe festgestellt, dass in der Arbeitswelt diese Softskills viel wichtiger sind als das Wissen an sich.
Viel wichtiger waren allerdings die praktischen Erfahrungen. Viele Studenten der Hochschule kommen aus anderen Ländern und Kulturkreisen. Man trifft Menschen mit anderen Ansichten und anderen Herangehensweisen an Probleme. Man lernt mit Menschen zu arbeiten, die andere Lösungsansätze haben. Für mich hat das einen ähnlichen Stellenwert wie die Vermittlung von Wissen. Wenn man alles zusammennimmt, war die IUBH die ideale Wahl für mich und ich kann die Hochschule jedem weiterempfehlen.
Sie haben an diversen Wettbewerben erfolgreich teilgenommen. Wie motiviert man sich zu Extra-Leistungen und wie lässt sich das zeitlich mit dem Studium vereinbaren?
Bei unserem ersten Wettbewerb haben wir aus Spaß teilgenommen. Es war eher ein Experiment als ein Wettbewerb für uns. Es ging darum, eine Hotelsuite der Zukunft zu entwerfen. Ich arbeitete zusammen mit zwei Kommilitonen aus anderen Studienrichtungen und wir wollten wissen, ob man verschiedene Richtungen miteinander kombinieren kann um daraus etwas Neues, Besseres zu entwickeln. Zu unserer Überraschung hatten wir den Wettbewerb dann gewonnen und wollten es noch mal versuchen und haben dann auch den „Lufthansa Cargo Climate Care Award“ gewonnen.
Die Motivation kommt vom Willen, etwas Neues zu probieren und nachher dafür ausgezeichet zu werden. Wenn man mit Leidenschaft an etwas herangeht, kommt der Erfolg von selbst. Wenn man einige Male erfolgreich war, dann stellt sich die Frage, ob man Zeit hat, nicht mehr. Dann geht halt auch mal das eine oder andere Wochenende drauf. Und in der Regel bleibt neben dem Studium noch genug Zeit, um sich mit solchen Dingen auseinanderzusetzen.
Obwohl Sie noch nicht allzu lange im Berufsleben stehen, kann man schon von einem tollen Karrierestart sprechen. Was raten Sie jungen, aufstrebenden Studenten die auch eine herausragende Karriere anstreben?
Wenn man heute Erfolg haben will, muss man sich von der Masse abheben. Wenn man sich die Lebensläufe heute anschaut, sehen fast alle gleich aus: Abitur, danach ein paar Jahre studiert, zwei oder drei Praktika, nebenbei ehrenamtliche Arbeit bei irgendeinem Verein. Für die Unternehmen ist man nur einer von vielen und die Bewerbung landet unbeantwortet im Papierkorb. Wenn man aber selbstständig Erfolge verbuchen konnte, die für die Karriere sinnvoll sind, dann hebt man sich hervor.
In meinem Fall war es die Teilnahme an den Wettbewerben. Dadurch habe ich gezeigt, dass ich die Fähigkeit habe, analytisch zu denken und mich nicht scheue, unkonventionelle Wege zu gehen. Wenn Sie sich bei einer Fondsgesellschaft oder Investmentbank bewerben ist z. B. von Vorteil, wenn Sie privat erfolgreich mit Aktien gehandelt haben und nicht bloß gute Noten auf dem Zeugnis vorweisen können. Wenn Sie in der Tourismusbranche einsteigen wollen, sollten Sie selber schon viel gereist sein und dies auch im Lebenslauf angeben.
Mombasa ist ja nicht gerade um die Ecke, ist es Ihnen schwer gefallen nach Kenia zu gehen?
Natürlich war es keine leichte Entscheidung. Es ist ja nicht so, als ob man von Berlin nach London zieht, wo man zwar in einem „fremden“ Land, aber doch in einer bekannten Kultur wohnt. Man lässt sich auf etwas ein, das man nicht kennt und das man nicht richtig einschätzen kann. Zum Glück war ich schon einmal in Mombasa und wusste ein wenig, worauf ich mich einlasse. Ich habe mir einfach gesagt, dass ich nichts zu verlieren habe.
Ich fliege hin und wenn es nicht funktioniert, dann packe ich meine Sachen und fliege wieder nach Hause. Trotzdem waren die ersten Wochen sehr anstrengend. Man ist auf sich gestellt und hat kaum Zeit, sich auf die neue Situation und die Kultur einzustellen. Als ich jedoch erste Freundschaften geschlossen hatte und Ansprechpersonen hatte, waren diese Sorgen schnell vergessen. Trotzdem gibt es Tage, an denen man Familie und Freunde vermisst. Jeden Tag Sonne, die langen weißen Strände entlang dem Indischen Ozean und die Natur mit großen und kleinen Tieren, die man am Wochenende erkunden kann, sind aber eine sehr gute Entschädigung.
Wie muss man sich arbeiten in Kenia vorstellen? Die Arbeitsbedingungen werden wahrscheinlich nicht die gleichen sein wie in Deutschland? Wie kamen Sie damit zurecht und in welchen Punkten wünschten Sie sich nach Deutschland zurück?
Für Expats und leitende Angestellte sind die Arbeitsbedingungen in etwa dieselben wie in Deutschland. Für den Großteil der Bevölkerung hängt es sehr davon ab, wo man arbeitet und ob man eine Schule besucht hat. Die meisten Menschen sind für unsere Verhältnisse sehr arm und haben auch keine Schulausbildung.
Ihnen ist es egal, wie sie ihr Brot verdienen, solange sie ihre Familie ernähren können. Viele Menschen ohne Schulbildung verdienen weniger als 100 Euro im Monat. Damit musste ich mich anfangs natürlich auseinandersetzen und ich fühlte mich sehr unwohl, weil man sich bewusst wird, in welchem Überfluss wir in den entwickelten Ländern leben.
Zum Glück haben aber immer mehr Menschen Zugang zu Bildung und die Mittelschicht wächst dort in einem rasanten Tempo, was sich auch positiv auf die Einkommen und die sozialen Verhältnisse auswirkt. Immer mehr Menschen können sich gute Wohnungen und ein kleines Auto leisten. Vor allem Nairobi entwickelt sich rasant und in manchem Stadtteil reiht sich Reihenhaus an Reihenhaus. Als ich anfing in Kenia zu arbeiten, bestand unser Team aus drei Mitarbeitern, als ich wegging waren es schon acht. Es ist natürlich für alle motivierend diesen Fortschritt zu beobachten, weil er stellvertretend ist für ein ganzes Land. Es beweist, dass Handel und Investitionen in die Realwirtschaft wichtiger sind als Entwicklungshilfen und gutgemeinte Spenden, die größtenteils bei korrupten Beamten hängen bleiben.
Was war das Spannendste an ihrem Job und faszinierte Sie daran?
Als ich zum Unternehmen stieß, war es noch in den Kinderschuhen. Ich war praktisch von der ersten Stunde mit an Bord. Die größte Herausforderung für mich war, dass wir hauptsächlich ein Reiseveranstalter waren und ich bis dato nie etwas mit Tourismus am Hut hatte. Dass mich mein Job viel mit Menschen, sowohl Einheimischen als auch Touristen aus aller Welt, zusammenbrachte, war sehr erfüllend. Obwohl ich die meiste Zeit im Büro war, begleitete ich einmal eine Reisegruppe aus Australien.
Die Gruppe war von Kenia und der Safari so begeistert, dass wir heute noch regelmäßig Kontakt haben. Eine bessere Bestätigung für gute Arbeit und ein gutes Produkt gibt es nicht. Faszinierend an meiner Arbeit war natürlich auch die Möglichkeit, mit Menschen anderer Kulturen zu leben und zu arbeiten. Die Hälfte der Einwohner in Mombasa sind Muslime und ich habe selbst ein Jahr mit einem Muslim zusammengewohnt. Es ist schade, dass bei uns immer nur über die wenigen Extremisten berichtet wird, aber nie über die sehr große Mehrheit einer sehr gastfreundlichen und toleranten Kultur.
Sie wollen sich selbstständig machen. Woran arbeiten Sie seit Sie nach Deutschland zurückkehrten?
Es war schon immer mein Wunsch, mein eigenes Unternehmen aufzubauen. Nach zwei Jahren in Kenia fiel dann der Entschluss, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Ich bin jung, muss keine Familie ernähren und habe nichts zu verlieren. Einen besseren Zeitpunkt für die Selbstständigkeit gibt es nicht. Ich habe vor einigen Wochen gemeinsam mit einem Freund aus Kenia ein Unternehmen auf die Beine gestellt.
Wir entwickeln ein Onlinesystem, über das man Privatjets buchen kann. Wir sind so etwas wie ein Onlinebroker für Business Aviation. Obwohl es bereits einige Ideen in diese Richtung gibt, hat es noch keine geschafft, sich der neuen Technologien zu bedienen und wirklich benutzerfreundlich bzw. preistransparent zu sein. Wir wollen das ändern und den Bereich Business Aviation ins 21. Jahrhundert befördern. Sowohl für Unternehmen als auch für andere Broker und Privatpersonen.
Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Ich möchte das Unternehmen aufbauen und habe auch diesbezüglich große Pläne. Es wird noch viel Arbeit auf mich zukommen. Es gibt sehr viel zu entdecken in dieser Welt und neue Ideen findet man überall, man muss nur die Augen öffnen. Vielleicht kehre ich auch irgendwann wieder nach Kenia zurück, nicht unbedingt um dort zu leben, sondern um dort zu investieren. In dieser Hinsicht ist es ein sehr interessantes Land. Mein nächster Schritt ist aber erst einmal, mit meiner Freundin zusammenzuziehen und unsere Zukunft zu planen. Man sollte nie vergessen, dass es wichtigeres gibt im Leben als Karriere.