Es gibt unzählige Mythen und Mysterien, die sich um den Büroalltag ranken und nicht wenige von ihnen haben etwas mit der Mittagspause zu tun. Die gemeinsame Mahlzeit mit den Kollegen – für die einen das Highlight des Tages, für die anderen der ultimative Graus.
Denn nicht selten scheint es so, als würden in den Kantinen Deutschlands ganz eigene Regeln herrschen. Wer diese nicht kennt oder gar missachtet, dem droht schnell das soziale Aus. Die nachfolgenden Tipps sorgen dafür, dass es nicht so weit kommt.
Mittagspause für soziale Interaktion nutzen
Wer das Mittagessen mit den Kollegen kategorisch ablehnt, hat im Grunde genommen schon verloren. Sicherlich, es sollte sich beim gemeinsamen Lunch nie um eine gezwungene Zusammenkunft handeln. Doch ist es auch nicht hilfreich, sich rigoros zu weigern.
Die Mittagspause bietet hervorragende Möglichkeiten, neue Kontakte innerhalb der Firma zu knüpfen und die Kollegen (noch) besser kennenzulernen. Außerdem hat man selbst die Chance, neue Facetten von sich zu zeigen und somit Sympathiepunkte zu sammeln. Gerade dann, wenn Projekt- und Abteilungsleiter mit am Tisch sitzen, kann sich das lohnen.
Welche Tischmanieren sind angebracht?
Dass es wenig gut ankommt, wenn man sich am Mittagstisch wie die Sau am Trog benimmt, ist selbstverständlich. Doch wie verhält es sich mit diversen Tischmanieren, die inzwischen durchaus in die Jahre gekommen sind?
Gehört es sich beispielsweise, einer Frau den Stuhl zurecht zu rücken oder die Tür aufzuhalten? Darf man sich erst setzen, wenn der Chef Platz genommen hat? Und wer zahlt, wenn man nicht in der firmeninternen Kantine, sondern „außerhalb“ isst?
Solche Fragen können nicht pauschal beantwortet werden. Schaut man sich in zehn verschiedenen Unternehmen um, wird man zehn verschiedene Tischkulturen vorfinden. Manchmal unterscheiden sich sogar die einzelnen Abteilungen innerhalb des Unternehmens stark voneinander.
Wer neu im Team ist und die ersten Male zum gemeinsamen Mittagessen geht, tut gut daran, sich erst einmal im Hintergrund aufzuhalten und verschiedene Szenerien zu beobachten. Auf diese Weise erhält man schon nach kurzer Zeit ein gewisses Gespür für Gepflogenheiten und das Verhalten, das die Kollegen an den Tag legen.
Auf der Suche nach den richtigen Gesprächsthemen
Es ist absolut normal, dass beim Lunch mit den Kollegen hin und wieder auch über berufliche Themen gesprochen wird. Wer allerdings ausschließlich über Projekte, den Chef und nervige Kunden spricht, macht sich schnell am Mittagstisch unbeliebt.
Während der Pause dürfen ruhig auch andere Themen besprochen werden – gern auch private, wenn es das Verhältnis zu den Kollegen zulässt. Wer nicht so gern aus dem familiären Nähkästchen plaudern möchte, kann gern auch diese (unverfänglichen) Gesprächsthemen aufgreifen:
- aktuelles Stadtgeschehen (zum Beispiel Baustellen, Initiativen, große Projekte)
- anstehende Veranstaltungen
- das Wetter
- Restaurant-Empfehlungen
- TV-Sendungen, Filme, Serien, Bücher
- Ausflugsziele
- Urlaubspläne
- Wohnungssuche
Tipp: Immer daran denken: Entweder reden oder essen. Wer beides gleichzeitig macht, begibt sich auf äußerst dünnes Eis.
Was darf auf dem Teller landen?
Die Frage „Welche Gerichte eignen sich für den Business-Lunch und welche nicht?“ kann nur schwer beantwortet werden. Generell sollte natürlich jeder das essen, was ihm schmeckt und auch bekommt. Es gibt allerdings auch ein paar Empfehlungen, die einen im Zweifelsfall vor einer Blamage bewahren können. Hierzu gehören zum Beispiel:
- keine „schweren“ Speisen wie Roulade mit Rotkraut und Kloß: Solche Gerichte sind zwar durchaus lecker, bringen aber auch einen unschönen Nebeneffekt mit sich. Denn wenn der Körper mit dem Verdauen beschäftigt ist, muss alle vorhandene Energie dafür genutzt werden. Das Resultat: Man wird müde und schafft es nur mit Mühe durch die zweite Tageshälfte. Daher ist es besser, immer zu leichten Speisen wie Salat, Suppe usw. zu greifen.
- keine scharfen Speisen wie Thaicurry: Auch wenn viele Menschen durchaus eine Vorliebe für scharfe Speisen haben, sind diese für das Mittagessen mit Kollegen nicht geeignet. Der Grund: Egal, wie lecker es ist, Schärfe lässt uns schwitzen und sorgt nicht selten auch für eine unschöne Röte im Gesicht. Ein professioneller Auftritt am Mittagstisch sieht anders aus.
- keine schwierigen Gerichte wie Spaghetti: Der absolute Klassiker unter den No-Go-Gerichten sind Spaghetti – wahlweise mit Tomaten- oder Bolognese-Soße. Denn egal, wie galant man diese auf den Löffel dreht, mindestens ein Spitzer Soße schafft es immer auf das blütenweiße Oberteil. Andere Speisen, die einen hohen Blamage-Faktor mit sich bringen, sind u.a. Burritos, Burger und Döner.
- keine geruchsintensiven Speisen wie Döner: Der Döner ist nicht nur heikel, weil es schwer ist, ihn „businesslike“ zu essen, sondern auch, weil er ein Geruchsproblem mit sich bringen kann. Wer nach dem Mittagessen noch Besprechungen mit Kollegen oder gar Kunden hat, sollte unbedingt auf Zwiebeln und Knoblauchsoße verzichten.
- kein ungesundes Essen wie fettige Pizza: Klassisches Fast Food ist in den meisten Fällen auch Junk Food. Es tut zwar, was es soll (nämlich schnell sättigen), führt dem Körper aber nur wenige Nährstoffe und Vitamine zu. Das wiederum führt dazu, dass man schon nach relativ kurzer Zeit neue Energie benötigt. Getreu dem Grundsatz „Du bist, was du isst“ sollte das Mittagessen möglichst gesund und nährstoffreich ausfallen. Ob ein Nachtisch wie z.B. ein Backstein-Keks unter Junck Food fällt, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Hinweis: Mit den Kollegen zum Mittagessen gehen und dann in der Kantine – eventuell aus Angst, sich zu blamieren – jede Nahrungsaufnahme verweigern, ist übrigens auch nicht die feine englische Art. Wer in Gesellschaft isst, will nicht bloß vom anderen dabei beobachtet werden.
Die Mittagspause: (K)eine unendliche Geschichte
Gerade dann, wenn in Unternehmen nicht genau geklärt ist, von wann bis wann die Mittagspause stattzufinden hat, droht schnell die Gefahr, kein Ende zu finden. Natürlich sollte sich niemand mit der Stoppuhr an den Tisch setzen, und aufspringen, wenn die Zeit abgelaufen ist. Doch auch das Gegenteil – ein nie enden wollender Plausch mit den Kollegen – sollte besser vermieden werden.
Es ist durchaus sinnvoll, die Mittagspause hin und wieder ein wenig auszudehnen und sich noch einen Moment Entspannung zu gönnen. Doch irgendwann ist immer der Punkt erreicht, an dem es schlichtweg unhöflich wird.
Die to do-Listen der Kollegen sind in der Regel lang und spätestens nach einer Stunde will jeder zurück an den Schreibtisch. Alle Themen, die in diesem Zeitraum nicht besprochen werden konnten, sollten lieber auf das Feierabend-Bier verschoben werden.
Die Mittagspause genießt in den meisten Unternehmen einen hohen Stellenwert. Sie bietet nicht nur die Möglichkeit, zu essen, sondern spielt auch in sozialer Hinsicht eine überaus große Rolle. Wer die oben genannten Tipps befolgt, muss auch keine Angst haben, sich zu Tisch zu blamieren.