Trotzdem sollten Meinungsverschiedenheiten nie einfach nur ignoriert und ausgesessen werden. Hier erfahren Sie, wie Sie Konflikte am Arbeitsplatz aus der Welt schaffen und wieder auf einen Nenner mit Ihren Kollegen kommen.
„Richtig streiten“ will gelernt sein
Auch wenn nur die Wenigsten wirklich gern streiten, handelt es sich hierbei um eine zwischenmenschliche Interaktion, mit der sich jeder von uns hin und wieder auseinandersetzen muss.
Die schlechte Nachricht: Jeder Konflikt ist anders und baut auf teils extrem komplexen Vorgeschichten auf. Es ist daher extrem schwer, ein „Schema F“ zu erstellen, das zur allgemeinen Problemlösung herangezogen werden kann.
Die gute Nachricht: Trotzdem können Sie „richtiges Streiten“ erlernen und somit zu einer verbesserten Streitkultur am Arbeitsplatz beitragen. Hierbei ist es in erster Linie wichtig, Konflikten unter Kollegen nie aus dem Weg zu gehen, sondern sie offen anzusprechen. Wie genau das funktioniert, verraten wir Ihnen weiter unten im Beitrag.
Streitkultur: Immer auf die Kommunikation achten!
Ein weiterer essenzieller Aspekt für eine gesunde Streitkultur im Büro: Kommunikation – und zwar konstruktive, sachliche und unmissverständliche.
Häufig sind nicht die Dinge, die wir sagen, der Auslöser für Streit unter Kollegen, sondern die, die wir nicht sagen. Auch nonverbale Äußerungen – beispielsweise genervtes Stöhnen, verdrehte Augen oder eine eindeutig abweisende Körperhaltung – können das sprichwörtliche Benzin sein, das das Konflikt-Feuer zusätzlich nährt.
Wenn es zu Konflikten mit einem Kollegen kommt, sollten Sie im Hinblick auf Ihre Kommunikation immer auf diese Punkte achten:
- Vermeiden Sie verallgemeinernde Aussagen, sondern beziehen Sie sich immer auf konkrete Fakten
- Werden Sie unter keinen Umständen beleidigend in Ihrer Wortwahl
- Überhören Sie Sticheleien und gehen Sie auf keinen Fall auf diese ein
- Drücken Sie sich klar und unmissverständlich aus – also ohne zweideutige Anspielungen
- Kritisieren Sie stets konstruktiv
- Formulieren Sie „Ich-Botschaften“ (beispielsweise „Ich hatte das Gefühl, übergangen zu werden, weil…“), um den eigenen Standpunkt zu verdeutlichen und Ihr Gegenüber nicht zu bedrängen
- Fragen Sie nach, um den Standpunkt der anderen Partei zu verstehen
Keine Konfrontation ist auch keine Lösung
Auch wenn Konflikte unter Kollegen in den meisten Fällen unangenehm sind und dem Betriebsklima schaden, dürfen sie auf keinen Fall totgeschwiegen werden.
Wenn Sie hoffen, dass sich ein Streit im Büro von allein aus der Welt schafft, verschwenden Sie mit dieser Taktik in der Regel jede Menge Zeit und Energie. Denn auch wenn eine Meinungsverschiedenheit von allen Beteiligten ignoriert wird, schwelt der Konflikt doch meist unbemerkt weiter. Dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Brand erneut ausbricht.
Konflikte unter Kollegen lösen: Der 5-Schritte-Plan
Besser: Sprechen Sie das Problem offen an. Unser „5-Schritte-Plan“ für Konflikte unter Kollegen ist Ihnen dabei behilflich.
Schritt #1: Den Konflikt als solchen identifizieren
Wann hört eine kleine Meinungsverschiedenheit auf und wo beginnt ein ernstzunehmender Konflikt am Arbeitsplatz?
Natürlich ist nicht jede kleinste Auseinandersetzung gleich ein ernstzunehmender Streit unter Kollegen. Doch sollten Sie auch nicht den Fehler machen, jede Form von Konflikt kategorisch zu verharmlosen.
Eine gesunde Streitkultur im Büro basiert auch darauf, dass man Konflikte als solche identifizieren und anerkennen kann.
Schritt #2: Den Konflikt ansprechen
Als nächstes gilt es, alle Personen, die am Konflikt beteiligt sind (nicht immer handelt es sich hierbei nur um zwei), zu einem Gespräch einzuladen.
Hierbei sollten Sie unbedingt auf diese Aspekte achten:
- Wählen Sie einen neutralen Ort für das Gespräch aus (beispielsweise den Meetingraum)
- Achten Sie auf eine entspannte Atmosphäre (keiner der Beteiligten sollte beispielsweise unter Termindruck stehen)
- Signalisieren Sie von Anfang an Kooperationsbereitschaft
Schritt #3: Sichtweisen schildern
Haben sich alle Streitparteien zusammengefunden, gilt es, nach und nach den eigenen Standpunkt zu vertreten und die Sichtweise auf den Konflikt zu schildern. Auch hier gibt es wieder einiges zu beachten:
- Lassen Sie Ihren Gesprächspartner immer ausreden
- Hören Sie aufmerksam zu
- Vermeiden Sie Diskussionen
- Fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstanden haben
- Halten Sie sich mit Interpretationen der Sichtweise zurück
Schritt #4: Differenzen ausarbeiten
Nun kommen wir zu einem entscheidenden Punkt bei der Konfliktbewältigung unter Kollegen: Die Ausarbeitung von Differenzen.
Wenn jeder Beteiligte seinen Standpunkt kommuniziert hat, können im nächsten Schritt alle Aspekte benannt werden, die zur Meinungsverschiedenheit beziehungsweise zum Streit beigetragen haben.
Nehmen Sie ruhig Zettel und Stift zur Hand, um jeden Punkt zu notieren. Auf diese Weise vermeiden Sie zum einen, dass etwas vergessen wird und können den Konflikt zum anderen zusätzlich visualisieren.
Schritt #5: Lösungen finden
Auch wenn es zeitaufwändig ist: Um einen Konflikt vollständig aus der Welt zu schaffen, müssen Sie und Ihre Kollegen jeden Streitpunkt einzeln ansprechen und gemeinsam eine Lösung finden. Diese muss
- machbar
- für alle Beteiligten akzeptabel
sein.
Erst wenn alle Differenzen auf diese Weise abgearbeitet wurden und sich alle Beteiligten wohl mit den Entschlüssen fühlen, ist der Konflikt offiziell beigelegt.
Man kann Streitereien unter Kollegen nicht aus dem Weg gehen. Überall dort, wo unterschiedliche Menschen aufeinandertreffen und miteinander interagieren, sind Meinungsverschiedenheiten und Konflikte vorprogrammiert.
Das ist an sich auch nichts Schlimmes – wenn alle Beteiligten verinnerlicht haben, wie man „richtig streitet“ und einen Konflikt am Arbeitsplatz nie auf eine persönliche Ebene heben.