Auch wenn Sie jahrelang mit Kollegen zusammengearbeitet haben und diese Sie als „einen von ihnen“ bezeichnen, haben unternehmerische Ziele oberste Priorität. Oft kommt es zu Missverständnissen mit Enttäuschungen bei den alten Kollegen. Aus diesem Grund müssen Sie in Ihrer neuen Rolle vieles lernen, um sich als guter und kompetenter Chef zu behaupten.
Darum ist Ihr Aufstieg wie ein neuer Beruf
Sie sind nicht ohne Grund in eine Führungsrolle befördert worden. Wahrscheinlich haben Sie sich als kompetente Fachkraft gegenüber Ihren Kollegen behaupten können. Die neue Position bringt allerdings neue Aufgaben mit sich, die mit Ihren fachlichen Kenntnissen wenig zu tun haben. Die sogenannte „Führungsarbeit“ wird von vielen Neu-Chefs unterschätzt und vernachlässigt. Sie bewegen sich weiterhin im alten Aufgabengebiet anstatt sich intensiv mit der Führung zu beschäftigen.
Wenn wir bei der Führungsposition vom „Beruf erlernen“ sprechen, dann ist das nicht im üblichen Sinne von Ausbildungen gemeint. Meistens wird man zur Führungskraft ernannt. Ab diesem Zeitpunkt ist man nicht nur für die eigene Arbeit verantwortlich, sondern auch für die Arbeit anderer. Sie organisieren die Arbeit im Team. Sie legen Ziele und Prioritäten fest, kommunizieren, delegieren und planen für das Ganze.
Ein reibungsloser Übergang vom Kollegen zum Chef ist in der Regel utopisch, und man kann nicht auf Knopfdruck in die neue Rolle schlüpfen. In renommierten Unternehmen wird das auch nicht verlangt. Stattdessen wird die Übergangsphase durch Seminare und intensiver Betreuung begleitet. Die Firmenleitung hat die Aufgabe, Sie als neue Führungskraft bekanntzugeben und i.d.R. in einem halben Jahr einzuarbeiten.
Es gibt nicht nur Vorteile bei der Beförderung
Jeder freut sich über eine Beförderung, doch nicht nur Positives wartet auf einen wenn Sie vom Kollegen zum Chef werden.
Es gibt durchaus auch Nachteile. Wägen Sie für sich Vor- und Nachteile ab und bereiten Sie sich auch auf negative Erfahrungen vor.
Die Vorteile des beruflichen Aufstiegs:
- Sie erlangen einen höheren Status und mehr Prestige, ein besseres Gehalt und Zusatzleistungen.
- Dazu noch mehr Gestaltungsmöglichkeiten und in der Regel bessere Arbeitsbedingungen.
Die Nachteile hingegen sind nicht auf den ersten Blick erkennbar:
- Sie können Ihre bisherige Tätigkeit, die Sie gerne ausgeübt haben vergessen. Stattdessen werden Sie mit neuen Aufgaben konfrontiert, die Sie erst mal erlernen müssen.
- Ein weiterer Nachteil ist oft der Fall, dass Sie für zwei arbeiten müssen, um die „alte Stelle“ zu kompensieren.
- Falls Sie die alte Stelle nicht selbst vertreten müssen, haben Sie die unangenehme Aufgabe diese unter den ehemaligen Kollegen zu besetzten, was mehr Arbeitsstunden oder höhere Produktivität abverlangt.
- Als Rückschlag wird auch der Bruch in den sozialen Beziehungen gesehen. Ihr bisheriges Team wird Sie nicht mehr als gleichwertiges Mitglied akzeptieren.
- Stattdessen wird die neue Lage geleugnet oder schlimmstenfalls sogar offensichtlich zum Vorschein gebracht.
- Als neuer Chef werden Sie nicht mehr in alle Gespräche eingebunden und viele firmeninterne Themen kriegen Sie nicht mehr mit. Sie werden vom „Flurfunk“ ausgeschlossen.
- Sie sind automatisch zur Einsamkeit verdonnert, denn bei Problemen können Sie nicht mehr ohne weiteres zu Kollegen laufen.
Den eigenen Vorgesetzten als Verbündeten gewinnen
Mit der Unterstützung Ihres Chefs, können Sie Aufgaben sicherer und somit besser meistern. Steht Ihnen eine schwierige Aufgabe bevor, bei deren Lösung Sie sich unsicher sind, sollten Sie das Gespräch mit Ihrem Chef suchen. Ihr Vorgesetzter war bestimmt in schon einmal in einer ähnlichen Lage wie Sie gerade.
Welche Gefühle verbinden Sie mit der neuen Rolle?
- Versagensangst?
- Nervosität?
- Unerfahrenheit?
- Ins kalte Wasser geschmissen zu werden?
Gehen Sie offen aber auch souverän mit diesen Gefühlen um. Begründen Sie Ihrem Vorgesetzen gegenüber, warum Sie sich in der aktuellen Situation unsicher sind. Wenn Ihr Chef Ihre Gefühle und Interpretationen nachvollziehen kann, gibt er Ihnen sicherlich ein paar nützliche Tipps zur Bewältigung der neuen Aufgabe.
Die schrittweise Besprechung und Abhandlung der einzelnen Punkte Ihrer Aufgaben garantiert Ihnen eine „Rückenstärkung von oben“. Sichern Sie sich bei neuen Aufgaben ruhig häufiger ab, als bei Routineaufgaben. Sobald Sie ein ungutes Bauchgefühl haben, sollen Sie auf dieses vertrauen und das Gespräch suchen. So werden nicht nur Sie in Ihrer Sicherheit gestärkt, sondern auch die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Vorgesetzen. Wenn dieser weiß, dass Sie ihm Vertrauen und ihn gerne als Ansprechperson wahrnehmen, wird er Sie zunehmend gerne unterstützen.
Durch regelmäßiges Zusammensetzen mit den Vorgesetzten schaffen Sie Klarheit und sichern sich Unterstützung.
Probezeit: Die Testphase als Chef überstehen
Es ist geglückt, die nächste Karrierestufe ist erreicht. Aber wie ist dass nun wenn man vom Kollegen zum Chef wird?
In den ersten Tagen werden Sie sich an Ihre neue Situation gewöhnen und auch darauf achten müssen, dass Sie nicht unter die Räder geraten.
Bei der Regierung spricht man von der so genannten „Schonzeit“, in der nicht von Anfang an Topleistungen verlangt werden. Diese Phase dient zur Orientierung und Veränderungsstrategie Ihrerseits. Hierbei ist es wichtig, sich genügend Zeit zu nehmen um alles nach Plan zu gestalten:
- Wie sind die Reaktionen ehemaliger Mitarbeiter auf Ihren Aufstieg?
- Wo bekommen Sie Unterstützung?
- Welche Schwierigkeiten ergeben sich?
- Welche Erwartungen werden an Sie gestellt?
- Wie wollen Sie Ihrer Position gerecht werden?
- Mit welchen Entwicklungen müssen Sie bei Ihren Veränderungen rechnen?
Erst wenn Sie absolut sicher sind die gegenwertige Situation zu durchblicken, können Sie mit Veränderungen beginnen. Ein gescheitertes Projekt gleich zum Anfang ist kein gutes Zeichen für den Verlauf Ihrer Karriere.
Es ist hilfreich wenn die Führungsetage hinter Ihnen steht. Durch Ihre gut überlegten Handlungen und Planung wirken Sie automatisch authentischer und selbstbewusst. Folgende Punkte sollten Sie deshalb planen:
- Wie wollen Sie die Arbeit leiten?
- Welche Ziele haben Sie für die Mitarbeiter geplant?
- Welchen Führungsstil wollen Sie anwenden?
- Wie gehen Sie vor wenn Probleme auftauchen?
- Welche Erwartungen haben Sie?
Auch wenn es am Anfang so scheint als könnten Sie den Berg nicht erklimmen – Denken Sie daran, sie haben nicht umsonst den Job bekommen!