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Auch wenn am Arbeitsplatz stets großer Wert auf ein souveränes Auftreten gelegt wird, sind auch hier peinliche Situationen (zum Leidwesen aller) an der Tagesordnung. Zu den absoluten „Klassikern“ unter den unangenehmen Faux Pas gehören Mundgeruch, Schweißflecken oder auch Reste vom Mittagessen, die sich auf das Hemd oder die Bluse verirrt haben.
Wer seine Mitmenschen damit in die nächste Besprechung gehen lässt, verhält sich alles andere als kollegial. Doch wie spricht man peinliche Themen an ohne sich selbst in eine unangenehme Situation zu manövrieren? Dieser Beitrag verrät, wie es geht.
Bloß nicht an die große Glocke hängen
Mundgeruch, Schweißflecken und Co. sind absolut menschlich und darum auch kein Beinbruch. Es kann schlichtweg jedem einmal passieren. Dennoch sollten diese kleinen Malheure besser nicht an die große Glocke gehängt werden. Wer sein Gegenüber auf ein solches Thema ansprechen will, sucht lieber das Vier-Augen-Gespräch.
Wenn stattdessen vor versammelter Mannschaft auf einen offenen Hosenstahl oder ein Stück Toilettenpapier am Absatzschuh hingewiesen wird, riskiert man damit nicht nur, dass sich der Betroffene für die Situation schämt. Diese wird schnell zum allgemeinen Stimmungskiller, da auch die meisten Umstehenden peinlich berührt sein werden. (Stichwort: Fremdschämen)
Je länger das Gespräch, desto unangenehmer die Situation
Wer seinen Kollegen oder seine Kollegin auf eine unangenehme Sache hinweisen möchte, der sollte immer auch die Regel „keep it short and simple“ beherzigen. Das bedeutet: Bloß nicht lang um den heißen Brei reden, sondern das Gespräch schnell über die Bühne bringen.
Je länger die Unterhaltung dauert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich mindestens ein Teilnehmer extrem unwohl dabei fühlt. Es ist schon unangenehm genug, jemanden auf Mundgeruch oder Schweißflecken hinzuweisen – dieser Moment muss nicht auch noch unnötig in die Länge gezogen werden.
Durch die Blume, aber bitte nicht zu blumig!
„Entschuldigung, aber ich wollte nur kurz sagen, dass Sie ziemlich starken Mundgeruch haben.“
Formulierungen dieser Art sind zwar kurz und definitiv auf den Punkt gebracht, aber dennoch nicht sonderlich empfehlenswert. Gerade dann, wenn man häufig mit dem betroffenen Kollegen zusammenarbeitet, sollten peinliche Themen eher behutsam angesprochen werden.
Niemand wird gern mit unangenehmen Situationen konfrontiert – schon gar nicht am Arbeitsplatz. Hier gilt die Devise: Bitte durch die Blume auf ein Problem hinweisen, dabei aber auch nicht zu blumig formulieren. Denn sonst droht das Gespräch wieder zu lang zu werden.
Wie genau das in der Praxis klingen kann zeigen diese Formulierungsbeispiele.
Kollegen auf Mundgeruch hinweisen
- „Ich möchte ungern eine große Sache daraus machen, sondern dich/Sie nur kurz darauf hinweisen, dass dein/Ihr Atem nicht mehr frisch ist.“
- „Bitte krieg/en (Sie) das jetzt nicht in den falschen Hals, ich meine es nicht böse. Aber vielleicht solltest du/sollten Sie vor der Besprechung noch etwas für einen frischeren Atem tun.“
- „Ich weiß, es ist sehr unangenehm, auf so etwas hingewiesen zu werden, aber eventuell möchten Sie vor dem Kundentermin noch diesen Kaugummi kauen?“
Kollegen auf Schweißflecken/Schweißgeruch hinweisen
- „Heute ist es ganz schön warm/stressig, nicht wahr? Da ist es kein Wunder, dass das Deo versagt…“
- „Ich möchte nicht unhöflich sein, aber eventuell tut dir/Ihnen eine kurze Erfrischung vor dem Meeting ganz gut.“
- „Tut mir leid, wenn das jetzt unangenehm ist, aber ich fände es nicht richtig, dich/Sie mit Schweißflecken in die Besprechung gehen zu lassen. Hast du/Haben Sie vielleicht noch ein Wechselhemd hier?“
Kollegen auf eine unordentliche Garderobe o.ä. hinweisen (Hemd steckt nicht richtig in der Hose, Fleck auf der Bluse, Hosenstall ist auf, Toilettenpapier hängt unterm Schuh…)
- „Vielleicht solltest du/sollten Sie noch mal deine/Ihre Garderobe checken, ehe du/Sie in die Konferenz gehst/gehen.“
- „Keine Sorge, mir ist das auch schon mal passiert. Darum weiß ich, wie hilfreich es ist, darauf hinzuweisen, dass…“
- „Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte dich/Sie nicht verunsichern, aber dein/Ihr Hemd steckt nicht richtig in der Hose.“
Kollegen auf Essensreste zwischen den Zähnen hinweisen
- „Der Spinat/der Mohnkuchen heute Mittag scheint geschmeckt zu haben?“
- „Es wäre fatal, dich/Sie so ins Meeting gehen zu lassen. Warum überprüfst du/überprüfen Sie nicht vorher noch kurz deine/Ihre Zähne?“
- „Ich finde, du hast/Sie haben ein tolles Lächeln. Doch noch toller wäre es, wenn du/Sie kurz etwas Zahnseide verwendest/verwenden.“
Hinweis: Natürlich können einzelne Bausteine dieser Formulierungsbeispiele auch anderweitig miteinander kombiniert oder durch eigene Ansätze ergänzt werden.
Die Sätze machen deutlich, dass man das Kind nicht immer zwangsläufig beim Namen nennen muss. Wem es unangenehm ist, über Mundgeruch zu sprechen, der kann durchaus auf einen frischen Atem hinweisen. Gleiches gilt für Schweißflecken, Essen zwischen den Zähnen oder andere Peinlichkeiten. Indem man die Formulierung bewusst positiv wählt, verläuft das Gespräch gleich viel weniger unangenehm.
Konkrete Hilfe anbieten und das Problem lösen
Eines gleich vorweg: Dem Kollegen wortlos einen Kaugummi oder ein Deospray reichen, ist ganz sicher nicht die feine englische Art. Auch wenn man meinen könnte, dass es ganz ohne Worte am wenigsten peinlich für alle Beteiligten ist, tritt doch meist das genaue Gegenteil ein.
Trotzdem ist es mitunter ziemlich hilfreich, wenn man ein Hilfsmittel parat hat, das dem Kollegen aus seiner Misere hilft. Egal ob Deo gegen den Schweiß- oder Kaugummi gegen den Mundgeruch, etwas Zahnseide, eine leichte Strickjacke, die die Schweißflecken kaschiert oder ein Wechselhemd, das dem Kollegen geliehen werden kann – wer nicht nur auf das Problem hinweist, sondern auch noch Lösungsansätze bieten kann, tut seinem Gegenüber gleich in doppelter Hinsicht einen Gefallen.
Je mehr Gemeinsamkeiten desto besser
Abschließend noch ein allgemeiner Hinweis, der für alle Peinlichkeiten im Büro gilt: Damit die Situation so wenig unangenehm wie möglich ist, sollte stets darauf geachtet werden, dass die beiden Gesprächsteilnehmer so viele Gemeinsamkeiten wie möglich haben. Hierzu zählen beispielsweise:
- Geschlecht
- Position/Hierarchiestufe
- Abteilung/Aufgabenbereich
Es ist sehr viel einfacher und weniger peinlich, einen Vertreter des gleichen Geschlechts, der auch noch in der selben Abteilung arbeitet und einen ähnlichen Rang im Unternehmen innehat, auf einen kleinen Faux Pas hinzuweisen. Je mehr Unterschiede es gibt, desto verzwickter droht die Situation zu werden. In diesem Fall ist es durchaus sinnvoll, einen anderen Kollegen zu beten, das Gespräch zu übernehmen.
Keine Zweifel: Einen Kollegen auf einen kleinen Faux Pas hinzuweisen ist nie angenehm. Die Angelegenheit totzuschweigen stellt allerdings auch keine Lösung dar. Ganz im Gegenteil: Wer Mundgeruch, Flecken und Essensreste zwischen den Zähnen nicht anspricht, lässt den Kollegen sprichwörtlich ins offene Messer rennen. Auch wenn es sich zunächst nicht danach anfühlt: Indem er auf die Peinlichkeit aufmerksam gemacht wird, tut man ihm einen großen Gefallen. Jeder, der das verinnerlicht hat, wird zukünftig viel souveräner mit diesen prekären Situationen umgehen.