Bevor man den entscheidenden Schritt wagt und sich mit beruflicher Qualifikation um einen Studienplatz bewirbt, gibt es einiges zu überdenken. Zunächst erfordert ein Hochschulstudium fachliche Kenntnisse und Fähigkeiten, auf die das Abitur hervorragend vorbereitet und die sich Bewerber ohne allgemeine Hochschulreife aneignen sollten. Dazu zählen vor allem gute Sprachkenntnisse, da Fachliteratur häufig nur auf Englisch erhältlich ist. In den Studiengängen natur- und ingenieurswissenschaftlicher Ausrichtung werden auch solide Mathematik-Kenntnisse vorausgesetzt. Herangehensweisen und Methoden, die bei Seminararbeiten oder Referaten an der Hochschule üblich sind, sollten ebenfalls ansatzweise bekannt sein.
So funktioniert die Zulassung
Wer ohne Abitur studieren möchte, muss andere Qualifikationen vorweisen können: Neben dem Erwerb eines Abschlusses in einem anerkannten Ausbildungsberuf ist mehrjährige Berufserfahrung Grundvoraussetzung. Je nach Bundesland gibt es hierbei verschiedene Regelungen und auch von Uni zu Uni können sich die Auswahlmodalitäten unterscheiden.
In den meisten Fällen gilt eine absolvierte Meisterprüfung jedoch als äquivalent zur allgemeinen Hochschulreife. Auch als staatlich geprüfte(r) Betriebswirt(-in) oder Techniker(-in) kann man mit einer direkten Zulassung rechnen.
Berufstätige, die eine zweijährige Ausbildung und eine berufliche Tätigkeit von mindestens drei Jahren vorweisen können, haben häufig die Möglichkeit, direkt zu einem Studium zugelassen zu werden, das dem Beruf entspricht. In berufsfremden Studienfächern ist jedoch eine Eignungsprüfung oder ein Probestudium üblich. Durch die entsprechenden Tests stellen die Bewerber ihre Qualifikation unter Beweis.
Mit guter Planung zum Erfolg
Ein Vollzeitstudium bedeutet für Berufserfahrene eine komplette Umstellung des Alltags: Die Anpassung an Vorlesungszeiten, Seminare und Tutorien erfordert Flexibilität und ein Umdenken nach der Zeiteinteilung einer 40-Stunden-Woche. Wer lieber in einem festen Arbeitsverhältnis bleiben möchte, hat jedoch auch die Möglichkeit eines berufsbegleitenden Bachelor-Studiums: so zum Beispiel am Steinbeis Center of Management and Technology.
In einem solchen Studium werden einzelne mehrtägige Module mit der bisherigen Tätigkeit im Unternehmen kombiniert. Dadurch entsteht allerdings eine Doppelbelastung, die man bereits vor der Bewerbung einkalkulieren muss: Konkrete Absprachen mit dem Arbeitgeber in Sachen Arbeitszeiten und hinsichtlich einer möglichen finanziellen Unterstützung sind hilfreich.
Finanzierungsmöglichkeiten
Neben der neuen finanziellen Belastung durch das Studium haben beruflich qualifizierte Studienbewerber auch Vorteile: Für sie gilt die Altersgrenze von 30 Jahren für die BAföG-Förderung nicht. Zusätzlich zur staatlichen Unterstützung ist es möglich, die finanzielle Situation durch einen Nebenjob mit bis zu 400 Euro Vergütung aufzubessern.
Eine weitere Finanzierungsoption ist speziell für das Studium ohne Abitur zugeschnitten: Das Aufstiegsstipendium. Es wurde im Rahmen der Initiative „Aufstieg durch Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ins Leben gerufen. Neben zwei Jahren Berufserfahrung werden an die Bewerber für diese Art der Förderung hohe Anforderungen gestellt. Herausragende bisherige Leistungen und eine Empfehlung durch den Arbeitgeber gehören unter anderem dazu. Der Bewerbungsaufwand lohnt sich allerdings: Mit monatlich 750 Euro und einer Kinderbetreuungspauschale bietet das Aufstiegsstipendium eine gute finanzielle Versorgung.
Grundsätzlich gilt: Wer alle Möglichkeiten für Finanzierungshilfen bei der Studienplanung wahrnimmt, ist auf dem besten Weg zu seinem Wunschabschluss.
Fünf praktische Tipps
- Genau informieren: „Die Regelungen für das Studium ohne Abitur variieren je nach Bundesland“, weiß Jung. „Informieren Sie sich bei der Hochschule über die jeweiligen Voraussetzungen.“
- Beraten lassen: „Nehmen Sie die Beratungsangebote der Fernhochschulen in Anspruch, denn auch die Aufnahmekriterien der einzelnen Hochschulen können voneinander abweichen“, rät Jung.
- Wissenslücken schließen: „Wenn Sie vor dem Studienstart feststellen, dass Ihnen in einem Bereich Vorkenntnisse fehlen, dann besuchen Sie einen Vorbereitungskurs“, empfiehlt der Experte. „Beispielsweise in Mathematik werden zahlreiche Präsenz- und Online-Kurse angeboten, oft auch von den Fernhochschulen selbst. Viele Vorbereitungskurse sind sogar kostenfrei.“
- Mit anderen vernetzen: „Nehmen Sie Kontakt zu anderen Studierenden ohne Abitur auf“, so Jung. „Im Austausch mit höheren Semestern erhalten Sie wertvolle Tipps und Motivation. Mit Kommilitonen aus Ihrem Semester können Sie beispielsweise Lerngruppen bilden.“ Möglichkeit zur Vernetzung mit anderen Fernstudierenden besteht auf Fernstudium-Infos.de.
- Gründlich planen: „Ein Fernstudium läuft nicht nebenbei mit, sondern muss in den vorhandenen Alltag integriert werden“, weiß Jung. „Sie sollten daher schon im Vorfeld planen und mit Ihrem Umfeld abstimmen, wie Sie sich die notwendigen Lernzeiten schaffen.“