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Das Thema „Mitarbeiterzufriedenheit“ ist in aller Munde, von „Arbeitsglück“ haben aber bisher nur wenige gehört. Der Begriff „Arbejdsglæde“ ist bei unseren skandinavischen Nachbarn fest im Berufsalltag integriert. In Ländern wie Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland leben laut unterschiedlicher Studien die glücklichsten Menschen der Welt. Einer der Hauptgründe hierfür ist das Glücksgefühl, das viele bei der Arbeit empfinden.
Das Konzept des Arbeitsglückes basiert auf der positiven Psychologie und der modernen Managementlehre.
Um es zu verstehen, beantworten Sie sich einfach die folgenden Fragen:
- Machen Sie Ihren Job gern?
- Sehen Sie einen Sinn in Ihrer Arbeit?
- Haben Sie das Gefühl an etwas Wichtigem mitzuarbeiten?
- Haben Sie die Möglichkeit, dass zu tun, was Sie am besten können?
- Mögen Sie Ihre Kollegen und mögen diese Sie?
- Freuen Sie sich, wenn am Montag-Morgen endlich der Wecker klingelt?
Wenn Sie alle Fragen mit JAAA beantwortet haben, dann gratuliere ich Ihnen. Sie haben Ihr Arbeitsglück gefunden.
Warum es so wichtig ist, auf Arbeit glücklich zu sein?
Jeder Mensch verbringt ungefähr ein Drittel seiner Lebenszeit bei der Arbeit. Das ist mehr Zeit, als wir mit Freunden und unserer Familie zusammengerechnet, verbringen. Klingt schaurig, oder? Nicht, wenn wir diese Stunden glücklich und zufrieden verbringen (die meisten davon zumindest – jeder hat mal einen schlechten Tag).
Laut einer Studie ist ein erfülltes Arbeitsleben für die meisten Menschen auf Platz drei der Dinge, die sie glücklich machen. Platz zwei sind gute Freunde und der wichtigste Glücksfaktor ist für viele eine gute, romantische Beziehung. Sind Sie überrascht, dass „Erfolg“ nicht auf dieser kurzen Liste ist? Erfolgreich wird man meist erst dann, wenn man wirklich glücklich ist, mit dem, was man macht.
Happiness at Work steigert die Kreativität, die Widerstandsfähigkeit, die Motivation und die Produktivität sowieso.
Welche Vorteile hat es, wenn Mitarbeiter zufrieden sind?
• Höhere Mitarbeiterbindung
Kündigt ein guter Mitarbeiter, hat dies für ein Unternehmen durchaus enorme finanzielle Folgen. Ein neuer Angestellter muss gefunden und eingearbeitet werden. Glückliche Mitarbeiter bleiben einem Unternehmen allerdings länger treu und die Fluktuationsrate verringert sich.
• Weniger Fehlzeiten
Sind Mitarbeiter nicht zufrieden und fühlen sich gestresst kann dies zu Gesundheitseinschränkungen und somit zu vermehrten Krankschreibungen führen.
• Bessere Teamfähigkeit
Jeder umgibt sich doch gern mit glücklichen Menschen und jeder arbeitet gern mit denen, die Optimismus und Energie ausstrahlen. Die Zufriedenheit eines Mitarbeiters kann sich dann wiederum auf alle anderen auswirken und sogar „ansteckend“ sein.
• Mehr Umsatz durch glückliche Mitarbeiter
Das ganze kann wie ein Kreis angesehen werden: Glückliche Angestellte = zufriedene Kunden = Mehr Verkäufe = Mehr Umsatz = Mehr Spielraum für Maßnahmen, die Mitarbeiterzufriedenheit steigern. Klingt logisch, oder?
• Außenwirkung Ihrer Marke
Sind Mitarbeiter glücklich, strahlen sie das meist auch aus. Sie werden im Familien- und Bekanntenkreis gut über das Unternehmen sprechen und somit die Marke stärken.
Wie unterscheidet sich Arbeitsglück von Mitarbeiterzufriedenheit?
Mein dänischer Kollege Alexander Kjerulf, einer der Vorreiter derer, die sich mit Arbeitsglück (Happiness at Work) beschäftigen, sagt, dass sich Zufriedenheit stark von Glück unterscheidet. Zufriedenheit ist ein Denkprozess, bei dem wir unsere Situation bewerten. Arbeitsglück jedoch ist vielmehr ein Gefühl, dass wir bei der Arbeit verspüren können. Ihm zufolge bringen Maßnahmen, wie kostenloser Kaffee, Ostschalen oder Gehaltserhöhungen nur bedingt etwas.
Selbstverständlich ist eine gerechte Entlohnung wichtig, jedoch besteht vielerorts der Irrglaube, dass über das Gehalt Mitarbeiter motiviert und „glücklich“ werden. Doch häufig wirken extrinsische Motivatoren wie Gehaltserhöhungen, Bonuszahlungen, Dienstwagen usw. nicht langfristig und werden schnell als neuer Standard erwartet. Deshalb setzt das Prinzip des Arbeitsglücks auf intrinsische Motivationsfaktoren. Nicht was Sie über Ihren Job denken, sondern wie Sie sich bei der Arbeit fühlen, ist entscheidend für Ihr Arbeitsglück.
Wahres Arbeitsglück liegt in der Verantwortung des Mitarbeiters, nicht des Managers und nicht der Kollegen. Diese können allerdings dafür sorgen, dass der Arbeitsplatz Glücklichsein zulässt und fördert. Demzufolge kann Mitarbeiterzufriedenheit als die Vorstufe zu Arbeitsglück angesehen werden.
Wie kann Arbeitsglück geschaffen werden?
Ich bin der Meinung, dass es für Happiness at Work zwei Haupttreiber gibt: Ergebnisse und Beziehungen. Was bedeutet das genau?
Ergebnisse erzielt man, wenn man am Ende des Arbeitstages weiß, man hat etwas geschafft und irgendwie zu einem großem Ganzen beigetragen. Besonders wichtig ist es, einen Sinn in der eigenen Arbeit zu sehen. Vielleicht kennen Sie dieses Gefühl, wenn Sie abends nach Hause fahren und stolz darauf sind, was Sie geleistet haben. Das Streben nach Sinnhaftigkeit und anderen Menschen zu helfen, sind zwei Punkte die fest in uns Menschen verankert sind und uns dazu motivieren jeden Morgen aufs Neue aufzustehen.
Außerdem fühlen wir Menschen uns viel glücklicher, wenn wir uns weiterentwickeln können und wenn wir Lob und Anerkennung für unsere Arbeit bekommen. Die Aufgabe der Führungskräfte ist es also, die Sinnhaftigkeit der Aufgaben klar zu kommunizieren, konstruktives Feedback zu geben und Mitarbeiter zu loben. Letztes kommt leider in vielen Unternehmen zu kurz, was uns der jährlich Gallup Engagement Index immer wieder zeigt.
Der zweite Treiber für Arbeitsglück lautet „Beziehungen“ – nicht nur mit den Kollegen, sondern auch mit sich selbst im Hinblick auf die tägliche Arbeit. Nur wer am Arbeitsplatz er selbst sein kann und sich wohlfühlt, wird auch glücklich werden.
Fazit:
Happiness at Work entsteht nicht über Nacht, sondern ist ein Prozess an dem die Führungsebene mit den Angestellten zusammen arbeiten muss. Die Grundlage hierfür bilden Mitarbeiterzufriedenheit, Weiterbildungsmöglichkeiten, Sinnhaftigkeit und ein kollegiales Arbeitsumfeld. Die Folgen von Arbeitsglück sind neben steigender Produktivität, höherer Kreativität, weniger Fehlzeiten sowie höherer Kundenzufriedenheit, dass sich alle im Unternehmen glücklicher und zufriedener fühlen. Ein wichtiger Punkt, der in Zeiten von Fachkräftemangel und einer neuen Generation von Arbeitnehmern nicht unterschätzt werden sollte.
Was sind Ihre Erfahrungen? Haben Sie Ihr Arbeitsglück gefunden?
Der Autor:
Als Führungskräftecoach und Chief Happiness Officer beschäftigt sich Dipl.-Ing. Saleh Amiralai mit den Themen „Positive Leadership“, „Mitarbeiterzufriedenheit“ und „Arbeitsglück“.