Dipl.-Psych. Christoph Burger arbeitet als Karriereberater in
1. Welche Vorbereitungsmaßnahmen für ein Bewerbungsgespräch sind ein Muss?
Selbstverständlich zur guten Vorbereitung gehören eine solide Planung der Anreise und des Outfits. Ferner müssen zwei Arten von Fragen vorbereitet werden. Erstens die Standardfragen: Dazu gehört unbedingt eine gründliche Recherche zum Unternehmen und zur ausgeschriebenen Position.
Zweitens die individuellen Fragen: Wo sieht der mögliche Arbeitgeber vielleicht Klärungsbedarf? Dies könnten z.B. ein schlechtes Zeugnis oder eine fehlende Qualifikation sein.
2. Stärken ausbauen oder Schwächen abbauen – Worauf sollten sich Arbeitnehmer konzentrieren?
Die beste Strategie liegt darin, nur die gröbsten Schwächen zu beachten und akzeptabel auszubügeln. Alle übrige Energie darf den Stärken und Vorlieben gelten. Das bringt die Unternehmen nachweislich weiter. Außerdem schafft diese Strategie für Ihre persönliche Karriere die größten Vorteile.
3. Viele Arbeitnehmer haben Hemmungen ihre Vorgesetzten zu kritisieren – Wie kann ich den Führungsstil oder die Aufgabenverteilung meines Chefs beanstanden, ohne Angst vor negativen Konsequenzen haben zu müssen?
Ein kompetenter Angestellter macht es so: Er prüft die von oben vorgegebene Richtung und arbeitet zusätzlich den eigenen Favorit aus. Ist die persönliche Idee die bessere, wird diese Lösung mitsamt Umsetzungsweg vorgetragen und dem Chef zur Wahl gestellt.
Wenn noch keine Vorgabe existiert, sollten Gegenargumente mit dem Wörtchen „wobei“ eingeleitet werden. Vermeiden Sie das Wort „aber“, das sofort Konfrontation und Abwehr erzeugt. Machen Sie es sich zur eisernen Regel, weder die Perspektive Ihres Chefs noch Ihre eigene als privilegiert anzusehen.
4. Sich anpassen ohne sich zu verbiegen – querdenken ohne querzuschießen: Wie finden Arbeitnehmer hier die Waage?
Das Einmaleins für den beruflichen Alltag kam schon zur Sprache. Für wichtige Entscheidungen zwischen Verbiegen und Anpassen gilt die Regel, sich entsprechend gründlich vorzubereiten. Umzug ins Ausland oder neuer Job mit Dienstreisen und Sonntagseinsätzen?
Die Folgen solcher Entscheidungen tragen weit. Die Familie sollte ausführlich gehört werden. Alte Freunde können zur persönlichen Entwicklung Stellung nehmen. Und professionelle Karriereberater helfen, die Folgen einer Entscheidung für die weitere Laufbahn einzuschätzen.
Dazu gehört auch, weitere Informationen anzuraten: Was sagt die Personalabteilung? Was sagen wichtige Ansprechpartner beim Arbeitgeber? Karriereberater können anschließend als neutrale Berater helfen, die Fäden zusammen zu führen.
5. Ein Jahresgespräch ist häufig auch mit Kritik verbunden. Wenn ein Mitarbeiter diese als unangebracht empfindet, fällt es oft schwer, ruhig zu bleiben: Wie meistert man eine solche Situation?
Vorbereitung ist hier das A und O. Kennen Sie Ihren Chef als notorischen Nörgler und hauptberuflichen Bedenkenträger? Dann malen Sie sich vor dem Gespräch das Schlimmste aus! Was würde er sagen, wenn er diesmal wirklich zur absoluten Hochform aufliefe?
Wenn er kein gutes Haar an Ihnen und Ihrer Leistung ließe und Sie so richtig fertig machen wollte? Derart vorbereitet werden Sie das Schauspiel geradezu genießen. Kontern Sie mit ruhigem, sachlichem Standing. Wenn Sie sich selbst ereifern und verteidigen, steigert dies nur den Ehrgeiz des Angreifers – verzichten Sie darauf und lassen Sie Manches einfach stehen.
So läuft der Angriff ins Leere. Kommt ein Punkt, der wichtig ist oder einer, der Sie überrascht, fragen Sie interessiert nach. Auch wenn der Inhalt in Unverschämtheiten verpackt ist: Die Nachfragen werden Ihnen persönlich später weiterhelfen.