ist Querdenkerin, visionäre Business-Innovatorin, Keynote-Speakerin, achtfache Buchautorin,
1. Zeitmanagement nach dem Eisenhower Prinzip: Alles Quatsch?
Oha, das ist eine provokante Frage (lacht). Das Eisenhower-Prinzip ist ja ein gängiges Tool aus dem klassischen Zeitmanagement, in dem alle vorliegenden Aufgaben in eine Matrix von „dringend“ und „wichtig“ eingeteilt werden. Viele Menschen schwören darauf, damit prima Prioritäten setzen zu können. Aber bei ganz vielen Berufstätigen funktioniert das einfach nicht. Aus drei Gründen:
- unser Berufsalltag ist heutzutage nicht mehr so planbar, dass wir in der Früh exakt festlegen können, was heute wirklich wichtig ist. Unvorhergesehenes, Zwischenmenschliches und Brennendes machen uns mehr denn je einen Strich durch die Rechnung.
- Für Querdenker, Musterbrecher und Generation Yer ist dieses Schema viel zu starr, denn sie lieben es, spontan und schnell auf Aufgaben anzuspringen und hassen es, Dinge langfristig zu planen. Hinzu kommt bei diesen „Kreativen Chaoten“, wie ich sie liebevoll nenne, dass sie ein großes Talent haben: die Überraschungskompetenz. D.h. sie halten sich am liebsten im „A-Quadranten“ auf, wo viele Dinge auf den letzten Drücker erledigt werden müssen, während eher systematisch-analytische Menschen lieber im gut geplanten B-Quadranten sind.
- Die morgendliche Abwägung „Ist diese Aufgabe A? Oder B? Oder C? Oder Papierkorb? Oder doch A?“ nimmt einfach zu viel Zeit in Anspruch.
Machen Sie es sich lieber leicht und reduzieren Sie das Eisenhower-Prinzip auf eine einzige Überlegung. Ich frage mich, wenn ich mal wieder ganz emsig am Arbeiten bin: Tue ich etwas wirklich Zielführendes? Oder halte ich mich beschäftigt? Und schon weiß ich, wie es weitergeht.
2. Was verstehen Sie unter kreativ-chaotischem Zeitmanagement?
Im Gegensatz zum klassischen Zeitmanagement, das sehr auf penibel geführten Listen, klaren Prioritäten, Selbstdisziplin und akkurater Planung aufbaut, berücksichtigt mein Ansatz zum einen den beruflichen Alltag (ist der wirklich planbar oder eher nicht?) und vor allem auch die Talente eines Einzelnen. Ein sehr systematisch-analytischer Mensch in einem planbaren Job kommt mit den klassischen Methoden wunderbar zurecht.
Die Querdenker oder Berufstätigen in einem kreativ-chaotischen Umfeld beißen sich damit jedoch die Zähne aus. Sie brauchen einen Ansatz, der flexibler, bunter, abwechslungsreicher ist. Zu welchem Talent-Typ Sie zählen, können Sie übrigens in einem Gratis-Selbstcheck herausfinden und sich hier sofort Zeitmanagement-Tipps holen.
3. Chaos und Zeitmanagement – Ist das nicht ein Widerspruch in sich?
Auf den ersten Blick haben Sie Recht. Denn das Zeitmanagement, wie es üblicherweise gelehrt wird, hat mit Disziplin, Routinen, Strukturen und Listen zu tun – also dem kompletten Gegenteil von „Chaos“. Was ich meinen Seminar- und Vortragsteilnehmern und auch in meinem Buch „Organisieren Sie noch leben Sie schon?“ den Menschen ans Herz lege, ist hingegen, wie sie ihr unkonventionelles Talent für mehr Ruhe und Gelassenheit nutzen können – und das auf einem eher kreativ-chaotischen Weg.
Also nicht den vermeintlichen Makel bekämpfen, sondern das Kreativ-Chaotische als Stärke nutzen. Statt Listen empfehle ich beispielsweise eine „Reisende To-Do-Sammlung“, in die alles geschrieben wird, was ich erledigen will, könnte, sollte, muss, wem ich was versprochen habe, und was mit noch in den Kopf kommt. So geht nichts verloren, ich habe den Kopf frei und die Aufgaben „reisen“ mit mir durch die Tage.
4. Inwiefern halten Sie Zeitmanagement für eine individuelle Sache? Geht es nicht einfach um Ordnung und Strukturierung.
Zeit- und Selbstmanagement ist eine absolut individuelle Sache. Er bringt nichts, uns alle über einen Kamm zu scheren und zu sagen „So macht man es!“. Das ist Blödsinn. Ein wirkungsvolles Selbstmanagement muss zum Alltag und zur Persönlichkeit passen. Lösen Sie sich von den 0815-Methoden des klassischen Zeitmanagements. Und es geht heutzutage um wesentlich mehr als Ordnung und Struktur.
Sehen Sie, in Zeiten in denen ein Burn-Out fast schon eine „Auszeichnung“ ist, weil wir modernen Helden des Alltags gegeneinander einen „Erschöpfungskonkurrenzkampf“ führen – da müssen wir doch an völlig anderer Stelle ansetzen, um fit, gesund und gelassen zu sein. Denn sicherlich kennen Sie das, dass in den Büros ein Wetteifern stattfindet, wer die längsten Nachtschichten, die größte Marathon-Sitzung oder den höchsten Email-Berg hatte. Mehr Ordnung und Struktur wird dieses Problem nicht lösen.
5. Können Chaoten und Systematiker erfolgreich zusammenarbeiten?
Ja, sehr gut sogar. Allerdings nur dann, wenn wir anfangen uns selbst mit unseren jeweiligen Stärken zu schätzen, die Anderen mit ihren Stärken zu schätzen und uns dann wie bei einem Staffelholzlauf die Aufgaben zu übergeben. Dann werden wir mit unseren unterschiedlichen Talenten zu echten unschlagbaren Dream-Teams. Ganz wichtig: Es darf sich nur keiner verbiegen lassen. Junge Unternehmen wie Google, Dawanda, Facebook oder Apple setzen Ihre Teams bewusst aus kreativen Denkern und strukturierten Lenkern zusammen – und sie sind bekanntermaßen mehr als erfolgreich.
Aus diesem Grunde empfehle ich auch immer: finden Sie Ihre Talente und bauen Sie darauf Ihr Karrieremodell auf! Denn viel wichtiger als ein „Zeit“-Management finde ich, dass wir von Grund auf die Weichen stellen für wenig Stress und viel Spaß im Beruf. Und da braucht ein Querdenker beispielsweise andere Karriere-Modelle als ein Systematiker. Querdenker brauchen Modelle wie den „Schirmträger“ oder den „Serienexperten“, um ihren Wunsch nach Abwechslung und Neuem gerecht zu werden.
Im Buch „Bunte Vögel fliegen höher“ nenne ich beispielsweise elf entsprechende Modelle, die berücksichtigen wie lange ich bei einem Thema oder in einer Branche bleiben will, und wie tief ich in ein Thema einsteigen möchte. Und für ein gutes Zeitmanagement ist ein gutes Karrieremanagement unverzichtbare Basis.