1. Worauf kommt es beim CV heute wirklich an?
Die Mehrzahl der geschriebenen Werdegänge sagt dem Beurteiler inhaltlich an sich nichts. Den Lebenslauf bester neuer Klienten von mir muss ich in der Regel zur Bearbeitung zurückgeben. Verbesserungspunkte:
Die „Berufserfahrung“ bei den einzelnen Arbeitgebern und Jobs wird in Überschriften und abstrakten Stichworten dargestellt.
Personalreferenten möchten sich ein Bild von der Tätigkeit der Bewerber/innen machen. Da gehört erstmal die genaue Bezeichnung des Arbeitsbereiches beim Arbeitgeber dazu. Dann die genaue Bezeichnung der Position. Sodann die genaue Definition der Produkte / Leistungen, für die gearbeitet wird. Erst dann folgt eine nachvollziehbare Beschreibung der Aufgaben/Funktionen – so, dass jeder sich daraus ein Bild machen kann. Keine Allgemeinplätze, sondern die konkrete Arbeit. Dazu gehört auch die Personalverantwortung direkt und fachlich – und „Erfolgsbeispiele“!
Und: Optimal ist ein „Performance Summary“ auf der ersten Seite, eine Zusammenfassung der Kompetenzen und Erfahrung. Und der CV für größere Unternehmen heute: in Englisch!
2. Was zählt im Vorstellungsgespräch?
Kurz: die meisten Profis führen ein „Bewerbungsgespräch“. Falsch. Du musst heute ein Gespräch führen, in dem du deine Interessen mit denen des potenziellen Arbeitgebers austauschst. Was passt zusammen? Ein Gespräch, aus dem du beurteilen kannst, ob es der richtige Job ist. Du musst mehr fragen als antworten.
3. Wie merken Young Professionals, ob Sie wirklich ins leitende Management gehen oder lieber mit fachlich anspruchsvollen Aufgaben zufrieden sein sollten?
Für erstes muss man sich ausrechnen, dass mit 40 Jahren das Ziel erreicht sein sollte – und dazu gehört ein dreistelliges Gehalt Richtung 200 Tsd. € p. a. und mehr. Das wiederum heißt, mit 35 muss man bei 130-150 liegen.
Für das Fachmanagement liegt man heute mit 35 im Bereich 90-100. Die Steigerung ist bis 40 Jahre nicht wesentlich.
Im Übrigen gilt, dass lange Firmenzugehörigkeit eher bestraft wird. Erhebliche Gehaltssteigerungen erhält man meist nur bei Firmenwechsel – leider.
4. Vom Young Professional zum Profi – was entscheidet über die Karriere?
Kurz: das Beziehungsmanagement entscheidet – Fachkompetenz vorausgesetzt.
Introvertierte Typen, die am liebsten nur arbeiten und dann nach Hause gehen, bleiben glanzlos, auch im Gehalt.
Für die Karriere im „Management“ musst du frühzeitig und ständig persönliche Beziehungen zu Kollegen, Vorgesetzten und auch Tops anbahnen und pflegen. Bei Arbeitsbesprechungen, Konferenzen und geselligen Zusammenkünften. Ein Geschäftsführer wählt sich keinen leitenden engeren Mitarbeiter aus, den er nicht auch persönlich kennt, erlebt hat.
5. Der große Karrieresprung in die Geschäftsleitung ist geschafft. Geht hier noch ein normales Leben?
Diese Frage wird nur inoffiziell echt diskutiert. Offiziell hat sich ein Standard-Ritual gebildet: Der Top ist Tag und Nacht und auch am Wochenende engagiert, beschäftigt – seien es Konferenzen oder Reisen.
Das ist ein Riesen Quatsch, wie sich an Vorständen zeigt, die sehr erfolgreich ihr Geschäft managen, aber trotzdem nur ausnahmsweise am Wochenende oder bis Nachts arbeiten. Sehen wir mal von einem Vorsitzenden eines 50 Mrd. € Konzerns ab, der wie ein Bundeskanzler wirklich nicht mehr privat sein kann, so kenne ich Vorstände / Geschäftsführer von Großunternehmen im 1 – 5 Mrd. Bereich, die ihre Familie und Hobbies noch kennen. Freilich sind sie auch mal international auf Achse und so länger Tag und Nacht im Job-Einsatz. Zu Hause jedoch ist am Wochenende und Nacht Ruhe.
Diese Tops können etwas, was dazu Voraussetzung ist: sie können und wollen echt delegieren. Dazu gehört Vertrauen in die Mitarbeiter. Leider fast die Ausnahme.