1. Herr große Klönne, was genau können Absolventen von einem Trainee-Programm erwarten?
Wenn es sich um ein hochwertiges Trainee-Programm handelt, ist es also ein sehr guter Einstieg ins Berufsleben, der die Basis für eine erfolgreiche Karriere legt. Die Bezahlung ist zwar häufig etwas geringer als die der Direkteinsteiger, aber die hohen Investitionen in die Ausbildung der Trainees gleichen das locker wieder aus. Ziel der Unternehmen ist es nämlich, die Trainees zu Fach- und Führungskräfte von morgen auszubilden. Die Ausbildung der Trainees dauert meist ein bis zwei Jahre. In dieser Zeit bekommen diese eine breite fachliche Basis vermittelt und werden mit den Strukturen des Unternehmens vertraut gemacht. Das geschieht neben der Mitarbeit im Tagesgeschäft und der Teilnahme an verschiedenen Projekten. Außerdem nehmen die Trainees regelmäßige Seminare und Schulungen teil, die darauf abzielen, sowohl ihre fachlichen Kenntnisse als auch die Soft Skills weiter zu entwickeln.
Der Vorteil für die Arbeitgeber besteht darin, dass sie die Trainees bedarfsgenau ausbilden können. Zudem ist die Bindung der Trainees an das Unternehmen enger, als wenn neue Mitarbeiter woanders abgeworben werden.
2. Oft werden Trainee-Programme vergleichsweise Praktika gegenübergestellt. Vergleicht man hier Äpfel mit Birnen oder gibt es durchaus Gemeinsamkeiten?
Leider gibt es für Trainee-Programme keinerlei rechtlich verbindliche Standards. So kann jedes Unternehmen sein eigenes Trainee-Programm anbieten, unabhängig von Inhalt, Ablauf, Perspektiven und Bezahlung. Dadurch gibt es hinsichtlich der Qualität dieser Einstiegsprogramme große Unterschiede und einzelne Trainee-Programme sind tatsächlich kaum mehr als „bessere Praktika“.
Der überwiegende Teil der Trainee-Programme ist für Hochschulabsolventen aber eine gute Einstiegsmöglichkeit ins Berufsleben. Für Absolventen, die gerne und schnell Verantwortung übernehmen wollen, ist es gegenüber dem Direkteinstieg meist zielführender. Als Bewerber muss man aber auf jeden Fall genau hinschauen, was sich hinter dem Jobangebot einer Trainee-Stelle verbirgt.
3. Für die Bezeichnung „Trainee“ gibt es noch keine allgemeingütige Definition. Woran erkennen Studenten dementsprechend hochwertige Programme?
Um Licht in den undurchsichtigen Trainee-Markt zu bringen, hat das Karriereportal ABSOLVENTA gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Personalwirtschaft von der LMU München einen Kriterienkatalog für faire und hochwertige Trainee-Programme entwickelt.
Die wichtigsten Kriterien für Vergabe der „Trainee-Auszeichnung“ sind das intensive Kennenlernen unterschiedlicher Unternehmensbereiche, die regelmäßige Teilnahme an Fach- und Soft Skills-Trainings, die Übernahme verantwortungsvoller Aufgaben, ein Mentorenprogramm, die geplante Übernahme nach dem Trainee-Programm sowie eine Vergütung, die nicht signifikant schlechter ist als die Bezahlung eines Direkteinsteigers mit vergleichbarer Qualifikation.
4. Wie sehen die Auswahlverfahren in der Regel aus?
Da Trainees zu Fach- und Führungskräften von morgen ausgebildet werden, legen die Unternehmen großen Wert auf die Soft Skills der Bewerber. Diese lassen sich in einem Assessment Center oft besser ermitteln als in einem klassischen Vorstellungsgespräch. Insbesondere bei großen Unternehmen sind Assesment Center für die Besetzung von Trainee-Stellen Standard. Hier müssen mehrere Kandidaten verschiedene Einzel- und Gruppenübungen lösen. Dazu gehören eine Selbstpräsentation, Rollenspiele, Fallstudien sowie Gruppendiskussionen und Interviews.
5. Hat die Etablierung von Trainee-Programmen dazu geführt, dass ein direkter Berufseinstieg nach dem Studium kaum noch möglich ist?
Ganz und gar nicht. Zwar ist die Anzahl der Trainee-Programme in den letzten Jahren stetig gestiegen, doch das Angebot an Jobs für den Direkteinstieg ist ungleich größer. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Selbst bei Firmen, die Trainee-Programme anbieten, gibt es in den allermeisten Fällen weiterhin die Möglichkeit, per Direkteinstieg zu beginnen. Für Hochschulabsolventen ist es jedenfalls positiv, dass sie beim Berufseinstieg nun mehr Wahlmöglichkeiten haben.