Keine Frage: Coworking erfreut sich stetig wachsender Beliebtheit. Das Arbeitsmodell lockt längst nicht mehr nur Freelancer und junge Startup-Gründer an, sondern bietet auch den Mitarbeitern großer Unternehmen attraktive Alternativen (Stichwort: Pendler). Kurzum: Coworking ist für nahezu jeden Erwerbstätigen eine spannende Option – wenn man denn weiß, wie man sich in den Spaces richtig verhält.
Der nachfolgende Ratgeber klärt Sie über Verhaltensregeln und Fettnäpfchen rund um das Coworking auf.
Ganz allgemein: Trauen Sie sich, die beißen nicht!
Eines der Ziele von Coworking-Spaces ist es, eine starke Community aufzubauen, die sich untereinander hilft, motiviert und austauscht. Nach außen hin wirken diese häufig wie eingeschworene Gemeinschaften, die keine neuen Mitglieder dulden und jeden, der an der Tür klopft, im hohen Bogen hinauswerfen.
Das ist natürlich Unsinn. Coworking funktioniert nach verschiedenen Prinzipien wie Nachhaltigkeit, Kollaboration und Gemeinschaft, aber eben auch Offenheit und Zugänglichkeit. Vereinfacht ausgedrückt: Im Coworking-Space ist jeder willkommen – auch Sie.
Wenn Sie Coworking zum ersten Mal ausprobieren, ist es völlig normal, wenn Sie aufgeregt und vielleicht auch ein bisschen nervös sind. Doch genießen Sie dieses Gefühl „wie am ersten Schultag“ unbedingt ganz bewusst – es ist schließlich eine herrliche Abwechslung zum sonstigen (Berufs-)Alltag.
Am Anfang war das Wort: „Hallo!“
Niemand wird Sie zwingen, sich im Space mit jedem einzelnen Coworker anzufreunden und Ihre komplette Lebensgeschichte preiszugeben. Allerdings sollte Ihnen auch bewusst sein, dass man hier ein gewisses Maß an Kommunikationsfähigkeit von Ihnen erwartet. Das bedeutet in erster Linie: Grüßen Sie die Leute, die Ihnen auf dem Flur begegnen, mit einem freundlichen und aufgeschlossenen „Hallo“ und gehen Sie auf unverfänglichen Smalltalk ein.
Unser Lese-Tipp: Smalltalk Tabus: Warum Sie diese 5 Gesprächsthemen beim Networking vermeiden sollten
Übrigens: In Coworking-Spaces gilt das allgemeine „Du“. Es ist also durchaus legitim, wenn Sie sich gleich mit Ihrem Vornamen vorstellen und einen lockeren Umgangston anstimmen.
Gemeinsam statt einsam
Auch wenn es in Coworking Spaces keine „Networking-Pflicht“ oder etwas ähnliches gibt, gehört es dennoch zum guten Ton, den Kontakt zu anderen Akteuren zu suchen – immerhin ist das der zentrale Gedanke des Coworkings, der die Spaces beispielsweise von Bürogemeinschaften und anderen Alternativen unterscheidet.
Wer nur auf der Suche nach einem günstigen Arbeitsplatz abseits des Home Office ist und dort von früh bis spät in Ruhe gelassen werden will, der ist im Coworking-Space schlicht und ergreifend an der falschen Adresse. Wenn Sie an diesem modernen Arbeitsmodell interessiert sind, dann sollten Sie eine grundlegende Offenheit, gesunde Neugierde und ehrliche Kooperationsbereitschaft mitbringen.
Empfehlung: Halten Sie sich aus jeglichem Klatsch und Tratsch heraus – auch wenn solche Gespräche noch so verlockend sein mögen. Wenn Sie etwas gegen andere Coworker sagen, dann sollte es sich dabei grundsätzlich immer nur um konstruktive Kritik handeln.
Wie verhält man sich in einem Open Space?
Das Herzstück eines jeden Coworking-Spaces ist der sogenannte Open Space. Hier stehen mehrere Arbeitsplätze bereit, die flexibel von den Coworkern genutzt werden können. Die genaue Gestaltung und Aufteilung des Open Space variiert von Coworking-Space zu Coworking-Space.
Eines haben jedoch alle gemeinsam: Wer hier arbeitet, sollte sich nicht unbedingt wie der Elefant im Porzellanladen verhalten. Es ist natürlich völlig in Ordnung, hin und wieder einen kleinen Plausch mit dem Sitznachbarn zu halten oder ihn um Rat zu bitten. Doch wenn aus dem kurzen Gemurmel eine ausgewachsene Unterhaltung wird, ist das der Moment, in dem Sie sich mit Ihrem Gesprächspartner besser einen separaten Rückzugsort suchen. Gleiches gilt auch für Telefonate, Skype Calls und andere Kommunikationsformen, die über den Lautstärkepegel von Tastaturgeklapper und Mausgeklicke hinausgehen.
Denken Sie aber immer daran: Es ist völlig normal, dass Menschen beim Arbeiten nicht mucksmäuschenstill sein können. Haben Sie also keine Angst davor, hin und wieder einen Laut von sich zu geben und lauschen Sie Ihrer bevorzugten Musik einfach über Kopfhörer.
Abgesehen von der Geräuschkulisse sollten Sie sich auch Gedanken über gewisse olfaktorische Aspekte machen. Hier gelten die gleichen Regeln wie in klassischen Büros:
- Achten Sie auf einen angenehmen Körpergeruch
- Verwenden Sie nicht zu viel Deo und Parfüm
- Verwenden Sie hin und wieder einen Kaugummi
- Verzichten Sie darauf, Ihren Döner mit Knoblauchsoße und Zwiebeln am Schreibtisch zu essen
Und last but not least: Der Besitz anderer Coworker – vom Bleistift bis zum Laptop – ist Tabu. Also Finger weg.
Bei dieser Verhaltensregel sollte es sich natürlich um eine Selbstverständlichkeit handeln. Doch in der Praxis zeigt sich immer wieder, dass manche Coworker es mit dem „Mein“ und „Dein“ nicht ganz so ernst nehmen. Werden Sie Zeuge einer solchen Situation, sollten Sie das Fehlverhalten unbedingt höflich, aber direkt ansprechen.
Die Küche – Der soziale Mittelpunkt im Coworking Space
Während im Open Space die meiste Zeit konzentriert gearbeitet, ist die Küche in der Regel der Ort, an dem das soziale Miteinander stattfindet. Doch auch (und gerade) hier lauern einige Fettnäpfchen, die Sie unbedingt kennen sollten.
Zunächst einmal die goldene Regel, die vermutlich in allen Coworking Spaces weltweit gilt: Wer die Kaffeekanne leer macht, sorgt auch dafür, dass die Maschine sie wieder füllt.
Es ist absolut normal, dass alle im Coworking Space dazu beitragen, dass „der Laden läuft“. Das heißt, sie kochen Kaffee, räumen den Geschirrspüler ein und aus, lüften regelmäßig usw. Auf diese Weise entsteht ein gewisses WG-Gefühl, das wiederum das Zusammenwachsen der Community fördert. Seien Sie sich also nicht zu schade, ebenfalls hin und wieder mit anzupacken.
Was für den Besitz anderer Leute im Open Space gilt, kann auch auf die Küche – speziell auf den Kühlschrank – übertragen werden. Speisen und Getränke, die andere Coworker mitbringen und hier unterbringen, sind in der Regel nicht für die Allgemeinheit bestimmt – es sei denn, es klebt ein entsprechendes Zettelchen daran oder der Besitzer gibt seine Mitbringsel für alle anderen frei. Dann darf man sich sehr gern bedienen.
Viele Spaces haben neben dem Kühlschrank auch eine vollständig ausgestattete Küche, die gern von jedem benutzt werden darf. Wenn Sie sich hier Ihr Mittagessen oder auch nur einen kleinen Snack zubereiten wollen, sollten Sie hinterher unbedingt daran denken, alle Spuren zu beseitigen. Niemand räumt gern das Chaos anderer Leute auf – egal wie gut man sich mit den anderen Coworkern versteht.
Und wenn wir einmal beim Thema Essen sind: Wer sich in einer Coworking-Küche niederlässt, um dort seine Mahlzeit zu genießen, darf keinen Anspruch auf Ungestörtheit erheben. Es ist einfach immer jemand da, der entweder auch gerade essen oder einfach ein Gespräch führen möchte (oder natürlich beides). Auch hier gilt wieder: Denken Sie an den Grundgedanken des Coworkings und schotten Sie sich nicht ab. Wer keine Lust auf Unterhaltung hat, sollte zum Bäcker um die Ecke gehen.
Jeder Coworking-Space hat seine Guidelines – Fragen Sie danach
Auch wenn die hier vorgestellten Verhaltensregeln durchaus als allgemeingültig verstanden werden können, ist es auch wichtig, dass Sie sich über die individuellen Guidelines von jedem Space informieren. Wenn Sie diese nicht gleich bei Ihrem ersten Besuch erfahren, ist es durchaus empfehlenswert, aktiv danach zu fragen.
Auf diese Weise umgehen Sie peinliche Situationen (nicht jeder neue Coworker kennt beispielsweise von vornherein die Kaffeeregel) und signalisieren gleichzeitig, dass Ihnen ein harmonisches Miteinander wichtig ist. Das könnte man durchaus als den perfekten Start in Ihre Coworker-Karriere bezeichnen.