Ist der Arbeitgeber äußerst zufrieden gewesen, endet das Arbeitszeugnis in der Regel mit guten Wünschen für die weitere berufliche Zukunft.
Bei der Überprüfung Ihres Arbeitszeugnis achten Sie unbedingt auf:
- Äußere Merkmale
Achten Sie auf Grammatik- und Rechtschreibfehler sowie auf die Lesbarkeit Ihres Arbeitszeugnisses. Die Gestaltung spiegelt die Anerkennung Ihres Arbeitgebers zu Ihrem Leistungsverhältnis wider. Demnach ist ein schlecht gestaltetes Zeugnis eine Beurteilung über schlecht erbrachte Leistungen.
- Abwertende Formulierungen
Formulierung | Bedeutung |
…zeigt gesundes Selbstvertrauen. | Überheblichkeit und schlechtes Fachwissen. |
…trug zur Verbesserung des Arbeitsklimas bei. | Sprücheklopfer oder sogar Alkoholgenuss |
Die ihm übertragenen Aufgaben erledigte… | Keine Eigeninitiative |
- K.O. Formulierungen.
K.O. Formulierungen können die Passiv-Nutzung sein oder sogenannte Nicht-Formulierungen. Werfen Sie ein Auge auf die Tätigkeitsbeschreibung. Passive Beschreibungen wie „hatte XY zu erledigen“ deuten auf mangelnde Eigeninitiative und fehlende Selbstständigkeit hin.
Nicht-Formulierungen bewirken genau das Gegenteil der Aussage. Beispielsweise „…hatten wir nichts zu bemängeln“ bedeutet, dass es etwas zu bemängeln gab.
Beispiele versteckter Bewertungen bzw. Abwertungen
„Er machte sich stets mit großem Eifer an die ihm übertragenen Aufgaben.“
Klingt nett – ist aber nicht. Die fiesesten Fallen in Arbeitszeugnissen, sind die verborgenen „Abers“.
„Er machte sich stets mit großem Eifer an die ihm übertragenen Aufgaben“ bedeutet, dass Sie zwar eifrig, dabei jedoch nicht recht erfolgreich waren. Gleiches gilt bei der Formulierung „Sie hat alle Arbeiten mit großem Fleiß und Interesse erledigt.“ Achten Sie deswegen darauf, dass die Formulierungen in Ihrem Arbeitszeugnis eindeutig, rund und in sich abgeschlossen wirken und kontrollieren Sie Ihr Arbeitszeugnis auf mögliche Lücken und Formulierungen, die vom Leser sozusagen „weiter gedacht“ werden könnten.
„Sie verstand es, alle Aufgaben stets mit Erfolg zu delegieren.“
Sie sind die perfekte Führungskraft, die es versteht, Aufgaben an Ihr Team zu übertragen und nicht alles an sich zu reißen? Sie haben die Arbeit fair verteilt und Ihre Mitarbeiter gleichsam gefordert und gefördert? Sie wissen wie man ein Team erfolgreich führt und motiviert?
Das alles heißt die oben stehende Formulierung leider nicht. Im Gegenteil. Was Ihr ehemaliger Arbeitgeber Ihnen auf diesem Wege durch die Blume sagen möchte: Sie waren faul. Kaffeepausen waren für Sie die gelungene Abwechslung zur Zigarettenpause. Wann immer es möglich war, haben Sie sich vor der Arbeit gedrückt und lieber anderen den Vortritt gelassen. Sprechen Sie Ihren Vorgesetzten an, wenn Sie diese Formulierung in Ihrem Arbeitszeugnis finden. Arbeitszeugnisse müssen nicht nur wahrheitsgemäß, sondern auch wohlwollend formuliert sein. Entsprechend können Sie mit Nachdruck darum bitten, hier eine neue Formulierung zu finden oder den Satz zu streichen – sogar ganz unabhängig von Ihrer tatsächlichen Arbeitsleistung.
„Durch seine gesellige Art trug er zur Verbesserung des Betriebsklimas bei.“
Das Team nach dem Mittagstief neu motivieren und auch am frühsten Montagmorgen für gute Laune am Arbeitsplatz sorgen zu können, ist wohl eine Gabe, die Arbeitgeber an Mitarbeitern schätzen würden. Leider zielt die Anspielung auf die Geselligkeit eines Arbeitnehmers in eine ganz andere Richtung ab. Sie ist ein Euphemismus für Alkoholkonsum am Arbeitsplatz. Selten wird diese Formulierung noch von Personalverantwortlichen aufgegriffen. Vielmehr sollten Sie darauf achten, einen ähnlichen Satz nicht zu formulieren, wenn Sie Ihr Arbeitszeugnis beispielsweise selber schreiben. Achten Sie unbedingt darauf, sich nicht ins eigene Fleisch zu schneiden und lassen Sie Ihr Zeugnis, sollten Sie es selber schreiben, unbedingt von einem Experten überprüfen und korrigieren.
Fazit
Bevor Sie ein Arbeitszeugnis annehmen, sollten Sie es somit unbedingt intensiv Korrektur lesen und dabei nicht nur auf Formalien und Rechtschreibung, sondern vor allem auf inhaltliche Aspekte achten. Kommt Ihnen eine Formulierung seltsam vor oder sind Sie sich unsicher, versuchen Sie zunächst deren Bedeutung zu recherchieren und holen Sie sich im Zweifelsfall den Rat eines Profis. Immerhin ist Ihr Arbeitszeugnis Ihre persönliche Eintrittskarte zur nächsten Karrierestufe.