Unter dem Begriff „betriebliche Gesundheitsförderung“ stellen wir uns üblicherweise Rückengymnastik, gesunde Ernährung, Zuschüsse der Krankenkasse für körperliche Aktivitäten oder auch Gesundheitschecks vor. Aber was um alles in der Welt kann eine Mediation zur betrieblichen Gesundheitsförderung beitragen?
Dass sich Unstimmigkeiten, Kämpfe oder Intrigen am Arbeitsplatz langfristig auf die Gesundheit auswirken können, ist heutzutage vielen Personalmanagern und Führungskräften bewusst. Die negativen Effekte von eskalierenden Konflikten oder Mobbing auf die Gesundheit sind unbestritten. Auch offenkundige oder ständige, unterschwellige Reibereien und Spannungen nerven bei der Arbeit. Sie bringen die Menschen an ihre persönlichen oder mentalen Grenzen und sie leiden darunter. An manchen Arbeitsplätzen haben sich viele Menschen schon daran gewöhnt, dass Arbeit ein täglicher Kampf ist und kein Vergnügen. Häufig treten gesundheitliche Schäden auf.
Nicht angegangene, ungelöste Konflikte, Auseinandersetzungen oder Reibereien können bei den Beteiligten psychische oder psychosomatische Beschwerden verursachen und zu erhöhten Krankschreibungen führen. Darunter leiden im Übrigen nicht nur die Betroffenen, sondern das gesamte Betriebsklima, die Produktivität, möglicherweise die Kunden- und Geschäftsbeziehungen und letztendlich auch das Unternehmensimage. Ungelöste Konflikte kosten den Arbeitgeber sowie die betroffenen Menschen Zeit, Geld und Nerven und schaden der Gesundheit!
Zunahme der psychischen Erkrankungen
Unumstritten ist, dass die Zahl der psychischen Erkrankungen in den letzten Jahren anstieg. Sicher nicht alleine durch die Zunahme von konfliktträchtigen Situationen im Arbeitsalltag, es spielen noch mehr Faktoren mit. Auch der Faktor, dass in den letzten Jahren psychische Erkrankungen entstigmatisiert wurden und sich Menschen häufiger bei psychischen Beschwerden in Behandlung begeben. So spielen nicht mehr alleine die körperlichen Verschleißerkrankungen eine große Rolle in der betrieblichen Gesundheitsförderung, sondern genauso die psychischen Belastungen.
Was heißt psychisch gesund sein?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert psychische Gesundheit als einen „Zustand des Wohlbefindens, in dem der Einzelne seine Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Belastungen bewältigen und produktiv und fruchtbar arbeiten kann und imstande ist, etwas zu seiner Gemeinschaft beizutragen“.
Dieses ganzheitliche Verständnis von Gesundheit berücksichtigt das körperliche, psychische und soziale Wohlbefinden gleichermaßen, vor allem aber das Entwicklungspotenzial jeder und jedes Einzelnen – auch hinsichtlich des Umgangs mit mehr oder weniger eskalierenden Konfliktsituationen.
Die meisten
Dazu gehören unter anderem das Bereitstellen von Gesundheitsangeboten und die Förderung der persönlichen Entwicklung. Menschen mit einer starken Persönlichkeit und einem inneren Gleichgewicht sind konfliktfähig, gehen Konfliktsituationen konstruktiv an und erkennen, wann externe Hilfe beauftragt werden sollte.
Die Weiterentwicklung der Persönlichkeit für eine stabile psychische Gesundheit wird gefördert durch Seminare und Coachings sowohl für Mitarbeiter als auch für Führungskräfte, beispielsweise zu den Themen Umgang mit Stress und Spannungen, Persönlichkeitsentwicklung oder auch Konfliktmanagement.
Bei bereits entstandenen Konfliktsituationen kann die psychische Gesundheit mit einer Mediation gefördert werden, indem die Beteiligten die Spannungen und Konflikte unter einer wertschätzenden und vertraulichen Leitung des Mediators klären. Innere Widerstände, Wut und Ärger werden in Konflikten als unangenehme Gefühle gespürt. Diesen Gefühlen wird in einer Mediation entsprechend Raum gegeben. Sind sie einmal offengelegt und bearbeitet, kann ein Versöhnungs- und Verständnisprozess eingeleitet werden. Dieser fördert die Gesundheit und hilft, psychische und psychosomatische Erkrankungen zu vermeiden.
Ein Mediator ist gefordert, die Medianten dabei zu unterstützen, aus einem Muster der gegenseitigen Schuldzuweisung auszusteigen. Deshalb kann Mediation durchaus als eine persönlichkeitsbildende Maßnahme verstanden werden – keinesfalls als Strafaktion für streitende Mitarbeiter.