5 Fragen an: Martina Bandoly

Martina Bandoly arbeitet in Berlin als Karriereberaterin und Coach, ist Expertin für berufliche Neuorientierung und für alle Fragen zum Thema  Sandwichmanagement. Sie hat jahrelange Erfahrung als Führungskraft in einem IT-Unternehmen, bevor sie sich entschieden hat, das zu Ihrem Hauptberuf zu machen, was ihr immer am meisten Spaß gemacht  hat und wo sie ihre größten Erfolge hatte: Das Coaching von Menschen, die sich mehr Zufriedenheit in ihrem Beruf wünschen. Als Führungskraft hatte sie Erfolg dabei, ihre Mitarbeiter zu motivieren und ihnen bei der Karriereplanung zu helfen. Als selbständige Karriereberaterin unterstützt sie heute Menschen, die eine neue Tür öffnen wollen und die ihren aktuellen Beruf zu einem Traumberuf machen oder einen neuen Traumberuf finden wollen.
Ihr Motto lautet: Karriereberatung öffnet Türen!

1. Das berufliche Angebot wird immer vielseitiger – Wie erkenne ich meinen Traumjob?

Die Suche nach dem Traumjob erfordert als Allererstes Selbsterkenntnis. Damit Sie Ihren Traumjob  entdecken können,  sollten Sie zum einen wissen, welche Aufgaben und Perspektiven zu ihrer Persönlichkeit passen und welche Kompetenzen, Erfahrungen und Interessen  Sie besitzen. Zum anderen sollten Sie sich im Klaren darüber sein, welche Erwartungen Sie an Ihren zukünftigen Arbeitsplatz  stellen und unter welchen Arbeitsbedingungen Sie arbeiten möchten.

2. Nur ein Tief oder Zeit für den Wechsel – Wie erkennen Arbeitnehmern den Unterschied?

Um herauszufinden, ob  Sie aus einer momentanen Situation heraus oder grundsätzlich eine berufliche Veränderung anstreben, fragen Sie sich bitte, woher  Ihre Unzufriedenheit und Ihr Veränderungswille eigentlich kommen? Fühlen Sie sich überfordert/unterfordert oder fühlen Sie sich beruflich in der Sackgasse? Haben Sie  einen schrecklichen Chef und unfreundliche  Kollegen? Oder können Sie sich nicht vorstellen, Ihren Beruf bis zur Pensionierung aus zu üben?
Überlegen Sie, ob Sie Ihre Situation ändern können.  Es könnte bei einem Konflikt mit Kollegen oder Vorgesetzten hilfreich sein, sich die Frage zu stellen, welche positive Absicht Ihr  Konflikt-Partner eigentlich verfolgt. Hinter jedem Konflikt verbergen sich unerfüllte Wünsche aller am Konflikt Beteiligten. Allein durch Ihre neue  Sichtweise auf den Konflikt haben Sie Ihren Blick auf die  Situation verändert und können sich dadurch konfliktreduzierender verhalten.
Stellen Sie dagegen fest,  dass Ihnen ihr bisheriger Beruf noch nie richtig Erfüllung gebracht hat und Sie nun endlich etwas machen wollen, was Sie wirklich gerne tun und was für Sie einen Sinn hat, so ist das ein Hinweis, dass ein Wechsel angebracht sein könnte.

3. Was sind Gründe für eine berufliche Umorientierung?

Eine der Hauptursache des Wunsches nach beruflicher Neuorientierung liegt nach meiner Erfahrung an der Art und Weise, wie Sie sich in jungen Jahren für Ihre Berufsausbildung entschieden haben. Sind Sie Tischler geworden, um den Familienbetrieb weiter zu führen; war in Ihrem damaligen Freundeskreis ein bestimmtes Studienfach schick oder meinte Ihre Familie, eine Banklehre sei etwas fürs Leben? Im Laufe der Zeit mussten Sie aber für sich feststellen, dass Ihre Arbeit nicht zu Ihrer Persönlichkeit, Ihren Werten oder Fähigkeiten passt.
Ein weiterer sehr wichtiger Grund ist das Phänomen, dass es heutzutage fast keine Ausbildung mehr gibt, die für das gesamte berufliche Leben ausreicht. Viele Berufe verschwinden und dafür entstehen neue und interessantere Berufsfelder. 

4. Sollte ich beim Wunsch nach Veränderung zunächst im eigenen Unternehmen nach Alternativen suchen oder sofort das Unternehmen wechseln?

Auf jeden Fall erst im eigenen  Unternehmen nach Alternativen suchen.  Die Wahrscheinlichkeit  ist geringer eine Fehlentscheidung zu treffen. Sie kennen die Kultur und die wichtigen Ansprechpartner des Unternehmens, Sie sind vernetzt und bekannt und Sie können sich vor ab informieren, wie der neue Arbeitsplatz aussieht. Sie können auf Ihr bisheriges erworbenes Renommee aufbauen.
Bei einem Firmenwechsel besteht die Gefahr, dass  sich die neue Stelle nicht als das entpuppt, was Sie erwartet haben.  Vielleicht bestehen Sie sogar die Probezeit nicht.

5. Auf der Suche nach neuen Herausforderungen im alten Unternehmen: Wie erkläre ich meinem Chef, dass ich mich umorientieren möchte?

Argumentieren Sie stets aus Ihren eigenen Karrierezielen heraus. Emotionen, Vorwürfe oder Schuldzuweisungen sollten keinen Platz haben. Wenn möglich, stellen Sie Ihren Chef  nicht vor vollendete Tatsachen und er sollte es auch nicht als Letzter erfahren. Denken Sie bitte daran, Ihr Chef schreibt das Zwischenzeugnis und kann, wenn Sie ihn als Ihren Mentor gewonnen haben sollten, viel Positives bewirken , aber er kann auch hinter Ihrem Rücken Ihre Pläne torpedieren. Vielleicht macht er Ihnen sogar ein attraktives Angebot, weil er Sie behalten möchte.
Sollte sich Ihr Chef aber dennoch quer stellen, bleiben Sie bei Ihrem Entschluss und sachlich!

5 Fragen an: Sabine Kanzler

Sabine Kanzler begann ihre berufliche Tätigkeit als Pädagogin in verschiedenen Beratungseinrichtungen. 1991 kam sie mit dem Thema „Berufliche Neuorientierung“ in Berührung. Seither ist sie als Coach und Outplacementberaterin im beruflichen Umfeld tätig: bei der Bewältigung beruflicher Veränderungen, beim Erkennen persönlicher Potenziale, beim konstruktiven Umgang mit Krisen, bei der Suche nach einem neuen Job und bei Fragen der Kommunikation. Ihre Erfahrungen sind branchen- und hierarchieübergreifend und können sowohl dem hoffnungsfrohen Berufsanfänger, wie der erfahrenen Führungskraft weiterhelfen. Mehr Informationen zu Sabine Kanzler und Ihrer Arbeit finden Sie auf www.Kanzler-Coaching.de.

 

1. Welche Veränderungen bezüglich des Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Verhältnisses nehmen Sie auf dem Arbeitsmarkt innerhalb der letzten Jahre wahr und erwarten Sie für die Zukunft?

Voraus geschickt sei die Tatsache, dass es das typische Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Verhältnis ja gar nicht gibt – und damit auch nicht nur einen Arbeitsmarkt. Außerdem unterscheiden sich Unternehmen und ihre Anforderungen an Mitarbeiter.
Vereinfacht gesagt: Es gibt einen Arbeitsmarkt für fachlich gut ausgebildete Mitarbeiter, die sich durch aktuelle und „anwendbare“ Kenntnisse auszeichnen und die schnell und problemlos die anstehenden Aufgaben übernehmen können. Daneben bringen sie Sozialkompetenz mit – in diesem Zusammenhang eine Mischung aus Leistungsbereitschaft, Anpassungsfähigkeit an wechselnde Situationen, ein angemessenes Maß an Individualität und Pragmatismus etc. Die werden gesucht und erleben eine vergleichsweise hohe Wertschätzung. Schlecht ausgebildete Mitarbeiter oder auch Menschen mit einem Studium, bei dem die Anwendungsmöglichkeiten nicht deutlich sichtbar sind, müssen sich sehr bemühen, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Wer dazu noch eine etwas „schwierige Persönlichkeit“ mitbringt, der hat es doppelt schwer.
Ich erwarte nicht, dass sich hier etwas entscheidend ändern wird.

 2. Bewerten Sie diese Veränderungen als positiv oder negativ?

Weder noch, da bin ich ganz pragmatisch. Es ist, wie es ist und als Arbeitnehmer muss man lernen, damit umzugehen und sich drauf einzustellen.

 3. Wann sollte ein Arbeitnehmer über eine berufliche Neuorientierung nachdenken?

 Am besten dann, wenn kein Handlungsdruck besteht, wenn man sich aus gesicherter Position heraus verändern will. Denn nur dann ist man frei in seinen Entscheidungen und Verhandlungen um Arbeitsbedingungen und Gehalt, nur dann kann man Firmenvertretern wirklich einigermaßen auf Augenhöhe begegnen. Meiner Erfahrung nach machen sich dann nur die Gedanken, die gerne richtig Karriere machen würden. Das Gros wartet, bis ein Anstoß von außen kommt: wenn man sich unwohl fühlt, beispielsweise oder wenn Stellen im Unternehmen abgebaut werden.

 4. Wie sollte er diese Neuorientierung angehen?

Er sollte mit einer gründlichen Bestandsaufnahme seiner beruflichen Vergangenheit beginnen: Was habe ich gemacht? Welche Ergebnisse habe ich erzielt? Über welche Kenntnisse verfüge ich? Wie aktuell sind die? Das sind im Groben die Fragen, die man bearbeiten sollte. Und man sollte ebenso ehrlich für sich feststellen, wo die eigenen Defizite liegen – und sich dann daran machen, die zu beheben. Auch wichtig und hilfreich ist es, die eigene Wahrnehmung von sich selbst durch ein Feedback von außen zu überprüfen!

Erst, wenn dieser Teil erledigt ist, sollte man sich auf die Suche nach einer neuen Stelle machen. Wenn man sie gefunden hat, folgt das Übliche: Anzeigenanalyse, Unterlagen auf das Anforderungsprofil hin erstellen, dabei von der Position des Arbeitgebers her denken! Sie wissen schon, die Sache mit dem Wurm, der dem Fisch und nicht dem Angler schmecken muss!

 5. „Warum wollen Sie Ihrer aktuellen Beschäftigung nicht weiter nachgehen?“ – wie beantworte ich diese Frage im Bewerbungsgespräch, ohne in Fettnäpfchen zu treten?

Dazu lässt sich so allgemein als Tipp gar nichts sagen, denn phrasenhafte Schwindeleien (man sagt etwas, weil es gut klingt!) werden schnell entlarvt als das, was sie sind: Phrasen! Wichtig ist, deutlich zu machen, dass man zur neuen Aufgabe hin und nicht in erster Linie von seinem alten Job weg will oder gar muss.