Mit zunehmendem Aufstieg in der Hierarchie einer Organisation steigt ihre Bedeutung gegenüber den Fachkenntnissen an. Wer eine Führungsposition anstrebt, sollte seine Führungskompetenz deshalb ausreichend unter Beweis gestellt haben.
Auch wenn eine empirische Studie der DGFP aus dem Jahr 2013 herausstellt, dass führungsrelevante Kompetenzen nicht automatisch mit der Führungserfahrung wachsen, verzichtet kaum eine Stellenanzeige zur Besetzung von Führungspositionen darauf, mindestens erste Führungserfahrung zu verlangen. Dahinter steckt häufig
- die Annahme, dass berufliche Erfahrung in einer entsprechenden Führungsposition bei der Führungskraft adäquate Selbstreflexions- und Lernprozesse über die Do´s and Dont´s in der Führung von Mitarbeitern in Gang setzt,
- der Bewerber auf eine Führungsposition weiß, worauf er sich einlässt,
- Führungserfahrung mit einer gewissen persönlichen Reife einhergeht,
- und unterstellt wird, dass das Risiko einer Fehlbesetzung minimiert wird.
Wer bereits Erfahrung mit disziplinarischer Führung gesammelt hat, sollte diese bei der Bewerbung auf eine Führungsposition in Bewerbungsanschreiben und Lebenslauf ausreichend darlegen. Was aber tun, wenn man bisher noch keine Position mit disziplinarischer Mitarbeiterverantwortung bekleidet hat?
Junge Führungsnachwuchskräfte sehen sich dann folgendem Dilemma ausgesetzt: Ohne Führungserfahrung keine Führungsposition und ohne Führungsposition keine Führungserfahrung! Wer noch nie disziplinarische Mitarbeiterverantwortung hatte, kann im Bewerbungsprozess mit folgenden Themen punkten:
1. Fachliche Führung
Ausgangsbasis vieler Führungskarrieren ist häufig die Leitung eines wichtigen Projektes, das im Fokus des Top Managements steht. Wer einige Jahre Berufserfahrung gesammelt hat, sollte durchaus in Erwägung ziehen, ein solches Projekt zu leiten. Im Rahmen der Projektleitung kann man seine Führungsfähigkeiten unter Beweis stellen. Schließlich ist die fachliche Führung um einiges schwieriger als die disziplinarische, da sie bei Fehlverhalten der Teammitglieder keine direkten Sanktionsmechanismen vorsieht.
Aber Vorsicht! Wer ein solches Projekt übernimmt, sollte sich auch sicher sein, es mit Erfolg beenden zu können. Wer nämlich die Aufmerksamkeit des Top-Managements hat, steht natürlich nicht nur im Erfolgsfall, sondern ebenso bei Misserfolg des Projektes im Fokus. Manche Karriere ist dann schneller beendet als einem lieb ist.
2. Führungstrainings
Wer Führung erlernen will, braucht zunächst die theoretischen Kenntnisse über eine effektive Führung und Übung darin, die Theorie in die Praxis umzusetzen. Seminare mit Trainingscharakter können daher auf dem Weg zur Führungskraft eine hilfreiche Unterstützung sein. Angehende Führungskräfte benötigen Feedback durch einen erfahrenen Seminarleiter, der bestenfalls selbst als Führungskraft in der Wirtschaft tätig war und weiß, worauf es bei der Mitarbeiterführung ankommt. Young Professionals sollten daher in jedem Fall mit ihrem Vorgesetzen über den Besuch solcher Trainings sprechen. In vielen Unternehmen werden sogar interne Weiterqualifizierungsprogramme angeboten, die auf die jeweilige Branche, Position und Person abzielen. Entsprechende Weiterqualifizierungen können Sie in Ihrer Bewerbungsunterlage hervorheben und damit ihren Führungswunsch dokumentieren.
3. Stellvertreterregelung
Eine gute Möglichkeit, die eigene Führungskompetenz auszutesten, ist die Stellvertreterregelung. Wer den Chef temporär vertritt und in seiner Abwesenheit seine Führungsaufgaben übernimmt, verbessert seine Chance, im Bewerbungsprozess zu punkten.
4. Ehrenamt und Vereinstätigkeit
Selbstverständlich kann man auch Führungserfahrung im Rahmen eines Ehrenamtes oder einer Vereinstätigkeit im Bewerbungsanschreiben anführen. Wer etwa ehrenamtlich als Vorstand bei den Wirtschaftsjunioren –einer gemeinnützigen Organisation junger Führungs- und Nachwuchsführungskräfte– tätig ist und damit die Belange des Vereins regelt, kann in geschütztem Rahmen seine Führungseigenschaften testen, verbessern und dieses Amt gut in seinem Bewerbungsanschreiben unterbringen.
5. Verbandsarbeiten
Ähnliches gilt selbstverständlich für das ehrenamtliche Engagement in einem Berufs- oder Branchenverband. Insbesondere wer sich auf eine Führungstätigkeit im operativen Geschäft bewerben will, ist mit einer solchen Tätigkeit bestens beraten.
6. Netzwerkaktivitäten
Führungspositionen werden nicht selten über Kandidaten aus dem persönlichen Netzwerk besetzt. Über entsprechende Referenzen bieten sie Unternehmen eine vermeintlich höhere Sicherheit bei der adäquaten Stellenbesetzung. Immerhin verbürgt sich jemand mit seinem guten Namen für die Person, die er vorschlägt. Netzwerke sind daher nicht zu unterschätzen. Versuchen Sie deshalb im Rahmen Ihrer Karriereplanung gute Kontakte zu interessanten Persönlichkeiten mit gutem Ruf aufzubauen, die in der Hierarchie über Ihnen stehen und über eine entsprechende Vita verfügen.
7. Persönlichkeitstests
Es gibt einige Persönlichkeitstests –wie etwa den Bochumer Inventar Test (kurz BIP)– , die unter anderem das Führungspotenzial abprüfen. Wem dieser Test ein entsprechendes Potenzial zur Führung attestiert, kann die Ergebnisse dem Bewerbungsanschreiben beifügen.
8. Headhunter und Personalberater
Nicht selten werden Führungspositionen über Headhunter vergeben. Versuchen Sie zu den wichtigsten Personalberatern einen guten Kontakt aufzubauen.
Im Übrigen enthalten manchen Bewerbungen den expliziten Hinweis, dass auch Bewerber aus der sogenannten „zweiten Reihe“ eine Chance erhalten. In diesen Fällen müssen Sie in Ihrem Lebenslauf nicht nachweisen, dass Sie schon eine Führungsposition bekleidet haben. Solche Stellen bieten hervorragendes Potenzial, um die Führungskarriere einzuschlagen.
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