Vor allem in der Konzernzentrale, jedoch nicht nur dort, werden sich Menschen aus den meisten derjenigen Länder finden, in den das Unternehmen aktiv ist. Und das ist gut so. Zum einen schon einmal deswegen, weil die Menschen aus den verschiedenen Ländern natürlich jeweils am besten wissen, was ihre jeweiligen Landsleute haben möchten und daher hervorragend dazu beitragen können, Produkte und Marketingstrategien zu entwickeln, die in den einzelnen Ländern erfolgreich sind. Zum anderen aber auch, weil sich die unterschiedlichen Gedanken, Arbeitsweisen und Wertvorstellungen verschiedener Kulturen gegenseitig ergänzen und Synergieeffekte produzieren können. Dazu ist es allerdings notwendig, die Probleme zu vermeiden, die aus genau denselben Unterschieden erwachsen können.
Vorbild Seefahrt
Interkulturelle Teams sind im Grund nichts Neues. Vor allem in der Seefahrt gibt es sie schon seit Jahrhunderten. Gerade dort ist es wichtig, dass Menschen ungeachtet ihrer Herkunft, Ethnie, Weltanschauung und sonstiger Unterschiede reibungslos zusammenarbeiten, denn daran hängt nicht nur der geschäftliche Erfolg eines Schiffes, sondern oft auch das Leben der Mannschaft.
Daher kann ein Blick darauf nicht schaden, wie in der Seefahrt diese Aufgabe gemeistert wurde und wird. Auf die dort verfolgten Strategien muss man sich jedoch nicht beschränken und wird sie auch nicht eins zu eins übertragen. Aber die eine oder andere Anregung kann man sich ruhig holen.
Sich verstehen, damit man sich verstehen kann
Eine der größten Barrieren, die es beim internationalen und interkulturellen Teambuilding zu überwinden gilt, ist die Sprache. Es sollte also klar sein, welche Sprache im Unternehmen benutzt wird. In der Seefahrt ist die „lingua franca“ auf international besetzten Schiffen typischerweise Englisch. Auch in vielen Unternehmen ist dies der Fall, ob sie nun ursprünglich aus dem angelsächsischen Sprachraum stammen oder nicht. Das Englische ist für Menschen der westlichen Hemisphäre verhältnismäßig leicht zu erlernen. Aber auch Menschen, die Sprachen sprechen, die mit den europäischen überhaupt nicht verwandt sind, tun sich mit Englisch leichter als etwa mit dem sehr viel komplizierteren Deutsch.
Unabhängig davon, welche Sprache nun die Verkehrssprache im Unternehmen ist, wird es immer Mitarbeiter geben, deren Muttersprache diese Sprache ist. Wichtig ist nun, dass diese Muttersprachler Rücksicht auf diejenigen nehmen, welche die Sprache erlernen mussten. Daher sollte möglichst Hochsprache gesprochen werden. Ein Bayer wird bereits Problem damit haben, einen Rheinländer zu verstehen und umgekehrt, wenn Sie beide nur ihre Dialekte sprechen. Jemand, der Deutsch als Fremdsprache erlernt hat, wird bei keinem von beiden wissen, was er meint.
Was man ebenfalls wissen muss, ist das jede Sprache auch gleichzeitig eine „Denke“, eine bestimmte Weltsicht bedingt. Das ist es übrigens auch, was Übersetzungen schwierig macht und dafür sorgt, dass französischer Humor anders ist als englischer oder deutscher. Und es macht es einem schwer, das, was man sagen möchte, in einer Fremdsprache auszudrücken, selbst wenn es eine verhältnismäßig einfach zu erlernende Sprache ist, wie zum Beispiel Englisch für einen Deutschen. Abbauen oder wenigstens niedriger machen, kann man diese Barrieren, in dem man die Mitarbeiter ermutigt, sich in der im Unternehmen gesprochenen Sprache weiterzubilden. Es ist auch kein Fehler, wenn die Muttersprachler bereit sind, ihren Kollegen die Feinheiten Ihrer Sprache zu näher zu bringen. Umgekehrt müssen diese aber auch bereit sein, sich auf die im Unternehmen gesprochene Sprache einzulassen.
Wertschätzung und Toleranz
Menschen aus verschiedenen Kulturen erwarten sich unterschiedliche Dinge von Ihrer Arbeit. Der Eine wir mehr ans Geld denken, ein anderer an die persönliche Befriedigung, die ein anspruchsvoller Beruf bieten kann, wieder ein anderer ist auch mit einer einfachen Arbeit zufrieden, möchte dafür jedoch Anerkennung von Kollegen und/oder Vorgesetzten. Auch die Herangehensweise an Aufgaben ist von Kultur zu Kultur verschieden. Dabei darf man jedoch keinesfalls den Fahler zu machen, alle Vertreter einer Kultur über einen Kamm zu scheren.
Beim Umgang mit Menschen muss man sicherlich deren jeweiligen kulturellen Hintergrund im Auge behalten. Noch wichtiger ist es jedoch, den einzelnen Menschen zu würdigen, ihn so zu nehmen wie er ist. Eine gute Führungskraft wird immer die Stärken eines Mitarbeiters berücksichtigen, wenn er ihn einsetzt, unabhängig davon, ob sie kulturell oder individuell bedingt sind, ihn einfach dafür schätzen, dass er so ist wie er ist und ihm mit den richtigen Aufgaben die Möglichkeit geben, sich Erfolgserlebnisse zu erarbeiten.
Was ebenfalls wichtig ist, ist Vertrauen: Auch wenn ein Mitarbeiter aus einer anderen Kultur eine Aufgabe anders angeht, als man es gewöhnt ist, sollte man ihn gewähren lassen und lediglich an seinem Erfolg messen. Wenn man so als Leiter dem einzelnen Teammitglied Wertschätzung entgegenbringt und damit natürlich auch als Vorbild für die anderen wirkt, kann sich ein Miteinander entwickeln, welches das Team über alle kulturelle Grenzen hinweg zu einer Art Familie macht, wie das auch bei einer guten Schiffsmannschaft der Fall ist.