Konflikte und Führung
Arbeitsdruck, Stress, permanente Umorganisationen, Personalfluktuation, eine sich ständig verändernde Arbeitswelt fördern Konflikte, Reibereien, Spannungen, die jedoch vielfach unter den Teppich gekehrt werden. Führungskräfte meinen, Konflikte aussitzen zu müssen, nicht anzusprechen, was im Team oder in der Abteilung schief läuft, um eine vermeintliche Harmonie zu haben.
Viel zu selten werden Konfliktsituationen fachgerecht angegangen und gelöst, vor allem mit externer Hilfe. Die Scheu ist groß, Profis mit der Konfliktmoderation oder Mediation zu betrauen. Führungskräfte und Personalmanager denken, das könnte ihnen als Unfähigkeit ausgelegt werden. Lieber werden Scheuklappen aufgesetzt und die Konflikte verschleppt, anstatt die Reißleine für einen Konfliktstopp durch externe Hilfe gezogen wird. Jedoch: Externe Konfliktmoderatoren, Mediatorinnen und Mediatoren sind die Profis für den Umgang mit Konflikten und für das Lösen von Konflikten!
Keine Führungskraft sollte meinen, sich etwas beweisen zu müssen und externer Hilfe ausweichen. Nicht jede Führungskraft muss in der Lage sein, die Konflikte im Team oder der Abteilung selbst lösen zu können – im Gegenteil. Häufig sind sich Führungskräfte nicht einmal bewusst, dass sich ein Konflikt aus ihrem möglicherweise defizitären Führungsverhalten entwickelt hat. In diesen Fällen empfehle ich Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sich selbst um eine Mediation unter Beteiligung der Führungskraft zu bemühen.
Andererseits haben Führungskräfte oftmals den Anspruch, alles selbst regeln zu wollen. Sie merken nicht, dass sie Teil des Konflikts sind und das Bearbeiten sowie das Lösen des Konflikts dringend der Professionalität bedarf. Sie scheuen diese jedoch, weil sie meinen, der Konflikt würde durch das Ansprechen und die Arbeit eines Mediators emotionalisiert. Kein Konflikt ist jedoch ohne Emotionen! Schon von Beginn des Konflikts an.
Weshalb Mediation nach wie vor zu selten bei innerbetrieblichen Konflikten angefordert wird
Selbst bei erfolgreich verlaufener Mediation erfolgt selten eine Weiterempfehlung des Mediators. Es wird als Blamage oder als Fehlschlag in der Führung empfunden, zuzugeben, bereits schon einmal einen Mediator engagiert zu haben. Wichtig wäre es für Führungskräfte und Personalverantwortliche zu verinnerlichen, dass zu einem lebendigen Leben und zu einem sich ständig verändernden Arbeitsleben Konflikte und Spannungen einfach dazugehören.
Es gibt kein Leben ohne Konflikte! Grundlegend wichtig und bedeutend für Führungskräfte und Personalverantwortliche ist es allerdings, zu lernen, damit umzugehen, sich einen Konflikt einzugestehen und die Hemmung zu verlieren, konsequent externe Hilfe anzufordern! Nicht den Kopf in den Sand zu stecken in der Hoffnung, es wird schon vorübergehen … Übrigens: Wer den Kopf in den Sand steckt, dem kann immer noch auf den Hintern geschlagen werden!
Für externe, professionelle Hilfe plädiere ich deshalb, weil ich internen Mediatoren äußerst skeptisch gegenüber stehe, begründet aufgrund meiner Erfahrungen in jahrzehntelanger Tätigkeit in der Interessenvertretung sowie meiner Erfahrung als Coach und Mediatorin. Das habe ich in meinem Buch „Mediation“, kürzlich erschienen in der 30-Minuten-Reihe des GABAL-Verlags, ausführlich beschrieben und begründet.
Erfolgreiche Mediationen bei innerbetrieblichen Konflikten helfen Mitarbeitern und Führungskräften gesund zu bleiben
Manchmal reichen wenige Stunden, um einen Konflikt zu klären und den Beteiligten wieder zu einer gesunden Zusammenarbeit zu verhelfen. Mediation ermöglicht eine Form der Auseinandersetzung miteinander, bei der Emotionen verbalisiert, gewürdigt und reflektiert werden. Auch wenn man meint, das Handtuch sei schon zerschnitten gewesen. Ein Konflikt findet nie ohne Emotionen statt. Der Fokus einer Mediation liegt auf dem lösungsorientierten Aufarbeiten des Konflikts, dem gegenseitigen Aufeinanderzugehen und der Würdigung der Emotionen. Positives und Gemeinsamkeiten werden herausgestellt.