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5 Fragen an: Stefan Buchner

Stefan Bucher ist Geschäftsführer der UBGM. Er ist studierter Gesundheitswissenschaftler und Pädagoge, der Unternehmen zur Organisations- und Personalentwicklung berät. Sein Ziel ist es gesunde Leistungsfähigkeit langfristig zu erhalten und zu steigern.

1. Welche Berufskrankheiten sind aktuell auf dem Vormarsch, welche auf dem Rückzug?

In den Unternehmen sind ganz klar die psychischen Erkrankungen, wie das sog. „Burnout-Syndrom“ auf dem Vormarsch. Hierzu zählen im weitesten Sinne psychische Erschöpfungszustände in Verbindung mit bereits eingetretenen messbaren körperlichen Symptomen, depressive Episoden bis hin zu manifesten Depressionen sowie Angststörungen.  Arbeitsunfälle, Verletzungen und Vergiftungen sind hingegen Dank des vorbildlichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes in deutschen Unternehmen rückläufig.

2. Was können Unternehmen tun, um den innerbetrieblichen Krankenstand zu senken?

Die Einführung klarer Regeln zum Umgang mit modernen Kommunikationsmitteln, wie E-Mail und Smartphone sowie eine klare Kommunikation der Erwartungen zur Erreichbarkeit von Mitarbeitern. Es sollte weiterhin klar kommuniziert werden, dass sich die Mitarbeiter ganz bewusst Regenerationsphasen zum Erhalt ihrer Gesundheit und Leistungsfähigkeit einplanen müssen. Außerdem sollte Unterstützung bei der Bewältigung von beruflichen und privaten Problemen gegeben werden, z.B. durch Flexibilisierung der Arbeitszeiten, temporäre Entlastung von Aufgaben und Termindruck bis hin zu Beratungsangeboten von Psychologen oder Psychotherapeuten. Aber auch die klassische Wirbelsäulengymnastik oder mobile Massage-Angebote haben noch längst nicht ausgedient. Darüber hinaus richten immer mehr Unternehmen Ruheräume für ihre Mitarbeiter ein, damit sich diese z.B. nach der Mittagspause etwas erholen können.

3. Welche Gesundheitsförderungsmaßnahmen empfehlen Sie Unternehmen mit einem kleinen Budget in diesem Bereich?

Hier empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit externen Kooperationspartnern, wie z.B. Ärzten, Physiotherapeuten oder Fitness-Studios. Die Verbesserung der Kommunikation zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter kostet kein Vermögen. So unterschätzen viele Führungskräfte den Einfluss von „Gesundem Führen“ auf die Mitarbeitergesundheit. Aber auch die Unternehmensleitung kann hier als prägender Faktor der Unternehmenskultur mit bestem Beispiel vorangehen und z.B. regelmäßig in der Mittagspause eine Runde spazieren gehen oder sich durch Sport fit halten. Und wer weiß, vielleicht sieht das ja ganz zufällig sogar der eine oder andere Mitarbeiter aus dem Unternehmen.

4. Was kann jeder Arbeitnehmer präventiv tun, um trotz stressigen Jobs gesund zu bleiben?

Nur eine gesunde und ausgewogene Ernährung kann den Treibstoff für die hohen Anforderungen des heutigen Alltags liefern. Der Mitarbeiter von heute ist in meisten Fällen ein „Höchstleistungsmitarbeiter“, der durch Fast Food und Pizza nicht genügend Energie für Höchstleistung erhält.

Darüber hinaus hält regelmäßiger Sport Körper und Geist fit. Wer Höchstleistung bringen muss, der braucht auch einen fitten Körper, der Belastungen gewohnt ist und denen auch Stand halten kann. Hierzu ist es ratsam 2-3 Mal pro Woche Ausdauersport zu treiben, da dieser den größten gesundheitlichen Nutzen hat und nebenbei auch noch für ein frisches Aussehen zuträglich ist.

Aber auch regelmäßiges Abschalten, z.B. durch E-Fasten, also das Ausschalten aller elektronischen Medien, ist sehr empfehlenswert. Der Mitarbeiter sollte sich in Entspannungstechniken, wie z.B. Yoga oder Tai Chi üben, um das Abschalten nach der Arbeit wieder zu erlernen. Denn viele von uns können das überhaupt nicht mehr. Aber auch regelmäßiges tiefes Durchatmen ist ein guter Anfang.

5. Welche Vorgehensweise empfehlen Sie Arbeitnehmern, bei denen die Stressfalle bereits zugeschnappt hat, um dieser wieder zu entkommen?

Öffnen Sie sich jemandem aus dem Unternehmen an, zu dem sie Vertrauen haben und der Ihnen erst einmal zuhört. Im besten Falle ist das der Chef oder eine Vertrauensperson. Nehmen Sie Angebote zur Beratung bei psychischen Problemen wahr, wenn es diese bereits im Unternehmen gibt. Sagen Sie Ihren Kollegen oder Vorgesetzten, wenn sie keine Kapazitäten mehr haben. Lernen Sie also „Nein“ zu sagen. Machen Sie pünktlich Feierabend und schalten Sie z.B. das BlackBerry nach der Arbeit und vor allem im Urlaub ab. Nutzen Sie die Auszeiten bewusst zum Erholen und stürzen Sie sich nicht noch in Freizeitstress. Wenn das alles nicht hilft, dann ziehen Sie die Reißleine bevor es Ihr Körper tut und klinken Sie sich eine längere Zeit aus dem Unternehmen aus, z.B. durch ein Sabbatical oder unbezahlten Urlaub.

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