Karriere: Geht nicht? Geht ja doch!

#nussbaum_geht ja doch (Page 1)Viele Menschen sterben mit 37, bevor sie mit 87 Jahren beerdigt werden. Sie fristen ein unbefriedigendes Leben als Arbeits-Ameisen. Und der prickelnde Höhepunkt der Woche ist der Brauseaufguss „Patchouili-Minze“ nach dem wöchentlichen Badminton-Training. Sie geben sich mit dem grauen Alltag zufrieden, weil alles andere „geht doch nicht!“ Machen Sie es anders! Zünden Sie Ihren persönlichen Geht-ja-doch-Turbo und wagen Sie den Umstieg, Aufstieg oder Ausstieg. Mit diesen 5 Tipps gelingt es: 

1. „Geht ja doch!“

Nein, ich behaupte nicht, dass alles geht in unserem Leben und dass wir nur mit genügend Tschaka alles schaffen, was wir schaffen wollen. Nein, das wäre vermessen. Manche Dinge gehen tatsächlich nicht (mehr) – aber es geht viel mehr als wir immer denken. Gehen Sie also zunächst davon aus, dass Ihr beruflicher Wunsch in jedem Fall realisierbar ist. Das verändert Ihren Fokus und Sie werden im Meer der Möglichkeiten mehr Chancen erblicken.

2. Identifizieren Sie Ihr persönliches Hawaii

Meine Familie und ich haben uns vor einigen Jahren entschlossen, für vier Monate nach Hawaii zu gehen. Vier Monate, in denen ich als Selbständige einen kompletten Umsatzausfall hatte. Vier Monate, in denen mein Mann in seinem Job als angestellter Bauingenieur fehlte. Vier Monate, in denen unsere Kinder auf eine hawaiianische Schule gingen, obwohl der Jüngste noch gar kein Englisch konnte und unsere Ältere Angst hatte, in dieser Zeit ihre Schulfreundinnen zu verlieren. Vier Monate, in denen wir wie eine normale Familie leben wollten – nur eben auf der anderen Seite des Globus. Es war nicht leicht die Entscheidung für die viermonatige Auszeit zu treffen und durchzuziehen. Warum? Weil wir ein riesiges „Das geht-doch-nicht!“ in unseren eigenen Köpfen hatten. Das war das größte Hindernis. Nehmen Sie meine vier Monate in Hawaii als Sinnbild für das nehmen, wofür Sie brennen. Was ist Ihr persönliches Hawaii?

3. Stellen Sie sich 5 Fr#nussbaum_geht ja doch (Page 1)agen

Setzten Sie sich mit Ihrem „Warum nicht?“ auseinander. Warum tue ich nicht das, was ich eigentlich tun will? Welche Leinen halten mich im Hafen, welcher Gegenwind bringt mich immer wieder von Kurs ab? Und natürlich: wie komme ich da raus. Weiter geht es mit der Frage nach dem „Warum“, denn wer sein „Warum“ kennt, der kann ungeahnte Energien freisetzen und seinen Geht-ja-doch-Turbo zünden. Das „Was“ klärt, was Sie tatsächlich tun wollen: welche Inseln im Meer der Möglichkeiten wollen Sie erobern? Schließlich zeigt das „Wie?“, wie Sie dorthin kommen und „wann“ der beste Zeitpunkt für Ihr Geht-ja-doch-Projekt ist.

4. Suchen Sie sich Inspiratoren

Suchen Sie sich Menschen, die das, was Sie tun wollen, bereits getan haben. Das muss nicht ein zu eins das gleiche Projekt sein. Es kann auch einfach der Mut sein, den Sie an jemanden bewundern. Oder die Cleverness, etwas geschafft zu haben.

5. Legen Sie los!

Tun Sie jeden Tag etwas, das auf Ihr großes Geht-ja-doch-Projekt „einzahlt“. Das kann die Pflege eines Netzwerk-Kontaktes sein, Das Lesen eines Sachbuches. Das Lernen neuer Fertigkeiten. Das Sparen des täglichen Coffee-to-go. Eine Pause. Und und und. Hören Sie auf, zu Planen. Unser Leben ist kein Bauwerk, das wir nach Vorlage zusammenschrauben. Unser Leben ist eine Abfolge von ungeplanten Möglichkeiten – also nutzen Sie es.

Viele Arbeitnehmer sind „planlos“

Bundesweite Umfrage zeigt: Nicht einmal die Hälfte der Erwerbstätigen plant ihre berufliche Karriere. Business-Plattformen werden fürs berufliche Weiterkommen bislang kaum genutzt

Nur 43 Prozent der deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer planen konkret, wie sie im Job weiter kommen. Ihnen gegenüber stehen „planlose“ 56 Prozent. Gefragt nach ihren Gründen sagen 24 Prozent der „Nicht-Planer“, dass sie keine Karriereambitionen haben. Weitere 24 Prozent glauben nicht an die Planbarkeit von Karriere. Fast die Hälfte (46 Prozent) sagt, dass sie ihre persönlichen Karriereziele bereits erreicht habe. Fehlende Unterstützung vom Arbeitgeber beklagen immerhin noch 14 Prozent derjenigen, die ihre Karriere nicht konkret vorantreiben.

Karriere pushen über Xing und Co.: Vor allem für Jüngere kein Thema
Trotz steigender Userzahlen bei digitalen Plattformen wie Xing und LinkedIn nutzen nur 25 Prozent der Erwerbstätigen diese Form sozialer Netzwerke für ihre Karriereplanung. Die meisten Befragten nennen hier eher Gespräche mit der Familie, dem Partner oder Freunden, Weiterbildungsangebote, Personalgespräche mit dem Vorgesetzten oder sie sprechen mit Kollegen darüber. Überraschend: Je jünger die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, desto seltener nutzen sie Soziale Netzwerke für die Karriereplanung. Nur 17 Prozent der 18- bis 29-Jährigen treiben ihre Karriere über berufliche Web-Plattformen voran. Bei den 30- bis 39-Jähigen sind es 28 Prozent, und 30 Prozent der Erwerbstätigen zwischen 40 und 50 Jahren nutzen diese Möglichkeit zur Karriereplanung.

Starke Sehnsucht nach Work-Life-Balance und Sinn  
Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach wie vor ein großes Thema: Genau die Hälfte der Befragten strebt in den nächsten zwei Jahren eine bessere Work-Life-Balance an – von den Männern sagen dies sogar 51 Prozent. Trotz aller Debatten scheitern viele Erwerbstätige also nach wie vor bei dem Versuch, Berufliches und Privates miteinander zu vereinbaren. Außerdem wünschen sich 40 Prozent der Befragten „mehr sinnvolle Arbeitsinhalte als Herausforderung“.

Die weiteren Informationen finden Sie unter www.duw-berlin.de.

5 Fragen an: Thilo Baum

Thilo Baum, Jahrgang 1970, ist Journalist. Bis Ende 2003 war er Schlussredakteur beim „Berliner Kurier“ und seit 2004 selbstständig. Thilo Baums Thema ist die Klarheit im Denken und Kommunizieren. Die Abfolge seiner Bücher beschreibt eine spannende Reise durch seine Gedankenwelt: Vom klaren Ausdruck („Komm zum Punkt!“) geht es zur empfängerorientierten Kommunikation („Denk mit!“), von dort zur Kritik am Bildungssystem, das Sprache nur akademisch sieht („Die Bildungslücke“), und hin zur äußerst differenzierten Darstellung dessen, was philosophisch gesehen gut und richtig ist („Das Buch der 1000 Gebote“). Thilo Baum ist stark nachgefragter Seminarleiter und Keynotespeaker und zudem Studienleiter bei der „GSA-University“ der German Speakers Association e.V. (GSA).

1. Sie sind der „Experte für Klartext“ – Was genau kann man sich darunter vorstellen?

Ich helfe Unternehmen dabei, sich klar auszudrücken. Viele Unternehmen kommunizieren unnötig kompliziert: Wenn es in einer E-Mail heißt, die Produktdokumentation unterliege einer behördlichen Überwachung, dann schlage ich die Formulierung vor, dass eine Behörde die Produktdokumentation überwacht. Das ist dasselbe und einfacher – schließlich nimmt man auch nicht die Anheiratung einer Frau vor, sondern heiratet. Und wenn ich lese: „Gemüse kann auch schmecken“, ist vermutlich gemeint: „Auch Gemüse kann schmecken.“ Klartext bedeutet, genau das zu sagen, was man sagen will, und nichts anderes. Im Grunde bringe ich das Know-how der Journalistenschulen ins Business.

2. Warum ist es so falsch, „um den heißen Brei“ herumzureden?

Falsch ist es vielleicht nicht, aber es bindet unfassbar viel Energie. Unternehmen verschwenden durch unklare Kommunikation unglaublich viel Zeit. Kürzlich ging es in einem Seminar um eine E-Mail, in der ein Ingenieur einem Mitarbeiter einer Behörde die Statik einer kompletten Brücke erklärt, bis er endlich damit herausrückt, dass er eine Behelfsbrücke vorschlägt. Das aber war der entscheidende Punkt in dem Kontext und gehört nach oben! Sehr oft müssen Leser den wesentlichen Punkt in Texten geradezu detektivisch ermitteln, ebenso wie Zuhörer von Beiträgen in Meetings. Und diese Bedeutungssuche ist eine üblere Zeitverschwendung als das Löschen von Spam. Unklare Kommunikation kostet Unternehmen richtig viel Geld.

3. Sie bieten auch Seminare und Coachings an. Worauf legen Sie dabei besonderen Wert und gibt es etwas, was Sie Unternehmen und deren Mitarbeitern besonders vermitteln möchten?

Besonderen Wert lege ich darauf, dass die Teilnehmer Rechner und Texte mitbringen, die wir im Seminar bearbeiten können. Wenn wir im Seminar die E-Mails, Präsentationen, Vermerke, Entscheidungsvorlagen, Pressemitteilungen und Facebook-Postings bearbeiten, die sowieso auf dem Schreibtisch liegen, ist das Seminar keine Extra-Zeit, sondern schmiegt sich in den Workflow ein. Wichtig zu vermitteln ist mir: Für alles, was wir sagen wollen, gibt es Worte, und zwar einfache. Und: Wer etwas zu sagen hat, braucht keine aufgeblasene Sprache.

4. Inwieweit profitieren wir davon, wenn wir unsere Botschaften auf den Punkt bringen – bringt es uns beruflich weiter?

Unbedingt. Wir leiden ja nicht unbedingt unter einem Mangel an Informationen, sondern ersticken in Informationen. Da ist es schon ein Zeichen für Qualität, keine Luftpumpe zu sein. Wenn ich die anderen auf eine gedankliche Schnitzeljagd schicke und von ihnen verlange, die Bedeutung meiner Worte irgendwie zu interpretieren, dann trage ich zum Informationsmüll bei. Wer dagegen sagt, was er meint, und meint, was er sagt, kommt verbindlich rüber und schont die Zeit der anderen. Die Dinge auf den Punkt zu bringen, ist zudem eine Selbstaussage: Wer geordnet spricht und schreibt, denkt auch geordnet. Und das ist in den heutigen Zeiten meines Erachtens selten geworden.

5. Sie sind als Autor sehr erfolgreich. Wann und wie haben Sie beschlossen, Ihre Ideen mit anderen Menschen zu teilen?

Der damalige Chefredakteur des „Berliner Kuriers“, Hans-Peter Buschheuer, hat mich 2003 gebeten, für die Redaktion zum Abschied ein kleines Kompendium zur Sprache zu schreiben. Daraus ist dann das erste Buch geworden: „30 Minuten für gutes Schreiben“ bei GABAL. Es ist, glaube ich, mittlerweile in der sechsten Auflage erschienen. Dann folgte „Komm zum Punkt!“, etwas umfangreicher. Irgendwann habe ich ein Seminar bei einer Bank gegeben, deren Vertriebstrainer die Riester-Rente nicht kurz erklären konnten, und ich habe mich gefragt, wozu wir eigentlich Rhetorik- und Vertriebsschulungen brauchen, solange Unternehmen ihre Produkte nicht aus der Perspektive der Kunden beschreiben. Also entstand das Buch „Denk mit!“. Mein Lieblingsbuch ist aber das neue: „Das Buch der 1000 Gebote“ im MIDAS-Verlag in der Schweiz.