Ein solches Feedbackgespräch gibt dir die Möglichkeit, Dinge anzusprechen, die dir am Herzen liegen. Gleichzeitig bekommst du erklärt, wie du auf deine Vorgesetzten wirkst. Wahrscheinlich wird sich eure Ansicht nicht in allen Punkten überschneiden. Dennoch wird sich das Gespräch als konstruktiv erweisen.
Was ist das Mitarbeiterjahresgespräch?
Bei Unternehmen mit flachen Hierarchien kann es durchaus sein, dass der Chef mal in der Küche steht und beiläufig fragt: „Wie läuft’s?“ Das ist natürlich eine nette Geste, aber wahrscheinlich antwortest du darauf ähnlich mechanisch mit „gut, danke“ oder „muss ja“, wie wenn jemand sich bei der Begrüßung nach deinem Befinden erkundigt: Zwischen Tür und Angel sprichst du mit einem Vorgesetzten wohl kaum über das schwierige Arbeitsklima, vor allem, wenn deine Kollegen jederzeit um die Ecke kommen können.
Im Mitarbeiterjahresgespräch hast du die Möglichkeit, ehrlich und offen über deinen Arbeitsalltag zu sprechen. Gemeinsam überlegt ihr, was gut läuft, wo Verbesserungen nötig sind und wie ihr sie erreichen könnt.
Sorgfältig vorbereiten
Nimm die Einladung zum Mitarbeiterjahresgespräch nicht auf die leichte Schulter! Es geht nicht nur darum, wie du dich im Unternehmen fühlst, sondern auch, welchen Mehrwert du bietest. Geh all deine Aufgaben und Projekte des letzten Jahres durch: Wo warst du besonders erfolgreich? Und warum? Was ist dir weniger gut geglückt, und was waren die Gründe dafür? Überlege, welchen Wert du für das Unternehmen darstellst und was du gern noch erreichen möchtest. Welche Anstrengungen wirst du dafür unternehmen müssen? Möchtest du gern eine Fort- oder Weiterbildung machen? Inwiefern käme diese dem Unternehmen zugute?
Hast du bereits ein Mitarbeiterjahresgespräch gehabt, solltest du dir anschauen, welche Ziele damals vereinbart worden sind. Hast du sie erreicht? Und falls nicht, was waren die Gründe dafür? Hast du bestimmte Talente und Fähigkeiten, die du nicht nutzen kannst, obwohl das gut für das Unternehmen wäre?
Mit Kritik richtig umgehen
Sei darauf vorbereitet, dass du nicht nur gelobt werden wirst. Das funktioniert am besten, wenn du deine möglichen Fehler genau beleuchtest. Haben Kollegen dir schon gesagt, dass du Dinge schneller kommunizieren musst? Wenden sie sich im Team eher an andere Mitarbeiter als an dich? Diese kleinen Hinweise solltest du annehmen, um im Gespräch nicht eiskalt erwischt zu werden, wenn dein Vorgesetzter dir sagt, dass du an deiner Kommunikation und Teamfähigkeit arbeiten musst.
Bei Aufgaben, die nicht gut gelaufen sind, musst du den Grund herausfinden – sie werden auf jeden Fall angesprochen. Zeige, dass du dich mit dem Misslingen oder der nicht optimalen Erfüllung auseinandergesetzt hast und dass du bereit bist, daran zu arbeiten, dass das nicht wieder passiert.
Kritisiert dein Vorgesetzter dich, nimm seine Worte nicht persönlich. Er greift dich nicht an, sondern zeigt dir Punkte auf, an denen du arbeiten musst. Auch, wenn du das Gefühl hast, dass die Kritik ungerechtfertigt ist, widersprich nicht sofort: Deine eigene Wahrnehmung muss nicht zwingend der seinen entsprechen. Lass dir Zeit, um darüber nachzudenken: Kann es sein, dass er nicht doch recht hat? Ein gut vorbereiteter Vorgesetzter kann dir Punkte nennen, in dem dein Verhalten negative Auswirkungen hatte.
Prüfe objektiv und mit etwas Abstand, ob nicht doch ein Körnchen Wahrheit darin steckt. So kannst du an dir arbeiten. Frage im Zweifelsfall bei Kollegen nach, ob sie auch diesen Eindruck hatten. Meinst du etwas nicht so, wie alle es auffassen, ist eine Verhaltensänderung trotzdem angebracht – schließlich kann keiner deiner Kollegen oder Vorgesetzten hellsehen.
Kritik sorgfältig formulieren
Das Mitarbeiterjahresgespräch ist dazu da, dass du selbst Probleme ansprechen kannst. Allerdings ist es natürlich eine kitzelige Situation, den Vorgesetzten zu kritisieren, mit dem du gerade sprichst. Führt sein Verhalten allerdings dazu, dass dir die Arbeit erschwert wird, musst du das ansprechen. Immer wieder wird zum Beispiel die Klage laut, dass die Kommunikation in Unternehmen nicht gut funktioniert: Informationen werden dann nur bruchstückhaft oder spät weitergegeben.
Die Mitarbeiter arbeiten in solchen Fällen unter einem zeitlichen Druck, der die Sorgfalt beeinträchtigt. Wird hier das Ergebnis fehlerhaft, können sie nichts dafür. Überlege dir in solchen Fällen genau, wie du das formulierst: Es sollte nicht wie ein Vorwurf klingen. Erkläre sachlich, wie eins zum anderen führt, und zeige auf, wie durch eine kleine Änderung im Verhalten deines Vorgesetzten alle profitieren können.
Talente und Ideen einbringen
Jeder hat bestimmte Themen, die ihn besonders interessieren. Du wirst auch schon festgestellt haben, dass einige Aufgaben spannender für dich waren als andere. Stelle deine Erfolge bei diesen Aufgaben besonders heraus und erkläre, warum ein ähnlicher Einsatzbereich für dich und das Unternehmen vorteilhaft wäre. Wenn du deinen Talenten und Neigungen nachgehen kannst, bist du zufriedener und produktiver, als wenn du dich mit Dingen herumschlägst, die dir vollkommen egal sind. Das weiß auch jeder gute Vorgesetzte.
Hattest du bei einem Projekt eine Idee, wie man es verbessern könnte, sprich das jetzt an: Vielleicht könnt ihr ohne allzu großen Aufwand den Leistungskatalog erweitern oder die Abläufe verschlanken? Eine derartige Eigeninitiative wird immer gern gesehen: Sie zeigt, dass du dich mit dem Unternehmen auseinandersetzt und dass du Lust hast, es mit nach vorne zu bringen.
Immer das nächste Gespräch im Auge
Ein guter Vorgesetzter versucht, dein Potenzial, deine Stärken und deine Schwächen zu erkennen. Du kannst ihm helfen, indem du ihn darauf hinweist, was du sehr gut und was du weniger gut kannst. Setzt er dich so ein, dass du deine Vorteile nutzen und deine Schwächen bearbeiten kannst, ist euch beiden gedient. Die Zielvereinbarung für das nächste Jahr sollte diesen Dingen Rechnung tragen. Und du selbst machst dir am besten vom ersten Tag an Stichpunkte: Was habt ihr vereinbart, und wie setze ich es um?
Die Annahme, dass du dir alles merken kannst, ist ein Fehlschluss. Zwei, drei Projekte später erinnerst du dich an bestimmte Abläufe nur noch schemenhaft. Schreibe also sofort auf, was im Projekt wie geschehen ist, wie du agiert und wie du die Kritik umzusetzen versucht hast. Sei ehrlich dabei, denn ein Vorgesetzter, der sich sorgfältig vorbereitet, macht sich ebenfalls Stichpunkte.
Trefft ihr euch in einem Jahr wieder und stellt ihr fest, dass eure Beobachtungen einander gleichen, hast du direkt einen Stein bei ihm im Brett: Du hast unter Beweis gestellt, dass du den Job nicht nur wegen des Gehalts machst, sondern dass du kritikfähig und breit bist, an dir zu arbeiten. Solche Mitarbeiter braucht jedes Unternehmen. Viel Glück im Gespräch!
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