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5 Fragen an: Monika Heilmann

Monika Heilmann ist Trainerin, Coach, Mediatorin und Autorin und unterstützt Unternehmen sowie Fach- und Führungskräfte in Fragen der Kommunikation und bei der Lösung von Konflikten im betrieblichen Alltag. Mehr Informationen unter www.cowimo.de

1. Wie sollten Arbeitnehmer mit Konflikten mit Kollegen umgehen?

Da kommt es immer drauf an, um was es geht und auch wie viele Menschen beteiligt sind. Als einziges allgemeingültiges „Rezept“, wenn es das überhaupt gibt in Konfliktsituationen, meine ich, sollten die betreffenden Personen miteinander reden. Zusammensitzen und die strittigen Themen ansprechen. Ist ein Konflikt bereits eskaliert, sollte externe Hilfe gesucht werden.

2. Dürfen Mitarbeiter ihren Chef kritisieren?

Ja, aber … ! Auch hier gilt meine Antwort: Es kommt immer drauf an! Wie gut kennen Sie den Chef, wie ist Ihr Verhältnis untereinander, wie ist der Umgang miteinander im Unternehmen? Wird eine offene Kommunikation und eine offene, konstruktive Konfliktkultur im Unternehmen gepflegt, ist es sicherlich leichter, auch dem Chef gegenüber mal eine kritische Anmerkung fallen zu lassen. Diese kritische Bemerkung sollte auf alle Fälle in einer wertschätzenden Art geäußert werden.

3. Wie wehren sich Arbeitnehmer zielführend gegen Mobbing?

Wenn jemand erkennt, dass er gemobbt wird, empfehle ich unbedingt, externe Hilfe aufzusuchen. Es gibt zahlreiche Mobbingberatungsstellen bei Krankenkassen, Kirchen oder Gewerkschaften. Typisch ist, dass Mobbingbetroffene von den Tätern so heftig angegangen und belästigt werden, dass sie sich nicht alleine mit eigener Kraft dagegen wehren können. Mobbingbetroffene benötigen dringend externe, fachlich kompetente Hilfe.

4. Wie sollte eine Führungskraft reagieren, wenn sie Spannungen und Konflikte in ihrem Team wahrnimmt?

Der erste Schritt um Konflikte konstruktiv anzugehen ist, diese überhaupt wahrzunehmen! Viele Führungskräfte bemerken Konflikte und Spannungen in ihrem Team überhaupt nicht oder verschließen ganz bewusst die Augen davor. Wenn eine Führungskraft Konflikte oder Spannungen im Team angehen möchte, ist eine Voraussetzung dafür, dass diese Führungskraft selbst konfliktfähig ist. Das bedeutet unter anderem, die Führungskraft kennt konkrete Vorgehensweisen für den Umgang mit Konflikten, beherrscht Kommunikationsgrundlagen und erkennt, wenn sie selbst den Konflikt nicht mehr lösen kann sondern die externe Hilfe eines Konfliktmoderaters oder Mediators benötigt. In meinem ersten Buch „Win-win-Gespräche, gelassen reden, selbstsicher auftreten, Konflikte vermeiden“ gebe ich zahlreiche Tipps, wie schwierige Gespräche oder Konfliktgespräche angegangen werden können.

5. Wie können Führungskräfte ihre Mitarbeiter kritisieren, ohne sie zu demotivieren?

Gerade in dem eben genannten Buch von mir erläutere ich auch ausführlich, wie Kritik und Feedback zielgerichtet und wertschätzend vermittelt werden kann. Besonders Führungskräfte können ihre Kritik den Mitarbeitern gegenüber auch als Idee vermitteln, als Verbesserungsvorschlag. Ich empfehle als einfühlsame Vorgehensweise, Kritik in einen Wunsch zu verpacken. Bewährt hat sich dieser Satz:

„Ich schätze an Ihnen … und ich wünsche mir von Ihnen …“

Mit dem ersten Teil des Satzes teilt eine Führungskraft ein positives, stärkendes Feedback mit. Danach können im zweiten Teil des Satzes die Möglichkeiten und Perspektiven für Veränderungen oder Verbesserungen wertschätzend als Wunsch verpackt werden.

 

Monika Heilmanns erstes Buch „WIN-WIN-GESPRÄCHE: Gelassen reden, selbstsicher auftreten, Konflikte vermeiden“ ist 2012 beim BusinessVillage-Verlag erschienen.

Eigenständige Konfliktlösung im Team

Ein gutes Team dient dem Unternehmen meist als Aushängeschild. Doch auch unter den besten Kollegen lassen sich Streitigkeiten nie ganz vermeiden. Allerdings  zeichnet sich ein gutes Team unteranderem auch dadurch aus, dass es eben solche Konflikte eigenständig und ruhig löst, ohne, dass der Chef ein Machtwort sprechen muss. Es ist nicht immer ratsam sofort den Chef einzubinden.

 

Ansprechen statt aussitzen

Wenn Sie etwas dauerhaft an Ihrem Kollegen oder dem Team stört, sprechen Sie es von sich aus an. Passen Sie eine ruhige Minute ab und legen Sie dann Ihr Anliegen dar. Wählen Sie gut überlegte Worte und werden Sie nicht vorwurfsvoll. Wenn sich Ihr gegenüber angegriffen fühlt, verstärkt das die Thematik und das Problem verschlimmert sich. Geben Sie Ihrem Kollegen die Chance auf Ihre Worte zu reagieren und sein Verhalten ggf. zu erklären. Nehmen Sie sich die Zeit um das Problem zu lösen oder einen Kompromiss zu vereinbaren, Zeitdruck ist bei solch einem Gespräch hinderlich.

Nicht sofort den Chef involvieren

Der Chef sollte nur in den aussichtslosesten Konflikten hinzugezogen werden. Natürlich ist es ‚leichter‘ den Chef einmal ein Machtwort sprechen zu lassen und so die Probleme zu beenden, allerdings ist dies nicht förderlich für die Atmosphäre im Team. Eine schlechte Beziehung zu den Kollegen wirkt sich automatisch negativ auf Ihre Stimmung und somit auch auf Ihre Arbeit aus. Sie sollten stattdessen intern miteinander kommunizieren.

Alle Kollegen müssen mit an Bord sein

Starten Sie niemals einen Alleingang – so geraten Sie schnell aufs ‚Abstellgleis‘ bei Ihren Kollegen, da diese sich ausgeschlossen und/oder verletzt fühlen könnten. Wenn Sie etwas stört, dann ist das wichtig für Ihr gesamtes Team, nur so ist ein reibungsloser und ehrlicher Umgang untereinander möglich. Sie zeigen Ihren Kollegen damit, dass Ihnen eine gute Stimmung wichtig ist und Sie ihnen gegenüber ehrlich sind. Setzten Sie sich also alle an einen Tisch und lösen Sie die Problematiken gemeinsam, wobei jeder die Chance haben sollte seine Meinung zu vertreten. Vorwürfe werfen Sie jedoch zurück.

Falls ein Teammitglied von sich aus entscheidet, dass er an der Unterhaltung nicht teilnehmen möchte, respektieren Sie dies. Wichtig ist, dass Sie ihm die Möglichkeit gegeben haben, sich zu beteiligen.

Vorgehen besprechen

Bevor Sie sich an das Problem heran trauen, besprechen Sie, wie genau wie vorgehen möchten. Legen Sie fest, dass jeder nacheinander etwas sagen darf, vereinbaren Sie was Ihnen bei dem Gespräch wichtig ist, worauf Sie hinaus möchten und was das Ziel dieser Unterhaltung ist.

Ehrlichkeit zahlt sich aus

Seien Sie unbedingt ehrlich und legen Sie die Karten offen auf den Tisch. Nur so ist eine vollständige Konfliktlösung überhaupt möglich. Gleichzeitig fordern Sie auch Ihre Kollegen indirekt auf ehrlich mit Ihnen zu sein. Es nützt niemandem etwas, wenn das eigentliche Problem nur zur Hälfte erörtert wird. Sollte der Konfliktpunkt von einem Kollegen ausgehen, so gibt die Ehrlichkeit diesem die Chance an sich zu arbeiten und das Problem aktiv zu lösen, vielleicht war er sich dessen gar nicht bewusst.

Ein gutes Team wird durch einen offenen und ehrlichen Umgang untereinander zu einem noch stärkeren.

Umgehen Sie die persönliche Ebene

Bei einem arbeitsinternen Problem, sollte es in jedem Fall nur um die Arbeit gehen. Eventuelle persönliche Probleme sind außen vor zu lassen. Wenn der Streit auf die persönliche Eben abgleitet, treffen verschiedene Wertevorstellungen aufeinander und es ist nahezu aussichtslos das Problem auf eine neutrale und erfolgreiche Weise zu lösen. Die Streitigkeiten verfestigen sich lediglich. In diesem Fall ist es ratsam eine neutrale Person dazu zu holen, die zwischen den Parteien vermittelt.

Wenn nun die Streitigkeiten dennoch nicht gelöst werden können, ist es richtig den Chef darüber zu informieren. Die Kündigung sollte nur der aller letzte Ausweg  und sehr wohl überlegt sein, treffen Sie keine vorschnellen Entscheidungen.

Jedem Kollegen sollte das Recht vorbehalten sein, mögliche Problematiken ansprechen zu dürfen und diese dann gemeinsam mit den Kollegen zu lösen. Ist dies gewährleistet, dann sind eine gute Atmosphäre im Team und ein erfolgreiches Arbeiten gegeben.

Sollten Sie dennoch eine Pause brauchen, hier geht’s lang!