Eine Pause vom Beruf?

5 Fragen an: Thomas Tibroni

Thomas Tibroni, 32 Jahre alt, ist einer der Geschäftsführer der Kölner Online Akademie GmbH & Co. KG. Er hat an der Rheinischen Fachhochschule Wirtschaftsingenieurwesen studiert und war zunächst einige Jahre als Ingenieur tätig. Als Technischer Leiter und Prokurist war er bereits hier für mehr als 80 Mitarbeiter zuständig. Im Jahr 2008 gründetet er zusammen mit seinem Bruder Daniel Tibroni und Jörn Michelsen die Online Akademie. Das Unternehmen entwickelt, betreibt und vermarktet zielgruppenspezifische Portale im Bildungsbereich wie bildungsxperten.net, online-redakteur.biz oder weiterbildung-fachwirt.de. Thomas Tibroni obliegen dabei die Abteilungen Online Marketing und Personal.

Warum die Karriere weiblich ist

In der letzten Woche hat die EU-Kommission einen Gesetzesentwurf von EU-Justizkommissarin Viviane Reding angenommen. Dieser soll den börsennotierten Firmen in der EU vorschreiben, bis 2020 Aufsichtsratsposten zu 40 Prozent mit Frauen zu besetzen. Sind die Qualifikation mehrerer Bewerber gleich, so sollen weibliche vorgezogen werden. Firmen, die sich nicht daran halten, sollen bestraft werden.
Einige Staaten, darunter Deutschland, sind jedoch gegen eine gesetzliche Quote. Ob der Vorschlag daher Gesetzeskraft erhält, ist noch offen.

Über das Pro und Contra einer Quote lässt sich somit lange diskutieren. Fest steht jedoch eins: Analysen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigen, dass der Anteil von Frauen in Führungspositionen in der Privatwirtschaft in den letzten Jahren bei 27 Prozent stagniert. Dies liegt deutlich unter dem Anteil hochqualifizierter Frauen. Somit verschenken wir momentan ein enormes Potential an weiblichen Spitzenkräften, obwohl Frauen die notwendigen Qualifikationen haben und Unternehmen mit ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten bereichern könnten.

Weibliche Karrierefaktoren sind vor allem Kommunikation und Beziehungsmanagement: In Unternehmen mit höherem Frauenanteil ist das herrschende Betriebsklima besser, da Frauen an der Spitze, die Unternehmenskultur in diesen Bereichen verändern und stärken.
Auch nachgewiesen ist, dass gemischte Teams, also solche, die aus Männern und Frauen bestehen, bessere Ergebnisse für ein Unternehmen erzielen und erfolgreicher arbeiten. Frauen verfügen außerdem über ein hohes Maß an sozialen Fähigkeiten, mit denen sie komplexe Situationen und Probleme erkennen, analysieren und lösen können. Diese Fähigkeit ist in der heute schnelllebigen und transparenten Geschäftswelt ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Warum es Frauen trotzdem oft nicht in Führungspositionen schaffen?
Die Spielregeln der Unternehmenswelt wurden in den letzten Jahren überwiegend von Männern geprägt. Dies hat dazu geführt, dass es beispielsweise sogar Karrierenetzwerke und Eliteclubs gibt, zu denen nur Männer Zutritt haben. Hier werden entscheidende Karrierekontakte geknüpft und Frauen haben keine Möglichkeit zu partizipieren. Ein weiteres Problem: Männer fördern eher Männer. Da momentan die Führungspositionen überwiegend mit Männern besetzt sind und diese für Bewerbungsverfahren und Personalauswahl verantwortlich sind, stehen auch hier die Chancen für Frauen eher schlecht.
Jedoch gibt es auf dem Weg zum Karriereerfolg auch Hürden, die Frauen selber überwinden können: Oft sind Frauen nicht so stark darin wie Männer, ihre Stärken und Erfolge zu kommunizieren. Sie machen weniger stark auf sich aufmerksam und werden deswegen auch schneller übersehen, wenn über mögliche Kandidaten für Spitzenpositionen diskutiert wird. Es ist also auch an den Frauen, auf sich aufmerksam zu machen und selbstbewusst in Gespräche und Verhandlungen zu gehen.

Damit die Business-Potentiale der Frau von Unternehmen genutzt werden können und weiblichen Bewerbern der berufliche Erfolg gelingt, müssen Frauen die Spielregeln der männerdominierten Geschäftswelt somit kennen und beherrschen.

5 Fragen an: Stefan Rippler


Stefan Rippler lebt in München. Er ist Herausgeber und Autor mehrerer Karriere-Fachbücher. Journalistische Erfahrungen gesammelt bei der Lokalpresse, später bei Burda, Bertelsmann, Bauer und Springer. Derzeit ist er Chefredakteur der DIY- und Wohnzeitschriften aus der Selbermachen Media GmbH. In der Freizeit liest er Philosophisches oder Sachbücher, ist mit der Kamera unterwegs oder joggt und genießt die Natur – am liebsten in den Bergen.

1. Was ist das schlimmste Fettnäpfchen, in das ein Bewerber treten kann?

Mit der Bewerbung herausstechen zu wollen, ist ein guter Vorsatz. Dabei überzeugt ein gut strukturiertes Anschreiben mit schlüssiger Argumentation aber viel eher als besonders kreative Ideen (Bewerbungsrap, Bewerbung als Gebrauchsanleitung, Bewerbung als Geschichte). Verzierte Lebensläufe, Ledereinbände und Co sind meist verschenkte Liebesmüh. Auch weniger empfehlenswert: Übertriebene Gründe dafür zu nennen, warum man der perfekte Kandidat für genau die Stelle in genau diesem Unternehmen ist („Schon als Kind habe ich mit Kuscheltieren aus Ihrer Herstellung am liebsten gespielt.“) – oder, auch oft gesehen: Copy-Paste-Fehler im Anschreiben (Firmenname im Text des Anschreibens passt nicht zum Firmenname im Briefkopf).

Schon beim Vorstellungsgespräch angekommen? Schlechte Witze reißen, im Gespräch gleich nach dem Gehalt fragen und vorher im Small-Talk nach der Begrüßung erstmal ordentlich lästern, wie schwer das Büro doch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist, sind nur ein paar Möglichkeiten, den guten ersten Eindruck zu vergeigen. Von klassischen No-Gos ganz abgesehen: Kaugummikauen, unangebrachte Kleidung, unentschuldigt zu spät erscheinen, oder unvorbereitet auf das Gespräch zu sein.

2. Was sollte ein Bewerber, außer Pünktlichkeit und passender Kleidung, unbedingt mitbringen, um eine Chance auf die Stelle zu haben?

Der Bewerber muss zum Unternehmen passen und die Firma zum Bewerber. Das Bewerber-Profil sollte den Erwartungen des Arbeitgebers, z. B. universitäre Schwerpunkte, Praktika-Erfahrungen oder Fremdsprachen, entsprechen. Gleichzeitig steht aber auch die Firma selbst auf dem Prüfstand. Welche Aufgabenbereiche, Weiterbildungsmöglichkeiten sowie generellen Rahmenbedingungen werden geboten? All dies gilt es zu berücksichtigen und idealerweise ist nach einer möglichst großen Übereinstimmungen zu suchen. Und selbst wenn es nur etwas mehr als sechzig Prozent an Überschneidung gibt, sollte man der Sache eine Chance geben – allerdings nur, wenn man wirklich Lust auf den Job hat und sich vorstellen kann, dass diese Arbeit einem Spaß macht. Wichtig ist, dass man nicht blind die erstbeste Stellenanzeige zur Bewerbung nutzt, sondern gezielt schaut, wo das eigene Profil wirklich gesucht und damit dann auch wertgeschätzt wird.

 3. Was müsste ein Bewerber tun, damit Sie ihn trotz perfektem Profil nicht einstellen?

Ob ein Bewerber nach dem Vorstellungsgespräch eingestellt wird oder nicht hängt, immer von mehreren Faktoren ab: Passt der Bewerber auf die Stelle? Passt er zum Unternehmen, zur Firmenkultur? Passt der Bewerber ins Team? Passt die Gehaltsvorstellung von Bewerber und zukünftigem Arbeitgeber zusammen? Gibt es einen anderen Bewerber, der in einer oder mehreren Fragen besser abschneidet? Es gibt also diverse Möglichkeiten, warum ein Bewerber mit perfektem Profil trotzdem nicht eingestellt wird: So kann zum Beispiel ein Bewerber top-qualifiziert sein, aber gar nicht ins Team passen – oder, selbst wenn er ins Team passt, sind die Gehaltsvorstellung so weit von dem entfernt, was der Etat für die Planstelle hergibt.

 4. Welche war die schrägste Situation, die Sie je in einem Bewerbungsgespräch erlebt haben?

Das schrägste Bewerbungsgespräch dauerte nur etwas mehr als zehn Minuten und endete damit, dass der Bewerber und die anderen am Auswahlprozess beteiligten zusammen zum Kaffeetrinken gegangen sind – weil beide Seiten sofort feststellten, dass zwar die Chemie stimmt, aber nicht die Vorstellungen bezüglich der Stelle. Die Bewerberin wurde dann als freie Mitarbeiterin in einem anderen Bereich des Unternehmens tätig.

5. Welche Phase im Bewerbungsgespräch ist die Wichtigste?

Das A und O beim Bewerbungsgespräch ist die Vorbereitung. Nur wenige Bewerber bereiten das Vorstellungsgespräch akribisch vor. Fragt man sie, was ihre Botschaft ist, bekommt man häufig ein Achselzucken. Hier fehlt das Bewusstsein, dass man vorab erarbeiten muss, was man seinem Gegenüber im Gespräch vermitteln will.