5 Fragen an: Ellen Fischer

Ellen Fischer (MBA) ist seit über zehn Jahren im HR-Bereich tätig. Ihr Einstieg erfolgte über eine Personalberatung in München. Danach leitete sie unterschiedliche Recruiting-Teams bei Accenture und verantwortet nun den Bereich Talent Acquisition & Integration D/A/CH bei Avanade.

5 Fragen an: Natalie Schnack

Natalie Schnack hilft als Sichtbarkeits-Coach Berufstätigen, mehr Sichtbarkeit und Präsenz zu finden, ohne sich verstellen zu müssen. In ihren Büchern „Leise überzeugen. Mehr Präsenz für Introvertierte“ und „30 Minuten Selbstbehauptung“ hat sie praxisnah und alltagstauglich beschrieben wie man eigene Qualitäten und Erfolge auf eine individuell, passende Art nach außen transportiert und anderen Menschen auf einer Augenhöhe begegnet, unabhängig von hierarchischer Stellung. Bevor sie sich 2009 für die Selbständigkeit entschieden hat, arbeitete die Diplom Wirtschaftsingenieurin (FH) über 10 Jahre in einem der größten Medienunternehmen Europas, zuletzt leitete sie das Projekt Kundenorientierung.

1. Wie wichtig ist Anerkennung durch den Chef für die Motivation der Mitarbeiter?

Anerkennung allgemein ist eines der wichtigsten Grundbedürfnisse eines jeden Menschen. Das zweite Grundbedürfnis ist der Wunsch nach Wachstum und Weiterentwicklung. Werden diese beiden Bedürfnisse nicht befriedigt, geht ein Mensch ein wie eine Blume ohne Wasser. Werden sie aber erfüllt, dann ist er motiviert immer weiter zu machen und über sich hinauszuwachsen. Wir verbringen die meiste Zeit auf der Arbeit, da ist es nur logisch, dass wir da verstärkt versuchen eben diese zwei Grundmotive zu befriedigen.

Ein cleverer Chef sollte sich dessen im Klaren sein. Weil er dafür da ist, seine Mitarbeiter so zu behandeln, dass sie bereit sind für ihn und das Unternehmen ihr bestes zu geben. Und somit gehören Feedback und Anerkennung zu seinen wichtigsten Aufgaben.

Natürlich sollte jeder lernen, seine Leistung auch selbst zu beurteilen und sich selbst anzuerkennen, damit man nicht ständig am Tropf der Rückmeldung von außen hängt. Und oft bekommt man auch Rückmeldung von Kollegen, die die Arbeit beurteilen können. Doch die Rückmeldung des Vorgesetzten hat schon mal auf Grund seines Status ein größeres Gewicht. Er entscheidet schließlich auch darüber, ob man mehr Geld bekommt oder befördert wird. Und wenn ein Mitarbeiter kein Feedback vom Chef bekommt, woher soll er wissen, wo er steht und in welche Richtung er sich weiter entwickeln kann.

Anerkennung bedeutet doch: „Ich erkenne an, was du bist, was du kannst und was du leistest.“

2. Sind Sie der Meinung, dass vor allem Frauen Probleme dabei haben, ausreichend Anerkennung und eine faire Entlohnung zu erreichen?

Das ist in der Tat meine Erfahrung aus dem Coaching, dass Frauen sich da schwerer tun. Es gibt verschiedene Ursachen, die zum Teil nach wie vor gesellschaftlich bedingt sind. Mein Eindruck ist es, dass Frauen es noch lernen müssen, ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse wahrzunehmen und ernster zu nehmen. Sie sind sehr gut darin, darüber hinwegzugehen und sich mit dem zufrieden zu geben, was sie haben und sich zum Wohle anderer einzusetzen. Auch wenn sie sich eigentlich unwohl fühlen. Männer sind da geübter, wenn ihnen irgendetwas „stinkt“, dann kümmern sie sich darum. Natürlich ist es jetzt pauschal, es gibt immer solche und solche, aber in der Masse stimmt es schon.

Wenn eine Frau, die keine oder kaum Anerkennung bekommt und auch nicht leistungsgerecht entlohnt wird und das eigentlich weiß, sich aber ständig einredet, dass das so schlimm ja gar nicht ist, dass sie doch aber dafür spannende Arbeit machen darf und überhaupt froh sein soll, dass sie als Frau so weit gekommen ist, dann liegt es auf der Hand, dass da auch nichts kommt. Wer nichts für sich einfordert, bekommt meist auch nichts.

3. Wie sieht es mit unsicheren Berufseinsteigern aus, die ihren Marktwert und ihre Kompetenzen noch nicht richtig einschätzen können?

Jeder hat Kompetenzen, jeder hat Stärken und Fähigkeiten. Ich sage das extra, weil es mir oft begegnet, dass Menschen auf die Frage nach ihren Stärken nur mit den Schultern zucken. Ich spreche da von drei Fallen, in der gerade unsichere Menschen oft tappen:

  1. Selbstverständlichkeitsfalle. Wenn man das, was man kann und bisher an Erfolgen erlebt hat als selbstverständlich und nichts Besonderes erachtet, dann wird es schwer, sich neue Dinge zuzutrauen.
  2. Vergleichsfalle. Wenn man die eigenen Fähigkeiten als etwas selbstverständliches und ohne wirklichen Wert sieht, dann ist eh klar, dass man zu anderen rüber schielt und der Meinung ist, was die anderen können ist alles viel besser. Man selbst fühlt sich im Vergleich klein mit Hut.
  3. Nie-genug-Falle. Wenn das was man bisher kann nicht vom wert ist, wenn die anderen viel toller sind, dann kommt man schnell auf die Idee, dass man so wie man ist nicht gut genug und unzureichend ist, dass man sich erst verändern muss, bevor man sich für würdig erachten würde.

Dass das kirre und völlig unsicher macht, ist kein Wunder.

Deswegen ist meine Empfehlung: lernen Sie sich so wie Sie gerade sind und mit all dem was Sie gerade können und mitbringen, wertzuschätzen. Das ist garantiert eine ganze Menge. Die Sicherheit bekommt man durch eine andere Einstellung zu sich selbst. Es lohnt sich 1000 mal mehr daran zu arbeiten, als wenn man versucht, sich darauf hin zu optimieren, was man denkt, was gerade gefragt ist. Deswegen empfehle ich für die, die unsicher sind und sich nicht einschätzen können, in ein gutes Coaching zu investieren, wo es um Selbstakzeptanz geht. Statt wie es oft der Fall ist, mit der Rhetorik und Körpersprache oder an dem Auswendiglernen von angeblich richtigen Antworten für das Bewerbungsgespräch zu hantieren.

4. Wie erlange ich mehr Selbstbewusstsein bei der Erfüllung meiner beruflichen Tätigkeit?

In dem ich es lerne, meine Wünsche und Bedürfnisse, die ich an das Berufliche habe, wahrzunehmen und ernst zu nehmen. In dem ich mich ganz bewusst kennenlerne und an einer positiven Einstellung zu mir, zu dem was ich kann und leiste arbeite. Im Grunde habe ich es schon oben beantwortet.

5. Ist es sinnvoll Lob und Anerkennung beim Chef einzufordern?

Klar. Ich bin eine Verfechterin klarer Worte. Damit meine ich nicht, dass man rummaulen soll, dass man bisher keine Anerkennung bekommen hat, oder den Chef über seine Pflichten belehrehren soll. Aber den Wunsch danach zu äußern, zu begründen, warum das für Sie wichtig ist – das halte ich für enorm wichtig. Denn da wären wir wieder bei dem Thema: die eigenen Bedürfnisse ernst nehmen. Hier erlebe ich sehr oft, dass die Erwartungshaltung einfach da ist, dass der Chef eben dazu da ist, und müsste doch sehen …. Und wenn er es eben nicht sieht, dann wird geschmollt.

Dabei sollte man nicht unterschätzen, dass der Chef womöglich selbst in seinem Leben noch nie oder kaum Anerkennung von anderen bekommen hat. Vielleicht kennt es das gar nicht. Deswegen empfehle ich: gehen Sie vor, geben Sie Ihrem Chef Anerkennung für das was er ist und was er leistet. Und zwar nicht einmal, sondern auf Dauer. Wenn Sie überhaupt den Fokus darauf richten, was Ihre Kollegen und Ihr Chef Gutes tun und das aussprechen, steigt die Wahrscheinlichkeit überproportional, dass auch Sie dann solche Rückmeldungen bekommen werden. Und die Ausreden, dass man ja eben kein Schleimer ist, lasse ich hier nicht gelten. Was man für sich erwartet, sollte man auch einem anderen gönnen.

Ein Mensch, der nicht in der Konsumhaltung darauf wartet, dass andere von alleine das liefern was er braucht, sondern bereit ist, die Sache respektvoll selbst in die Hand zu nehmen, bekommt ganz sicher Anerkennung und die Möglichkeit sich weiter zu entwickeln.

5 Fragen an: Markus Väth

Dipl. Psych. Markus Väth ist Inhaber der Beratungsfirma Mensch & Chance. Er arbeitet unter anderem als Business Coach und Karriereberater, ist Autor zweier Bücher zur Arbeitswelt und betreibt ein psychologisches Fachblog. Auch bei Facebook und XING  kann man sich mit ihm vernetzen.

1. Berufs- und Auslandserfahrung, Sprachkenntnisse, soziale Kompetenz, ehrenamtliches Engagement und ein Studium in Regelstudienzeit mit Top-Abschlussnoten: Diese Fertigkeiten sollten Absolventen laut vieler Stellenanzeigen noch vor dem eigentlichen Start ins Berufsleben mitbringen. Fängt die Überforderung damit heute schon vor dem eigentlichen Berufseinstieg an?

Im Grunde, ja. Vor allem, weil Absolventen sich diese Überforderungen selbst schaffen. In den allermeisten Fällen ist die „eierlegende Wollmilchsau“, welche die Unternehmen angeblich haben wollen, ein Mythos, eine Mode. Gestern hieß es noch: den Lebenslauf bitte schön stromlinienförmig und vollgepackt; heute beginnen bereits die Diskussionen, man hätte bei Bewerben gern sichtbare Ecken und Kanten. Wer sich als Absolvent nach solchen Moden richtet, kann nur verlieren. Übrigens: Die Arbeitslosenquote bei Akademikern liegt seit Jahren konstant bei circa drei Prozent. Das ist praktisch Vollbeschäftigung. Zur Panik besteht also kein Anlass.

2. Wie schaffen es Absolventen und auch Arbeitnehmer solchen hohen Ansprüchen gelassener entgegenzusehen?

Erstens, in dem sie diese Ansprüche als Mythen enttarnen. Viele Unternehmen wollen nicht mehr den besten Bewerber, sondern den passenden. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Zweitens, indem sie zu sich selbst stehen, zu ihrer Biographie, ihren Stärken und Schwächen. Drittens – und das gilt vor allem für Absolventen – indem sie lernen, ihre individuelle Qualität dem Arbeitgeber entsprechend „rüberzubringen“. Damit meine ich nicht, sich „zu verkaufen“. Sondern für den Arbeitgeber relevante Informationen über sich vermitteln können: im Lebenslauf, im Anschreiben und im Einstellungsgespräch.

3. Worauf sollten Arbeitgeber achten, um sicherzustellen, dass ihre Mitarbeiter täglich angemessen gefordert aber nicht überfordert werden?

Darüber kann man ganze Bücher schreiben; ich will hier nur zwei Aspekte herausgreifen.

Erstens sollten Chefs von Prozess- auf Ergebniskontrolle umschalten. Wenn ich neu im Job bin, brauche ich vielleicht noch Anleitung durch die Schritte einer Aufgabe. Irgendwann soll und will ich als Mitarbeiter aber von alleine laufen. Viele Chefs vollziehen diesen Schritt des Loslassens nicht oder nur halbherzig, weil sie Angst haben, die Kontrolle zu verlieren. Eine ständige Gängelung durch den Chef killt aber die Motivation.

Zweitens sollten sich alle Mitarbeiter und Chef bei jeder Aufgabe nicht nur die Frage stellen: Was sollten wir tun? Sondern auch: Warum sollten wir es tun? Viele Abläufe in Unternehmen können schlicht sinnlos sein, veraltet, starr oder reiner Aktionismus. Sobald man Prozesse und Aufgaben mit der „Warum“-Frage gefiltert hat, bleiben in der Regel weniger, aber sinnvolle und damit motivierende Aufgaben übrig. Unter Umständen muss man dafür natürlich einige „heilige Kühe“ schlachten.

4. Ich bin mit meinem Job überfordert. An welchen Stellen sollte ich zunächst selbst nach Möglichkeiten zur Stressreduzierung und Zeitersparnis suchen, bevor ich das Gespräch mit dem Vorgesetzten suche?

Vergessen Sie klassisches Zeitmanagement; es funktioniert einfach nicht. Zeit lässt sich nicht managen; es kommt Ihnen immer etwas dazwischen. Verändern Sie vielmehr Ihre Perspektive: nicht mehr die Zeit in den Blick nehmen, sondern die Störungen. Sie brauchen Methoden und Entscheidungshilfen, aber auch eine innere Stärke, die Ihnen innerhalb von Sekunden unter die Arme greift: Nehme ich den Hörer ab? Gehe ich in dieses Meeting? Muss ich diese Mail lesen? In der Regel erleben wir im Beruf immer die gleichen Klassen von Störungen und Ablenkungen. Daher kann man das mit der Zeit gut automatisieren und hat so den Kopf frei für andere Dinge.

5. Wenn nichts mehr geht: Welche Beratungsstellen empfehlen Sie überforderten Arbeitnehmern?

Der erste Anlaufpunkt ist normalerweise der Betriebsarzt. Der holt einen erst einmal aus der Schusslinie. Aber auch die örtlichen Gesundheitsämter haben Listen mit Therapeuten, an die man sich wenden kann. Und wenn man tatsächlich einen schweren Burnout oder eine Depression hat, sollte man sich gut überlegen, ob man nicht stationär in eine Klinik gehen will.

5 Fragen an: Nadin Dumbacher

Nadin Dumbacher, 25, stieg im Februar 2014 bei der Avanade Deutschland GmbH als Trainee ein und arbeitet mittlerweile als Junior Microsoft Beraterin im Bereich Application Development. Das Konzernunternehmen ist Teil eines weltweit führenden Beratungsunternehmens für Technologielösungen und Managed Services. Zuvor studierte Nadin Dumbacher Medieninformatik an der Fachhochschule Kaiserslautern.

5 Fragen an: Sina Brübach-Schlickum

Seit 2007 bietet die promovierte Sozialwissenschaftlerin Sina Brübach-Schlickum als Markt- und Meinungsforscherin eigens gehostete Online-Umfragen und statistische Auswertungen mit ihrem Unternehmen DatenLage an. Das Arbeiten aus dem Home-Office war die dreifache Mutter und ehemalige Leistungssportlerin rasch leid – und erkannte früh den Trend des Coworkings. Im Mai 2010 startete sie den ersten Münchner Coworking Space Combinat 56 in Westschwabing. Bereits ein Jahr später konnte sie vergrößern und mittlerweile zwei weitere Fläche inhouse in Betrieb nehmen.