- Individualismus und Kollektivismus (Teil 1 der Serie)
- Machtdistanz (Teil 2 der Serie)
- Unsicherheitsvermeidung (Teil 3 der Serie)
- Maskulinität bzw. Work-Life-Balance (Teil 4 der Serie)
- Lang- oder kurzfristige Orientierung (Teil 5 der Serie).
Ziel der Serie soll es sein, dass Sie am Ende kulturelle Unterschiede bewusster wahrnehmen und beim nächsten geschäftlichen Aufeinandertreffen mit fremden Kulturen in kein Fettnäpfchen mehr treten.
Teil 5 unserer Serie erklärt den Unterschied zwischen langfristig und kurzfristig orientieren Kulturen und beendet diese Artikelreihe zum Thema interkulturelle Kompetenzen.
Diese Kulturdimension lässt sich leicht mit dem Aspekt der Unsicherheitsvermeidung in Verbindung setzen. In langfristig orientieren Kulturen spielen Traditionen eine große Rolle. Sie werden adaptiert, bewahrt und gelebt. Werte die deswegen im Vordergrund stehen sind Fleiß und Sparsamkeit. In Kulturen wie Taiwan und Südkorea, die langzeitig orientiert sind, lässt sich auch deswegen eine hohe Sparquote unter den Menschen beobachten. Außerdem sind Menschen dieser Kulturen wesentlich geduldiger als Zugehörige kurzfristig orientierter Kulturen. In solchen Kulturen erwarten Arbeitnehmer und Arbeitgeber schnelle Resultate bei der Arbeit. Es wird mehr im Moment gelebt und weniger in die Vergangenheit und die Zukunft gedacht. Deswegen sind in solchen Ländern, wie in den USA und Deutschland, die Sparquoten auch deutlich geringer. Auch Konsum und Konkurrenz stehen in diesen Kulturen wesentlich stärker im Mittelpunkt.
Für eine konkrete Arbeitssituation bedeutet dies, dass in Südkorea beispielsweise bei Geschäftsessen nicht schnell auf den Punkt gekommen wird. Verhandlungen ziehen sich häufig über mehrere Zusammentreffen, zunächst werden dabei private Themen ausgetauscht und das eigentliche Geschäftsthema wird erst angesprochen, wenn man miteinander warm geworden ist. In Deutschland hingegen streben wir danach möglichst schnell auf den Punkt zu kommen, um dementsprechend schnell Ergebnisse zu erzielen. In Verhandlungen mit asiatischen Geschäftspartner können wir deswegen schnell die Nerven verlieren, wenn es immer mehr und mehr Treffen gibt und nie ein Ergebnis erzielt wird. Genau in solchen Momenten gilt es interkulturelles Feingefühl zu beweisen. Versetzten Sie sich in die Lage Ihres südkoreanischen Kolleges. Für ihn wäre es unhöflich, sie gleich mit dem Ziel der Verhandlungen zu überfallen, gleichzeitig fühlt er sich überfallen, wenn Sie zu schnell auf den Punkt kommen. Deswegen sollten Sie sich hier in Geduld üben und Verständnis für die andere Kultur und die somit unterschiedliche Auffassung der Situation zeigen.
Prinzipiell gilt es sich mit einer fremden Kultur auseinanderzusetzen. Mit Zugehörigen einer anderen Kultur zusammenzuarbeiten, zu verhandeln und Geschäfte abzuschließen ist durchaus anders, als sie im Urlaub am Strand zu treffen. Belesen Sie sich über die fremde Kultur, zeigen Sie Verständnis und stellen Sie Ihre Impulse zurück. Nur so werden Sie internationale Verhandlungen mit Erfolg abschließen. Wichtig ist es auch, sich vor Augen zu führen, dass es bei kulturellen Unterschieden kein gut und schlecht gibt. Langsame Entscheidungsfindungen können Prozesse bremsen, dafür sind sie jedoch oft durchdachter und detaillierter. Schnelle Entscheidungen bringen schnelle Ergebnisse, sind jedoch häufig anfälliger für Fehler.
Der Austausch mit fremden Kulturen bringt somit nicht nur auf sozialer Ebene spannende Erfahrungen, sondern sorgt auch dafür, dass wir unsere Arbeit aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten und sie damit verbessern.