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5 Fragen an: Katrin Zita

Katrin Zita lebt und arbeitet als Coach und Autorin in Wien und Berlin. Nach vielen Jahren in der Architektur- und Medienbranche berät sie heute als Psychosozialer Coach für Hochbegabte und Lebensberaterin Klienten mit den Schwerpunkten High-Potential, Leadership und Individual Carrer.

1. Wie wichtig sind Auszeiten vom Alltag für den beruflichen Erfolg?

Wie beim Krafttraining ist auch im Alltag eine Balance zwischen aktiven Zeiten und Ruhepausen extrem wichtig. Wir alle könnten nicht 24 Stunden am Tag Gewichte stemmen und dies wäre auch nicht in Hinsicht auf unser inneres Wachstum, in diesem Fall unserer Muskeln, sinnvoll. So ist dies auch bei unserer beruflichen Weiterentwicklung. Ganz im Gegenteil: In der Ruhe liegt die Kraft! Denn genau in diese Zeiten lässt sich die eigene Kompassnadel wieder exakt ausrichten und danach die gewünschten beruflichen Ziele mit voller Energie anpeilen!

2. Warum ist es hierbei wichtig, sich auch wirklich Zeit allein zu gönnen?

Um in den inneren Dialog mit sich selbst zu kommen, ist es von Vorteil, möglichst ohne Ablenkung von außen Zeit verbringen zu können. Dadurch ist es möglich, ins Gespräch mit dem Menschen zu kommen, mit dem 24 Stunden und sieben Tage in der Woche Zeit verbracht wird: mit sich selbst!

„Was sind meine aktuellen Stolpersteine?“, „Wie kann ich mir das Leben und meinen Job leichter und erfüllter gestalten?“ und „Welche Karriereetappen will ich in Zukunft erfolgreich absolvieren. Wofür schlägt mein Herz im Tun?“ Unsere eigenen Antworten lassen sich nur in uns selbst finden. Und warum sollte dies nicht im Zuge einer Reise mit sich allein und an wunderschönen Orten auf dieser Welt geschehen? Mit Freude und Leichtigkeit!

3. Sie bezeichnen Ihr aktuelles Buch „Die Kunst, allein zu reisen und bei sich selbst anzukommen“ als Selbstcoaching-Tool. Welche Coaching-Tipps lassen sich im Arbeitsalltag anwenden?

Wie vorhin beschrieben: Sich selbst gut zu coachen, bedeutet sich konstruktiv in Frage zu stellen. Als Coach ist es meine Aufgabe, diese richtigen und wichtigen Fragen zu stellen, und damit meine Klienten auf ihrem Weg zu sich selbst zu begleiten. In meinem Buch habe ich dies in schriftlicher Form festgehalten, um den Leser auf seiner äußeren und inneren Reise bestmöglich zu begleiten: In Kapitel wie „Vom Reiseziel zum Lebensziel“, „Der Rückzug und Bezug auf sich selbst“, „“Mann oder Frau: Finden Sie Ihren eigenen Lebenskompass“ und „Der Wert des eigenen (Lebens-)Wegs“ werden zu diesen wichtigen und grundlegenden Themen klare Fragen von mir gestellt. Und zugleich der Weg gezeigt, sich selbst (noch) besser kennenzulernen und die gewonnenen Antworten mit zurück in den Alltag zu nehmen.

4. Wenn der Kurzurlaub nicht mehr reicht: Was empfehlen Sie Arbeitnehmern, die sich eine längere Auszeit vom Arbeiten wünschen?

Jede Reise besteht aus dem Aufbrechen, dem Zurücklegen eines Weges und dem Ankommen. Eine längere Auszeit unterteilt sich ebenfalls in diese drei Etappen. Das Aufbrechen lässt uns altes Zurücklassen. Dies sollte bewusst vollzogen werden: „Wovon will ich mich trennen?“, „Was soll anders werden?“ und „Wie will ich meinen weiteren Weg gestalten?“. Das Zurücklegen des Weges sollte achtsam erfolgen und vor allem den eigenen Interessen dienen: „Welche Orte, Tätigkeiten und Menschen erfüllen mich in meiner Auszeit?“. Mit diesen Fragen und den gewonnenen Antworten führt der eigene Weg zum Ankommen bei sich selbst.

5. Wenn das Reiseziel das Traumland ist: Welche Chancen gibt es, die eigene Karriere im Ausland voranzutreiben?

Bereits bei der Wahl, in welchem Land man diese Zeit verbringen möchte, erfolgt eine Weichenstellung: „Lässt sich eine Sprache neu erlernen oder das Können vertiefen?“ oder „Gibt es thematische Schwerpunkte oder universitäre Einrichtungen, die mich mit neuem Wissen bereichern können?“ Eine Auszeit wie etwa ein Aufenthalt in Boston gestalten sich sicherlich völlig konträr wie einige Wochen an einem Strand von Asien. Dafür ist es wichtig, in sich selbst hineinzuspüren, was aktuell gebraucht wird: Steht einem der Sinn nach Erholung und die Gedanken im Kopf abschalten oder eher nach neuem Wissen, Inspiration und neuen Ideen?

Ausstieg auf Zeit – Wie Sabbaticals nicht nur Erholung, sondern Möglichkeit zur Weiterentwicklung sind

Raus aus dem Alltag – rein ins Leben. Eine Auszeit nur für sich. Akkus aufladen. Etwas bewegen. Wertschätzung für das Geleistete erfahren. Sich neu orientieren. Um dann mit neuer Energie und frischen Impulsen an den alten Arbeitsplatz zurückkehren. Träumen Sie davon nicht auch ab und an einmal?

Ob Weltreise, die Pflege von Familienangehörigen, zeitintensive Hobbys, Weiterbildung oder soziales Engagement – der Traum vieler Fach- und Führungskräfte ist oft Albtraum der Unternehmen.

Und so bieten aktuell weniger als 20% der deutschen Unternehmen ihren Mitarbeitern die Möglichkeit einer bezahlten Auszeit an. Zu groß ist die Angst, dass der Mitarbeiter in seiner Abwesenheit große Lücken reißt; dass durch ein Sabbatical ein hoher organisatorischer und finanzieller Aufwand für das Unternehmen entsteht oder der Mitarbeiter nach erfolgter Auszeit das Unternehmen verlässt. Aber auch seitens der Mitarbeiter gibt es Unsicherheiten: Schadet die Auszeit meiner Karriere? Bleibt mein Arbeitsplatz erhalten? Verliere ich den Anschluss in meinen Beruf? Mit Instrumenten wie einem Sabbatical-Vertrag und Arbeitszeitmodellen können diese Ängste schnell relativiert und mit der Wahl der richtigen Ausgestaltungsmöglichkeit der Arbeitgeber vom Vorhaben überzeugt werden.

Sinnvolle Auszeit als Berater auf Zeit

Gemeinnützige Organisationen sind auf den Input und den Wissenstransfer aus der Wirtschaft angewiesen. Wer in seiner Auszeit nicht nur reisen, sondern tiefer in die Kultur eines fremden Landes eintauchen möchte, der kann seine Auszeit sinnvoll durch einen Einsatz als Berater auf Zeit nutzen. Fach- und Führungskräfte über 30 Jahr haben die Möglichkeit sich im Rahmen ihrer Auszeit in einem Projekt der Entwicklungszusammenarbeit zu engagieren. Als Impulsgeber leistet der Berater auf Zeit wertvolle Hilfe zur Selbsthilfe, gibt seine eigenen Kompetenzen weiter und ermöglicht durch Wissenstransfer eine Entwicklung hin zu mehr Selbständigkeit. So unterstützt eine Research Managerin eines globalen Marktforschungsunternehmens eine Umweltstiftung in Argentinien, indem sie gemeinsam mit dem Team ein Befragungstool entwickelt, oder baut ein Coach und ehemaliger Berufsberater ein Berufsinformationszentrum an einer Schule in Nepal auf.

Geben UND Nehmen

Auch für sich selbst ziehen die Berater auf Zeit eine Menge aus ihrem Einsatz: Toleranz, Veränderungsbereitschaft, Persönlichkeitsentwicklung, kreativer Umgang mit Unvorhergesehenem und knappen Ressourcen, Erhöhung der Empathiefähigkeit, oder aber der Umgang mit kulturellen und sozialen Unterschieden sind nur ein paar der Pluspunkte, die ein Einsatz als Berater auf Zeit mit sich bringt. Denn Herausforderungen wie z.B. Stromausfall, nicht vorhandene technische Voraussetzungen und die Arbeit in multinationalen Teams bringt neben wertvollen Erfahrungen und Spaß auch den berühmten Blick über den Tellerrand. Der Perspektivenwechsel ermöglicht die persönliche, aber auch fachliche Weiterentwicklung, Sprachkenntnisse werden vertieft, das internationale Profil geschärft aber auch das sich Ausprobieren in einem Interessenfeld wird möglich. Aspekte, von denen nicht nur der Auszeiter, sondern insbesondere auch seine Vita und sein Arbeitgeber profitieren.

Lust auf eine AUS!Zeit mit Sinn?

Sie sind teamfähig, offen und tolerant und bereit sich an die lokalen Gegebenheiten anzupassen? Sie sind daran interessiert, sich selbst und Ihr Wissen an der Lebenswirklichkeit des Einsatzlandes weiter zu entwickeln und an das Team vor Ort weiter zugeben? Sie wollen nicht nur Geld spenden, sondern proaktiv Hilfe zur Selbsthilfe leisten? Und Sie wollen eine lebensbereichernde Erfahrung machen? Dann ist ein Einsatz als Berater auf Zeit das richtige für Sie. Spezifisches Fachwissen und persönlicher Rat werden in den Bereichen Organisation, Controlling, Projektmanagement, Vertrieb, Marketing und Produktion benötigt. Projekte, in die Manager für Menschen® vermittelt, sind im sozialen Bereich, im Natur- und Tierschutz, sowie im Bereich der erneuerbaren Energien angesiedelt.
 Projekteinsätze sind ab einem Zeitraum von 3 Monaten möglich, in wenigen ausgesuchten Projekten auch ab 3 Wochen.

Eine Grenzüberschreitung und eine Reise ins „Ich“

Markus Boehlke hat uns einen persönlichen Einblick in seine Erfahrungen während seiner Auszeit gegeben:

Im letzten Jahr habe ich beschlossen, mir eine berufliche Auszeit zu gönnen. Ich arbeite in der Medienbranche. Eine sehr schnelllebige und hektische Branche mit ständigem Zeit- und Quotendruck. Als ich von meinem Arbeitgeber die Möglichkeit bekommen habe, drei Monate frei zu nehmen, habe ich nicht mehr lange gezögert und mich sofort an die Arbeit gemacht, meine Auszeit zu planen.

Doch drei Monate nur irgendwo am Strand zu liegen, wandern zu gehen oder herumzureisen ist nicht mein Ding. Ich bin auf die Idee gekommen, mich im Ausland in einem sozialen Projekt zu engagieren. Ich habe mich für Indien und dann auch noch für Nepal entschieden. Doch es war nicht leicht, dort Projekte zu finden, in denen ich ehrenamtlich arbeiten konnte. Ich bin zufällig auf die Auszeitagentur gestoßen und habe diese kontaktiert. Iris Gadischke und Daniela Scholl haben sich dann sofort an die Arbeit gemacht und mir mehrere Projekte herausgesucht. Aufgrund ihrer guten Kontakte bin ich in Delhi in einem Schulförderungsprojekt untergekommen, das sich um Kinder aus den Slums kümmert. Und zudem in Nepal in einem Kinderheim mit 22 Waisenkindern. Das war für mich eine völlig neue Aufgabe, denn ich habe zuvor noch nie mit Kindern gearbeitet. Geschweige denn, dass ich zuvor drei Monate allein im Ausland war.

Der Start in Delhi war wirklich hart. Und ich muss gestehen, dass es für mich vorerst eher ein „Grenzgang“ als eine „Auszeit“ war. Indien ist anders, das war mir klar. Aber Delhi ist das Krasseste, was ich je gesehen habe. Delhi ist unfassbar groß, laut, dreckig, arm und voller Widersprüche. Plakate von Bollywoodschauspielern, die Werbung für Rolex oder Tag Heuer machen, prangen auf der Straße. Darunter sitzen und liegen die Obdachlosen. Erwachsene, Kinder, Babys. Reihenweise. Man wird auf der Straße unfassbar oft angebettelt. Wenn ich alleine in der Stadt unterwegs war, standen binnen von Sekunden Obdachlose neben mir und bettelten. Sie fassten mich an und waren teilweise ziemlich penetrant. Das war heftig. Und es war ein Mittelding aus Mitleid und Abscheu, was ich in solchen Momenten empfunden habe. Meine Wohnsituation in Delhi war bescheiden. Die Wohnung ist in einem Arbeiterviertel, in einer engen Gasse, nahe dem Projekt. Es gab keine (oder kaum) Weiße dort. An meine Wohnsituation habe ich mich aber schnell gewöhnt. Auch an die Duschsituation. Anstatt einer Dusche hatte ich nur einen Eimer, in den ich Wasser füllen musste. Dazu gab es dann eine kleine Plastikkanne und damit machte ich mich dann nass und „brauste“ mich später ab. Doch das Gute an der Sache war, dass ich mich (trotz geistiger Widerstände) an alles gewöhnt habe. Ich bin in vielen Dingen wirklich abgehärtet, bin an meine Grenzen gestoßen und habe diese erfolgreich überschritten. Und auch die Armut hat mich irgendwann nicht mehr so fertig gemacht. Auch damit lernt man nämlich umzugehen, ohne dabei die Augen zu verschließen. Die Arbeit in der Schule machte unfassbaren Spaß. Auch, wenn es nicht einfach war, den ganzen Tag auf einer Strohmatte auf dem Boden zu sitzen. Die Kinder waren unfassbar pfiffig und schlau. Ich habe Englisch, Mathe und Kunst unterrichtet. Fünfte Klasse, vierte Klasse und erste Klasse. Einige Schüler haben mir sogar gezeigt, wo sie leben und haben mir ihre Eltern vorgestellt. Es war erschreckend, aber auch rührselig. Der Slum, der am Randgebiet von dem Stadtteil Govindpuri liegt, ist unfassbar. Es ist klein, eng, dreckig. Überall roch es nach Fäkalien, eine Hütte neben der anderen. Und auch dort haben die Familien nur ein Zimmer mit bis zu zehn Personen. Teilweise nur ein Bett, in dem die Eltern oder Großeltern schlafen und das tagsüber als Sofa dient. Die Menschen in den Slums waren unfassbar freundlich zu mir. Alle boten mir etwas zu trinken an, schickten ihre Kinder los, um mir Erfrischungen zu kaufen, kochten mir Tee, lächelten mich an. Auch, wenn wir uns nicht verständigen konnten, da sie teilweise kein Englisch sprechen, unterhielt man sich auf irgendeine Art und Weise. Und zwar nur durch Blicke, Lächeln, Gesten. Das war ein irrer Moment für mich. All mein Ekel war fort, die Liebe und Herzlichkeit dieser Menschen berührte mich zutiefst. Und die Kinder waren so stolz, dass ich bei ihnen Zuhause war. Unfassbar.

Nach zwei Monaten bin ich dann noch für vier Wochen nach Nepal geflogen. Auch dort habe ich die gleichen Erfahrungen gemacht. Die Arbeit in dem Kinderheim war sehr berührend und zugleich ein weiterer „Wake-up-Call“ für mich. Als ich erfahren habe, aus welchen Gründen die Kinder in dem Kinderheim waren, habe ich mich geschämt. Ich habe mich dafür geschämt, dass ich zuhause in meinen Wohlstandsproblemen verhaftet bin, mich von schwach sinnigen Dingen stressen lasse oder sogar in manch Situationen aufstöhne und genervt bin in denen dieses gar nicht nötig ist.

Ich kann für mich nur sagen, dass die Auszeit mich regelrecht geerdet hat. Ich habe nun die „wirklichen“ Probleme kennengelernt und lasse mich nicht mehr so schnell stressen und aus der Ruhe bringen. Ich fühle mich geerdeter und kann viele Dinge mehr genießen. Und ich weiß es jetzt auch wieder zu schätzen, wie es ist, wenn man immer eine Dusche oder das nötige Kleingeld hat, um sich eine Tüte Milch oder auch ärztliche Behandlungen leisten zu können. Ich habe in den drei Monaten viel dazugelernt. Auch sehr viel über mich. Wo meine Grenzen sind, wie weit man diese Grenzen erstaunlicherweise überschreiten kann, was im Leben wichtig ist und natürlich, dass man auch mit wenig zufrieden sei kann. Und sollte. Ich bin nun seit zwei Monaten wieder zurück in Deutschland und arbeite auch schon wieder. Und ich merke, dass die drei Monate gut nachhalten. Ich bin im Job entspannter, als je zuvor, was auch allen Menschen in meinem Umfeld auffällt. Viele können gar nicht fassen, dass ich immer noch so entspannt aussehe und es auch bin. Ich bin mir aber sicher, dass es weiterhin so bleibt. Denn die Erlebnisse meiner dreimonatigen Auszeit bleiben unvergessen und haben mich sehr zum Vorteil verändert.

 

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