Was für so manchen Chef nach einem wahr gewordenen Traum klingen dürfte, ist in Wirklichkeit eine echte Gefahr. Denn: Fortschreitende Arbeitssucht kann verschiedene gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Depressionen, Stress, Schlafstörungen und Burnout mit sich bringen. Umso wichtiger ist es, dass Betroffene wissen, was sie gegen die Abhängigkeit von der „Droge Arbeit“ tun können.
Lese-Tipp: Lieben Sie Ihre Arbeit oder sind Sie schon ein Workaholic? In diesem Beitrag verraten wir Ihnen 7 Anzeichen für eine (beginnende) Arbeitssucht.
Arbeitszeiten genau dokumentieren
Erwerbstätige, die als Workaholic bezeichnet werden können, sind sich des Ausmaßes der Problematik häufig gar nicht richtig bewusst. Ein erster wichtiger Schritt ist es daher, sich genau vor Augen zu führen, wie viel Platz im Leben die Arbeit tatsächlich einnimmt.
Hierfür eignet sich ein ebenso einfacher wie genialer Trick: Schnappen Sie sich Zettel und Stift oder legen Sie eine digitale Datei an und notieren Sie über mehrere Wochen alle Zeiten, die Sie mit Arbeit verbringen.
Achtung: Hierzu gehört nicht nur die Präsenzzeit am Arbeitsplatz. Auch Home Office, Dienstreisen, geschäftliche Verabredungen zum Mittagessen und das „kurze“ Telefonat mit dem Chef nach Feierabend sollten in der Auflistung festgehalten werden.
Wenn Sie Ihre Arbeitszeiten über einen gewissen Zeitraum akribisch dokumentiert haben, werden Sie bald einen sehr guten Eindruck davon erhalten, wie viel Raum Ihr Job tatsächlich in Ihrem Leben beansprucht. Das wiederum ist die ideale Basis für weitere Maßnahmen gegen die Arbeitssucht.
Arbeitszeit bewusst abbauen
Es klingt so einfach und ist doch so schwer: Damit Sie als Workaholic nicht in eine unaufhaltsame Negativspirale geraten, die Sie früher oder später krank macht, müssen Sie den „Ausstieg“ schaffen und weniger arbeiten.
Das funktioniert am ehesten, indem Sie Ihre Arbeitszeit bewusst verkürzen und konsequent nach Feierabend nicht mehr erreichbar sind. In der Praxis setzen Sie dieses Vorhaben am besten um, indem Sie:
- sich vornehmen, jede Woche nur X Überstunden zu machen
- das Firmenhandy nach Feierabend ausschalten
- Ihre Kollegen und Vorgesetzten bitten, Ihren „Rückzug“ zu respektieren
- Ihre bisherige Organisation überdenken und Wege finden, (noch) effektiver zu arbeiten
- aufhören, Ihre Leistung über (Arbeits-)Zeit zu definieren
Alternativen schaffen
Die Arbeitssucht ist im Kern eine Sucht wie jede andere auch. Wer von der „Droge“ Arbeit loskommen möchte, sollte sich unbedingt einen Ausgleich suchen, um die anfängliche Leere zu kompensieren.
Was für Raucher häufig Kaugummis und Süßigkeiten sind, hat im Fall der Workaholics noch viel mehr Gesichter. Um sich von der Arbeit abzulenken, können Sie beispielsweise:
- ein Instrument erlernen
- Ihre Fremdsprachenkenntnisse verbessern
- Ausflüge mit Familie und Freunden unternehmen
- mehr Zeit mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin verbringen
- ein neues Hobby beginnen
- lesen
- Musik hören
- Filme und Serien schauen
Wie Sie sehen: Es gibt unzählige (sinnvolle) Alternativen zur Arbeit. Probieren Sie gern verschiedene Maßnahmen aus, um herauszufinden, was Ihnen wirklich liegt und hilft, sich vom Arbeitsdrang abzulenken.
to do-Listen schreiben
Für Workaholics ist es absolut selbstverständlich, Arbeit, die tagsüber nicht geschafft wurde, mit nach Hause zu nehmen. Hin und wieder mag das in Ordnung sein, doch langfristig betrachtet stellt diese Praxis eine hohe psychische Belastung dar.
Wenn Sie sich gerade ertappt fühlen und entschlossen sind, etwas gegen Ihre Arbeitssucht zu tun, dann hilft Ihnen vielleicht dieser kinderleichte Tipp:
Notieren Sie am Ende des Arbeitstages (das heißt: wenn Ihre Arbeitszeit vertraglich zu Ende ist) alle Aufgaben, die Sie nicht geschafft haben, auf einem Zettel. Lassen Sie diesen anschließend ganz bewusst auf Ihrem Schreibtisch liegen, um Ihrem Gehirn zu signalisieren: Diese to dos bleiben am Arbeitsplatz und kommen nicht mit nach Hause.
Sie werden von der psychologischen Wirkung dieses kleinen Tricks überrascht sein. Er hilft Ihnen nämlich nicht nur dabei, Berufs- und Privatleben voneinander zu trennen, sondern garantiert auch, dass Sie am nächsten Tag keine wichtige Aufgabe vergessen haben.
Lernen, „nein“ zu sagen
Ein möglicher Grund für eine fortschreitende Grund ist die mangelnde Bereitschaft, „nein“ zu sagen. Nicht wenige Erwerbstätige fühlen sich ihrem Arbeitgeber gegenüber verpflichtet, zu jeder Zeit „abzuliefern“ – auch wenn Sie eigentlich schon hoffnungslos überlastet sind.
Um diesem Teufelskreis zu entkommen, ist es unverzichtbar, Aufgaben hin und wieder abzulehnen und an Kollegen zu übergeben.
Die Notbremse ziehen
Wenn Sie merken, dass Sie Ihr Problem trotz aller Bemühungen nicht in den Griff bekommen, sollte Sie über weitreichendere Maßnahmen nachdenken: Ziehen Sie die Notbremse und gönnen Sie sich eine mehrwöchige Auszeit.
Es mag in Ihrer jetzigen Situation vielleicht unmöglich erscheinen, der Arbeit über einen längeren Zeitraum fern zu bleiben. Doch wenn Ihnen Ihre Gesundheit und Ihr geistiges Wohl am Herzen liegen, sollten Sie spätestens jetzt lernen, die richtigen Prioritäten zu setzen.
Eine Auszeit – beispielsweise in Form von einem Sabbatical – muss nicht unbedingt in Form eines Urlaubs verbracht werden. Wenn Sie keine Lust verspüren, ferne Länder zu entdecken, können Sie es sich beispielsweise auch im heimischen Garten bequem machen.
Wichtig ist vor allem, dass Sie sich ein Umfeld schaffen, das Sie möglichst gut von der Arbeit ablenkt und Ihnen die Möglichkeit bietet, sich neuen Gedankengängen zu widmen.
Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
Auch wenn es viele Betroffene nicht wahrhaben wollen: Eine fortgeschrittene Arbeitssucht ist eine psychische Erkrankung und kann als solche auch professionell behandelt werden.
Natürlich kostet der Schritt zum Psychotherapeuten oder zu den anonymen Arbeitssüchtigen sehr viel Überwindung. Allerdings sollte Ihnen auch immer klar sein, was auf dem Spiel steht, wenn Sie weitermachen wie bisher: Nicht nur Ihre geistige, sondern auch Ihre körperliche Gesundheit.
Viele Workaholics wissen gar nicht, dass sie von einer Arbeitssucht betroffen sind. Und die, die sich der Problematik bewusst sind, beginnen häufig viel zu spät, etwas dagegen zu tun.
Fakt ist: Wer sich der „Besessenheit vom Job“ immer mehr hingibt und alle anderen Aspekte des (privaten) Lebens ignoriert, gerät schnell in eine fatale Abwärtsspirale. Diese ist nicht nur eine Gefahr für zwischenmenschliche Beziehungen, sondern auch für die Gesundheit.
Achten Sie daher unbedingt auf die Anzeichen einer Arbeitssucht und handeln Sie entsprechend, wenn Sie bemerken, dass Sie ein Workaholic geworden sind.