Vor nicht allzu langer Zeit war es üblich, dass Sie in Ihrem Anschreiben vorwiegend über sich selbst erzählt haben. Anschreiben von heute haben sich jedoch grundlegend geändert.
Das moderne Anschreiben sollte sich in erster Linie darauf konzentrieren, welchen „Nutzen“ Sie einem Unternehmen bringen. D.h. konkret, Sie machen sich Gedanken, wie Sie dort mit Ihren Fähigkeiten dem Unternehmen helfen können. Und zwar sofort und ohne lange Einarbeitungszeiten. Mit diesem Ansatz können Sie sich von Ihren Konkurrenten, dies sind in der Regel zwischen 50 und 300, unterscheiden. Und so gehen Sie am besten vor:
1. Sammeln
Notieren Sie zunächst alle Punkte auf, die Sie im Anschreiben unterbringen wollen. Hierbei können Sie Ihren Lebenslauf als Ideengeber und Anhaltspunkt nutzen. Schreiben Sie diesen jedoch bloß nicht ab. Orientieren Sie sich vielmehr an den einzelnen Punkten, um überzeugende Aussagen abzuleiten. In welcher Tätigkeit konnten Sie Ihre Teamfähigkeit besonders unter Beweis stellen? Welches außerberufliche Engagement zeigt Ihre soziale Kompetenz? Welche IT- oder Sprachkenntnisse machen Sie für den neuen Arbeitgeber wertvoll? Aus diesen Aspekten können Sie Ihre Stärken ableiten und diese so in Ihr Anschreiben aufnehmen.
2. Sortieren
Bringen Sie diese Gedanken nun in eine geordnete Reihenfolge. Starten Sie kreativ mit einem kurzen Absatz, in dem Sie sagen, um welche Stelle Sie sich bewerben. Im zweiten Absatz sollte dann Ihre Motivation bezogen auf Job und Arbeitgeber folgen. Warum diese Stelle? Warum dieses Unternehmen? Anschließend gilt es zu beweisen, dass Sie die optimale Besetzung sind. Welchen Mehrwert bringen Sie dem Unternehmen? Wo liegen Ihre Stärken? Wie heben Sie sich von der Masse an Bewerbern ab? Der letzte Absatz eignet sich für eine kurze Zusammenfassung, Ihre aktuelle Tätigkeit und den Grund für Ihren Wunsch nach einer neuen Herausforderung und die Formulierung der Bereitschaft, sich in einem persönlichen Gespräch gerne genauer vorzustellen.
3. Ausformulieren
Sobald Sie Ihre Gedanken geordnet haben, können Sie diese nun ausformulieren. Achten Sie dabei darauf, nicht nur einfache Hauptsätze aneinanderzureihen, verlaufen Sie sich jedoch auch nicht in Schachtelsätzen. Eine Orientierung hierfür: Sätze sollten optimaler Weise zwischen ein und drei Zeilen lang sein. Besondere Aufmerksamkeit sollten Sie außerdem auf Satzanfänge und Füllwörter legen. Im Anschreiben geht es darum, die eigene Person zu verkaufen. Trotzdem sollte nicht jeder (oder auch jeder zweite) Satz mit „Ich […] anfangen. Wählen Sie stattdessen indirekte Formulierungen oder stellen Sie den Satz um. Füllwörter sollten vermeidet werden, wenn Sie nicht zum Verständnis oder Wohlklang des Satzes beitragen und tatsächlich nur störende und überflüssige Lückenfüller sind.
Die folgenden Punkte sollten Sie dabei auf jeden Fall beachten:
1. Das Anschreiben hat ausnahmslos nur eine Seite, es ist in 10 Sekunden zu lesen
Vier Absätze sind die ideale Länge. Der erste Absatz stellt den Bezug zur Stelle her. Der zweite zählt stichpunktartig Ihren „Nutzen“ für das Unternehmen auf, der dritte schildert Ihre Persönlichkeit und im letzten Abschnitt beschreiben Sie Gehaltswunsch und Verfügbarkeit.
2. Fesseln Sie den Leser mit dem ersten Satz, verzichten Sie auf Eingangsfloskeln
„Mit großem Interesse habe ich Ihre Stellenanzeige gelesen…“ ist eine der gängigen Floskeln und garantiert das Interesse des Lesers zu verlieren. Verzichten Sie generell auf solche Formulierungen. Stattdessen ist der Einstieg über den sog. „Expertenstatus“ am besten. Bewerbungspunkt rät beispielsweise folgenden Eingangssatz zu wählen:“ Als Projektleiter für die Automobilindustrie verantworte ich derzeit die Entwicklung und ….“. Für Berufseinsteiger eignet sich beispielsweise:“ Nach meiner Universitätsausbildung als Diplom-Psychologe konnte ich im Rahmen eines Kundenprojektes erste ….“ Mit dieser einfachen Methode sitzt der erste Satz, der Leser ist erstmal interessiert.
3. Adressieren Sie im „Nutzenteil“ 3-5 Punkte aus der Stellenbeschreibung, zeigen Sie Ihre Eignung
Lesen Sie die Stellenausschreibung genau durch und identifizieren Sie die wichtigsten Punkte. Skizzieren Sie in jedem Punkt anhand eines Beispiels, dass Sie diese geforderten Fähigkeiten besitzen. Konzentrieren Sie Ihre Aussagen auf maximal zwei Zeilen pro Punkt. Damit zeigen Sie dem Unternehmen, dass Sie den Unterschied zu Ihren Wettberbern ab dem ersten Tag ausmachen.
4. Unterstreichen Sie anhand von Zahlen Ihre Qualifikation, Sie arbeiten ergebnisorientiert
Sie haben sich beispielsweise als Projektleiter für die Maschinenbau-Industrie beschrieben. Der Einstieg ist gelungen, jedoch können Sie Ihren Wert erhöhen, indem Sie beispielsweise den Umsatz von 3,2 Mio. € angeben und ein Projektergebnis von 11 % beziffern. Das Ziel ist, lt. der Bewerbungscoachs von Bewerbungspunkt, dem potentiellen Arbeitgeber zu zeigen, dass Sie erfolgreich sind und anzunehmen ist, dass Sie Ihre Erfolge wiederholen können.
5. Heben Sie Ihre persönlichen Stärken hervor, Sie passen zur Aufgabe und zum Team
Social-Skills sind in jeder Stellenanzeige gefordert. Wiederholen Sie jedoch nicht einfach die beschriebenen Fähigkeiten. Eine Aussage: “Ich bin teamfähig“ ist völlig daneben. Besser ist, Sie schreiben, „dass es Ihnen als Projektleiter in der x-Branche gelungen ist, ein internationales Team aus Spezialisten auf eine spezifische Herausforderung auszurichten“.
6. Gehalt und Verfügbarkeit, jetzt können Sie es immer noch „versauen“
Es ist in jedem Fall eine Gehaltsangabe anzugeben. Sie ersparen sich und dem Unternehmen jede Menge Zeit. Nur sie muss in jedem Fall dem Unternehmen, der Position und der Verantwortung angemessen sein. Vor allem müssen Sie Verhandlungsbereitschaft zeigen. Sie können mit ca. 80.000 € oder mit zwischen 70 und 90 T€ oder auch mit 70 T€ + arbeiten, um einen Spielraum nach oben für sich zu eröffnen. Mit etwas Recherche ist das Gehaltsniveau leicht zu ermitteln, als Profi kennen Sie Ihren Wert.Mit Kündigungsfristen von +6 Monaten sind Sie in jedem Fall aus dem Rennen. Dies ist bei Führungskräften nicht ungewöhnlich. Zeigen Sie, dass Sie im konkreten Fall zu einer früheren Lösung mit ihrem jetzigen Arbeitgeber kommen werden.
7. Querlesen nicht vergessen, 4 Augen-Prinzip und mindestens eine Nacht darüber schlafen
Sofern Sie es verhindern wollen, dass Ihr schlampiges Anschreiben durch die ganze Personal-Abteilung wandert, lesen Sie es auf jeden Fall mehrmals durch und schlafen Sie mindestens eine Nacht darüber. Ihre eigene Perspektive auf Ihr Anschreiben ändert sich über Nacht, versprochen. Wenn Sie aus keinen Fehler mehr finden, lassen Sie es auf jeden Fall eine weitere Person lesen. Auch Bewerbungsprofis lassen Ihre Arbeit von einer zusätzlichen Person, in der Regel Kollegen, prüfen. Geben Sie Personaleren keine Chance, Sie nicht einzuladen.
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