5 Fragen an Walter Feichtner

Walter Feichtner ist Dipl.-Kulturwirt und Inhaber von Karrierecoach München. In seiner Tätigkeit als Coach und Berater steht er seinen Kunden für alle Fragen rund um Karriere, Bewerbung, AC, Berufseinstieg, berufliche Neuorientierung oder berufliche und persönliche Weiterentwicklung zur Verfügung. Dabei kennt er sowohl die Anforderungen und Anliegen der Bewerber und Arbeitnehmer als auch die der Arbeitgeber, der Personalabteilungen und des Arbeitsmarktes. Walter Feichtner gibt sein Wissen außerdem als Gastdozent an mehreren Unis und Fachhochschulen weiter und unterstützt auch Unternehmen beim Personal-Recruiting und bei der Mitarbeiterauswahl.

1. Was ist die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere?

Eine solide Ausbildung ist für eine erfolgreiche Karriere ein wichtiger Grundstein. Dennoch gibt es weitere wichtige Faktoren, die förderlich sind. Denken Sie positiv und identifizieren Sie sich mit Ihrer Aufgabe. Ihre Einstellung, Eigeninitiative, Leistungsbereitschaft und Selbstmotivation sind unabdingbar – nicht nur in der Planung, sondern noch mehr in der Umsetzung. Nicht zu vernachlässigen ist auch eine offene und ehrliche Haltung gegenüber Kollegen und Vorgesetzten. Der Mix aus Ihren Kompetenzen, fachlich und persönlich, macht Sie aus und beeinflusst Ihren beruflichen Weg. Ihre Erfahrungen und Kenntnisse zeichnen Sie aus. Dennoch spielen auch zwei weitere Dinge eine entscheidende Rolle: Glück und ein gutes Netzwerk.

2. Womit kann sich ein Bewerber in seinen Unterlagen von der Masse abheben?

Das A und O bei einer Bewerbung ist es, darauf zu achten, dass man sich, seinen bisherigen beruflichen Weg und seine Kompetenzen sehr gut präsentiert. Mit einer authentischen Bewerbung, in der gezeigt wird, dass man sich über das Unternehmen und seine zukünftige Rolle Gedanken gemacht hat, überzeugt man den neuen Arbeitgeber. Das „Matching“ zum Anforderungsprofil muss vorhanden sein. Beim Anschreiben sollte man auf jeden Fall zeigen, dass man für die neue Stelle wirklich geeignet ist, aufgrund der eigenen Motivation, der passenden Ausbildung, den nötigen Kenntnissen und den eigenen Soft Skills. Rechtschreibfehler oder Flüchtigkeitsfehler in der Bewerbung sollte man unbedingt vermeiden. Man sollte in seiner Bewerbung stets auf eine ordentliche Form und ein ansprechendes, aber nicht zu kreatives Layout achten. Abhängig vom Unternehmen und der Stelle kann man versuchen, seine Unterlagen optisch von den anderen abzuheben.

3. Wie erkennen Arbeitnehmer Ihre beruflichen Stärken?

Im Bewerbungsprozessmuss man sich zuerst mit sich selbst beschäftigen. Man sollte sich darüber Gedanken machen, was einem Spaß macht und was man wirklich gerne macht. Denn nicht selten decken sich berufliche Stärken mit den ganz persönlichen Neigungen und Kompetenzen. Weitere Möglichkeiten, seine beruflichen Stärken herauszufinden, sind Berufsinteressensanalysen oder ein Termin mit einem Karrierecoach. So findet man oft mehr über seine eigenen Interessen und Neigungen heraus. Versuchen Sie unbedingt, Ihre Talente zu entdecken und diese im Berufsleben zu nutzen.

4. Welche Strategie empfehlen Sie für den Umgang mit Schwächen?

Der wichtigste Punkt, um mit einer Schwäche konstruktiv umgehen zu können, ist, diese Schwäche anzunehmen. Danach sollte man überlegen, wie man die Schwäche am besten in eine Stärke umwandelt oder wie man selbst noch besser werden kann. Vor allem sollte man sich bewusst sein, dass Schwächen etwas ganz normales sind. Trotzdem ist es wichtig, seine Stärken zu nutzen und weiter auszubauen.

5. Wie spreche ich das Thema Weiterentwicklung bei meinem Chef am besten an?

Bereiten Sie sich gut vor – seien Sie sich Ihres Ziels bewusst. Was genau möchten Sie erreichen? Behalten Sie Ihr Ziel, sich beruflich weiterzuentwickeln im Auge und bemühen Sie sich um eine partnerschaftliche Einstellung. Legen Sie den Fokus im Gespräch darauf, sowohl Ihren Chef zu verstehen, als auch von ihm verstanden zu werden. Zeigen Sie Ihr Interesse, sich weiterentwickeln und weiterbilden zu wollen. Nicht nur Sie, sondern auch das Unternehmen werden davon profitieren. Falls Ihr Chef Sie nicht bei Ihrem Ziel unterstützt, sollten Sie selbst dafür Sorge tragen, besser zu werden, Ihr Know-how bzw. Ihre Fachkenntnisse weiterzuentwickeln und gezielt Weiterbildungen zu besuchen. So erhöhen Sie Ihren Marktwert und können Ihr Wissen bei Bedarf einem neuen Arbeitgeber zur Verfügung stellen.

5 Fragen an: Thilo Baum

Thilo Baum, Jahrgang 1970, ist Journalist. Bis Ende 2003 war er Schlussredakteur beim „Berliner Kurier“ und seit 2004 selbstständig. Thilo Baums Thema ist die Klarheit im Denken und Kommunizieren. Die Abfolge seiner Bücher beschreibt eine spannende Reise durch seine Gedankenwelt: Vom klaren Ausdruck („Komm zum Punkt!“) geht es zur empfängerorientierten Kommunikation („Denk mit!“), von dort zur Kritik am Bildungssystem, das Sprache nur akademisch sieht („Die Bildungslücke“), und hin zur äußerst differenzierten Darstellung dessen, was philosophisch gesehen gut und richtig ist („Das Buch der 1000 Gebote“). Thilo Baum ist stark nachgefragter Seminarleiter und Keynotespeaker und zudem Studienleiter bei der „GSA-University“ der German Speakers Association e.V. (GSA).

1. Sie sind der „Experte für Klartext“ – Was genau kann man sich darunter vorstellen?

Ich helfe Unternehmen dabei, sich klar auszudrücken. Viele Unternehmen kommunizieren unnötig kompliziert: Wenn es in einer E-Mail heißt, die Produktdokumentation unterliege einer behördlichen Überwachung, dann schlage ich die Formulierung vor, dass eine Behörde die Produktdokumentation überwacht. Das ist dasselbe und einfacher – schließlich nimmt man auch nicht die Anheiratung einer Frau vor, sondern heiratet. Und wenn ich lese: „Gemüse kann auch schmecken“, ist vermutlich gemeint: „Auch Gemüse kann schmecken.“ Klartext bedeutet, genau das zu sagen, was man sagen will, und nichts anderes. Im Grunde bringe ich das Know-how der Journalistenschulen ins Business.

2. Warum ist es so falsch, „um den heißen Brei“ herumzureden?

Falsch ist es vielleicht nicht, aber es bindet unfassbar viel Energie. Unternehmen verschwenden durch unklare Kommunikation unglaublich viel Zeit. Kürzlich ging es in einem Seminar um eine E-Mail, in der ein Ingenieur einem Mitarbeiter einer Behörde die Statik einer kompletten Brücke erklärt, bis er endlich damit herausrückt, dass er eine Behelfsbrücke vorschlägt. Das aber war der entscheidende Punkt in dem Kontext und gehört nach oben! Sehr oft müssen Leser den wesentlichen Punkt in Texten geradezu detektivisch ermitteln, ebenso wie Zuhörer von Beiträgen in Meetings. Und diese Bedeutungssuche ist eine üblere Zeitverschwendung als das Löschen von Spam. Unklare Kommunikation kostet Unternehmen richtig viel Geld.

3. Sie bieten auch Seminare und Coachings an. Worauf legen Sie dabei besonderen Wert und gibt es etwas, was Sie Unternehmen und deren Mitarbeitern besonders vermitteln möchten?

Besonderen Wert lege ich darauf, dass die Teilnehmer Rechner und Texte mitbringen, die wir im Seminar bearbeiten können. Wenn wir im Seminar die E-Mails, Präsentationen, Vermerke, Entscheidungsvorlagen, Pressemitteilungen und Facebook-Postings bearbeiten, die sowieso auf dem Schreibtisch liegen, ist das Seminar keine Extra-Zeit, sondern schmiegt sich in den Workflow ein. Wichtig zu vermitteln ist mir: Für alles, was wir sagen wollen, gibt es Worte, und zwar einfache. Und: Wer etwas zu sagen hat, braucht keine aufgeblasene Sprache.

4. Inwieweit profitieren wir davon, wenn wir unsere Botschaften auf den Punkt bringen – bringt es uns beruflich weiter?

Unbedingt. Wir leiden ja nicht unbedingt unter einem Mangel an Informationen, sondern ersticken in Informationen. Da ist es schon ein Zeichen für Qualität, keine Luftpumpe zu sein. Wenn ich die anderen auf eine gedankliche Schnitzeljagd schicke und von ihnen verlange, die Bedeutung meiner Worte irgendwie zu interpretieren, dann trage ich zum Informationsmüll bei. Wer dagegen sagt, was er meint, und meint, was er sagt, kommt verbindlich rüber und schont die Zeit der anderen. Die Dinge auf den Punkt zu bringen, ist zudem eine Selbstaussage: Wer geordnet spricht und schreibt, denkt auch geordnet. Und das ist in den heutigen Zeiten meines Erachtens selten geworden.

5. Sie sind als Autor sehr erfolgreich. Wann und wie haben Sie beschlossen, Ihre Ideen mit anderen Menschen zu teilen?

Der damalige Chefredakteur des „Berliner Kuriers“, Hans-Peter Buschheuer, hat mich 2003 gebeten, für die Redaktion zum Abschied ein kleines Kompendium zur Sprache zu schreiben. Daraus ist dann das erste Buch geworden: „30 Minuten für gutes Schreiben“ bei GABAL. Es ist, glaube ich, mittlerweile in der sechsten Auflage erschienen. Dann folgte „Komm zum Punkt!“, etwas umfangreicher. Irgendwann habe ich ein Seminar bei einer Bank gegeben, deren Vertriebstrainer die Riester-Rente nicht kurz erklären konnten, und ich habe mich gefragt, wozu wir eigentlich Rhetorik- und Vertriebsschulungen brauchen, solange Unternehmen ihre Produkte nicht aus der Perspektive der Kunden beschreiben. Also entstand das Buch „Denk mit!“. Mein Lieblingsbuch ist aber das neue: „Das Buch der 1000 Gebote“ im MIDAS-Verlag in der Schweiz.