Sie sind auf der Suche nach einem neuen Job oder dem nächsten Karrieresprung und haben auch schon das ideale Unternehmen gefunden – doch dieses will einfach keine Stelle ausschreiben? Wieso also nicht selbst die Zügel in die Hand nehmen und sich initiativ auf den potenziellen Traumberuf bewerben?
Eine Initiativbewerbung ist der perfekte Weg, seine Karriere aktiv mitzugestalten und gleichzeitig Engagement und Einsatzbereitschaft zu beweisen – „Soft Skills“, die bei Personalchefs gerne gesehen sind. Doch genau dieser Einsatz muss sich auch in der Bewerbung selbst widerspiegeln. Abgedroschene Floskeln der Marke Massenbewerbung sind auch in einer Initiativbewerbung ein absolutes No-Go. Im Gegenteil ist es viel aufwändiger, sich initiativ zu bewerben, als ein vorgegebenes Stellenangebot einfach nur darauf abzuscannen, inwiefern die eigenen Fähigkeiten auf die geforderten Qualifikationen passen.
Recherche ist das A und O
Um eine qualitativ hochwertige Bewerbung zu verfassen, kommt man nicht umhin, sich ausreichend über das Unternehmen zu informieren. Passende Suchfelder sind z.B.
- Wie ist das Unternehmen aufgebaut
- Welche Philosophie herrscht vor
- Gibt es Verbindungen zu anderen Unternehmen
- Wo genau wollen Sie sich positionieren
- Wer ist Ansprechpartner?
- Wie ist aktuelle wirtschaftliche Situation des Traumarbeitgebers?
- Wächst das Unternehmen aktuell und sucht vermehrt Mitarbeiter oder ist die Lage eher schwierig, sodass es eventuell sogar einen Einstellungsstopp gibt?
Hinweise hierfür finden sich in der Regel zwischen den Zeilen auf der Unternehmenswebsite, aber auch auf Bewertungsportalen für Arbeitgeber. Häufig steht hier auch ganz direkt, ob ein Unternehmen Initiativbewerbungen begrüßt oder grundsätzlich ablehnt. Im Zweifel hilft immer der Griff zum Telefonhörer: Fragen Sie einfach direkt in der Personalabteilung nach. Im Anschreiben sollten Sie dann auf diesen Ansprechpartner Bezug nehmen.
Wichtig ist im Anschreiben generell, sich als Individuum von der Masse an Bewerbern abzuheben. Zwar kann es sein, dass man sich mit einer Initiativbewerbung außer Konkurrenz bewirbt, doch manchmal schläft auch diese nicht und der Personalchef wird mit Initiativbewerbungen regelrecht überhäuft. Und wie bei jeder Bewerbung zählt schon der erste Eindruck beim Personaler, ob die Bewerbung passt oder eben auch nicht.
Deswegen ist es hier noch wichtiger, auf einen Blick zu überzeugen und sofort positiv aufzufallen. Bei der Initiativbewerbung dürfen Sie deswegen verstärkt auf Kreativität setzen. Das heißt nicht unbedingt, dass Sie auf knallige Farben und ausgefallene Dokumenten-Designs setzen müssen, sondern viel mehr, dass sie entsprechend der von Ihnen angestrebten Stelle, eine besondere Bewerbung verfassen sollten.
Umso wichtiger ist es, kurz und prägnant zu beschreiben, wieso genau Sie mit Ihren Fähigkeiten (siehe Artikel über die eigenen Stärken) unabdingbar sind für das Unternehmen und wie Sie sich einbringen können. Hilfreich kann es in diesem Zusammenhang sein, ähnliche Stellenangebote von anderen Firmen auf deren Anforderungsprofile hin zu untersuchen und diese dann im Anschreiben spezifisch auf Ihr Wunschunternehmen zuzuschneiden.
Trotz konkreter Vorstellungen flexibel bleiben
Auch wenn Sie beim Verfassen Ihrer Initiativbewerbung ganz konkrete Vorstellungen von Ihrem zukünftigen Job haben, sollten Sie Flexibilität zeigen. Ihr Motivationsschreiben darf auf keinen Fall wie ein Anforderungsprofil an das Unternehmen wirken, frei nach dem Motto: „Ich möchte bitte exakt diese Stelle in der Abteilung besetzen und meinen Schreibtisch mit Blick auf den Innenhof ausgerichtet haben.“
Zeigen Sie in Ihrer Bewerbung vor allem, warum es Ihnen ausgerechnet um dieses Unternehmen geht und für welche Bereiche sie qualifiziert sind, aber benennen Sie nicht unbedingt eine konkrete Position. So halten Sie sich die Möglichkeit offen, zunächst in einem anderen Bereich starten zu können und sich dann innerhalb des Unternehmens zu entwickeln. Dies hilft Ihnen beispielsweise, wenn Ihre Traumstelle aktuell nicht neu besetzt werden muss, in anderen Bereichen jedoch Personalbedarf besteht.
Für eine erfolgreiche Initiativbewerbung müssen Sie sich somit vor allem viel Zeit nehmen.
Da Sie inzwischen leicht im Internet nach Jobs suchen könnten, dürfte Sie auf genügend Stellenanzeigen ähnlicher Berufsbilder stoßen, die genügend Input für ein gelungenes Anschreiben geben.
Glück ist immer dabei
Wer seine gelungene Bewerbung zur richtigen Zeit an das richtige Unternehmen schickt, hat einen entscheidenden Schritt in Richtung Traumjob getan, denn manche Unternehmen, die neue Mitarbeiter suchen, schreiben Ihre Stelle nicht sofort aus. Oder besser noch, Sie überzeugen derart mit Ihrer Bewerbung, dass vielleicht sogar eine neue Stelle geschaffen wird. Doch trotz allem – die Bewerbung allein sichert noch keinen Job.
Vor allem im Bewerbungsgespräch muss sich der Bewerber gut verkaufen, ab dieser Phase des Bewerbungsprozesses spielt die Art der Bewerbung kaum noch eine Rolle. Aber auch wenn keine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch erfolgt, so werden positiv bewertete Initiativbewerbungen oft in einem gesonderten Bewerber-Pool gespeichert, auf den bei Bedarf gegebenenfalls zurückgegriffen wird.
Doch dies ist nicht immer gewiss, weshalb man sich auch bei Bewerbungen in der Warteschleife nicht zurücklehnen sollte, sondern die Webpräsenzen des Wunschunternehmens regelmäßig auf Stellenausschreibungen überprüft und dann gegebenenfalls seine Bewerbung bei der entsprechenden Kontaktperson wieder in Erinnerung ruft.
Eigeninitiative hin oder her – Initiativbewerbungen können auch nerven
Eine Initiativbewerbung macht vor allem bei kleinen- und mittelständischen Unternehmen Sinn, die durch den Wegfall der herkömmlichen Suche nach neuen Arbeitnehmern Zeit, Aufwand und Kosten sparen. Doch vor allem bleibt hier die große Bewerberflut aus und die Übersicht kann gewahrt werden. Bei Spitzenunternehmen können Initiativbewerbungen schon mal ausarten und die Personaler werden regelrecht zugespamt. Dass da der Klick auf den „Löschen-Button“ ein gar zu leichter ist, dürfte verständlich sein.
Letztlich kann eine Initiativbewerbung also durchaus ein gutes Vorgehen darstellen, die eigene Karriere anzukurbeln. Doch darf der Aufwand nicht unterschätzt werden und die Streuverluste sind natürlich wesentlich höher als bei gezielter Bewerbung auf ein bestimmtes Stellenangebot. Ob eine Initiativbewerbung nun also einen sinnlosen Arbeitsaufwand ohne Mehrwert oder einen lukrativen Karrierepush darstellt, muss in jeder Situation individuell abgewogen werden.