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5 Fragen an: Felix Müller

Felix Müller ist MBA-Experte und repräsentiert die Henley Business School als Direktor in Deutschland und baut Henleys Präsenz in den Bereichen MBA und Executive Education aus. Er kommt aus der Schweiz und ist Absolvent der Universität St. Gallen; außerdem hat er einen MBA der Duke University (USA). Nachdem er sechs Jahre für eines der
„Big 4“-Consultingunternehmen tätig war, wechselte er in den Bereich „Learning & Development“ und hatte Managementpositionen an der Duke University in den Staaten, an der Frankfurt School of Finance & Management in Deutschland und bei Demos Group in Frankreich inne.
Die Henley Business Schoolist eine der wenigen Business Schools auf internationalem Parkett, die mit allen drei wichtigen internationalen Akkreditierungen (AACSB in den USA, AMBA in Großbritannien und EQUIS in der EU) zertifiziert sind.

1. Was genau ist ein MBA-Programm?

Ein Master of Business Administration-Programm ist ein akademisches Studium für Menschen mit Berufserfahrung, die das Ziel verfolgen, Manager zu werden, um als Generalist eine breite Aufgabe im Unternehmen zu übernehmen. Meistens beginnen wir unseren beruflichen Weg als Spezialisten, z.B. als Ingenieur. Mit den Jahren gewinnen wir an Erfahrung und Verantwortung und müssen nun auch Aufgaben bewältigen, die über unser traditionelles Spezialgebiet hinausgehen: Wir müssen Menschen führen, Budgets erstellen und managen und dazu generell die betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge unseres Spezialgebietes kennen. Weiter arbeiten wir mit anderen Spezialisten aus Bereichen wie Finanzen, Marketing und Personal zusammen, die häufig Dinge anders als wir sehen und anders an Fragestellungen herangehen. Auch hier ist es wichtig, diese Denkweisen und die wirtschaftlichen Konsequenzen zu verstehen.

Das MBA-Programm erlaubt dem Teilnehmer nun, diesen Schritt vom Spezialisten zum Generalisten unter Begleitung vorzunehmen. Im Programm lernt er die für ein Unternehmen wichtigen Fachbereiche kennen und wie diese im Zusammenspiel – und unter Berücksichtigung strategischer Möglichkeiten – den Unternehmenserfolg bestimmen.

 2. Für wen bietet sich ein MBA-Programm an?

Viele Faktoren beeinflussen die Antwort auf diese Frage. Aus unserer Erfahrung sollte eine Interessentin drei wichtige Kriterien erfüllen:

  1. Sie muss eine Führungskarriere anstreben und gewillt sein, einen Teil der Komfortzone aus ihrer bisherigen Spezialisierung gegen neues Wissen aus dem generalistischen MBA einzutauschen.
  2. Sie muss die Vorzüge eines akademischen Formates schätzen. Nach einigen Jahren der Praxis wieder zurück auf die (Hoch-)Schulbank zu gehen, ist eine Herausforderung: Häufig hat die Praxis die Theorie verdrängt. Viele Inhalte eines MBA-Programms können auch in kürzeren Trainings vermittelt werden. Wahres Lernen entsteht aber erst aus einer Kombination aus Reflektion und Praxisanwendung und, wenngleich unsere Studierenden ab und an die bewerteten Projektarbeiten in ihrem Unternehmen verfluchen, so stellen sie auch fest, dass dort das Lernen am intensivsten ist.
  3. Sie muss über genügend Berufserfahrung verfügen. Wenngleich der MBA ein akademisches Studium ist, so findet er doch an der Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis statt und ein wesentlicher Teil des Lernens beruht auf dem Austausch der eigenen Erfahrungen mit denen der anderen Studierenden. Dieser Austausch ist am wertvollsten, wenn die Teilnehmer aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfen können. Im Henley MBA verfügen die Teilnehmer im Durchschnitt über 10 Jahre Berufserfahrung, und das spürt man im Unterricht. Eine Anmerkung hierzu: Ab und an treffen wir MBA-Interessenten, die direkt aus dem Bachelor in ein MBA-Programm wollen. Diesen können wir nur raten, zu warten und Erfahrung zu sammeln. Älter und erfahrener wird man automatisch.

3. Was können seit Jahren im Job etablierte Führungskräfte an der Henley Business School noch lernen?

Viele der Studierenden im Henley Flexible Executive MBA sind etablierte Führungskräfte, die dennoch die zusätzliche Belastung des berufsbegleitenden Studiums auf sich nehmen. Sie tun dies, weil sie ihre Führungsrolle genauso lernen wollen, wie sie es bei ihrem Erststudium getan haben: Mit der Tiefe und dem Anspruch, den nur ein akademisches Studium mit sich bringt. Neben der inhaltlichen Seite spielt der Austausch mit Gleichgesinnten eine wichtige Rolle, dient der MBA doch auch der Orientierung. Dazu kommt der Zugang zum Netzwerk der Ehemaligen. So hat Henley in Deutschland allein 1.500 Alumni und weltweit derer 65.000, so dass viele Geschäfte zwischen den Alumni stattfinden. Dies sind alles Werte, von denen unsere Absolventen das gesamte restliche Berufsleben profitieren werden, welches ja noch über 30 Jahre dauern wird.

4. Welche Eigenschaften sollte eine erfolgreiche Führungskraft prinzipiell mitbringen?

Der Erfolg einer Führungskraft beruht zu eine großen Teil auf der Zusammenarbeit mit anderen. Sicher ist es für einen Ingenieur hilfreich, die technischen Aspekte seines Bereichs zu verstehen. Seine Aufgabe liegt aber in der Führung der Mitarbeiter und der Zusammenarbeit mit Kollegen innerhalb und außerhalb des Unternehmens. Daher bilden wir im Henley MBA die dazu nötigen Kompetenzen aus:

  • Kenne dich selbst: Mithilfe vieler Werkzeuge und Techniken lernen sich die Führungskräfte besser kennen, wissen, wo sie hin wollen und können ihre Wirkung auf andere besser einschätzen.
  • Bleibe authentisch: Wir alle kennen Situationen, in denen ein Mensch uns als unglaubwürdig erschien, weil er nicht authentisch wirkte. Die Führungskraft muss daher wissen, wann sie nicht mehr glaubwürdig ist und wen sie mit ins Boot nehmen muss.
  • Delegiere: Die Glaubwürdigkeit und Mitarbeitermotivation steigt, wenn die Führungskraft andere Menschen mit auf die Reise nimmt und Aufgaben delegiert. Hierfür muss sie wissen, wie die Aufgaben zusammenhängen und wer welche Aufgaben besonders kompetent erledigen kann.
  • Frage: Der Sesamstraßen-Spruch „Wer nicht fragt, bleibt dumm“ trifft genau auf Führungskräfte zu. Schon immer konnte kein Mensch alles wissen oder umsetzen. Heute nun dürfen Führungskräfte ohne Gesichtsverlust Fragen stellen und sollten dies auch laufend tun. Neben der Bewältigung der eigentlichen Aufgabe ist das auch sehr bereichernd.
  • Coache: Die Menschen sind in der Tat das wichtigste Mittel für eine Führungskraft, um die eigenen Ziele zu erreichen. Studien zeigen, dass die Menschen am besten motiviert werden, wenn sie unter Nutzung von Coachingelementen geführt werden.

5. Wie wichtig sind Soft Skills in der heutigen Zeit für den beruflichen Aufstieg?

Wenn wir die Liste in der Antwort zur vorherigen Frage betrachten, wird klar, dass die Soft Skills der entscheidende Erfolgsfaktor einer Führungskraft ist. Wer sich da nicht auskennt und entsprechend handelt, wird verlieren.

Studieren neben dem Beruf

Das Studium ist für viele nach dem Abitur der nächste große Schritt. Aber einige schrecken vor 3 Jahren oder mehr ohne Einkommen zurück und entscheiden sich daher für eine Ausbildung oder eine direkte Festanstellung. Auch jene die bereits seit einigen Jahren berufstätig sind entscheiden sich oft nicht für die zusätzliche akademische Laufbahn.
Dabei ist es gar nicht nötig für ein Studium auf den Arbeitsplatz und das Gehalt zu verzichten.

Hier bietet sich die Möglichkeit neben dem Beruf ein Fernstudium zu absolvieren. Diese Art des Studiums richtet sich vor allem an Berufstätige die sich akademisch weiterbilden wollen, hierfür aber nicht bereit sind ihre Festanstellung zu verlassen. Auch für Menschen die kurzzeitig nicht im Beruf tätig sind, beispielsweise wegen Erziehungsurlaub, bietet ein Fernstudium die Gelegenheit nicht den Anschluss an die Arbeitswelt zu verlieren und gleichzeitig ihre Qualifikationen und Chancen für einen Wiedereinstieg zu steigern.  Das Fernstudium hat im Gegensatz zum Präsenzstudium den Vorteil, dass der Studierende in den jeweiligen Vorlesungen nicht anwesend sein muss um es erfolgreich zu absolvieren. Oft werden entsprechende Lernmaterialien, wie zum Beispiel Vorlesungsfolien, Fragebögen, Übungsaufgaben, zum Studierenden geschickt, sodass dieser zu Hause den Lernstoff nachvollziehen und üben kann. Die Gemeinsamkeit der beiden Studienarten liegt darin, dass im Verlauf jeweils Klausuren geschrieben werden müssen. Bei einem Fernstudium müssen oft zusätzlich Einsendeaufgaben eingereicht werden.

Der organisatorische Aufwand ist bei einem Fernstudium sicherlich um einiges höher als beim „normalen“, bietet aber die nötige Flexibilität und Anpassungsfähigkeit um es neben dem Beruf problemlos in den Alltag einbinden zu können.

Oft sind es Führungskräfte, oder auch jene die es werden wollen, die berufsbegleitend studieren um sich in ihrer Branche und Position weiter zu entwickeln. In vielen Fällen handelt es sich hierbei auch um angehende Leiter die nicht über eine entsprechende betriebswirtschaftliche Ausbildung verfügen und diese nun Zwecks Aufstiegschancen nachholen möchten. Hier eignet sich dann ein Studium, welches sich besonders auf die  Begebenheiten und Ansprüche in der Führungsebene einstellt, also ein Management Fernstudium. Die Semesteranzahl erstreckt sich von 2 bis hin zu 5 Semestern, je nachdem, ob es sich z.B. um ein Masterstudium oder ein Zertifikatsstudium handelt.

Die Flexibilität eines begleitenden Studiengangs erstreckt sich  von der zeitlichen Anpassung, über die Fächerwahl bis hin zur Ausrichtung auf die einzelnen Bedürfnisse, Vorkenntnisse und Weiterbildungswünsche des Studierenden und bietet daher eine gute Alternative zum Präsenzstudium.

5 Fragen an: Barbara Wettstein

Barbara Wettstein ist Journalistin mit langjähriger Verlagserfahrung, gelernte Werbekauffrau und Texterin. Sie schreibt regelmäßig über Karriere, Arbeit und Bürokommunikation auf Arbeits-Abc.

 

1. Wie viel Kreativität bei der Bewerbung ist erwünscht, und wann wird es zu viel?

Niemand schreibt gern Bewerbungen – vor allem dann nicht, wenn er schon diverse Absagen erhalten hat. Aber auch bei den Personalern macht sich Frust breit, wenn sie einige Dutzend Anschreiben lesen, in denen sich jemand als teamfähig, flexibel und kommunikativ bezeichnet. Etwas mehr Abwechslung ist daher sehr erwünscht.
Ein Weg: die Social Media für die Bewerbung nutzen, z. B. über die Facebook-Timeline als Lebenslauf, die dann durch ein zweites Profil ergänzt wird. So lassen sich Kontakte zu den Wunschunternehmen knüpfen, in denen das eigene Engagement herausgestellt wird.
Gute Ideen gibt es zuhauf: z. B. ein Foto versenden mit einem integrierten QR-Code. Wird dieser eingescannt, sieht man auf dem Smart Phone das Bewerbungsvideo. Kürzlich wurde in den sozialen Netzwerken auf Bewerbungen auf Schokoladentafeln oder in Form einer Amazon-Werbung aufmerksam gemacht.
Grundsätzlich gilt: weniger ist mehr – nicht zu viele Worte machen und die Personaler nicht mit Mappen belämmern, die wie selbst gebastelt aussehen. Alles was verspielt und überladen erscheint, wirkt kindisch und lässt den notwendigen Ernst vermissen. Also Hände weg von Briefpapier mit Regenbogen, verfremdeten Fotos und Stickern!
Wenn ein Bewerber überhaupt keine zündende Idee hat, wie er sich von seinen Konkurrenten abheben könnte, verschickt er besser eine konventionelle Bewerbungsmappe, in der alle Standards berücksichtigt sind. Sinnvoll ist es immer, die Unterlagen auf den Stil der Firma abzustimmen. Wer sich in einem für seine Kreativität bekannten Unternehmen bewirbt, sollte mit eigenen Einfällen punkten.

 

2. Gibt es Tricks, die Unternehmen in Ihren Portalen einsetzen, um den Bewerber zu testen?

Beweisen lässt sich das natürlich schlecht, aber man darf davon ausgehen, dass findige Websedigner Ideen entwickelt haben, um „die Spreu vom Weizen“ zu trennen. Außerdem bieten Institutionen wie die Industrie- und Handelskammer oder spezielle Dienstleister den Unternehmen an, für sie Vorchecks in Form von Bewerbertests durchzuführen. Wer durchfällt, erhält keine Einladung zum Vorstellungsgespräch.
Aber man sollte sich nicht von irgendwo lauernden Fallen irritieren lassen. Die gibt es auch im Auswahlverfahren (Assessment Center) oder im Bewerbungsgespräch. Typische Fangfragen kursieren längst im Netz, jeder kann sich entsprechend vorbereiten.
Vielleicht noch interessant in diesem Zusammenhang: Die Unternehmen greifen heute zu früher unüblichen Methoden, um die besten Mitarbeiter für sich zu gewinnen. Eine davon ist das sogenannte Active Sourcing. Damit ist direkte Ansprache eines Arbeitnehmers gemeint, der für eine andere Firma tätig ist – ohne dass beispielsweise ein Vermittler eingeschaltet wird. Gute Leute sollten sich ihr Handeln überlegen, wenn sie von der Personalbteilung eines Unternehmens offensiv angesprochen werden. Manchmal lohnt es sich, ins Gespräch zu kommen.
Immer mehr Agenturen anlaysieren für ihre Kunden das Fan-Wachstum, die Interaktionsraten oder das Google-Ranking ihrer Karriereseiten und bieten eine entsprechende Optimierung an. Moderne, imagebewusste Unternehmen wissen, dass eine eindrucksvolle Präsenz auf Facebook, YouTube, Twitter, LinkedIn und Xing ebenso erwartet wird eine eigene aussagekräftige Karriereseite.

 

3. Wie viele Arbeitszeugnisse sind für die Bewerbung geeignet?

Übereinstimmend wird Bewerbern nahegelegt, nicht alle Zeugnisse und Zertifikate aus ihrem gesamten Leben beizufügen. Wer soll das alles lesen? Wichtig ist es, die Dokumente auszuwählen, die für den zukünftigen Arbeitgeber wirklich relevant sind. Einige Grundregeln sollten dabei aber beachtet werden.
So gehört auf jeden Fall das Zeugnis, aus dem die höchste Berufsqualifikation hervorgeht, in die Bewerbungsmappe. Auf Schul- oder Ausbildungszeugnisse kann man getrost verzichten – besonders wenn der Bewerber etwa 30 Jahre alt ist. Dann zählt vor allem die Berufserfahrung, die er mitbringt.
Es reicht aus, die letzten drei Arbeitszeugnisse vorzuzeigen. Falls die Personalabteilung weitere Zeugnisse zu sehen wünscht, können diese nachgereicht werden.
Belege über Fort- und Weiterbildung sollten einen Bezug zum neuen Job haben und möglichst aktuell sein. Dass man sich vor 20 Jahren mit Windows 3.1. vertraut gemacht hat, interessiert heute niemanden mehr.
Die Unterlagen bitte nicht ungeordnet in die Bewerbungsmappe legen: Zu oberst gehören die Zeugnisse, wobei das aktuellste davon zuerst sichtbar sein sollte. Dann folgen weitere Arbeitszeugnisse. Berufsanfänger fügen ihr Ausbildungszeugnis oder Diplom bei. Wer sich um einen Ausbildungsplatz  bewirbt, legt sein letztes Schulzeugnis in die Mappe. Unter die Zeugnisse kommen weitere Zertifikate, auch hier liegt das aktuellste oben.
Häufig wird gefragt, ob die Arbeitszeugnisse beglaubigt werden müssen. Dies ist normalerweise nicht erforderlich – es sei denn, der Arbeitgeber in spe verlangt es. Ganz wichtig: niemals Originale aus der Hand geben und alle Unterlagen nur als Kopie versenden.

 

4. Wie stark beeinflussen Sympathie und Antipathie den Ausgang eines Bewerbungsgesprächs?

Das ist ein weites Feld – vor allem, wenn ein Bewerber sich bei einem Personaler vorstellt und nicht bei seinem künftigen Vorgesetzten oder Chef. Ist Letzteres der Fall, werden beide Seiten stark darauf achten, dass die Chemie stimmt und eine flüssige Kommunikation entsteht. Sich mit einem gestressten Mitarbeiter aus der Personalabteilung zu unterhalten, ist unpersönlicher, und die meisten Bewerber fühlen sich dann stärker auf dem Prüfstand. Sie wissen, wenn sie diese Hürde nicht schaffen, lernen sie den Boss niemals kennen. Also geht es mehr darum, die eigenen Qualifikationen zu betonen, Fangfragen gelassen zu kontern und mit den Soft Skills zu punkten.
Sehr wichtig: gut vorbereitet in so ein Gespräch gehen. Die Kleidung muss stimmen, die Grundhaltung sollte zuversichtlich und selbstbewusst sein. Auf keinen Fall darf der Bewerber übertreiben oder versuchen, die Gesprächsführung an sich zu reißen. Auch sollte er sich mit dem Unternehmen beschäftigt haben, bei dem er sich bewirbt. Gezielte Fragen kommen besser an als ein Referat über die Recherchen, die man bereits im Vorfeld betrieben hat. Wer sich einzuschleimen versucht, erhält meist die rote Karte.
Manchmal entscheiden jedoch irrationale Faktoren über Sympathie und Antipathie entscheiden, denn auch Personaler werden von ihrer Tagesform beeinflusst. Eine Rolle können Ausdrucksweise, starker Dialekt, Körpersprache, als Überempfindlichkeit bewertete Reaktionen oder nervöse Ticks spielen. Wer sich dabei ertappen lässt, nicht aufrichtig zu sein, kann meistens sowieso gleich wieder gehen.
Bewerber sollten sich mit Spekulationen nicht nervös machen  – manchmal geben Faktoren den Ausschlag für eine Ablehnung, die nichts mit der Person zu tun haben. Beim nächsten Vorstellungsgespräch kann es schon viel besser laufen.

 

5. Bevorzugen die meisten Unternehmer erfahrene Bewerber oder Neueinsteiger mit frischen Ideen?

Diese Frage lässt sich schwer allgemeingültig beantworten. So hieß es lange, die Bewerber sollten jünger werden, doch die jungen Leute, die heute mit einem Bachelor-Abschluss auf Jobsuche gehen, haben es oft sehr schwer. Nach nur drei Jahren Studium werden sie in manchen deutschen Unternehmen nicht recht ernst genommen. Dabei hatte sich die Wirtschaft explizit praxisnah ausgebildete, junge Absolventen gewünscht. Nun strömen die Bachelors auf den Arbeitsmarkt und sind nicht wirklich willkommen. Die Kandidaten mit Master, Diplom oder MBA (Master of Business Administration) laufen ihnen den Rang ab. Mancher Bachelor, der naturgemäß keine Berufserfahrung mitbringt, landet zunächst in einem Praktikum. Anders ist es in den angelsächsischen Ländern, wo die Bachelor-Absolventen direkt ins Arbeitsleben integriert werden. Hierzulande setzen viele Firmen den Bachelor-Abschluss mit dem Vordiplom gleich. In den Augen vieler Personaler besitzt nur derjenige Bewerber eine vollwertige akademische Ausbildung, der obendrein noch den Master macht.
Grundsätzlich sieht die Wunschliste für Bewerber oder Neueinsteiger unterschiedlich aus – es hängt stark vom Job und dem Verantwortungsbereich ab.  Ein Personaler formulierte es kurz und bündig so:

  1. Zielorientierung, Ergebnisorientierung, Pragmatismus, Unkompliziertheit
  2. Häufig die Bereitschaft, sich durch kontinuierliches Arbeiten, Fachwissen eine Position zu erarbeiten.
  3. Vertriebsorientierung, Begeisterung für Vertrieb, Argumentations- und Kommunikationsstärke
  4. Eigenes Anspruchsdenken zu hinterfragen.

Ein akademischer Abschluss allein garantiert keine Vorgesetztenstelle und befreit auch nicht grundsätzlich von Routine-Tätigkeiten.
Die Kehrseite der Medaille liest sich so:   Wir vermissen die Fähigkeit, die im Studium erlangten Kenntnisse auch in andere Fach- und Unternehmensbereiche umzusetzen. Oft fehlt die einschlägige Praxiserfahrung, insbesondere bei Absolventen aus wirtschaftswissenschaftlichen Fachrichtungen.

Früher ein Plus – heute ein Muss: Wie Praktika den Weg ins Berufsleben ebnen

„Früher waren Praktika ein Plus, heute sind sie ein Muss“ sagt Anna-Maria Engelsdorfer von der Arbeitsagentur München im Ratgeber-Buch „PraktikumsKnigge“. Praktika tragen zur Berufsfindung bei und helfen, ein eigenes Profil zu entwickeln. Dabei kommt es beim Karrierebaustein Praktikum nicht auf die Menge an, sondern auf einen bewussten und durchdachten Einsatz – beispielsweise anhand eines gut strukturierten Karrierefahrplans. So ist es wichtig, dass Praktika aufeinander aufbauen und ein roter Faden erkennbar ist.

Gerade in der Zeit zwischen Abitur und Studium sowie während der Campus-Zeit sind Praktika der beste Weg, um in die Traumbranche hinein zu schnuppern, Kontakte zu künftigen Arbeitnehmern zu knüpfen und sich dort zu beweisen.
Praktika schlagen die Brücke vom theorielastigen Studium zur Praxis. Nicht nur, dass man Theorie umsetzen kann, man lernt auch die Arbeitswelt kennen. Da verwundert es kaum, dass Praktika als Bestandteil des Studiums in der Wunschliste von Studenten auf Platz eins liegen. Aber nicht nur Studenten profitieren vom Praktikum: Firmen können Talente entdecken, beobachten und fördern. Außerdem bringen junge, kompetente Köpfe eine frische Sicht auf Arbeitsabläufe mit und sorgen für neue Impulse.

Nicht jedes Praktikum aber ist qualifizierend und fair. Es gibt Arbeitgeber, die Praktikanten als Kostensenkungsfaktor ansehen und Festangestellte mit ihnen substituieren. Da kann es sich lohnen, nicht aus dem Karrierezug auszusteigen und bis zur nächsten Station zu warten, denn: In solchen Fällen steht Malochen im Vordergrund, nicht das Lernen. Meistens erkennt man solche schwarzen Schafe bereits, wenn man die Stellenanzeige liest: Werden ein abgeschlossenes Hochschulstudium, Berufs- und Auslandserfahrung gewünscht, kein Gehalt geboten und das z.B. über sechs Monate, ist Vorsicht geboten.

Für eine erfolgreiche Praktikumskarriere ist ein roter Faden wichtig, sonst endet man schnell in einer Endlosschleife als Dauerpraktikant. Empfehlenswert ist die 3×3-Regel: Vor oder in den ersten Semestern findet man die Wunschbranche. Zur Hochschulhalbzeit lernt man die Branche näher kennen und gegen Studienende sollte der Praktikant so eigenverantwortlich wie möglich ein Projekt abwickeln, das auch als Referenz dienen kann. Drei Praktika mit jeweils drei Monaten Laufzeit als Richtwert – und zwar nicht erst nach dem Abschluss. Da sollte es heißen: Nächster Halt, Berufseinstieg!

1. Faires Praktikum

Nicht alle Praktika sind fair und qualifiziert. Ein Praktikum, das dich weiterbringt, erfüllt folgende Kriterien:

  • Es wird ein Vertrag abgeschlossen, in dem folgende Punkte geregelt sind: Dauer, Inhalte, Vergütung, Anspruch auf einen Arbeitsplatz, Lernziele und Urlaub.
  • Mit Beginn der Ausbildung wird der Praktikant über seine Rechte und Pflichten informiert.
  • Praktikanten sollten leistungsgerecht entlohnt werden.
  • Das Praktikum dauert maximal sechs, in der Regel drei Monate.
  • Dem Praktikant steht ein Betreuer zur Seite.
  • Eine Substituierung von Vollzeitstellen durch Praktikanten, Volontäre, Hospitanten o.ä. darf nicht stattfinden.
  • Das Praktikum dient vornehmlich zur beruflichen Orientierung während der Ausbildungsphase, nicht zur Kostensenkung des Unternehmens.
  • Praktikanten sollen nicht mit der vagen Aussicht auf eine anschließende Vollzeitstelle angelockt werden.
  • Nach Abschluss der Ausbildung hat der Praktikant Anspruch auf ein Zeugnis, das von dem Betreuer und/oder von der Geschäftsführung/der Personalleitung unterschrieben ist.
  • Nach Halbzeit und vor Ende des Praktikums soll der Praktikant in einem persönlichen Gespräch von dem Teamvorgesetzten oder dem Betreuer beurteilt werden.

 

2. Kleiner Praktikantenknigge

Vorbildlich!

Der perfekte Praktikant stellt Fragen und versucht den Aufbau und die Funktionsweise des Unternehmens zu verstehen. Er fügt sich in den Kollegenkreis ein, folgt Anweisungen und Regeln und hält den Vorgesetzten über seine Projekte auf dem Laufenden. Für einige Routine-Arbeiten hat er Verständnis, sucht sich selbst Aufgaben, ist zuverlässig und pünktlich.

Fragen!

Es gibt keine dummen Fragen – nur dumme Antworten. Gibt es eine Möglichkeit, ohne großen Aufwand selbst eine Antwort zu finden, nutze sie.

Kontakte knüpfen!

Mitarbeiter sind die Wissensträger. Nutze die Gelegenheit, indem du mit allen redest, ihre Tätigkeiten kennen lernst und sie nach ihrem Werdegang fragst.

Nachhaken!

Die interessanten Arbeiten kommen nicht von selbst. Frage deshalb immer wieder mal, was es denn zu tun gibt. Sprich auch aus, was du (kennen) lernen möchtest. Allerdings solltest du akzeptieren, dass Routinearbeiten dazugehören.

Feedback!

Während des Praktikums solltest du dir auf alles ein Feedback geben lassen. Ist der
zuständige Kollege gerade im Stress, kann vielleicht auch ein anderer weiterhelfen.