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Noch 3 Teilstipendien der Workshops zu den Themen Agilität & Management von Komplexität

 

 

 

 

 

 

 

Für die folgenden Workshops läuft langsam die Bewerbungsfrist zu Bewerbung um ein Teilstipendium ab:

  • Agilität: verstehen, adaptieren, erreichen mit denkSystem®
  • Komplexität: denken, akzeptieren, meistern mit denkSystem®
  • Zertifizierung zum H.A.P.®-PRACTITIONER mit denkSystem®

Interesse an diesen Workshops zu aktuellen Führungsfragen geweckt?

Detailinformationen zu den Workshops finden Sie unter Querdenker-Stipendien.com. Die Bewerbung erfolgt hier auf dem Fachportale der Querdenker-Stipendien. Jetzt bewerben!

Je Stipendium erfolgt ein Zuschuss in Höhe von 435 € bzw. 775 € (H.A.P.-Workshop)!

 

 

Ein kollaboratives Karrieretool: die kollegiale Beratung

Kollaborative Prozesse finden im Management immer mehr Eingang. Dies gilt auch für die Weiterentwicklung einer Führungskraft. So setzt sich neben klassischen Karrieretools wie Mentoring und Coaching auch die kollegiale Beratung immer mehr durch.

Wunschdenken und ein verstellter Blick für die Wirklichkeit sind im Management eine große Gefahr. Gerade wenn es um die Karriere einer Führungskraft geht, können Selbsttäuschung, Fehleinschätzungen und „blinde Flecken“(Joseph Luft/Harry Ingham)schnell das Aus bedeuten. Dakann ein Kollegencoaching sehr hilfreich sein. Dabei werden Führungstandems gebildet, die sich beim Agieren an den internen Touchpoints, den Interaktionspunkten zwischen Führungskraft und Mitarbeiter, gegenseitig beobachten und anschließend Feedback geben. Die wichtigste Voraussetzung hierfür ist ein Vertrauensverhältnis. Ferner braucht es Feedback-Knowhow.

Eine zweite Variante ist die kollegiale Beratung. Dabei trifft man sich regelmäßig in einem Kreis von fünf bis sieben Personen, um delikate Management- und Führungsthemen strukturiert zu besprechen. Dies kann unternehmensintern mit Führungskollegen oder firmenübergreifend mit Führungskräften aus anderen Unternehmen erfolgen. Die Voraussetzungen hier: keine Konkurrenzsituation, keine hierarchische Abhängigkeit, Vertrauen, Freiwilligkeit, Führungs-Knowhow und die passende Chemie.

Wichtig ist auch eine diversifizierte Zusammensetzung der Runde in Bezug auf Geschlecht, Alter und gegebenenfalls Nationalitäten. Die Teilnehmer betrachten sich als gleichwertig und begegnen sich auf Augenhöhe. Offenheit, Ehrlichkeit und absolute Vertraulichkeit sind als Spielregeln vorzugeben. Wer als Firma mit der kollegialen Beratung starten will, sollte im Vorfeld eine Methodenkompetenz-Schulung initiieren.

Drei unterschiedliche Rollen

Bei der kollegialen Beratung gibt es drei unterschiedliche Rollen:

  • Der Ratsuchende: Er ist der Fallgeber und bereit, offen über sein Anliegen zu reden. Er schildert sein Problem, ohne sich dabei zu rechtfertigen. In den Arbeitsphasen der kollegialen Berater ist er ein stiller Beobachter. Er kommentiert die Lösungshypothesen der Berater nicht. Ohne „Wenn und Aber“ kann er aus dieser Position heraus neue Sichtweisen gewinnen oder Hürden und Blockaden erkennen.
  • Die kollegialen Berater: Sie treten dem Ratsuchenden respektvoll und mit ehrlichem Interesse entgegen. Sie akzeptieren, dass das Geschilderte für den Ratsuchenden ein Problem darstellt. Sie klären durch kluge Fragestellungen Faktenlage und Hintergründe. Sie geben jedoch weder persönliche Ratschläge noch sondern sie abfällige oder besserwisserische Kommentare ab. Im Beraterkreis suchen sie gemeinsam nach denkbaren Lösungsansätzen. Sie sind Impulsgeber und Ideenlieferanten.
  • Der Berater-Berater: Er schaltet sich nicht in die Lösungssuche ein, sondern beobachtet die kollegialen Berater bei ihrer Arbeit. Er greift nur dann ein, wenn Fehler in der Rollenmethodik passieren. Am Ende gibt er allen Beteiligten Feedback über die Qualität ihres Verhaltens. Er kann zusätzlich auch die Rolle des Moderators und Zeitwächters übernehmen.

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cover-Touchpoint-Unternehmen-150x225So lernen alle Teilnehmer unterschiedliche Handlungsvarianten und neue Vorgehensweisen kennen. Die Führungsarbeit wird durch den Erfahrungsschatz aller bereichert und professionalisiert. ImÜbrigen ist dies eine sehr kostengünstige Form der Karriereentwicklung. Durch die Bearbeitung konkreter Fälle ist sie klassischen Lernformen – wie etwa generalistischen Seminaren und rezeptartigen Trainings – auch klar überlegen.

 

 

 

 

Der Ablauf im Detail

Hier gebe ich, in Anlehnung an Bernd Schmid, beispielhaft den Ablauf einer solchen kollegialen Beratung wider:

5 Min. Der Ratsuchende stellt sein Anliegen vor, am besten via Storytelling, und formuliert seine zentrale Fragestellung. Dabei wird er von den Beratern nicht unterbrochen.
10 Min. Die kollegialen Berater stellen neutrale Verständnisfragen, um die Sachlage zu klären, sie geben aber keinerlei Meinungen ab.
10 Min. Die kollegialen Berater entwickeln mögliche Hypothesen zur Problemlösung. Diese werden gemeinsam diskutiert. Die einzelnen Ansätze werden nicht bewertet, sondern bleiben nebeneinander stehen. Der Ratsuchende hört still zu, ohne in die Diskussion einzugreifen.
5 Min. Der Ratsuchende favorisiert einen der Lösungsansätze – ohne seine Entscheidung zu begründen. Die Berater schweigen.
10 Min. Die gewählte Idee wird von den Beratern praxistauglich weiterentwickelt. Der Ratsuchende hört still zu, ohne einzugreifen.
5 Min. Der Ratsuchende teilt mit, welche Ansätze für ihn die wertvollsten waren und zu welchen Schritten er sich entschieden hat. Die Berater nehmen diese Entscheidung ohne weitere Kommentare an.
10 Min. Der Berater-Berater gibt den Teilnehmern Feedback zum Prozessverlauf. Gemeinsam erfolgt eine Prozessreflexion: Wie ist es uns ergangen? Was haben wir gelernt. Was soll sich bessern?

Beim darauf folgenden Treffen berichtet der Ratsuchende, wie sich die Sache weiterentwickelt hat. Danach wird ein neuer Fall zur kollegialen Beratung vorgetragen. So kann für eine kollegiale Beratungssequenz, wenn jeweils nur ein Fall besprochen wird, bei ausreichender Disziplin alles in allem eine Stunde angesetzt werden.

5 Fragen an: Klaus Schuster

Klaus Schuster war lange Jahre Vorstand einer internationalen Bankengruppe und zuletzt für die Volksbanken in Serbien und Slowenien aktiv. Heute berät, coacht und trainiert er mit seinem Unternehmen Topmanager, Junior Executives, High Potentials und Vertriebsmitarbeiter aller Branchen und Bereiche. Außerdem hält er Vorträge zu Führungsthemen und ist Autor von mehreren Managementbüchern. In seinem aktuellen Titel „Wenn Manager Mist bauen“ geht er der Frage auf den Grund, warum viele Manager und Führungskräfte nur noch vor sich hinwurschteln, anstatt wirklich zu handeln. Warum Manager Mist bauen und welche Fehler ihnen häufig unterlaufen, erfahren Sie hier.

 

1. Manchmal bauen auch Manager Mist – warum?

Diese Frage wird viel zu selten gestellt? Überall steht zu lesen, wie optimales Management funktioniert. Warum Manager Mist bauen und sich die Karriere ruinieren – das wurde nie wirklich systematisch und pragmatisch untersucht. Als wir in Eigenregie eine belastbare Studie erstellt haben, kam heraus: Mist hat Methode. Eine Methode, die sich an den Fingern einer Hand abzählen lässt: Hybris, Logorrhö, Inputitis, Hierarchitis, Hopping.

Wenn Manager Mist bauten, ließ sich wirklich jeder der Hunderten untersuchten Unfälle darauf zurückführen, dass sie erstens (Hybris) nicht sehen wollten, was man hätte sehen müssen (was andere aber sehr wohl sahen). Dass sie zweitens (Logorrhö) sofort nach einer Besprechung oder einem Arbeitskreis riefen, anstatt erst mal anzupacken und zu schauen, wie weit man kommt. Dass sie drittens (Inputitis) ständig über ihren Input, ihre Investition redeten – aber nie über das Ergebnis. Viertens (Hierarchitis) warteten sie zu oft auf ein Okay von oben, und fünftens (Hopping) wechselten sie so schnell die Pferde, dass einmal gestartete Maßnahmen und Projekte rein zeitlich nicht zur Reife kommen können.

2. Aber machen denn nicht auch und vor allem die Ankündigungsmanager und Methoden-Hopper Karriere?

Ja, aber nur kurzfristig. Ich kenne eine Menge Manager, die große Projekte ankündigen, sie jedoch nie zu Ende führen – aber schon das nächste Projekt herausposaunen (Hopping). Sie wollen nicht sehen, dass die Struktur des Unternehmens solche großen Dinger überhaupt nicht hergibt (Hybris). Viele andere produzieren sich in Meetings (Logorrhö), ziehen aber in der Praxis keine Wurstpelle vom Teller, weil sie sich in operativer Hektik vergraben (Inputitis), anstatt das Notwendige anzupacken. Nach drei Jahren hat dann entweder der Arbeitgeber gemerkt, dass sie nur kurzfristig ihre Karriere maximieren, oder sie haben von selbst das Weite gesucht. Manager, die seit 20, 30 Jahren überdurchschnittlich erfolgreich sind, sind dagegen echte „Action Manager“. Sie vermeiden die fünf Mist-Fallen konsequent.

3. Dass jeder an sich selbst arbeiten kann, ist selbstverständlich. Was aber, wenn man einen Mist-Manager vor sich hat?

Ein Glücksfall! Nichts ist berechenbarer als ein Mist-Manager. Natürlich ist so ein Vorgesetzter ärgerlich. Vor allem, wenn man bedenkt, wie viele Millionen für Management Development rausgeworfen werden. Aber wenn Ihr Chef systematisch Mist baut, sollten Sie selbst nicht in die Hierarchitis-Falle tappen und auf ihn schimpfen, sondern ihn ausrechnen: Er wird zum Beispiel ständig Dinge übersehen (Hybris), auf die Sie ihn aufmerksam machen können. Wenn Sie das diplomatisch anstellen, wird er Ihnen sogar dankbar sein – das fördert Ihre Karriere. Er wird auch (Logorrhö) Leuten das Ohr blutig reden, anstatt Aktionspläne zu verfolgen: Dann profilieren Sie sich eben als Mann oder Frau für die Aktion, als Action Manager. Sie sehen: Mist-Manager halten nur den Hierarchitiker auf. Den Action Manager beflügeln sie dagegen: Mist-Manager sind ideale Karriere-Sprungbretter. 

4. Wie schaffen es offenbar unbegabte Manager so häufig in Spitzenpositionen? Wie erkennt man sie, und wie wird man sie wieder los?

Mist im Management ist kein Zufall, sondern Methode. Zumindest im deutsch- und englischsprachigen Raum ist das Karrieresystem so gebaut, dass „logorrhötische Hybritiker mit Hang zu Hopping und Inputmaximierung“ bevorzugt befördert werden – wie gesagt: kurzfristig. Denn langfristig fliegt das immer auf. Schon Matthäus (7.16) wusste, wie man solche Karriereganoven erkennt: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Was ein Manager wirklich drauf hat, erkennt man eben nicht an seinen wohlklingenden Ankündigungsfanfaren, sondern an der Tracklist seiner nachweislichen Erfolge in der Vergangenheit. Stimmt die Tracklist nicht, stellt man den Kandidaten gleich gar nicht ein – oder lobt ihn später weg. Aber viele Geschäftsleitungen lassen sich von der Fanfare betören.

5. Sind Sie selbst gegen Mist im Management gefeit? Und was kann jeder tun, um sich zu immunisieren?

Niemand ist gegen Mist im Management gefeit, wie niemand dagegen gefeit ist, über die Feiertage zwei Kilo zuzunehmen: Die Versuchungen sind so massiv, dass man jeden Tag dagegen ankämpfen muss. Aber: Es ist der richtige Kampf für die gute Sache. Und es ist ein einfacher Kampf. Mein Buch Wenn Manager Mist bauen hat da einen etwas unerwarteten Effekt ausgelöst. In letzter Zeit treffe ich in Meetings und Projektegruppen immer mehr Manager, die mitten in einer Besprechung plötzlich „Moment!“ sagen und an den Fingern abzuzählen beginnen: Was übersehen wir gerade? Was hält uns vom Handeln ab? Was wäre sinnvoll? Wie geht es noch einfacher? Was ist der schnellste Weg zum Ziel? Das sind die fünf Techniken des Action Managements, mit denen Sie Mist am schnellsten und einfachsten vermeiden können. Einziger Haken: Wie jede Technik erfordern auch diese Training – entweder Biblio-Training mit Hilfe von Literatur, Do-it-yourself oder Coaching. Es ist wie im richtigen Leben: Je besser Sie trainieren, desto stärker wird Ihr Immunsystem.