Bewerben für einen Job in den USA

Wenn du dich in den USA für einen Job bewerben möchtest, musst du ein paar Regeln beachten, die in Deutschland nicht gelten. Die Bewerbung fällt noch einmal deutlich knapper aus als bei uns, denn die Personaler haben noch weniger Zeit. Widmet der HR-Mitarbeiter in Deutschland einer Bewerbung im Schnitt noch vier Minuten Zeit, sind es in den USA nur mehr 15 Sekunden, die über Sein oder Nichtsein entscheiden. Darum muss jeder Satz sitzen! Ferner fallen zahlreiche Unterscheidungsmerkmale der Person fort.

Weniger ist mehr

Es kommt kaum noch vor, dass in den USA eine Bewerbung per Post eingeschickt wird. Per Mail geht es einfach viel schneller und weniger umständlich, und so wird diese Form der Bewerbung in den meisten Fällen bevorzugt. Du schickst nichts anderes als dein Anschreiben und deinen Lebenslauf mit, und beide umfassen im Idealfall nicht mehr als eine Seite. Ja, auch der Lebenslauf! Bekommst du aber all deine Qualifikationen nicht auf einer Seite unter, darf der Lebenslauf auch zwei Seiten umfassen. Höchstens!

So baust du dein Anschreiben auf

Deine komplette Adresse samt Kontaktdaten macht den Anfang im sogenannten cover letter, also im Anschreiben. Es folgt das Datum, dann der Name und die Adresse des richtigen Ansprechpartners. Diesen musst du unbedingt herausfinden – kein „Dear Sir or Madam“! Nach der Anrede kannst du noch eine Betreffzeile einfügen. Nötig ist das aber nicht. Wenn du eine Betreffzeile verwenden möchtest, nimmst du darin Bezug auf die Stelle oder euer vorheriges Telefonat. Nun beginnt der eigentliche cover letter.

  • Der erste Absatz: Hier erklärst du, an welcher Stelle du Interesse hast und warum du gerade in dieses Unternehmen möchtest. Mit einem bis zwei Sätzen kannst du hier schon zeigen, dass du dich mit dem Unternehmen gut auskennst. Nutze diese Chance! Schreibe nicht, wo und wie du von der Stelle erfahren hast, das ist nicht von Interesse. Eine Ausnahme kannst du hier machen, wenn du den Tipp von jemandem aus der Firma bekommen hast – der Name kann ein Türöffner sein.
  • Der zweite Absatz: Jetzt wird es ernst, denn du musst knapp darlegen, warum du für diese Stelle perfekt geeignet bist. Bescheidenheit ist in diesem Falle keine Zier. Rühme dich deiner Erfahrungen und Fähigkeiten, und erwähne alles, was für diese Stelle hilfreich sein kann. Alles andere lässt du weg. Hast du bereits die Unterlagen für deine Arbeitserlaubnis besorgt oder bist du im Besitz einer Green Card, erwähnst du das hier. Falls dem nicht so ist, musst du durch deine Fähigkeiten überzeugen, denn dann muss das Unternehmen tätig werden und für dich einen Papierkrieg beginnen, um alle Formalitäten zu erfüllen.
  • Der dritte Absatz: Bedanke dich höflich für die Aufmerksamkeit und Zeit, die man deiner Bewerbung gewidmet hat. Erkläre, wann du dich erkundigen wirst: Dieser Punkt unterscheidet sich ebenfalls von Bewerbungen in Deutschland. Du musst nachhaken, was als professionell und nicht als aufdringlich empfunden wird. Lass den Leuten drei, vier Arbeitstage lang Zeit, nachdem du deine Bewerbung losgeschickt hast, und dann melde dich bei ihnen. Unterschreibe mit „sincerely“, nicht mit „best regards“, denn das wäre zu vertraulich.

Der stark gekürzte Lebenslauf

Der Lebenslauf beziehungsweise das resume ist ebenfalls kürzer als in Deutschland. Das liegt vor allem daran, dass viele Informationen wegfallen, die du hier auf jeden Fall mitschicken würdest: Als Erstes verzichtest du auf das Foto. Dann schreibst du nichts über dein Alter, deinen Familienstand, deine Religion oder dein Geschlecht. Nach diesen Kriterien dürfen die Unternehmen nämlich nicht beurteilen, wen sie einstellen. Daher kann es sein, dass deine Bewerbung direkt im Schredder landet, wenn du diese Informationen mitlieferst.

Das Pferd von hinten aufzäumen

Du beginnst deinen Lebenslauf mit einem Satz, in dem du sehr knapp deine Qualifikation erklärst. Dann schreibst du deine Arbeitserfahrungen nieder, wobei du mit der aktuellen Stelle beginnst. Dafür nennst du die Firma, deine Stellung und den Zeitraum deiner Anstellung. Darunter erwähnst du, welchen Tätigkeiten du hier nachgegangen bist und welche Projekte du betreut hast, nennst deine Aufgaben und deine Verantwortlichkeiten.

Deine Ausbildungsstationen kannst du sehr knapp abhandeln: Du nennst deine Hochschul- oder anderen Berufsausbildungsabschlüsse inklusive des Grads oder Titels, den du erworben hast, sowie das Jahr deines Abschlusses. Belegte Kurse nennst du nur, wenn sie in direktem Zusammenhang mit der ausgeschriebenen Stelle stehen. An welcher Schule du warst, interessiert deinen zukünftigen Arbeitgeber nicht.

Schmückendes Beiwerk

Natürlich hast du die eine oder andere Fähigkeit auch außerhalb des Studiums erworben. Auf jeden Fall solltest du deine Software- und deine Sprachkenntnisse nennen. Auszeichnungen oder Preise sowie ehrenamtliche Tätigkeiten nennst du nur, wenn sie mit dem Job in einer Beziehung stehen.

Grundsätzliches

Du unterschreibst deinen Lebenslauf nicht, das ist in den USA nicht üblich. Außerdem solltest du deine Bewerbung nicht direkt nach dem Verfassen wegschicken. Stattdessen lässt du einen Muttersprachler noch einmal einen Blick darauf werfen, denn dass du fehlerfrei schreibst, ist absolut notwendig.

s bedeutet für US-amerikanische Arbeitgeber einen weit größeren Aufwand, einen Ausländer einzustellen und sich dafür mit der ganzen Zettelwirtschaft zu befassen, als einfach einem US-Bürger den Job zu geben. Daher musst du mit deiner Bewerbung komplett überzeugen – und das fängt natürlich bei einem fehlerfreien Englisch an. Nur so wissen die Adressaten, dass es mit dir keinerlei Verständigungsschwierigkeiten geben wird. Viel Glück bei der Jobsuche!

5 Fragen an Anne M. Schüller

1. Sie haben ein Buch zum Thema Kommunikation in Zeiten der digitalen Transformation geschrieben, dass gerade mit dem Trainerbuchpreis 2016 ausgezeichnet wurde. Was ist denn in unseren digitalen Zeiten besonders zu beachten?

Die Digitalisierung ist nicht nur eine technologische Herausforderung. Sie benötigt auch Innovationen in der Art und Weise, wie wir unsere Unternehmen managen und mit Kunden kommunizieren. Vor allem Algorithmen und vorhersagende Analyseverfahren sind dabei schwer en vogue. Sie sind die Sesam-öffne-Dichs, die Unternehmen wie Amazon zu Superstars machten.

Data Scientists, Statistiker und Spieltheoretiker sind die maßgeblichen Wegbereiter solcher Erfolge. Sie füttern mathematische Modelle mit Abermillionen von Datensätzen, analysieren Gesetzmäßigkeiten und Handlungsmuster aus der Vergangenheit und leiten daraus Vorhersagen für die Zukunft ab.

Dennoch braucht es Menschen für die stichhaltige Interpretation aller Daten und ein daraus resultierendes Vorgehen. Algorithmen sind adäquate Hilfsmittel auf dem Weg zu diesem Ziel – mehr aber auch nicht. Denn am Ende, und das ist mein Fazit, finden die wahren kommunikativen Erfolge jenseits von Big Data und Algorithmen statt. Nicht Analytics und Mathematik, sondern Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen führen gerade in durchdigitalisierten Zeiten zum Ziel.

 

2. Das Thema Emotionen spielt in Ihrer Arbeit eine große Rolle. Betrifft das nur die Kundenseite und das Verkaufen oder auch das Management und die Mitarbeiterführung?

Egal, ob die Menschen innerhalb oder außerhalb eines Unternehmens zugange sind: Jede Entscheidung spielt sich auf zwei Ebenen ab: einer kognitiven und einer emotionalen. Emotionen haben dabei im Hirn immer Vorfahrt. So haben neurowissenschaftliche Experimente vielfach gezeigt, dass der Aufbau emotionaler Erfahrungen das beste Mittel ist, um in den Konsumentenköpfen Kauflust auszulösen.

Ein Produkt ist banal und hat kein emotionales Potenzial? Würden sich die Technokraten, Konstrukteure und Produktentwickler nicht nur mit den Funktionalitäten, sondern mehr mit den sinnlichen Aspekten und den Erlebnisdimensionen beim Produktgebrauch beschäftigen, käme so manches “Wow” der Kunden zustande.

Also gibt es für eine erfolgreiche Kommunikation nur eine Wahl: Emotio vor Ratio. Alles Emotionalisierende gehört an die erste Stelle, damit man nicht vorzeitig aussortiert wird. Doch in der Praxis ist es genau umgekehrt. Zahlenwerke und Buchstabensalat regieren die Businesswelt. Die Sprache der Manager ist sachlich und nüchtern – selbst dann, wenn sie Visionen verkünden.
Und statt sich menschlich zu geben, geben sie sich meist unterkühlt. Doch Gefühle zeigen ist wie Blinker setzen, damit jeder weiß, in welche Richtung es geht.

Der US-amerikanische Wissenschaftler und Nobelpreisträger Daniel Kahneman hat übrigens experimentell nachgewiesen, dass nicht derjenige die Deutungshoheit erlangt, der die besten Argumente zusammenträgt, sondern derjenige, der Emotionen auslöst und die stimmigste Story erzählt. Der wahre Profi bringt also seine Botschaft nicht über Zahlensalat, sondern über gut gewählte Beispiele und kluge Metaphern rüber. Und das betrifft natürlich auch das Führungsverhalten.

 

3. Mehrsinnig statt einsinnig lautet einer Ihre Botschaften. Können Sie das genauer erläutern? Wie können das reine Onlineunternehmen erreichen?

Aus Sicht des Gehirns schaffen gleichlautende Informationen auf mehreren Kanälen zusätzliche Sicherheit. Wer ein wildes Tier hörte und es gleichzeitig roch und zudem verdächtige Bewegungen im Blätterwald sah, dessen Genmaterial hatte höhere Überlebenschancen. Oder: Wenn etwas gut aussieht und sich gut anfühlt und gut riecht und gut schmeckt, gibt dies eine viel größere Gewissheit, nicht vergiftet zu werden.

Aus solchen Gründen wird die mehrsinnige Botschaft der einsinnigen vorgezogen. Erreicht also die gleiche Botschaft unser Gehirn parallel über mehrere Sinne, erzeugt dies eine zerebrale Wirkungsexplosion. „Kauf mich!“, feuern die Neuronen wie wild. Die Brand Sense-Studie von Millward Brown hat gezeigt: Die durchschnittliche Markenloyalität steigt von 28 Prozent bei nur einem positiv angesprochenen Sinn auf 43 Prozent, wenn die Marke über zwei bis drei Sinne inszeniert wird. Gelingt die Einbeziehung von vier oder allen fünf Sinnen, steigt die Treue zur Marke im Schnitt sogar auf 58 Prozent.

Gerade die Onliner sind übrigens sehr gut darin, solche Erkenntnisse aus der Wissenschaft umzusetzen. Und die Möglichkeiten dazu sind vielfältig. Mit dem Schmecken hapert es noch, aber das Sehen, das Hören, das Tasten und das Riechen funktionieren längst online beziehungsweise digital. So weist eine Smartphone-App namens „NOSE“ den Nutzer auf unangenehmen Körpergeruch hin. Das Schnupperurteil variiert zwischen „okay“, „es wird Zeit“ sowie „dringend“.

Forscher arbeiten an winzigen elektronischen Nasen, die Substanzen besser erschnüffeln als ein trainierter Hund. In Mobiltelefone eingebaut entdecken solche „Nasen“ Gaslecks, Sprengstoffe und gefährliche Substanzen in Lebensmitteln. Bei Schadstoffen in der Luft schlagen sie rechtzeitig Alarm. Und in der Atemluft eines Menschen können sie Hinweise auf Lungenkrebs finden. So wird das riechende Handy womöglich zum Lebensretter.

 

4. Was kann man als Bewerber für eine Botschaft aus Kommunikationssicht mitnehmen, was die Gestaltung von Bewerbungsunterlagen bzw. das halten einer Präsentation angeht?

Wer sich mit dem Thema Content beschäftigt, kann als Bewerber eine Menge lernen. Denn beim Content-Marketing geht es vor allem darum, Inhalte so zu präsentieren, dass sie für den Leser oder Zuseher so attraktiv sind, dass er/sie Ja sagen kann und kaufen will. Zum Beispiel: Im Gegensatz zu Bildern sind Texte für unser Hirn zunächst Schwerstarbeit.

Aus diesem Grund ist eine gut formulierte Überschrift so wichtig. Sie macht neugierig auf mehr. Ein pfiffiges Bild, passend zum Text, ist quasi unverzichtbar. Zwischenüberschriften ermöglichen eine schnelle Orientierung. Sie sind Wegweiser für unsere Wahrnehmung und helfen dem Hirn beim Scannen und Filtern.

 

5. Können Sie Beispiele für typische Fehler bzw. Schwächen geben, die Unternehmen in der Kommunikation gegenüber Kunden machen?

Oh je, dazu gäbe es so viel zu sagen. Mit Touch.Point.Sieg. habe ich ja quasi ein ganzes Buch zum Thema geschrieben. Grundsätzlich reicht das Maß an Kundenorientierung in den allermeisten Unternehmen nicht aus. Einer Studie von Bain & Company zufolge meinen 80 Prozent aller Unternehmen, ein herausragendes Kundenerlebnis zu bieten, aber nur 8 Prozent ihrer Kunden stimmen dem zu. Wie es dazu kommt?
Die meisten Unternehmen agieren zu prozessfokussiert, anstatt sich an Kundenbelangen zu orientieren.

Denn leider sollen sich die Kunden zumeist in die vom Unternehmen vorgedachten Abläufe fügen. Zum Beispiel versuchen viele Kunden ihre Fragen oder Beschwerden an einen Anbieter auf dessen Facebook-Seite loszuwerden. Und was kommt als Antwort? „Hier ist nicht der Ort, an dem wir Ihr Anliegen bearbeiten können.

Bitte gehen Sie auf unsere Website und füllen Sie dort das entsprechende Serviceformular vollständig aus.“ Vor allem für die junge Generation geht so etwas gar nicht. Eine Obsession für Kundenbelange ist heute ein Muss.

 

Das Buch zum Thema: Touch. Point. Sieg | Kommunikation in Zeiten der digitalen Transformation

 


Die Autorin:

Anne M. Schüller ist Managementdenker, Keynote-Speaker, mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin und Businesscoach. Die Diplom-Betriebswirtin gilt als Europas führende Expertin für das Touchpoint Management und eine kundenfokussierte Unternehmensführung. Sie zählt zu den gefragtesten Referenten im deutschsprachigen Raum. 2015 wurde sie in die Hall of Fame der German Speakers Association aufgenommen.

Zu ihrem Kundenkreis zählt die Elite der deutschen, schweizerischen und österreichischen Wirtschaft. Ihr Touchpoint Institut bildet zertifizierte Touchpoint Manager aus. Weitere Informationen: www.anneschueller.de und www.touchpoint-management.de