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5 Fragen an: Tim Verhoeven

Tim Verhoeven blickt mittlerweile auf knapp 8 Jahre Erfahrung im Personalbereich zurück in verschiedensten Positionen und Unternehmen. Aktuell ist er Personalleiter beim Modeunternehmen Elégance GmbH. Vor dieser Tätigkeit war er unter anderem knapp vier Jahre bei Vodafone für diverse HR-Themen (u.a. Recruiting, Personal- und Hochschulmarketing) verantwortlich und hat danach das Personalmarketing in einem mittelständischen Hidden Champion Weidmüller aufgebaut. Nebenbei ist er Autor von NochEinPersonalmarketingBlog und einer der ersten Experten für das Thema Candidate Experience. In diesem Bereich ist Herr Verhoeven auch als selbständiger Berater tätig und unterstützt Unternehmen, ihre Prozesse im Recruiting und Personalmarketing zu optimieren.

1. Bewerber verzweifeln an sich häufenden Absagen, Unternehmen klagen über mangelnde Fach- und Führungskräfte. Wie erklären Sie sich diese widersprüchliche Entwicklung?

Diese scheinbar widersprüchliche Entwicklung liegt an vielen Faktoren, wobei ich hier nur exemplarisch zwei darlegen möchte.

Die Nachfrage nach gewissen Arbeitnehmer-Profilen ändert sich so schnell, wie sich die aktuellen Technologien und Methoden weiterentwickeln. Es gibt also Jobs, bei denen man händeringend qualifiziertes Personal sucht – dort gibt es einen so genannten Arbeitnehmer-Markt und es gibt auf der anderen Seite Jobs, bei der selbst Unternehmen mit einer nicht so starken Arbeitgebermarke weit über hundert Bewerber pro zu besetzender Stelle bekommen.

Daneben hängt es an den unterschiedlichen Erwartungen. Bekommt ein Unternehmen lediglich zehn Bewerbungen auf eine offene Position ist es unzufrieden – selbst wenn das Unternehmen einen der zehn einstellen würde, wären 9 Bewerber unzufrieden.

2. Welche Maßnahmen können Unternehmen diesem Fachkräftemangel entgegensetzen?

Als aller erstes sollte man ehrlich zu sich sein und Fragen, ob der zu besetzende Job für die Zielgruppe, die man sucht überhaupt interessant ist. Dabei muss man sich sämtliche Faktoren anschauen: Tätigkeiten, Gehalt, Standort, Arbeitsumfeld, Benefits, Kultur, Entwicklungsmöglichkeiten etc. Erst wenn man sich diesen Punkten gewidmet hat, kann man sich der Vermarktung dieser Punkte widmen.

Wenn man es dann erstmal geschafft hat, Bewerber anzuziehen, muss man sehr gut darauf achten, dass diese Bewerber nicht sofort wieder durch demotivierende Auswahlprozesse, endlose Online-Bewerbungsmasken oder viel zu langsame Rückmeldung verscheucht werden – dies nennt man Candidate Experience Management.

3. Was verstehen Sie unter erfolgreichem Employer Branding?

Langfristiger Erfolg im Employer Branding kann nur erreicht werden, wenn drei (zumindest in der der Theorie) ganz einfache Voraussetzungen eingehalten werden:

4. Welche Instrumente stehen Unternehmen zum Nachwuchskräfte-Recruiting zur Verfügung?

Auch hier gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie Unternehmen an junge Talente kommen kann. Meiner Erfahrung nach sind die beiden erfolgreichsten:

Direkte Empfehlungen: Egal ob bei der Wahl des Arbeitgebers oder bei dem Kauf eines neuen Buches – kaum etwas hat so starken Einfluss auf die eigene Entscheidung, wie die Empfehlung eines Freundes oder Verwandten. Dies können Unternehmen nutzen, in dem Sie offensiv Empfehlungen fördern und honorieren.

Frühzeitige Bindung: Idealerweise arbeitet man schon früh an einer intensiven Bindung von jungen Talenten. Dies kann durch ein gut durchdachtes Hochschulmarketing, Praktikantenprogramme oder Studentenbindungsprogramm sein. Hier ist als Unternehmen jedoch ein langer Atem und Kontinuität von Nöten, denn die Einbindung von jungen Talenten noch während des Studiums wird erfahrungsgemäß erst einige später einen starken Output generieren.

5. Der demografische Wandel vollzieht sich in Deutschland mit großen Schritten. Wie wichtig ist es für Unternehmen, auch auf erfahrene Arbeitnehmer und Arbeitskräfte aus dem Ausland zu setzen und wie mach ich diese als Firma auf mich aufmerksam?

Das kann man pauschal nicht sagen. Grundsätzlich ist die Rekrutierung von Arbeitnehmern aus dem Ausland ein interessanter Bestandteil einer kompletten Recruiting-Strategie. Es macht sehr viel Sinn, wenn es beispielweise in Deutschland nicht so viele Bewerber für eine solche Position gibt. Jedoch sollte man in solchen Fällen nicht die deutsche Bürokratie (insb. bei Bewerbern aus Nicht-EU-Ländern) unterschätzen. Da kann ein Prozess durchaus 3-6 Monate dauern, bis eine perfekt passende Kandidatin hier tatsächlich arbeiten darf (zzgl. Zu der Recruiting-Dauer). Für die Behebung kurzfristiger Bedarfe ist dies sicherlich nicht geeignet.

Einen guten Service bietet hier die Agentur für Arbeit, welche einen extra Bereich für die Vermittlung von Fach- und Führungskräften aus dem Ausland hat.

Warum Unternehmen ihre Mitarbeiter in die Talentsuche einbinden sollten

Heutzutage gibt es viele Recruitingkanäle, die oftmals sehr teuer sind und nicht immer den gewünschten Effekt mit sich bringen: einen passenden Mitarbeiter zu finden und diesen langfristig zu behalten. Im Notfall wird schon bei eigentlich unschwer zu besetzenden Stellen auf den Headhunter zurückgegriffen.

Wieso ist tagtäglich von einem Fachkräftemangel die Rede und das obwohl es eigentlich genug ausgebildete Fachkräfte in Deutschland gibt? Unternehmen und Fachkräfte finden schlichtweg nicht häufig genug zusammen.

Oft liegt das wohl daran, dass viele Arbeitnehmer gar nicht aktiv auf der Suche nach einer neuen Stelle sind. Insbesondere die guten Kandidaten suchen nicht aktiv nach einem Job, sondern sind unter der Gruppe der passiv Jobsuchenden. Die einfache Lösung, um diesen für Unternehmen hochinteressanten Kandidatenpool zu erreichen, lautet Active Sourcing: die Kandidaten als Unternehmen gezielt ansprechen.

Doch was so simpel klingt, ist in der Umsetzung nicht immer ganz so einfach. Auf Kandidatenseite erwarte ich, dass sich der Recruiter ausreichend mit mir auseinandergesetzt hat und mich individuell anschreibt. Auf Recruiterseite muss ich ausreichend viele Talente anschreiben, um eine große Pipeline an Kandidaten aufzubauen, die für den Job infrage kommen. Und danach ist es mit dem reinen „Sourcing“ nicht getan, muss der Recruiter doch für Rückfragen zur Verfügung stehen und den Kandidaten im Bewerbungsprozess begleiten. Um also als Unternehmen richtig gutes Active Sourcing zu betreiben, ist einiges an Ressourcen notwendig. Darüber hinaus sind neben den Fachkenntnissen die notwendigen soft skills wie die Einstellung des Kandidaten zur Branche, seine Vorstellung von Arbeitszeiten und Unternehmenskultur sowie andere wichtige Faktoren für einen Berufswechsel nur sehr schwierig über das Profil im Internet zu identifizieren. Somit scheiden viele über das Internet gesourcte Kandidaten trotz fachlich passender Kriterien spätestens beim Bewerbungsgespräch aus.

Und einer der wichtigsten Kanäle der Direktansprache wird dabei von Unternehmen leider zu häufig außer Acht gelassen: die Talente fragen, die sich schon im Unternehmen befinden. Denn sie kennen sowohl das Unternehmen, als auch potenzielle neue Bewerber. Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter Programme verzeichnen dabei durch die zunehmende digitale Vernetzung einen erheblichen Effizienzzuwachs. Private Netzwerke wie Facebook oder Twitter sowie berufliche wie Xing und LinkedIn sind stetig am wachsen. So hat ein Mitarbeiter allein in seinen privaten sozialen Netzwerken durchschnittlich 133 Kontakte. Schon ein 100 Mann Unternehmen spannt somit durch die Mitarbeiter einen Pool von mehreren tausend Talenten auf. Wenn ein Unternehmen nun seine Arbeitnehmer über vakante Stellen informiert und gleichzeitig incentiviert, kann der Mitarbeiter diese an passende Freunde und Bekannte weiterempfehlen. Denn er kann gut einschätzen, wie seine Bekannten beispielsweise gegenüber der Unternehmenskultur eingestellt sind. So werden auch passiv Jobsuchende angesprochen und die Bewerber haben im Vorfeld die Möglichkeit, sich durch eine verlässliche Quelle zu informieren, ob die ausgeschriebene Stelle tatsächlich geeignet für sie ist.

Doch wie schafft man es, die Mitarbeiter davon zu überzeugen, seine Kontakte proaktiv vom eigenen Arbeitgeber zu überzeugen?

Eine Möglichkeit ist der Aufbau einer Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter Plattform, auf welcher Mitarbeiter regelmäßig über offene Stellen informiert werden und durch Prämienmodelle oder Gamification Elemente incentiviert werden, die Plattform regelmäßig zu besuchen. Hier gibt es jedoch einige Aspekte, die beachtet werden sollten, damit der Arbeitnehmer sie auch nutzen will.

Einfache Bedienbarkeit

Die einfache Anwendung einer Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter Plattform ist eine Grundvoraussetzung, dass Arbeitnehmer diese auch nutzen. Mitarbeiter sollten sich nicht erst in das Programm einlesen oder gar einarbeiten müssen, um es zu verstehen.

Automatisiertes User Engagement

Eine Grundvoraussetzung, dass Mitarbeiter offene Stellen empfehlen ist, dass sie fortlaufend über die aktuellen Vakanzen informiert bleiben. Job Alerts oder Empfehlungskampagnen vom Unternehmen informieren den Mitarbeiter stets über passende Stellen ohne dass er auf der eigenen Karriereseite nach diesen suchen muss.

Mobile Nutzungsmöglichkeit

In den letzten Jahren ist die Nutzung mobiler Plattformen stetig gestiegen. Die meisten Menschen nutzen ihr mobiles Endgerät, um in sozialen Netzwerken zu surfen, für Apps und um in Kontakt mit Freunden und Verwandten zu treten. Heutzutage ist es nicht einmal unüblich, sich mobil mit seinem XING oder LinkedIn Profil bei Unternehmen zu bewerben. Unternehmen können dies zu ihrem Vorteil nutzen, indem sie die Plattform für jedes mobile Endgerät optimal anpassen.

Vollständige Integration

Um die Nutzung des Programms im Unternehmen bekannter zu machen, sollte dieses vollständig in die bestehende Systemlandschaft eingebettet werden. So wird der Prozess des Recruitings vereinfacht und die Popularität des Programmes erhöht.

Social Media Nutzung

Weltweit wird etwa 20% der online verbrachten Zeit dazu genutzt, um auf sozialen Plattformen zu surfen. Da Mitarbeiterempfehlungsprogramme von den sozialen Kontakten der Mitarbeiter leben, sollten diese Informationen genutzt werden. Erlauben Unternehmen ihren Mitarbeitern auch während der Arbeitszeit auf Facebook, LinkedIn oder Xing zuzugreifen, erhöhen sie die Chance, dass ihre Mitarbeiter mit potenziellen Bewerbern in Kontakt treten.

Gute Beziehung

Der abschließende und wohl wichtigste Aspekt eines erfolgreichen Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter Programmes liegt in der Beziehung zwischen dem Arbeitnehmer und dem Unternehmen.

Mitarbeiter achten bereits im Vorfeld darauf, in wie fern ein Kandidat fachlich und menschlich in das Unternehmen passen könnte. Ein gutes Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programm sollte dem Mitarbeiter deshalb das Gefühl vermitteln, dass die Empfehlungen vertraulich behandelt und vor allem geschätzt werden, sodass er dieses auch wirklich nutzt. Ein Dankesschreiben an den Empfehler trägt dazu bei, eine nachhaltige Empfehlungskultur im Unternehmen zu etablieren.

Fachkräftemangel? Nicht in Ihrem Unternehmen – Gewinnen Sie die Besten!

Laut einer Studie von Ernst & Young aus dem Jahr 2013 sind deutschen Unternehmen im vergangenen Jahr rund 30 Millionen Euro aufgrund fehlender Fachkräfte entgangen. Auch Maßnahmen wie flexible Arbeitszeiten, regelmäßige Weiterbildungsangebote und Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf konnten die Unternehmen nicht vor Personallücken schützen.

In seinem Buch Die Besten entdecken stellt Autor Jochen Gabrisch die wohl einfachste Lösung gegen den Mangel von Fach- und Führungskräften vor: Erfolgreiche Personalauswahl.
Das Buch bietet 800 Fragen für Jobinterviews, die Personalverantwortlichen einen Leitfaden für die Gesprächsführung bieten.

Das besondere an Die Besten entdecken ist die Ganzheitlichkeit des Buches. Das Werk ist nicht lediglich ein Sammelsurium neuer Interviewfragen für Personalgespräche sondern ein allumfassender Ratgeber, der vom Gesprächseinstieg bis zu Auswahlmethoden die über das Bewerbungsgespräch hinaus gehen alle Aspekte eines umfassenden Auswahlverfahrens beachtet.
Der Interviewfahrplan zu Beginn des Buches ermöglichst es Ihnen einen persönlichen Leitfaden für Ihre Personalauswahlgespräche zu entwickeln. Diese Möglichkeit wird durch die dem Buch beigelegte CD unterstützt. Auf der CD sind alle 800 im Buch vorkommenden Fragen gesammelt und Sie können hieraus individualisierte Fragenkataloge erstellen.

Für das spezielle Recruitment von Fach- und Führungskräften bietet das Kapitel „Interviewfragen für spezielle Zielgruppen“ unter anderem individualisierte Anleitungen für Bewerbungsgespräche mit High-Potentials, Quereinsteigern, Berufseinsteigern, Ehemaligen Selbstständigen und Projektmitarbeitern.

Besonders überzeugend ist die Übersetzung des Interviewleitfadens in die englische Sprache, sodass Ihnen das Buch auch eine Grundlage für Bewerbungsgespräche bietet, die auf Englisch geführt werden müssen. In Zeiten hoher Zuwanderung von Fach- und Führungskräften aus europäischen Nachbarländern wie Griechenland und Spanien wird es vor allem für Mittelständler immer bedeutsamer Ihrer Personalverantwortlichen im Bereich englischer Gesprächsführung zu schulen. Um hier mit den Großunternehmen mithalten zu können, muss die Personalabteilung in der Lage sein einerseits fehlerfreie Interview auf Englisch führen zu können und andererseits überprüfen zu können, ob das Englisch des Bewerbers für die Ausfüllung der angestrebten Position ausreichend ist. Für Einsteiger in diesem Bereich ist Die Besten entdecken eine gute Erstanleitung, die viele grundlegende Fragen beantworten und die Möglichkeit bietet, sich einen ersten Überblick zu verschaffen.

Mit dieser Aktualität punktet das Buch von Autor Jochen Gabrisch im Vergleich zu alternativen Ratgebern besonders. Auch für erfahrene Personalverantwortliche ist das Werk als Arbeitsgrundlage geeignet, da es nicht nur dazu beitragen kann, Ihren Fragenhorizont zu erweitern und sondern vor allem vor dem sich häufig nach einiger Zeit im Beruf einstellenden Tunnelblick schützt. Durch die objektive und systematische Analyse jeder einzelner Fragen hilft Ihnen der Leitfaden die Interviewantworten Ihrer Bewerber objektiv auszuwerten und sich nicht von Stereotypen, die man im Laufe seiner Karriere kennenlernt und speichert beeinflussen zu lassen.

Sollte Sie Die Besten entdecken genauso überzeugt haben wie uns, haben Sie bis zum 14.10.203 die Möglichkeit eine von drei begehrten Ausgaben des Buches zu gewinnen. Machen Sie beim Gewinnspiel auf unserer Facebook-Seite mit!          

5 Fragen an: Dr. Ralf Neier

Dr. Ralf Neier ist Geschäftsführer und Mitgesellschafter der Heiko Mell & Co GmbH, die insbesondere bei Ingenieuren durch die Serie Karriereberatung von Heiko Mell in den VDI nachrichten bekannt ist.
Dr. Neier unterstützt Unternehmen (Schwerpunkt Industrie) mit verschiedenen Instrumenten bei der Personalsuche und -auswahl. Hinzu kommen die Beratung von privaten Interessenten in Karrierefragen sowie die regelmäßige Durchführung von Workshops / das Halten von Vorträgen zu den Themen Berufseinstieg und Bewerbung an Hochschulen oder auf Veranstaltungen.