Im Bewerbungsgespräch gilt es viele Dinge richtig zu machen. Gerade in der Aufregung gelingt es Bewerbern jedoch viel eher, einiges falsch zu machen. Die folgenden Fehler können Sie mit guter Vorbereitung und hoher Konzentration vermeiden.
Mangelnde Vorbereitung
Bereiten Sie sich unbedingt umfassend auf das Gespräch vor und ruhen Sie sich nicht auf den Lorbeeren Ihrer schriftlichen Bewerbung aus. Wenn der Personalverantwortliche Sie im Gespräch nach dem Unternehmen ausfragt und Sie Ihn nur mit großen Augen anschauen können, ist die Job-Chance in jedem Fall vergeben.
Informieren Sie sich deswegen umfassend über Ihren potentiellen Arbeitgeber. Auch Ihre eigenen Bewerbungsunterlagen sollten Sie im Detail vor Augen haben, um sich nicht in Widersprüchen zu verrennen oder zu wirken, als würden Sie Ihren eigenen Lebenslauf nicht kennen. Als dritten großen Bereich gilt es, sich auf Standardfragen – wie die nach Ihren Stärken und Schwächen, beruflichen Zielen und bisherigen Erfolgen und Misserfolgen – vorzubereiten, damit Sie auch hier in kein Fettnäpfchen treten.
Der erste Eindruck zählt
Der größte Kritikpunkt von Personalverantwortlichen zu Fehlverhalten von Bewerbern, liegt in deren Kleiderwahl begründet. Auch wenn anonyme Bewerbungen einen Versuch darstellen, gegen die Oberflächlichkeit im Bewerbungsprozess zu kämpfen: Der erste Eindruck zählt! Das gilt nicht nur, für das erste gesprochene Wort und Ihre erste Antwort im Jobinterview, sondern vor allem für Ihre optische Erscheinung.
Sobald der Personalverantwortliche Sie sieht, wird er versuchen Sie einzuordnen. In der Regel geschieht diese Erstbeurteilung noch bevor Sie überhaupt zu Wort gekommen sind. Ist das erste Urteil gefällt, wird es schwierig Ihren Gegenüber noch einmal umzustimmen. Deswegen gilt: Legen Sie großen Wert auf den richtigen Dress-Code. Informieren Sie sich im Freundes-, Kollegen- und Bekanntenkreis, nutzen Sie die Unternehmenswebsite und Stellenbeschreibung als Informationsquellen und bedenken Sie, dass in diesem Fall gilt: Lieber etwas zu schick, als zu leger.
Arrogant auftreten
Stärken benennen und selbstbewusst auftreten: ja – überheblich und arrogant wirken: bitte nicht! Bewerber müssen sich im Vorstellungsgespräch verkaufen und entsprechend selbstsicher und von sich überzeugt auftreten. Das ist richtig und wichtig! Achten Sie dabei jedoch darauf nicht zu sehr von sich überzeugt zu sein. Das gelingt Ihnen zum Beispiel durch eine Körpersprache, die Selbstbewusstsein, aber auch Offenheit suggeriert und durch Antworten, die selbstsicher sind jedoch auch zeigen, dass Sie in der Lage sind sich Fehler und Schwächen einzugestehen
Umgangsformen ignorieren
Als erster in den Raum gehen, sich den Stuhl zurecht rücken und zur Wasserflasche greifen? Lieber nicht! Bei aller Aufregung sollten Sie im Bewerbungsgespräch niemals Fehltritte bei den Standard-Umgangsformen machen. Warten Sie darauf, dass Ihnen ein Platz und ein Glas Wasser angeboten werden.
Sollen Sie wirklich durstig sein und das Gespräch bereits seit einigen Minuten laufen, ist es auch in Ordnung, höflich nach einem Glas Wasser zu fragen. Dann können Sie davon ausgehen, dass Ihr Gegenüber dies lediglich vergessen hat. Zum Ende des Gespräches sollten Sie sich – unabhängig vom Verlauf – immer bedanken und den Raum auf keinen Fall fluchtartig verlassen.
Achten Sie außerdem möglichst darauf sauberes Hochdeutsch zu sprechen und Umgangssprache zu vermeiden.
Musterantworten geben
Es ist durchaus empfehlenswert sich auf mögliche Standard-Fragen im Bewerbungsgespräch vorzubereiten. Weniger empfehlenswert ist es jedoch, Standard-Antworten nachzuplappern. Nutzen Sie Muster-Antworten auf Karrierewebseiten und in Ratgebern als Ideengeber und nicht als Theatertext, den es auswendig zu lernen gilt. Adaptieren Sie die Antworten stattdessen auf Ihre berufliche Situation und Persönlichkeit. Nur so können Sie positiv auffallen und punkten.
Humor ist Glatteis
Humor ist immer ein schwieriges Thema. Auch Journalisten und Werbetreibende müssen beim Einsatz von Witzen vorsichtig sein. Nicht immer trifft der eigene Geschmack den der Zielgruppe. Gleiches gilt im Bewerbungsgespräch für Sie und den Personalverantwortlichen. Eine humoristische Gesprächseröffnung kann für Lockerheit sorgen und Vertrauen schaffen, die Gefahr, dass der versuchte Witz nach hinten losgeht, ist jedoch sehr groß. Setzen Sie Humor deswegen sparsam ein und verzichten Sie vor allem auf Ironie, schwarzen Humor und sarkastische Bemerkungen. Siehe auch: Humor im Beruf
Finden Sie die goldene Mitte
Wie in nahezu jeder Lebenssituationen gilt es auch im Bewerbungsgespräch die Waage zu halten. Ihre Antworten sollten sich nicht nur auf „Ja“- und „Nein“-Aussagen beschränken, gleichzeitig aber den Fokus auf dem Wesentlichen halten.
Eine grobe Daumen-Regel hierfür: Versuchen Sie Antworten von 1-3-minütiger Länge zu formulieren. Auf Standardfragen können Sie sich gezielt vorbereiten und sich entsprechende Antworten bereit legen. Wenn Sie hier vorab ein paar Mal die Zeit stoppen, werden Sie auch für unvorbereitete Fragen ein Gefühl entwickeln und weniger dazu neigen, sich in tatsächlichen Jobinterview in Geschichten zu verrennen.
Vorsicht vor Kritik-Fallen/Fragen
Heutzutage versuchen Arbeitnehmer immer öfter Ihre Bewerber aus der Reserve zu locken, in dem sie fiese Fragen stellen. Sie überprüfen dadurch die Fähigkeit Ihrer Bewerber unangenehme Situationen geschickt zu handhaben. Um souverän aufzutreten und den Personaler von sich zu überzeugen ist eine detaillierte Vorbereitung ungemein wichtig.
Ob die Fragen in Ihrem Vorstellungsgespräch fies oder nett ausfallen, haben Sie in gewisser Weise selber in der Hand. In den meisten Fällen ist es so, dass sich der Personaler nur dann gemeinen Fragen bedient, wenn der Bewerber sich unpassend verhalten hat. Sollte Sie also Fragen wie beispielsweise „Was können Sie eigentlich?“ oder „Was genau hat Ihnen an Ihrem letzten Arbeitgeber nicht gefallen?“ gestellt bekommen, sollten Sie aufmerksam werden, Ihr Verhalten überdenken und Ihre Antworten mit Bedacht wählen. Unterstreichen Sie Ihre Kompetenzen (doch Vorsicht: Hier nur die nennen, die für das Unternehmen relevant sind) und hauen Sie Ihren alten Arbeitgeber nicht ‚in die Pfanne‘. Dies zeugt von Illoyalität gegenüber Ihren Arbeitgebern.
Natürlich gibt es auch die Unternehmen, die heraus finden möchten, wie spontan, selbstbewusst und mutig der Bewerber ist. Traut er sich vielleicht dem Vorgesetzten in gewisser Weise ‚Kontra zu geben‘ oder tut er genau das, was von ihm erwartet wird (dies ist in keinem Fall schlecht)? Herrscht während Ihres Gesprächs eine entspannte und lockere Atmosphäre, trauen Sie sich auch mal eine kecke, mutige und unerwartete Antwort zu geben. Selbstbewusstes Auftreten hinterlässt immer einen positiven Eindruck und bei vielen Fragen weiß der Personaler meistens selber nicht genau, welche Antwort er von Ihnen erwartet – überraschen Sie Ihn also mal.
Sollten Sie wirklich unangenehme Frage gestellt bekommen, lassen Sie Ihr Bauchgefühl entscheiden, auf welche Weise Sie nun antworten. Wenn eine geschäftliche und/oder distanzierte Atmosphäre herrscht, sollten Sie in jedem Fall gut überlegt und ernsthaft antworten. Sollte die Stimmung hingegen entspannt sein, können Sie sich ruhig etwas trauen. Bereiten Sie sich auf die verschiedensten Fragen vor und haben Sie immer eine Antwort parat, wobei Sie darauf achten sollten, dass Sie diese nicht auswendig aufsagen können, sondern Spielraum da ist, sodass Sie Ihre Antworten immer der Situation anpassen können – besonders bei unangenehmen Fragen.
Viele beliebte Bewerbungsfragen sind Fallen, auf die Sie sich einstellen sollten. Unangenehme Fragen im Überblick:
- Was hat Ihnen an Ihrem ehemaligen Arbeitgeber nicht gefallen?
- Welche Negativerfahrungen haben Sie in Ihrem letzten Job gemacht?
- Welche negativen Aspekte haben Sie über unser Unternehmen gehört?
- Was können Sie eigentlich?
- Was hat Ihnen an Ihren ehemaligen Kollegen nicht gefallen?
- Wenn Sie jetzt wechseln, was würden Sie von Ihrer bisherigen Tätigkeit vermissen?
- Was war die schwerste Entscheidung, die Sie bisher treffen mussten?
- Worin liegt für Sie der Unterschied zwischen einer guten und einer außergewöhnlichen Führungskraft?
- Bitte beschreiben Sie, wie es war, als Sie für Ihre Arbeit kritisiert worden sind?
- Wie finden Sie es, wenn Sie kritisiert werden?
- Wann haben Sie das letzte Mal eine Vorschrift missachtet und warum?
- Welche Rolle spielt Geld für Sie?
- Was ist Ihre schlechteste Charaktereigenschaft?
- Erzählen Sie mir was über Ihr Leben nach dem Kindergarten!
Besonders knifflige Fragen:
- Wie lange dauert es, bis Sie bei uns einen signifikanten Beitrag leisten?
- Welche positiven Eigenschaften fehlen Ihnen?
- Wie komme ich als Interviewer bei Ihnen an?
- Sind Sie sicher, dass Sie für diesen Job richtig geschult sind?
Auch wenn diese Fragen im ersten Moment wie eine perfekte Einladung dazu klingen, alle Negativemotionen gewissenlos abzuladen: Tun Sie dies bitte nicht! Vielmehr sollten Sie als Antwort auf solche Fragen, Charaktereigenschaften wie Loyalität, Diplomatie und Fingerspitzengefühl unter Beweis stellen und dementsprechend reagieren.
Weitere entsprechende Fragen (und Antworten dazu):
„Warum haben Sie noch keine Stelle gefunden? / Warum waren Sie eigentlich so lange arbeitslos?“
Autsch. Diese Frage tut weh. Vor allem, wenn ein Bewerber tatsächlich schon länger auf Jobsuche ist und sich langsam Verzweiflung bei der Stellensuche eingeschleicht. Gerade dann gilt es jedoch, souverän zu reagieren. Gehen Sie auf die Frage ein, drehen Sie diese jedoch schnellstmöglich ins Positive und weisen Sie auf die Erfahrungen hin, die Sie trotz momentaner Suche bereits sammeln konnten. Pflichten Sie dem Personalverantwortlichen bei, dass die aktuelle Arbeitsmarktlage in Ihrer Branche schwierig ist. So bestätigen Sie ihn im ersten Schritt, das schafft Sympathie. Betonen Sie dann jedoch, dass Sie von Ihren persönlichen Schwierigkeiten aber auch überrascht sind, da Sie ein Portfolio an Kompetenzen mitbringen (z.B. besondere Sprach- oder Computerkenntnisse, Tätigkeiten im Ausland oder bei namenhaften Unternehmen). Zögern Sie auch nicht, ehrlich zu sagen, welche Vorstellungen und Erwartungen auch Sie an einen Job haben und damit zu zeigen, dass es auch schwierig ist die Anforderungen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern übereinzubringen. Vorsicht: Heben Sie hierbei jedoch nicht ab!
„Wie gehen Sie mit schwierigen / arroganten / faulen / […] Kollegen um?“
Mit dieser Frage möchte der Interviewpartner Ihre soziale Kompetenz prüfen. Hier gilt es Fingerspitzengefühl zu zeigen und eine Antwort zu finden, die zeigt, dass Sie eine starke Persönlichkeit haben, die nicht die Faulheit anderer ausbadet. Gleichzeitig dürfen Sie aber auch nicht sagen, dass Sie in solchen Situationen sofort petzend zum Chef laufen und andere Teammitglieder bei jeder kleinsten Differenz am liebsten schnellstmöglich in die Pfanne hauen.
Stellen Sie sich als Person da, die weiß, dass es zwischen verschiedenen Charakteren zu Konflikten kommen kann. Dies sollten Sie so formulieren, dass deutlich wird, dass Sie nicht Ihrem Gegenüber die Schuld zu schieben, sondern erkannt haben, dass das Problem in der Unterschiedlichkeit von Ihnen beiden liegt. Betonen Sie außerdem, dass Sie in der Lage sind solche Situationen fair und geduldig zu meistern und Konflikte aktiv lösen und nicht aussitzen.
„Was missfiel Ihnen an Ihrem letzten Chef / Arbeitgeber?“
Auch hier gilt: Bloß nicht in die Vollen gehen und die Gelegenheit nutzen, sich mal richtig über den blöden alten Chef abzuregen. Es ist durchaus möglich, dass der Personalverantwortliche Ihren ehemaligen Vorgesetzen kennt oder sich über ihn informiert hat. Sie bewegen sich mit jeglichen Negativaussagen somit auf sehr dünnem Eis. Abgesehen davon ist, wie bereits beschrieben, jegliche Kritik an anderen Personen im Vorstellungsgespräch sehr vorsichtig zu formulieren. Mit einem einfachen „Mein letzter Chef war der beste überhaupt“ retten Sie sich jedoch auch nicht aus der Situation. Führen Sie stattdessen eine beispielhafte Situation an, in der Ihr Chef und Sie unterschiedlicher Meinung waren und beschreiben Sie, wie Sie hier zum Konsens gekommen sind. Damit haben Sie eine Schuldzuweisung umgangen, aber trotzdem ehrlich geantwortet und gleichzeitig gezeigt, dass Sie Konflikte wahrnehmen, lösen und dann auch abschließen können.
Diese Beispielfragen zeigen: Handeln Sie im Vorstellungsgespräch überlegt und schießen Sie nicht einfach blind drauf los. Mit etwas Vorbereitung und Ruhe werden Ihnen dann Antworten gelingen, mit denen Sie bei Ihrem Gegenüber punkten.
Grundsätzlich gilt: Eine umfassende und konzentrierte Vorbereitung ist immer noch der wichtigste Faktor für den Erfolg eines Bewerbungsgesprächs. Wenn Sie sich auf schwierige Situationen einstellen, Antworten vorbereiten und sich auch Tipps von Freunden und Bekannten einholen, haben Sie den Job schon fast in der Tasche.