5 Fragen an: Barbara Streidl

Barbara Streidl, geboren 1972, ist Journalistin und Musikerin. Sie publiziert in verschiedenen Medienanstalten und ist Moderatorin im Bayerischen Rundfunk. Zu ihren Schwerpunkten zählen frauenpolitische Fragen als auch das Sichtbarmachen von Frauen in der gesellschaftlichen Debatte, in der Politik und im Internet. Zuletzt erschien ihr Buch „Darf ich gleich zurückrufen? Der alltägliche Wahnsinn einer berufstätigen Mutter“ (Blanvalet 2011).Seit 2013 ist sie Vorstand des Vereins Frauenstudien München e.V. , der für öffentliche Veranstaltungen zwischen Neuer Frauenbewegung und Alphamädchen verantwortlich zeichnet.

1. Um eine Frage aus Ihrem Buch „Kann ich gleich zurückrufen? Der alltägliche Wahnsinn einer berufstätigen Mutter“ aufzugreifen: Muss das Leben einer Frau, die weder auf ein Kind noch auf ihren Job verzichten will, noch immer an Wahnsinn grenzen?

Nein, das muss es nicht. Aber bei vielen Frauen grenzt es an Wahnsinn, diese Vereinbarkeit zweier essentiellen Bereiche des Lebens; und bestimmt auch bei einigen Männern.

2. Karriere und Beruf vereinbaren, Frauen in Führungspositionen locken – Es gab Zeiten in denen die Politik kaum ein anderes Thema kannte. Warum ist trotzdem so wenig passiert?

Mit der (Wieder-)Entdeckung der Frauenpolitik als Wahlkampfthema ließen und lassen sich Sympathiepunkte machen. So ist es zu erklären, dass etwa die konservative Union, deren Frauenbild vor noch gar nicht allzu ferner Zeit mit Kindern und Küche abgestimmt wurde, heute an manchen Stellen fast schon visionär erscheint – und dabei frauenpolitische, familienpolitische Themen von anderen Parteien übernimmt. Dass die Wiederkehr der Themen aber keinen Paradigmenwechsel eingeläutet hat, zeigt, um was es tatsächlich geht. Denn all diese Vereinbarkeitserleichterungen und Anstrengungen, weibliche Fachkräfte aus der stillen Reserve locken: Sollten damit wirklich Frauenleben besser gemacht werden – oder doch eher der Fachkräftemangel auf dem bundesdeutschen Arbeitsmarkt behoben werden?

3. Liegt es vielleicht auch einfach daran, dass viele Frauen ihr Leben einfach nicht dem Beruf verschreiben wollen?

Mit Sicherheit. Verstehen wir doch immer noch unter „Karriere machen“ einen 60-Wochenstunden-Job plus Wochenendschicht, der nach einer Ganztagskita regelrecht schreit (wenn es denn überhaupt Kinder gibt)  – und das ist nun mal nicht für alle attraktiv. Hier brauchen wir dringend neue Vorbilder. Teilzeit-Managerin z.B. – und nicht etwa im eigenen Familienunternehmen, wie es die Werbung suggerieren möchte.

4. Kind und Karriere unter einen Hut bringen – Längst nicht mehr nur ein Frauenthema, oder?

Nein. Zum Glück nicht.

5. Gibt es den perfekten Zeitpunkt für die Familiengründung, wenn man als Frau trotzdem auch noch beruflich durchstarten möchte?

Ich glaube nicht. Weil Frauenleben individuell gelebt werden – inkl. Familiengründung und Berufstätigkeit.

5 Fragen an: Lukas große Klönne

Lukas große Klönne, Jahrgang 1979, schlug nach seinem Studium der Wirtschaftspädagogik an der Universität Göttingen den Karriereweg in Richtung Online Marketing und Journalismus ein. Seit nunmehr sechs Jahren leitet er die Redaktion der Jobbörse ABSOLVENTA. Nebenbei hat er das Karriereportal Trainee-Gefluester.de aufgebaut und das Buch „Trainee-Knigge“ geschrieben.

Kinder und Karriere: Auch für Männer ein Thema

Wie bringe ich Kinder und Karriere unter einen Hut? Diese Frage wird in der Regel aus Sicht der Mütter diskutiert, da es für Frauen auch heute noch schwer ist, sowohl beruflich erfolgreich zu sein, als auch eine Familie aufzubauen. Aber auch Männer haben zunehmend das Problem Berufs- und Privatleben miteinander in Einklang zu bringen.

Warum „Kind & Karriere“ auch für Männer ein Thema ist

Das Aufbrechen der typischen Rollenverteilung: Frau als Hausfrau und Mutter, Mann als Ernährer und Arbeiter, hat nicht nur dazu geführt, dass Frauen die Karriereleiter erklimmen wollen, sondern auch dazu, dass Männer auch Väter sein möchten. Der Wunsch, die Entwicklung und die ersten Schritte des Kindes mitzuerleben ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Die Männerwelt ist mittlerweile davon überzeugt: Ein guter Vater muss nicht nur für die finanzielle Versorgung des Nachwuchses aufkommen, sondern auch so viel Zeit wie möglich mit seinen Kindern verbringen. Bei vielen Vätern haben die Kinder der Karriere deswegen den ersten Rang auf der Liste der Lebensziele abgelaufen. Trotzdem bleibt die Anforderung nach beruflichem Erfolg bestehen. Und da hier die Erwartungshaltung der Unternehmen, aufgrund der alten und in den Köpfen doch noch verankerten Rollenmuster, hoch ist, fällt es Männern häufig schwer, ihre Vaterrolle im Job zu erklären.

Kind & Karriere unter einen Hut bringen

Ähnlich wie bei Müttern, die den Spagat versuchen, gilt auch für Väter: Ein Patentrezept für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gilt es noch zu finden. Wichtig ist vor allem, dass Sie bei einem verständnisvollen Arbeitgeber gelandet sind. Wer neben der Karriere eine Familie aufbauen möchte, sollte bei der Arbeitgeberwahl darauf achten, dass das Unternehmen familienfreundlich ist und beispielsweise Verständnis dafür hat, dass bei Krankheit der Kinder ein Elternteil zu Hause bleiben muss. In vielen Firmen ist es für Väter auch immer noch schwer, ihre Elternzeit tatsächlich in Anspruch zu nehmen, da hier noch die Erwartungshaltung gilt, die Mutter würde diese Aufgabe übernehmen. Auch hier gilt es, auf Verständnis zu setzen und frühzeitig das Gespräch mit dem Vorgesetzten zu suchen.

Wenn die Vater-Kind-Zeit im Alltag trotzdem zu kurz kommt, ist es wichtig, kleine Rituale in den Familienkreis zu integrieren, die verdeutlichen, dass Papa jetzt nur für die Kinder da ist. Dies kann beispielsweise durch die Übernahme des abendlichen Ins-Bett-bringen oder des morgendlichen Kindergarten- bzw. Schul-fertig-machen geschehen. Auch Vater-Kind-Wochenenden sind eine gute Möglichkeit, den Kindern zu verdeutlichen, dass Papa da ist, auch wenn er unter der Woche wenig Zeit hat. Viele Kindergärten und Grundschulen unterstützen solche Unternehmungen mittlerweile und bieten Ausflüge der Kinder zusammen mit ihren Vätern an.

Der wohl wichtigste Erfolgsfaktor für das gelingen eines erfüllenden Berufs- und Privatlebens bleibt jedoch wohl der richtige Partner, mit dem die Teamarbeit im Projekt Familie gelingt.

5 Fragen an: Bianca Koch

Bianca Koch ist Inhaberin des Seminar- und Coachinginstituts Ressourcenschmiede in Uettingen bei Würzburg. Sie begleitet als Coach und Seminarleiterin Führungskräfte und Unternehmer mit den Themen Ziel- und Erfolgsorientierung sowie Persönlichkeitsentwicklung und Kommunikation. Die psychologische Beraterin (ILP) nutzt bei der Arbeit mit ihren Klienten ihre langjährige Erfahrung in Personalführung, lösungsorientierter Kurzberatung und Teamentwicklung. Flexibilität, Einfühlungsvermögen und erfolgsorientierte Kommunikation sind hier täglich gefragt.Ihre umfangreichen Erfahrungen in ihrem Ursprungsberuf Bilanzbuchhalterin ergänzen die Expertise um Zielorientierung, Systematik und Effizienz.

1. Wie erkenne ich meine beruflichen Stärken?

Berufliche Stärken sind vielfach nicht die Stärken, die in der Ausbildung erworben wurden – weder Fachkenntnisse noch Metakompetenzen. Aus einem Kennen oder Können wird Stärke dann, wenn Emotionen im Spiel sind. Positive Emotionen.

Stellen Sie sich einmal einen Buchhalter vor, der sich auf die Stelle eines Chief Accounters bewirbt. Welche geschäftlichen Vorgänge wie verbucht werden müssen, weiß er, das sind, neben anderen, seine Kenntnisse. Oft wird die Detailkenntnis darüber, also wie eher seltene Geschäftsvorfälle zu behandeln sind, als Stärke eines Buchhalters gedeutet. Doch meist ist das falsch, es werden Kenntnisse und Stärken vermischt. Wer zwar seine Kenntnisse nutzt, aber seine Stärken auszuleben vernachlässigt, läuft Gefahr, in Langeweile und Frustration zu ersticken.
Eine Stärke, die dazu führt, dass unser Buchhalter die Stelle des Chief Accounters ausfüllen kann, wäre zum Beispiel die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu erkennen. Wenn er beim Nachdenken darüber, wie ein buchhalterisches Problem steuer- und handelsrechtlich einwandfrei gelöst werden kann, Freude daran spürt, Lösungen zu finden, dann ist Problemlösungsfähigkeit seine Stärke. Und eben nicht zu wissen, wie der Buchungsgrundsatz „Soll an Haben“ angewendet wird.

Viele Stärken, die schon beruflich eingesetzt werden, erkennt man daran, dass man Spaß daran hat, sie zu nutzen, dass einem dabei das Herz aufgeht, dass man manchmal sogar Zeit und Raum um sich vergisst, wenn man dabei ist, intensiv eine Stärke im Job einzusetzen. Schwieriger ist es schon, Stärken zu erkennen, die nicht so offensichtlich sind, die im derzeitigen Job nicht verwendet werden. Hier gilt es, in sich hineinzuspüren und systematisch zu erforschen, welche Begabungen und Talente da sind oder im Unbewussten schlummern. Erstellen Sie in einer ruhigen Minute eine Liste mit all dem, was Sie schon als Kind gern gemacht haben, was Ihnen besonders viel Spaß gemacht hat. Beantworten Sie sich dann die Frage, was Sie heute besonders interessiert, was Sie heute besonders gerne tun, was Ihnen heute besonders gut von der Hand geht. Schreiben Sie alles auf. Ergänzen Sie nach einigen Tagen Ihre Aufzeichnungen, und spüren Sie in sich hinein, welche Punkte auf Ihrer Liste angenehme Emotionen auslösen. Überlegen Sie, welche Talente oder Begabungen Sie beruflich einsetzen können, im jetzigen Beruf oder vielleicht auch in einem anderen. Und denken Sie daran: die größten Stärken sind uns allen so selbstverständlich, dass wir sie als Stärke nicht wahrnehmen. Fragen Sie also auch in Ihrem Umfeld danach, welche Stärken Sie haben. Sie werden überrascht sein!

2. Wie gehe ich bestmöglich mit Schwächen um?

Schwächen lösen in uns ein unangenehmes Gefühl aus, wenn sie uns bewusst werden. Die Folge davon kann sein, dass wir dann Sätze zu uns sagen wie: „Das kannst du nicht!“, „Du bist zu dumm, um …“, „Aus dir wird ja sowieso nichts!“, und so weiter. Doch diese Selbstentwertung führt zu nichts Gutem, ebenso wenig wie „Reiß dich zusammen!“ oder Ähnliches.

Besser und zielführender ist es, erst einmal einfach anzuerkennen, dass eine Schwäche da ist, ohne jegliche Bewertung und Schuldzuweisung. Wenn so eine Schwäche gerade bewusst wird, und ein unangenehmes Gefühl steigt hoch, dann sagen Sie diesem Gefühl: „Danke, dass du mich darauf aufmerksam machst, du hast einen guten Job gemacht. Jetzt will ich mich aber darauf konzentrieren, mir diese Schwäche anzuschauen und eine gute Lösung zu finden, mit ihr umzugehen.“ – Der Satz sagt es schon: Schauen Sie sich die Schwäche an als sei sie ein Ding. Geben Sie ihr einen Namen, eine Bezeichnung. Welche Merkmale hat die Schwäche? Welchen Nutzen hat die Schwäche möglicherweise? Keine? Ok, dann tun Sie so, als hätte sie einen Nutzen – welcher könnte es hypothetisch sein? Können Sie mit ihr leben oder wollen Sie etwas an ihr verändern? Welches Ziel haben Sie in Bezug auf die Schwäche? Sein lassen? Ausgleichen? Wie? Am Ende in eine Stärke umwandeln? Warum? Was haben Sie davon, wenn Sie Ihr Ziel erreichen?

Wenn Sie sich so mit Ihrer tatsächlichen oder vermeintlichen Schwäche beschäftigen, verliert sie ihre Macht und kann Sie nicht mehr blockieren. Sie wissen nun, was Sie tun wollen, wie Sie damit umgehen wollen. Jetzt gilt es, das Ziel umzusetzen, und am Ziel angelangt, hat die Schwäche ihre Existenz eingebüßt, und Sie haben ein Erfolgserlebnis!

3. Was antwortet ein Bewerber im Jobinterview am besten auf die Frage nach seiner größten Schwäche?

Es kann schwierig sein, ausgerechnet vor einem potenziellen Arbeitgeber eine Schwäche zu offenbaren. Es könnte peinlich sein – schließlich will ja kaum jemand freiwillig „die Hose runterlassen“. Es könnte auch sein, dass dies das „Aus“ bedeutet. Doch es nützt nichts. Die Frage ist gestellt, und am schlimmsten wären Ausweichmanöver oder ein Abstreiten.

Machen Sie sich folgendes bewusst:

  1. Hinter der Frage nach der größten Schwäche steckt in Wirklichkeit meist die Frage nach der Stärke der Persönlichkeit. Die Frage lautet also: „Bist du stark genug, eine Schwäche zuzugeben?“ Weitere Fragen, die mitschwingen: „Kannst du dich selbst reflektieren? Bist du kritikfähig? Wie gehst du mit herausfordernden Situationen um? Wie steht es um dein Selbstbewusstsein?“
    Beantworten Sie die Frage ruhig und sachlich, vor allem aber authentisch. Daher ist es unbedingt notwendig, sich mit diesen Themen vor anstehenden Jobinterviews damit zu beschäftigen. Rechtfertigen Sie sich nicht; Sie haben Schwächen, Punkt; wie jeder andere Mensch auch.
  2. Schwächen sind versteckte Stärken. Man erkennt sie zunächst nicht, weil sie ja versteckt sind. Also gilt es auch hier, sich vor einem Jobinterview ein paar Gedanken dazu zu machen. Was will mir eine Schwäche zeigen? Ungeduld beinhaltet auch den Drang zum Erfolg. Nachdenklichkeit hat mit genauem Bedenken, mit Analyse zu tun. Nachgiebigkeit und Empathie gehören zusammen. Verbissenheit birgt in sich Durchhaltevermögen. Welchen positiven Aspekt beinhaltet Ihre größte Schwäche? Argumentieren Sie (kurz!), wie Sie Ihre Schwäche zum Positiven nutzen!

4. Ist es für die Persönlichkeitsentwicklung ratsamer sich auf den Ausbau der Stärken oder den Abbau der Schwächen zu konzentrieren?

Das kommt ganz darauf an. In vielleicht 80 % der Fälle wird man mehr Erfolg damit erzielen, wenn man sich auf das Stärken der Stärken konzentriert. Im verbliebenen Fünftel der Fälle nimmt eine Schwäche so viel Raum ein, dass es Sinn macht, zunächst daran zu arbeiten.

In den meisten Fällen werden Sie also eher das stärken wollen, was bereits jetzt zumindest im Ansatz gut ist. Man kann dies auch die „Hin-Zu-Strategie“ nennen. Hin zu mehr von dem, was funktioniert. Wenn Sie zum Beispiel gut mit Menschen umgehen können, dann bauen Sie das aus, denn je besser Sie mit Menschen umgehen, desto erfolgreicher können Sie selbst sein und desto mehr hat Ihr Umfeld davon. Wenn Selbstvertrauen eines Ihrer Persönlichkeitsmerkmale darstellt, dann macht es Sinn, es auszubauen und zu stabilisieren, weil Sie dann auch in schwierigen Situationen das Leben gelassen und stabil bewältigen.

Die „Weg-von-Strategie“ ist angebracht, wenn eine Schwäche in der Persönlichkeit aus eigener Sicht oder von außen gesehen so stark ausgeprägt ist, dass sie die positiven Aspekte der Persönlichkeit behindert oder überdeckt. Aus eigener Sicht bedeutet, dass Sie unter der gegebenen Schwäche leiden, dass sie Sie womöglich in Ihrem Vorankommen blockiert. Von außen gesehen könnte die Schwäche in der Wahrnehmung so weit im Vordergrund stehen, dass positive Aspekte Ihrer Persönlichkeit nicht mehr gesehen werden und sich so ein verzerrtes Bild Ihrer Persönlichkeit ergibt.

Wenn Sie die „Weg-von-Strategie“ wählen, müssen Sie mit mehr Energieeinsatz rechnen, denn diese Vorgehensweise hat immer mit Zugeben von Defiziten, mit deren Überwindung zu tun, mit Veränderung, beständigem Einüben neuen Verhaltens. Nach aller Erfahrung machen die Resultate jede Mühe wieder wett. Es lohnt sich!

5. Wie wichtig ist eine gefestigte Persönlichkeit für den beruflichen Erfolg?

Eine gefestigte Persönlichkeit ist stabil und lässt sich nicht so einfach aus dem Gleichgewicht bringen. Menschen mit einer gefestigten Persönlichkeit sind in allen Situationen widerstandsfähiger, stressresistenter, gelassener, ruhiger als andere. Sie behalten auch dann einen kühlen Kopf, wenn andere schon ihren Kopf verlieren. Sie handeln aus eigener Überzeugung und nicht durch Manipulation von außen. Sie können sich selbst motivieren, weil sie wissen, was sie wollen. Sie sind unabhängiger, weil sie schneller autarke Entscheidungen treffen können. Sie kennen sich selbst mit all ihren Vorzügen und Schwächen; dadurch können sie ihre individuelle Persönlichkeitsstruktur besser nutzen.

Für alle also, die unter beruflichem Erfolg mehr sehen als ein möglichst komfortables Verbringen von täglichen acht Stunden, ist eine gefestigte Persönlichkeit der wichtigste Faktor für den beruflichen Erfolg. Auch in allen anderen Lebensbereichen wirkt sie sich positiv aus, was wiederum eine positive Rückkoppelung zum beruflichen Bereich bedeutet, denn alle Lebensbereiche beeinflussen sich wechselseitig, negativ wie positiv.

5 Fragen an: Gudrun Happich

Gudrun Happich ist Executive Business Coach, Diplom-Biologin und Autorin zweier Wirtschaftsbücher. Die Inhaberin des Galileo Instituts für Human Excellence hat in den letzten 20 Jahren in über 20.000 Coaching-Stunden mehr als 1.000 Leistungsträger zu mehr Zufriedenheit, Erfolg und Klarheit geführt. In ihrem neuen Buch Was wirklich zählt! Leistung, Leidenschaft und Leichtigkeit für Top-Führungskräfte will sie Leistungsträger und Führungsnachwuchs zu ihrer Idealposition führen, die beruflichen Erfolg und persönliche Erfüllung bringt. Wir fragten Gudrun Happich, worum es bei „Was wirklich zählt!“ geht.

1. Sie sagen, nach Ihrer Erfahrung sind gerade die besten Führungskräfte häufig unzufrieden. Woran liegt das?

Um Karriere zu machen, wechseln Leistungsträger – wie Sie – im Laufe Ihres Berufslebens immer wieder die Stelle. Da eine angebotene Position eher selten vollständig dem eigenen Profil entspricht, fangen Sie an, sich anzupassen. Bei jedem Stellenwechsel – mit jedem Mal der Anpassung – entfernen Sie sich ein Stück weiter von sich selbst. Es kann sehr viele Jahre dauern, bis Sie diese Diskrepanz überhaupt bemerken! Trotz äußerem Erfolg spüren Sie irgendwann eine tief sitzende Unzufriedenheit, die zu einer Negativspirale aus fehlender Motivation, Überforderung und abfallenden Leistungen führen kann.

2. Was schlagen Sie diesen Menschen in Ihrem neuen Buch „Was wirklich zählt!“ vor? Was ist es denn, das wirklich zählt?

Mit dem Buch möchte ich Leistungsträger ganz praxisnah dabei unterstützen, Ihre Berufung und Ihre ideale berufliche Position herauszufinden und zu erreichen. Wenn Sie Ihre Stärken, Talente, Werte und Leidenschaften kennen und Ihrer Berufung nachgehen, erbringen Sie dauerhaft Höchstleistungen – ohne Burnout-Gefahr. Sie sind mit Leichtigkeit und Leidenschaft bei der Sache. Das bringt Ihnen beruflichen Erfolg UND persönliche Zufriedenheit. Die Rechnung ist eigentlich ganz einfach: Nur wer an seinem ‚richtigen‘ Platz ist, kann sein volles Potenzial abrufen. Es geht also nicht um ‚Selbstverwirklichung‘ als Selbstzweck. Sie und Ihr Unternehmen profitieren gleichermaßen davon.

3. Gibt es eine Art Rezept dafür, diese ideale Position zu finden?

Also ich bin so gar kein Fan von Patentrezepten – nach meiner Erfahrung funktionieren die meistens nicht. Was meine 20-jährige Coaching-Praxis als allgemeingültig gezeigt hat, ist allerdings Folgendes. Es geht im Kern nur um drei Dinge, auf die es wirklich ankommt, wenn Sie nicht nur erfolgreich, sondern auch zufrieden sein möchten.

Sie brauchen

  • die für Sie richtige Aufgabe
  • in der für Sie richtigen Rolle
  • und dies im für Sie richtigen Umfeld.

Der Weg zur idealen Position erfordert dann Antworten auf drei grundlegende Fragen:

  • Wer bin ich?
  • Was will ich wirklich?
  • Wie komme ich unter realistischen Bedingungen dahin?

Sie können sich bestimmt gut vorstellen, dass dieser Weg immer sehr individuell ausfällt. Im Buch begleiten wir vier Coaching-Klienten bei der Suche nach ihrem richtigen Berufsweg. Die Leser verfolgen dabei deren völlig unterschiedliche Strategien, Praktiken und Lösungswege und können so Parallelen zu ihrer eigenen Situation ziehen.

4. Gibt es Stolperfallen, wenn wir herausfinden wollen, wer wir sind und was wir wirklich wollen?

Oh ja, jede Menge. Beispielsweise haben wir Stärken, die uns unglücklich machen! Leistungsträger sind ja ‚Macher‘ im durchaus wörtlichen Sinne. Sie machen, lösen jede Aufgabe bestmöglich, die ihnen gestellt wird. So eignen Sie sich im Laufe der Jahre viele Fähigkeiten an, die Sie fast perfektionistisch beherrschen – aber eigentlich gar nicht mögen. Diese Fähigkeiten werden dann – wenn sie nicht kritisch hinterfragt werden – als Stärken betrachtet.

So kann zum Beispiel ein Abteilungsleiter sehr gut in der Akquise sein, einfach deshalb, weil er sehr gut mit Menschen kommuniziert. Trotz des Akquise-Erfolgs machen ihn vertriebliche Aufgaben unglücklich. Bei den Stärken geht es also darum, zu erforschen, ob Sie etwas nicht nur sehr gut beherrschen, sondern ob es Ihnen gleichzeitig Spaß macht! Nur wenn Sie mit Leidenschaft dabei sind, wird es Ihnen auch dauerhaft Befriedigung geben.

5. Bei der Erforschung der eigenen Potenziale sprechen Sie vom ‚Schätze heben‘, was meinen Sie damit?

In jedem Leistungsträger schlummert eine Fülle an Potenzialen. Meist werden in einer Persönlichkeitsanalyse nur die ‚Klassiker‘ aufgedeckt, wie Motive, Werte und Stärken. Es existieren jedoch noch weitere Besonderheiten und Potenziale, die sich lohnen, aufgespürt zu werden. Je mehr innere Schätze gehoben sind, desto spannender werden die Erkenntnisse: Das stimmige Gesamtbild, der rote Faden im Leben, wird sichtbar.

Bei der Suche nach Ihren „unbekannten“ Potenzialen erforschen wir Schatzfelder wie Wissens- und Themengebiete, Prozesskompetenzen, bestimmte Aktivitäten und Aufgaben, Prägungen, Menschentypen, Lieblingsumfelder und –Rollen und ganz besonders: die genialen Kombinationen.

Beginnen Sie Ihre Schatzsuche mit diesen Fragen:

  • Gibt es ein Thema, in dem Sie sich besonders gut auskennen?
  • Gibt es einen Prozess, den Sie besonders gut beherrschen?
  • Gibt es eine Tätigkeit oder Aufgabe, die Sie besonders gut beherrschen?
  • Welche familiären Besonderheiten fallen auf, wenn Sie sich systematisch mit den Berufen und Eigenheiten Ihrer Familienmitglieder und Vorfahren auseinandersetzen?
  • Gibt es eine bestimmte Menschengruppe, mit der Sie besonders gut können?
  • Gibt es ein Umfeld, in dem Sie sich besonders wohl fühlen?
  • Welche unterschiedlichen Rollen haben Sie schon eingenommen? Gibt es darunter Rollen, die Ihnen besonders Spaß gemacht haben?
  • Können Sie zwei oder mehr Ihrer Motive, Werte oder Eigenschaften so kombinieren, dass daraus eine besondere Stärke entsteht?

Wie es nach der erfolgreichen Schatzsuche weitergeht, lesen Sie in „Was wirklich zählt!“.