5 Fragen an: Bianca Koch

Bianca Koch ist Inhaberin des Seminar- und Coachinginstituts Ressourcenschmiede in Uettingen bei Würzburg. Sie begleitet als Coach und Seminarleiterin Führungskräfte und Unternehmer mit den Themen Ziel- und Erfolgsorientierung sowie Persönlichkeitsentwicklung und Kommunikation. Die psychologische Beraterin (ILP) nutzt bei der Arbeit mit ihren Klienten ihre langjährige Erfahrung in Personalführung, lösungsorientierter Kurzberatung und Teamentwicklung. Flexibilität, Einfühlungsvermögen und erfolgsorientierte Kommunikation sind hier täglich gefragt.Ihre umfangreichen Erfahrungen in ihrem Ursprungsberuf Bilanzbuchhalterin ergänzen die Expertise um Zielorientierung, Systematik und Effizienz.

1. Wie erkenne ich meine beruflichen Stärken?

Berufliche Stärken sind vielfach nicht die Stärken, die in der Ausbildung erworben wurden – weder Fachkenntnisse noch Metakompetenzen. Aus einem Kennen oder Können wird Stärke dann, wenn Emotionen im Spiel sind. Positive Emotionen.

Stellen Sie sich einmal einen Buchhalter vor, der sich auf die Stelle eines Chief Accounters bewirbt. Welche geschäftlichen Vorgänge wie verbucht werden müssen, weiß er, das sind, neben anderen, seine Kenntnisse. Oft wird die Detailkenntnis darüber, also wie eher seltene Geschäftsvorfälle zu behandeln sind, als Stärke eines Buchhalters gedeutet. Doch meist ist das falsch, es werden Kenntnisse und Stärken vermischt. Wer zwar seine Kenntnisse nutzt, aber seine Stärken auszuleben vernachlässigt, läuft Gefahr, in Langeweile und Frustration zu ersticken.
Eine Stärke, die dazu führt, dass unser Buchhalter die Stelle des Chief Accounters ausfüllen kann, wäre zum Beispiel die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu erkennen. Wenn er beim Nachdenken darüber, wie ein buchhalterisches Problem steuer- und handelsrechtlich einwandfrei gelöst werden kann, Freude daran spürt, Lösungen zu finden, dann ist Problemlösungsfähigkeit seine Stärke. Und eben nicht zu wissen, wie der Buchungsgrundsatz „Soll an Haben“ angewendet wird.

Viele Stärken, die schon beruflich eingesetzt werden, erkennt man daran, dass man Spaß daran hat, sie zu nutzen, dass einem dabei das Herz aufgeht, dass man manchmal sogar Zeit und Raum um sich vergisst, wenn man dabei ist, intensiv eine Stärke im Job einzusetzen. Schwieriger ist es schon, Stärken zu erkennen, die nicht so offensichtlich sind, die im derzeitigen Job nicht verwendet werden. Hier gilt es, in sich hineinzuspüren und systematisch zu erforschen, welche Begabungen und Talente da sind oder im Unbewussten schlummern. Erstellen Sie in einer ruhigen Minute eine Liste mit all dem, was Sie schon als Kind gern gemacht haben, was Ihnen besonders viel Spaß gemacht hat. Beantworten Sie sich dann die Frage, was Sie heute besonders interessiert, was Sie heute besonders gerne tun, was Ihnen heute besonders gut von der Hand geht. Schreiben Sie alles auf. Ergänzen Sie nach einigen Tagen Ihre Aufzeichnungen, und spüren Sie in sich hinein, welche Punkte auf Ihrer Liste angenehme Emotionen auslösen. Überlegen Sie, welche Talente oder Begabungen Sie beruflich einsetzen können, im jetzigen Beruf oder vielleicht auch in einem anderen. Und denken Sie daran: die größten Stärken sind uns allen so selbstverständlich, dass wir sie als Stärke nicht wahrnehmen. Fragen Sie also auch in Ihrem Umfeld danach, welche Stärken Sie haben. Sie werden überrascht sein!

2. Wie gehe ich bestmöglich mit Schwächen um?

Schwächen lösen in uns ein unangenehmes Gefühl aus, wenn sie uns bewusst werden. Die Folge davon kann sein, dass wir dann Sätze zu uns sagen wie: „Das kannst du nicht!“, „Du bist zu dumm, um …“, „Aus dir wird ja sowieso nichts!“, und so weiter. Doch diese Selbstentwertung führt zu nichts Gutem, ebenso wenig wie „Reiß dich zusammen!“ oder Ähnliches.

Besser und zielführender ist es, erst einmal einfach anzuerkennen, dass eine Schwäche da ist, ohne jegliche Bewertung und Schuldzuweisung. Wenn so eine Schwäche gerade bewusst wird, und ein unangenehmes Gefühl steigt hoch, dann sagen Sie diesem Gefühl: „Danke, dass du mich darauf aufmerksam machst, du hast einen guten Job gemacht. Jetzt will ich mich aber darauf konzentrieren, mir diese Schwäche anzuschauen und eine gute Lösung zu finden, mit ihr umzugehen.“ – Der Satz sagt es schon: Schauen Sie sich die Schwäche an als sei sie ein Ding. Geben Sie ihr einen Namen, eine Bezeichnung. Welche Merkmale hat die Schwäche? Welchen Nutzen hat die Schwäche möglicherweise? Keine? Ok, dann tun Sie so, als hätte sie einen Nutzen – welcher könnte es hypothetisch sein? Können Sie mit ihr leben oder wollen Sie etwas an ihr verändern? Welches Ziel haben Sie in Bezug auf die Schwäche? Sein lassen? Ausgleichen? Wie? Am Ende in eine Stärke umwandeln? Warum? Was haben Sie davon, wenn Sie Ihr Ziel erreichen?

Wenn Sie sich so mit Ihrer tatsächlichen oder vermeintlichen Schwäche beschäftigen, verliert sie ihre Macht und kann Sie nicht mehr blockieren. Sie wissen nun, was Sie tun wollen, wie Sie damit umgehen wollen. Jetzt gilt es, das Ziel umzusetzen, und am Ziel angelangt, hat die Schwäche ihre Existenz eingebüßt, und Sie haben ein Erfolgserlebnis!

3. Was antwortet ein Bewerber im Jobinterview am besten auf die Frage nach seiner größten Schwäche?

Es kann schwierig sein, ausgerechnet vor einem potenziellen Arbeitgeber eine Schwäche zu offenbaren. Es könnte peinlich sein – schließlich will ja kaum jemand freiwillig „die Hose runterlassen“. Es könnte auch sein, dass dies das „Aus“ bedeutet. Doch es nützt nichts. Die Frage ist gestellt, und am schlimmsten wären Ausweichmanöver oder ein Abstreiten.

Machen Sie sich folgendes bewusst:

  1. Hinter der Frage nach der größten Schwäche steckt in Wirklichkeit meist die Frage nach der Stärke der Persönlichkeit. Die Frage lautet also: „Bist du stark genug, eine Schwäche zuzugeben?“ Weitere Fragen, die mitschwingen: „Kannst du dich selbst reflektieren? Bist du kritikfähig? Wie gehst du mit herausfordernden Situationen um? Wie steht es um dein Selbstbewusstsein?“
    Beantworten Sie die Frage ruhig und sachlich, vor allem aber authentisch. Daher ist es unbedingt notwendig, sich mit diesen Themen vor anstehenden Jobinterviews damit zu beschäftigen. Rechtfertigen Sie sich nicht; Sie haben Schwächen, Punkt; wie jeder andere Mensch auch.
  2. Schwächen sind versteckte Stärken. Man erkennt sie zunächst nicht, weil sie ja versteckt sind. Also gilt es auch hier, sich vor einem Jobinterview ein paar Gedanken dazu zu machen. Was will mir eine Schwäche zeigen? Ungeduld beinhaltet auch den Drang zum Erfolg. Nachdenklichkeit hat mit genauem Bedenken, mit Analyse zu tun. Nachgiebigkeit und Empathie gehören zusammen. Verbissenheit birgt in sich Durchhaltevermögen. Welchen positiven Aspekt beinhaltet Ihre größte Schwäche? Argumentieren Sie (kurz!), wie Sie Ihre Schwäche zum Positiven nutzen!

4. Ist es für die Persönlichkeitsentwicklung ratsamer sich auf den Ausbau der Stärken oder den Abbau der Schwächen zu konzentrieren?

Das kommt ganz darauf an. In vielleicht 80 % der Fälle wird man mehr Erfolg damit erzielen, wenn man sich auf das Stärken der Stärken konzentriert. Im verbliebenen Fünftel der Fälle nimmt eine Schwäche so viel Raum ein, dass es Sinn macht, zunächst daran zu arbeiten.

In den meisten Fällen werden Sie also eher das stärken wollen, was bereits jetzt zumindest im Ansatz gut ist. Man kann dies auch die „Hin-Zu-Strategie“ nennen. Hin zu mehr von dem, was funktioniert. Wenn Sie zum Beispiel gut mit Menschen umgehen können, dann bauen Sie das aus, denn je besser Sie mit Menschen umgehen, desto erfolgreicher können Sie selbst sein und desto mehr hat Ihr Umfeld davon. Wenn Selbstvertrauen eines Ihrer Persönlichkeitsmerkmale darstellt, dann macht es Sinn, es auszubauen und zu stabilisieren, weil Sie dann auch in schwierigen Situationen das Leben gelassen und stabil bewältigen.

Die „Weg-von-Strategie“ ist angebracht, wenn eine Schwäche in der Persönlichkeit aus eigener Sicht oder von außen gesehen so stark ausgeprägt ist, dass sie die positiven Aspekte der Persönlichkeit behindert oder überdeckt. Aus eigener Sicht bedeutet, dass Sie unter der gegebenen Schwäche leiden, dass sie Sie womöglich in Ihrem Vorankommen blockiert. Von außen gesehen könnte die Schwäche in der Wahrnehmung so weit im Vordergrund stehen, dass positive Aspekte Ihrer Persönlichkeit nicht mehr gesehen werden und sich so ein verzerrtes Bild Ihrer Persönlichkeit ergibt.

Wenn Sie die „Weg-von-Strategie“ wählen, müssen Sie mit mehr Energieeinsatz rechnen, denn diese Vorgehensweise hat immer mit Zugeben von Defiziten, mit deren Überwindung zu tun, mit Veränderung, beständigem Einüben neuen Verhaltens. Nach aller Erfahrung machen die Resultate jede Mühe wieder wett. Es lohnt sich!

5. Wie wichtig ist eine gefestigte Persönlichkeit für den beruflichen Erfolg?

Eine gefestigte Persönlichkeit ist stabil und lässt sich nicht so einfach aus dem Gleichgewicht bringen. Menschen mit einer gefestigten Persönlichkeit sind in allen Situationen widerstandsfähiger, stressresistenter, gelassener, ruhiger als andere. Sie behalten auch dann einen kühlen Kopf, wenn andere schon ihren Kopf verlieren. Sie handeln aus eigener Überzeugung und nicht durch Manipulation von außen. Sie können sich selbst motivieren, weil sie wissen, was sie wollen. Sie sind unabhängiger, weil sie schneller autarke Entscheidungen treffen können. Sie kennen sich selbst mit all ihren Vorzügen und Schwächen; dadurch können sie ihre individuelle Persönlichkeitsstruktur besser nutzen.

Für alle also, die unter beruflichem Erfolg mehr sehen als ein möglichst komfortables Verbringen von täglichen acht Stunden, ist eine gefestigte Persönlichkeit der wichtigste Faktor für den beruflichen Erfolg. Auch in allen anderen Lebensbereichen wirkt sie sich positiv aus, was wiederum eine positive Rückkoppelung zum beruflichen Bereich bedeutet, denn alle Lebensbereiche beeinflussen sich wechselseitig, negativ wie positiv.

5 Fragen an: Gudrun Happich

Gudrun Happich ist Executive Business Coach, Diplom-Biologin und Autorin zweier Wirtschaftsbücher. Die Inhaberin des Galileo Instituts für Human Excellence hat in den letzten 20 Jahren in über 20.000 Coaching-Stunden mehr als 1.000 Leistungsträger zu mehr Zufriedenheit, Erfolg und Klarheit geführt. In ihrem neuen Buch Was wirklich zählt! Leistung, Leidenschaft und Leichtigkeit für Top-Führungskräfte will sie Leistungsträger und Führungsnachwuchs zu ihrer Idealposition führen, die beruflichen Erfolg und persönliche Erfüllung bringt. Wir fragten Gudrun Happich, worum es bei „Was wirklich zählt!“ geht.

1. Sie sagen, nach Ihrer Erfahrung sind gerade die besten Führungskräfte häufig unzufrieden. Woran liegt das?

Um Karriere zu machen, wechseln Leistungsträger – wie Sie – im Laufe Ihres Berufslebens immer wieder die Stelle. Da eine angebotene Position eher selten vollständig dem eigenen Profil entspricht, fangen Sie an, sich anzupassen. Bei jedem Stellenwechsel – mit jedem Mal der Anpassung – entfernen Sie sich ein Stück weiter von sich selbst. Es kann sehr viele Jahre dauern, bis Sie diese Diskrepanz überhaupt bemerken! Trotz äußerem Erfolg spüren Sie irgendwann eine tief sitzende Unzufriedenheit, die zu einer Negativspirale aus fehlender Motivation, Überforderung und abfallenden Leistungen führen kann.

2. Was schlagen Sie diesen Menschen in Ihrem neuen Buch „Was wirklich zählt!“ vor? Was ist es denn, das wirklich zählt?

Mit dem Buch möchte ich Leistungsträger ganz praxisnah dabei unterstützen, Ihre Berufung und Ihre ideale berufliche Position herauszufinden und zu erreichen. Wenn Sie Ihre Stärken, Talente, Werte und Leidenschaften kennen und Ihrer Berufung nachgehen, erbringen Sie dauerhaft Höchstleistungen – ohne Burnout-Gefahr. Sie sind mit Leichtigkeit und Leidenschaft bei der Sache. Das bringt Ihnen beruflichen Erfolg UND persönliche Zufriedenheit. Die Rechnung ist eigentlich ganz einfach: Nur wer an seinem ‚richtigen‘ Platz ist, kann sein volles Potenzial abrufen. Es geht also nicht um ‚Selbstverwirklichung‘ als Selbstzweck. Sie und Ihr Unternehmen profitieren gleichermaßen davon.

3. Gibt es eine Art Rezept dafür, diese ideale Position zu finden?

Also ich bin so gar kein Fan von Patentrezepten – nach meiner Erfahrung funktionieren die meistens nicht. Was meine 20-jährige Coaching-Praxis als allgemeingültig gezeigt hat, ist allerdings Folgendes. Es geht im Kern nur um drei Dinge, auf die es wirklich ankommt, wenn Sie nicht nur erfolgreich, sondern auch zufrieden sein möchten.

Sie brauchen

  • die für Sie richtige Aufgabe
  • in der für Sie richtigen Rolle
  • und dies im für Sie richtigen Umfeld.

Der Weg zur idealen Position erfordert dann Antworten auf drei grundlegende Fragen:

  • Wer bin ich?
  • Was will ich wirklich?
  • Wie komme ich unter realistischen Bedingungen dahin?

Sie können sich bestimmt gut vorstellen, dass dieser Weg immer sehr individuell ausfällt. Im Buch begleiten wir vier Coaching-Klienten bei der Suche nach ihrem richtigen Berufsweg. Die Leser verfolgen dabei deren völlig unterschiedliche Strategien, Praktiken und Lösungswege und können so Parallelen zu ihrer eigenen Situation ziehen.

4. Gibt es Stolperfallen, wenn wir herausfinden wollen, wer wir sind und was wir wirklich wollen?

Oh ja, jede Menge. Beispielsweise haben wir Stärken, die uns unglücklich machen! Leistungsträger sind ja ‚Macher‘ im durchaus wörtlichen Sinne. Sie machen, lösen jede Aufgabe bestmöglich, die ihnen gestellt wird. So eignen Sie sich im Laufe der Jahre viele Fähigkeiten an, die Sie fast perfektionistisch beherrschen – aber eigentlich gar nicht mögen. Diese Fähigkeiten werden dann – wenn sie nicht kritisch hinterfragt werden – als Stärken betrachtet.

So kann zum Beispiel ein Abteilungsleiter sehr gut in der Akquise sein, einfach deshalb, weil er sehr gut mit Menschen kommuniziert. Trotz des Akquise-Erfolgs machen ihn vertriebliche Aufgaben unglücklich. Bei den Stärken geht es also darum, zu erforschen, ob Sie etwas nicht nur sehr gut beherrschen, sondern ob es Ihnen gleichzeitig Spaß macht! Nur wenn Sie mit Leidenschaft dabei sind, wird es Ihnen auch dauerhaft Befriedigung geben.

5. Bei der Erforschung der eigenen Potenziale sprechen Sie vom ‚Schätze heben‘, was meinen Sie damit?

In jedem Leistungsträger schlummert eine Fülle an Potenzialen. Meist werden in einer Persönlichkeitsanalyse nur die ‚Klassiker‘ aufgedeckt, wie Motive, Werte und Stärken. Es existieren jedoch noch weitere Besonderheiten und Potenziale, die sich lohnen, aufgespürt zu werden. Je mehr innere Schätze gehoben sind, desto spannender werden die Erkenntnisse: Das stimmige Gesamtbild, der rote Faden im Leben, wird sichtbar.

Bei der Suche nach Ihren „unbekannten“ Potenzialen erforschen wir Schatzfelder wie Wissens- und Themengebiete, Prozesskompetenzen, bestimmte Aktivitäten und Aufgaben, Prägungen, Menschentypen, Lieblingsumfelder und –Rollen und ganz besonders: die genialen Kombinationen.

Beginnen Sie Ihre Schatzsuche mit diesen Fragen:

  • Gibt es ein Thema, in dem Sie sich besonders gut auskennen?
  • Gibt es einen Prozess, den Sie besonders gut beherrschen?
  • Gibt es eine Tätigkeit oder Aufgabe, die Sie besonders gut beherrschen?
  • Welche familiären Besonderheiten fallen auf, wenn Sie sich systematisch mit den Berufen und Eigenheiten Ihrer Familienmitglieder und Vorfahren auseinandersetzen?
  • Gibt es eine bestimmte Menschengruppe, mit der Sie besonders gut können?
  • Gibt es ein Umfeld, in dem Sie sich besonders wohl fühlen?
  • Welche unterschiedlichen Rollen haben Sie schon eingenommen? Gibt es darunter Rollen, die Ihnen besonders Spaß gemacht haben?
  • Können Sie zwei oder mehr Ihrer Motive, Werte oder Eigenschaften so kombinieren, dass daraus eine besondere Stärke entsteht?

Wie es nach der erfolgreichen Schatzsuche weitergeht, lesen Sie in „Was wirklich zählt!“.

5 Fragen an: Anja Gerber-Oehlmann

Anja Gerber-Oehlmann ist Business Coach und Managementrainerin. Die Volljuristin arbeitete nach ihrem Studium zehn Jahre für einen IT-Konzern als Vertrags- und Verhandlungsspezialistin bevor sie als Managing Consultant in eine Unternehmensberatung wechselte. Als Coach berät sie heute Unternehmer und Führungskräfte zu Themen wie Mitarbeiterführung, Karriere und Verhandlungsgeschick. Außerdem ist sie als selbständige Rechtsanwältin tätig.

1. Welche Möglichkeiten haben Unternehmen aus einer Gruppe von Mitarbeitern ein Team zu machen?

Teams und Arbeitsgruppen, in denen Mitarbeiter administrativ zusammengefasst werden, unterscheiden sich voneinander in ihrer Struktur, ihren Zielen, ihren Werten, der gelebten Arbeitskultur und im Selbstverständnis als Arbeitseinheit. Nicht immer eignen sich Aufgaben und Zielsetzung dazu, um aus einer administrativ zusammengefassten Gruppe ein Team zu machen.
Um also aus einer Gruppe ein Team zu formen, bedarf es zunächst eines gemeinsamen Zieles bzw. Arbeitsauftrags, einer Rollen- und Aufgabenverteilung, der Definition von Arbeitsabläufen sowie klaren Spielregeln innerhalb des Teams. Teams benötigen darüber hinaus Zeit, um sich zu entwickeln, denn dies ist ein Gruppenprozess, an dem alle Teammitglieder aktiv beteiligt sind. Man unterscheidet dabei vier Phasen:

  • die Forming-Phase (Testphase)
  • die Storming-Phase (Nahkampfphase)
  • die Norming-Phase (Orientierungsphase)
  • und die Performing-Phase (Arbeitsphase).

Im Verlauf dieser Phasen treten meist Probleme sowohl auf der Sach- als auch der Beziehungsebene auf. Hier ist die Führungskraft gefragt, diese konstruktiv mit dem Team anzugehen um nach und nach eine Leistungssteigerung zu ermöglichen.

Zur Unterstützung kann sich die Führungskraft zunächst im Hinblick auf seine Führungskompetenzen coachen lassen. Je nach Fragestellung ist auch ein Teamworkshop zu Beginn der Teambildung sinnvoll, um zum Beispiel gemeinsame Spielregeln aufzustellen oder um etwaige Aufgabenverteilungen zu klären. Teamworkshops können auch während der vier Phasen der Teambildung  als begleitendes Teamcoaching zur Lösung von Konflikten eingesetzt werden.

2. Worauf zielen Teamentwicklungsmaßnahmen ab?

Vereinfacht gesagt, zielt die Teamentwicklung darauf ab, eine erfolgreiche Zusammenarbeit des Teams zu ermöglichen, damit die gemeinsamen Aufgaben  bewältigt und die geforderten Leistungen erbracht werden können.
Dabei können die Maßnahmen sowohl auf der Sachebene (z.B. bei den Themen Aufgabenstruktur, Zielklarheit, Schnittstellen oder Kundenorientierung, ) als auch auf  der Beziehungsebene (z.B. der Kommunikation, dem Konfliktverhalten, der Kritikfähigkeit oder der Kooperation,) eingreifen.
Anlässe für die Teamentwicklung können beispielsweise die Neubildung von Teams, die Integration neuer und bestehender Mitarbeitern, eine Bestandsaufnahme der bisherigen Teamarbeit vor einer Expansion oder die Analyse und Verbesserung der bestehenden Arbeitsabläufe sein.
Hierbei spielt auch die Führungskompetenz der Teamleitung eine große Rolle, damit die getroffenen Teammaßnahmen auch nachhaltig wirken können. Teamentwicklungsmaßnahmen ersetzen nämlich nicht eine schwache Führung.

3. Konflikte, Mobbing, Sticheleien – Können Teamentwicklungsmaßnahmen diese Negativaspekte der Zusammenarbeit verhindern?

Konflikte und Streit gehören zum ganz normalen menschlichen Zusammenleben dazu. Insofern können Teammaßnahmen Konflikte vielleicht nicht vollständig verhindern, sie sind jedoch in der Lage, diese stark zu reduzieren. Sie tragen dazu bei, konfliktträchtige Situationen oder Verhaltensweisen frühzeitig zu erkennen um sie dann unter professioneller Anleitung konstruktiv zu lösen. Denn Ziel dieser Maßnahmen ist es ja gerade, das Zusammengehörigkeitsgefühl des Teams zu stärken, das Verständnis für einander zu fördern, Klarheit zu schaffen und ihm Methoden zur Konfliktlösung an die Hand zu geben.

4. Wie sollte ein Vorgesetzter mit Konflikten innerhalb seines Teams umgehen?

Die Führungskraft sollte nur in solche Konflikte eingreifen, die sich leistungsmindernd auswirken, sich  jedoch nicht in jede kleine Streiterei einmischen bzw. hineinziehen lassen.
Wichtig ist es, nicht vorschnell für eine Seite Partei zu ergreifen, sondern vor dem Eingreifen erst zu klären, ob der Vorgesetzte als Moderator erwünscht ist. Lehnen die Mitarbeiter dies ab, so muss klargestellt werden, dass Konflikte, die sich negativ auf die Leistung auswirken, auf Dauer nicht akzeptiert werden können. In diesem Fall müssen die Mitarbeiter den Konflikt also selbst zeitnah lösen oder sich einen anderen Moderator (z.B. einen Teamcoach) suchen.
Wird die Führungskraft als Moderator akzeptiert, dann sollte sie zunächst kurze Einzelgespräche führen. Anschließend wäre ein gemeinsames Gespräch mit den Beteiligten ratsam. Dabei sollte geklärt werden, was getan werden kann, um die bestehenden Spannungen auszuräumen.

Sollte ein Gespräch im gesamten Team notwendig werden, so sollte unbedingt vermieden werden, einen „Schuldigen“ zu suchen. Die Aufgabe des Vorgesetzten ist es hier, Verständnis für die Position des jeweils anderen zu wecken und das Team selbst konkrete Lösungsvorschläge erarbeiten zu lassen.

5. Welchen Einfluss haben individuelle Charaktere auf die Teamarbeit?

Grundsätzlich ist es wünschenswert, wenn sich in einem Team unterschiedliche Charaktere befinden.  Denn auf diese Weise können sich unterschiedliche Stärken und Schwächen am besten ausgleichen was bei einer guten Rollen- und Aufgabenverteilung, für eine hohe Effizienz des Teams sorgt.
Andererseits können sich stark unterschiedliche Persönlichkeitstypen aber auch gegenseitig blockieren. Die Andersartigkeit des Anderen wird dann nur schwer akzeptiert, was sich dann oft negativ auf die Kommunikation und die Entscheidungsfindung auswirken und eine effiziente und konstruktive Zusammenarbeit behindern kann.
Hier ist immer auch die Führungskraft gefragt. Denn seine Mitarbeiter richtig einschätzen zu können ist eine wichtige Voraussetzung, um die anstehenden Aufgaben an diejenigen Mitarbeiter zu delegieren, die aufgrund ihrer Fähigkeiten und Vorlieben am besten für deren Bewältigung geeignet sind. Der Einsatz von Persönlichkeitsmodellen kann hier zusätzlichen Aufschluss über die unterschiedlichen Denk- und Verhaltensstrukturen der Teammitglieder geben.

5 Fragen an: Iris Schöberl

Bis zu meinem Burn-Out im Jahr 2011 war ich als Rating-Spezialistin für die BayernLB tätig. Diese Tätigkeit hat mich letztlich in ein Burn-Out-Syndrom geführt, welches ich mit professioneller Hilfe nun (im Jahr 2014) erfolgreich überwunden habe. Ich habe gelernt, dass verantwortungsvolles Arbeiten und leistungsangetriebenes Leben auch Spass machen kann, wenn man die Rahmenbedingungen zu seinen Vorteilen ändert. Deshalb habe ich einen ersten Schritt getan und ein Buch über mein Thema Burn-Out („Leiden aus Leidenschaft“)  geschrieben. Ein weiterer Teil mit konkreten Hilfen ist in Arbeit und wird voraussichtlich im Herbst in den Buchhandel kommen.

1. Die Work-Life-Balance findet immer mehr Beachtung, Arbeitsbedingungen verbessern sich, moderne Technik macht flexible Arbeitszeiten möglich. Warum fühlen sich trotz dieser Entwicklung immer mehr Arbeitnehmer gestresst und überfordert?

In der Tat wird derzeit von vielen Unternehmen und arbeitnehmerfreundlichen Einrichtungen sowie der Politik die Verbesserung der Work-Life-Balance propagiert. Dennoch gibt es eine große Diskrepanz zwischen dem Wunsch nach Verbesserung und den tatsächlichen Gepflogenheiten in den Unternehmen. Durch den Trend zur ständigen mobilen Erreichbarkeit des Arbeitnehmers, von dem erwartet wird, dass er überall zu jeder Uhrzeit für seine Vorgesetzen erreichbar sein muss, wird die flexible Arbeitszeit ad absurdum geführt. Der Mitarbeiter ist nicht „freier“ geworden, sondern zum Sklaven der modernen Technik geworden. Die Umstellung auf die ständige Bereitschaft fordert zur Zeit hohen Tribut von Mensch und Wirtschaft.

2. Kurze Stressphase oder Gefahr des Burn Outs: Wie erkenne ich den Unterschied?

Burn-Out erkennt man an dem Zusammenspiel vieler einzelner Punkte über einen längeren Zeitraum

  • keine nachhaltige und vollständige Erholung nach Wochenenden und/oder Urlauben
  • ständige Gereiztheit
  • Zurückzug vom sozialen Leben
  • Ständige „unnatürliche“ Müdigkeit
  • Wunsch nach Beendigung der derzeit herrschenden Situation

Weitere Informationen hierzu lesen Sie bitte in meinem Buch: „Leiden aus Leidenschaft“ nach, welches ich im Kindle-Shop von Amazon veröffentlicht habe.

3. Wie wichtig sind Aspekte wie gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung um ein Burn Out vorzubeugen?

Generell ist gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung gut für den Menschen in jeder Lebenssituation. Alleine reichen diese Punkte sicher nicht aus, um eine Burn-Out zu verhindern. Dennoch unterstützen sie den Genesungsprozess, wenn man Burn-Out Syndrome aufzeigt.

4. Was kann ich außerdem tun, um mein Stresslevel am Arbeitsplatz zu verringern?

Sprechen Sie mit Ihrem Vorgesetzten. Gehen Sie offensiv mit dem Thema um. Sie werden sehen, dass nicht nur Sie, sondern viele in Ihrem Umfeld ebenfalls an einer Überarbeitung und hohem Stress leiden. Sprechen Sie mit Ihrem Betriebsarzt. Möglicherweise haben Sie die Chance, gemeinsam mit Kollegen und Vorgesetzten das Klima in Ihrem Unternehmen zu ändern.

5. Wenn es schon zu spät ist: Ich fühle mich leer und ausgebrannt – Wie komme ich hier wieder raus?

Erste Schritte nach dem Erkennen sind:

  • gehen Sie zum Arzt Ihres Vertrauens!
  • Sprechen Sie die Situation an und bitten ihn um professionelle Hilfe!
  • Ihr Arzt wird Ihnen in der Regel medizinische Unterstützung bieten können, oder Sie an entsprechende Einrichtungen vermitteln.

Seien Sie sicher, dass wenn Sie den ersten Schritt in diese Richtung eingeschlagen haben, dann haben Sie bereits den schwersten Schritt getan. Denn die Erkenntnis, dass man in einem Burn-Out steckt und nicht mehr „funktioniert“ ist möglicherweise das Schwerste, was Sie bisher erlebt haben.